14
Nov 2015

Paris: Das gebrochene Herz der Stadt der Liebe

Themen: Neues |

Es wird die immer gleichen Diskussionen geben, die immer gleichen Standpunkte, die immer gleichen hilflosen Versuche, den Menschen einzureden, man könne etwas tun, damit das nie wieder geschehe. Am Ende wird es nicht nur Menschenleben gekostet haben, sondern Freiheit und Sorglosigkeit – zwei hohe Güter in zivilen Gesellschaften.

Es ist passiert. Lasst uns der Opfer gedenken und denen beistehen, die sie hinterlassen haben.

Lasst uns die Verantwortlichen finden und zur Rechenschaft ziehen. Ohne Hass, ohne Rache. Weil Blutdurst ein schlechter Berater ist – ihrer.

Es wird wieder passieren. Lasst uns deshalb nicht naiv sein, sondern wachsam. Aber bestraft keine Religion, kein Volk, vor allem nicht das eigene, in dem ihr den Hass pflegt, den man gestern in dieser Stadt gesät hat.

Liebt Paris. Liebt euch in Paris. Pour la vie.



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G
G
14. November, 2015 18:07

Liebt Paris. Liebt euch in Paris. Pour la vie.

Gilt auch für Bagdad und Beirut. Sollte man, auch wenn einem Paris näher ist, nicht vergessen.

Dietmar
Dietmar
14. November, 2015 23:41

Ohne Hass, ohne Rache.

Offen gesagt: Das fällt mir schwer.

Skrymir
Skrymir
15. November, 2015 09:12

Wundervoll gesagt, lieber Hausherr.

Ich bin dankbar dafür, mich nicht in dem aufkeimenden Hass verloren zu haben, den ich gestern (davor haben eine Freundin und ich einen schönen abgeschotteten Tag verbracht) empfunden habe.

Es muss Gerechtigkeit geben, die aber darf sich nicht durch gnadenlose Selbstjustiz äußern.

Lülü
Lülü
15. November, 2015 17:31

Einen Dank dem Hausherr für die besonnenen Wort und mein Verständnis für Dietmar für seine Schwierigkeiten diesem Wunsch zu folgen.
Wer kann nicht verstehen, dass man nach diesem Terroranschlag nicht seinen Urtrieben nach Hass und Rache freien Lauf geben will?
Aber uns sollte klar sein, dass wir derartige Angriffe nicht verhindern können, was wir aber verhindern können ist, dass der Angriff erfolgreich wird. So perfide es auch sein mag, es ging bei dem Anschlag nicht um die Toten. Es ging um die (Über-)Lebenden. Die Toten waren Mittel zu Zweck. Das Ziel wäre erst dann erreicht, wenn wir auf unsere Werte und die Freiheit verzichten würden.
Es ist an uns dem Terror zu zeigen, dass das Ziel nicht erreicht werden kann. In dem wir besonnen reagieren und nicht in die Falle der Provokation tappen. Ich habe die Übersetzung der Rede von Hollande gelesen und mich erschrak die Vokabel „erbarmungslos“. Ich habe keine Ahnung wie viel hierbei der Übersetzung geschuldet ist. Aber „erbarmungslos“ ist der falsche Weg. Zu schmal ist der Grat zwischen „erbarmungslos“ und Vergeltung mit Kollateralschäden. Seien wir ehrlich, das ist nichts anderes als ein zynischer Euphemismus für unschuldige Opfer. Dieser Grat ist nach dem 11.09. durch die USA zu oft überschritten worden.
Schon am Abend des Terroranschlages ist aber auch gezeigt worden, dass wir dem Terror nicht weichen. Eine – leider viel zu wenig publizierte – Meldung war, dass Pariser ihre Wohnung wildfremden Menschen zur Verfügung gestellt haben, die aufgrund des Chaos keine Übernachtungsmöglichkeit hatten. Man hat nicht vor Angst die Tür verschlossen, man öffnete sie Fremden, die Hilfe brauchten. Diese Haltung weiter zu leben ist der Weg, dass der 13.11. nicht als Sieg des Terrors, sondern als Teil seiner Niederlage zu sehen wird.
Lasst uns nicht den Fehler nach dem 11.09. wiederholen und uns von Hass und Rache leiten lassen und „erbarmungslos“ zurück schlagen. Lasst uns ein deutliches Zeichen an den Terror geben, dass man uns angreifen kann, aber wir ihnen nicht den Sieg gewähren. Wie gesagt, nur wir selber können unsere Werte und unsere Freiheit aufgeben. In diesem Sinne ist das nächste Fussballspiel sei es der französischen Mannschaft in England, unserer Nationalmannschaft in Hannover, das nächste Spiel oder Konzert in Paris, ein Zeichen gegen die Angriffe. Die Antwort in Norwegen auf Breivik war nicht weniger, sondern mehr Freiheit.
Es ist leider nicht so, dass es sich bei den Leuten, die hinter den Anschlägen stecken um Wirrköpfe handelt. Dieses mag auf die Gesinnung zutreffen, aber nicht auf die Fähigkeiten, derartige Aktionen zu planen und – das sind dann die wirklichen Wirrköpfe – Leute gewinnen, die diese Anschläge durchführen.
Während ich diese Zeilen schreiben, stellt sich mir die – nebensächliche – Frage, ob das Datum (Freitag, der 13.) des Anschlages wieder (? – 9/11) mit Blick auf die Symbolik des Datums gewählt worden ist?
Abschliessend noch zu der Wahl der Personalpronomen. Die unpersönliche Bezeichnung der Täter ist Ausdruck, dass sie eben nicht als Personen zu sehen sind, sondern als Werkzeuge, zu denen sie sich selber gemacht haben.
Das „Wir“ verwende ich, obwohl ich die Angst habe – ja ich sehe, dass man als Widerspruch zu meinem Äußerungen sehen kann – dass dieser Anschlag auch dazu führen wird, dass alle Ausländer die Berechtigung abgesprochen wird, das „Wir“ zu nutzen. Man muss sich hierzu einfach einmal die Kommentierung in SPON ansehen. Ich kenne diesen Automatismus schon zu lange. Türkischer Name => Moslem => Ausländer => potentiell gefährlich.
Ich fühle mich den Opfern jedoch nahe, den Wirrköpfen und den Hintermännern jedoch so weit weg, wie es nur sein kann.
Auch wenn die Ausführungen korrekt sind, sehe ich nicht, dass es jetzt die Zeit ist, Opfer und Anschläge zu verzeichnen.

