26
Nov 2015

Ein (fast) perfekter Tag in München

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Ich liebe es, wenn die Arbeit oder andere Pflicht mich nach München führt. Von Baden-Baden aus ist das eine Fahrt von zwei-drei Stunden, je nach Verkehr und Wetterlage. Ich versuche immer, soviel “Programm” wie möglich in das Zeitfenster zu quetschen, was mal mehr, mal weniger gelingt. Gestern ist es so gut gelungen, dass ich euch davon erzählen möchte.

Anlass für den Trip, der eine kastrierte Version eines geplatzten 3 Tage-Ausflugs darstellte, war ein überfälliger Zahnarztbesuch. Eine Krone wartete nur darauf, dem Rest meines Backenzahns übergestülpt zu werden. Mittwoch, 9.40 Uhr. Für 13.30 steht noch die Pressevorführung von “Heart of the Sea” mit Chris Hemsworth auf dem Programm – vielleicht gönne ich mir das.

Bereits im Vorfeld war klar gewesen: Ich reise morgens an und abends zurück. Keine Übernachtung. Einen relativ großen Mercedes als Mietwagen hatten wir noch vom Wochenende vor der Tür stehen. Ist zu schaffen.

5 Uhr morgens. Ich wache von alleine auf, losfahren will ich um 6 Uhr, um ein wenig Puffer zu haben. Spielen mit den Katzen, einen Kaffee mit der LvA trinken, Handy und eine Flasche Mana einstecken. Es wird doch 6.15 Uhr, aber ich bin entspannt.

Die Fahrt verläuft ereignislos. Das Wetter ist uselig, wie man bei uns im Rheinland sagt, aber es geht voran. Ich bin eine knappe Stunde vor Termin im Großraum München und überlege schon, vor dem Dentisten noch bei meinem kurdischen Stammfriseur vorbei zu schauen. Freitag ist schließlich Reportage und ich sehe aus wie Shaggy Dog. Doch der Berufsverkehr im Münchner Raum macht mir einen Strich durch die Rechnung und ich muss froh sein, als ich um 9.38 in Schwabing einen Parkplatz finde. Punktlandung.

Die Behandlung dauert eine knappe halbe Stunde, dann bin ich frisch überkront und um die Erkenntnis reicher, dass mein Zahnarzt im nächsten März in Pension geht. So ein Mist.

Ab zum Friseur. Das gehört zu den erfreulichen Dingen des Lebens. Erstens gefalle ich mir mit frisch geschnittenen Haaren besser, zweitens sagt mein Kurde bei der Arbeit kein Wort, und drittens brauche ich dafür keine 15 Minuten. Gegen 10.30 Uhr stehe ich schon wieder auf der Schleißheimer Straße und denke: Was nun?

Die LvA hatte mich gebeten, ihr was mitzubringen. Irgendwas. Ich komme auf die Idee, ein leckeres Essen für 2 im Kochhaus Schwabing abzuholen. Mache ich dann auch. Schweinefiletmedaillons in Sherry-Pilzrahm mit Laugenknödeln und gerösteten Zwiebeln. Für den Cheat Day.

Als nächstes fällt mir ein, dass unsere PAX-Schlafzimmerschränke bestimmt mit Türen noch einen Tacken besser aussähen – in Speyer standen die in einem Ankleidezimmer, da war das nicht so wichtig. In der Umgebung von Baden-Baden gibt es kein IKEA, der Gedanke, in München einzukaufen, liegt nahe.

Es fällt mir zugegebenermaßen schwer, im schwedischen Möbelhaus an den Köttbullar und den Hot Dogs vorbei zu gehen. Aber Selbstdisziplin ist der Schlüssel. Ich kaufe acht Schranktüren und den ganzen Kleinkram, der dazu gehört – Scharniere, Griffe. Und Kerzen. Niemals IKEA ohne Kerzen. Als ich die Waren in den Wagen wuchte, freue ich mich über das Raumangebot des Mercedes.

Zurück in die Innenstadt – knapp anderthalb Stunden bis zum Beginn der Pressevorführung. Da könnte ich vorher noch essen gehen. Mein Lieblingsinder existiert zwar nicht mehr, aber das Schwesterlokal am Odeansplatz hat auf. Auf der Fahrt bekomme ich einen Anruf von Unitymedia: Ob sie wegen der lahmenden Internet-Leitung morgen jemanden vorbei schicken können? Können sie.