Dieter
Dieter
15. November, 2015 18:45

Danke für die Worte zum Nachdenken.

Dietmar
Dietmar
15. November, 2015 21:17

@Lülü: Sehr schöner Kommentar!

feyenoorder
feyenoorder
16. November, 2015 11:33

Wir (die Gemeinschaft aller Menschen guten Willens) stehen vor einer gewaltigen Aufgabe:

Die Verantwortlichen für diese Tat, deren Hintermänner und -frauen und deren stille Dulder mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen – und dabei nicht unsere Werte, unsere Errungenschaften, auch unser Vertrauen in das grundsätzlich Gute im Menschen egal welcher Herkunft und egal welchen Glaubens zu verlieren.

Ich glaube, es braucht jetzt ein starkes Europa. Eins, das sich wehrhaft zeigt und unerschrocken. Eins, das ein “bis hierher und keinen Schritt weiter” nicht nur ausspricht, sondern auch auslebt. Aber auch eins, das menschlich bleibt, das die Flüchtlinge aus Syrien als Opfer desselben Terrors begreift, das den Muslimen in Frankreich und drumherum deren aufrichtige Bestürzung abnimmt und aus diesem gemeinsamen Empfinden etwas Starkes aufbaut.

Wer so angreift, wie diese Unmenschen es tun, der hat die höchste Stufe der Eskalation erklommen. Ich glaube hinter dieser Eskalation, in dieser zudem trotz anderslautenden Bekenntnisses völlig ziellosen und wirren Wahl der Anschlagsziele, Schwäche zu erkennen.

Und Stärke in der Reaktion Europas. Wer trauern kann, still und gemeinsam, wer am Tag nach dem Terror z.B. in gemischten christlichen und muslimischen Fußballmannschaften Hand und Hand der Opfer gedenken kann (und wer gleichzeitig bereit ist, Krieg zu führen, wenn Krieg erklärt wurde), der wird gewinnen.

Wer besonnen sein kann und entschlossen zugleich, der wird gewinnen.

Wir sollten zusammenstehen, damit die Menschen in Paris, in Beirut, in Bagdad und sonstwo nicht ganz umsonst gestorben sind.

Earonn
Earonn
16. November, 2015 12:47

“Die Toten waren Mittel zu Zweck. Das Ziel wäre erst dann erreicht, wenn wir auf unsere Werte und die Freiheit verzichten würden.”

Da stimme ich voll zu. Danke Lülü.