Im Sangeet. Chicken Punjabi Curry mit extra Nan. Seit 15 Jahren. Herrlich. Wie habe ich das vermisst. Da kann ich auch verschmerzen, dass es voll ist wie auf dem Oktoberfest. Die Kanzleien und Praxen der Umgebung machen “business lunch”.

Fix bezahlen. 15 Minuten bis zu “Heart if the Sea”. Wie erwartet treffe ich Peter Osteried im Saal, der mit vielleicht 5 Kollegen nur mager besetzt ist. Kleiner Plausch, bevor das Licht ausgeht. Man spricht über die Bücher, an denen man gerade arbeitet.

Wasser. Mehr Wasser. Meerwasser. Aber das ist nicht real, das ist CGI. Titeleinblendung: “Robinson Crusoe”. Trailer oder Vorfilm vermutlich. Wenigstens passend zu “Heart of the Sea”. Aber es zieht sich. Nach 15 Minuten frage ich Osteried: “Der mit dem Hemsworth kommt aber noch, oder?”. Osterried schüttelt den Kopf: “Der war gestern.”

Verdammt! Ich doof!

So lustig finde ich “Robinson Crusoe” dann doch nicht, nach weiteren 20 Minuten verlasse ich den Saal. Die Zeit kann ich besser nutzen. Ich marschiere in Richtung Hauptbahnhof, um bei meinem Herrenausstatter ein paar warme Socken und “long trunks” für den Winter zu kaufen.

Auf dem Rückweg zum Wagen nehme ich den Untergrund des renovierten Hauptbahnhofs. Schick, sehr edel. Ich sehen eine Hofpfisterei, erinnere mich an die Vorliebe der LvA für die Öko-Sonne, kaufe ein Viertel.

Um 14.45 Uhr sitze ich wieder im Wagen und mache mich auf den Rückweg nach Baden-Baden. “Dank” eines Staus am Stuttgarter Kreuz komme ich allerdings erst kurz vor 18.00 Uhr an, fast zeitgleich mit der LvA.

Ich hätte gerne “Heart of the Sea” gesehen. Gerne ein paar Freunde getroffen. Aber selten greifen Termine und Besorgungen so ineinander, passt alles so, als sei es von langer Hand geplant gewesen. Wie es bei Actimel so albern heißt: Eine Woche in einen Tag gepackt.

Danke, München. Danke für den schönen Tag.



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noergel
noergel
26. November, 2015 23:29

Ich hab da mal ein paar Fragen. Ich möchte über Weihnachten von Düsseldorf nach München um die Feiertage dort zu verbringen. Ich reise mit dem Auto an. Gibt es eine Maut die ich irgendwo bezahlen muss? Oder etwas anderes, was ich beachten sollte? Oder fallen ausser meinen Spritkosten gar keine Gebühren mehr an?

sergej
sergej
26. November, 2015 23:43

@noergel:
In Dtl. gibt es keine Straßenmaut, auch nicht in Bayern.

Lothar
Lothar
27. November, 2015 08:11

Wenn du in der Innenstadt parken willst, sind Parkgebühren fällig, die man durchaus als happig bezeichnen kann. München ist aber nicht London, wo man für das Befahren der Stadt selbst Maut zahlen muss. Alles innerhalb des Mittleren Rings ist aber eingeschränkt für Fahrzeuge mit Grüner Abgasplakette. Wenn du also mit einem alten Diesel fährst (den offensichtlichen VW-Witz spare ich mir jetzt), wirst du dein Auto ausserhalb parken und mit den Öffentlichen weiterfahren müssen.

Ferdinand Fröhlich
Ferdinand Fröhlich
27. November, 2015 12:34

“In Dtl. gibt es keine Straßenmaut, auch nicht in Bayern.”

Made my Day! 😀

noergel
noergel
27. November, 2015 12:53

Perfekt, vielen Dank!

Moss
Moss
27. November, 2015 14:01

Wenn Du Ersatz für Deinen greisen Zahnklempner suchst, kann ich meinen Zahnarzt empfehlen, der mich vom Panikpatienten zum Schon-Fast-Gern-Hingeher machte. Ist nur halb so weit wie nach München, und es hat gleich zwei IKEAs im Umkreis.