24
Aug 2015

Saftladen: Äpfel und Birnen vergleichen

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Ich bin bekanntermaßen niemand, der Kundenverarsche lustig findet. Es ist nicht okay, irgendwo “100 Prozent Frucht – Geschmack Erdbeer” drauf zu schreiben, wenn über 90 Prozent Äpfel drin sind.

Neulich ist mir ein weiteres schöneres Beispiel für diese Form von Beschiss untergekommen. Während des Fantasy Filmfest 2015 in Nürnberg habe ich mir immer mal im sicher gedrängtesten und unschönsten ALDI der Republik was für den Durst zwischendurch gekauft. Ich bin da nicht wählerisch, primär greife ich zu Wasser mit irgendeinem Fruchtaroma, was sich auch zimmerwarm noch trinken lässt.

An einem dieser Tage für mich auf dem Kassenband:

saft1

Was lesen wir da? “Pfirsich-Melone” und satte (na ja) “30% Fruchtgehalt”. Passt zur Hydrierung zwischen den Horrorheulern allemal. Schmeckte auch nicht schlecht. Durch viele Jahre Konsumkritik misstrauisch geworden, setzte ich mir allerdings mal spaßeshalber die Brille auf und las das Kleingedruckte:

saft2

Wir stellen fest: Von den 30 Prozent “Fruchtgehalt” sind satte 25 Prozent Apfel- und Traubensaft. Weitere 4,4 Prozent macht wohl der Zitronensaft aus, denn nur sage und schreibe 0,6 PROZENT dieses “Pfirsich-Melonen-Safts” bestehen aus tatsächlichem Pfirsich- und Melonen-Saft. Und selbst das ist Konzentrat.

Ich stelle mir vor, dass irgendwo Laboranten in weißen Kitteln mit der Pipette exakt einen Tropfen Pfirsich-Melonen-Konzentrat in jede Flasche füllen und dann gut schütteln.

Der Witz ist: Mit der ehrlicheren Bezeichnung: “Apfelsaft/Traubensaft-Schorle” hätte ich das Zeug lieber gekauft.



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12 Kommentare
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comicfreak
comicfreak
24. August, 2015 13:33

..yep, nimmt Ausmaße an.
Immerhin hab ich dadurch Junior dazu gebracht, sich die Beipackzettel durchzulesen

DerKimch
DerKimch
24. August, 2015 13:45

Ich frage mich, was diese Schorle zur “Activ-Schorle” macht. Wohl die “handliche 0,75l ACTIV-Flasche”?

DocAcula
24. August, 2015 14:03

Man könnte auch mal drüber reden, dass “Activ” weder ein deutsches noch ein englisches Wort ist…

Aph
Aph
24. August, 2015 14:05

Eigentlich kann es nicht mehr Zitronensaft sein als 0,3%, da gesetzlich geregelt die Zutatenlisten nach Gewichtsanteil geordnet sein müssen.

Etwas genauer: “Das Verzeichnis der Zutaten besteht aus einer Aufzählung der Zutaten des Lebensmittels in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils zum Zeitpunkt ihrer Verwendung bei der Herstellung des Lebensmittels.” (Quelle: §6, Absatz 1 der LebensmittelKennzeichnungsverordnung LMKV)

Irgendwas ist da komisch…

HERDIR
HERDIR
24. August, 2015 14:10

Fällt mir auch gehäufter auf (nicht zuletzt seit Kinder im Haus sind) … Anscheinend reichen die Vielzahl und Dreistigkeit der Anwendung aber nicht aus um hier den Gesetzgeber zu klaren Vorgaben zu bewegen …

Für mich ist das reine Verbrauchertäuschung und darüber hinaus auch (jetzt nicht bei dem Beispiel aber generell) auch nahe an bewusster Körperverletzung … Wenn man sich auf die Angaben verlässt ist man u.U. ganz schön angearscht bei Unverträglichkeiten …

Ich habe 36 Bäcker im Ort abgeklappert um Brötchen zu besorgen die KEIN Weizen enthalten … und Wunder: Alle angebotenen Roggen, Vollkorn, Dinkel undwasweissichnochalles -Semmeln enthielten Weizen … weil billiger … verkauft aber als Roggen … dann führt man endlose Diskussionen, im schlimmsten Fall mit “reinen” Verkäuferinnen die auch nicht genau wissen … Und dann so Sprüche wie “Das bissel macht doch nichts…” Doch macht schon, wenn man Besuch zappelnd auf der Matte liegt … Tschuldigung, hatte sich aufgestaut …

Goran
Goran
24. August, 2015 14:30

@DocAcula Das haben wir dem deutschen Markenschutzrecht zu verdanken, das es verbietet allgemeine Worte für sich zu schützen:

Also wird dann eben Bonaqa ohne U geschrieben und schon ist’s ein Fantasiewort und schützbar.

sergej
sergej
24. August, 2015 14:41
AlphaOrange
AlphaOrange
24. August, 2015 14:45

Bei allem was nicht “Saft” ist und mit einer anderen Frucht als Apfel, Orange, Banane wirbt sollte man immer misstrauisch sein. Wenn man da nicht zum teuren Edelmarken-Produkt greift, ist das eigentlich immer so gepanscht wie in deinem Beispiel (der Geschmack kommt auch weder von Pfirsich- noch Melonensaft, sondern vom “natürlichen Aroma”, dem man heute kaum noch entgehen kann).
Mich stört das persönlich kaum mehr. Ich hab die gesetzlich vorgeschriebenen Trigger drin: “mit Pfirsich-Melonen-Geschmack”, da schrillen die Alarmglocken (wenn sie’s nicht schon bei “Pfirsich-Melone” oder “Activ” tun). Dennoch ein problematisches Thema. Ich kenne genug Leute, die diese Skepsis nicht besitzen (wo noch nicht mal der Unterschied zwischen “Saft” und “Nektar” klar ist usw.) Die schütten sich dann gnadenlos gepanschten Dreck rein ohne es zu merken.

milan8888
milan8888
24. August, 2015 16:43

»Von den 30 Prozent „Fruchtgehalt“ sind satte 25 Prozent Apfel- und Traubensaft.«

Prozentpunkte…

Hapi
Hapi
25. August, 2015 01:07

@Herdir: Der Materialpreis des Mehls bei Brötchen liegt bei unter einem Cent. Kein Bäcker verwendet Weizen statt Roggen, um Geld zu sparen. Die Materialkosten sind heutzutage bei Bäckern eh nachrangig hinter den Personalkosten, die etwa 40-50% der Gesamtkosten ausmachen.

Die Behauptung ist auch noch aus einem anderen Grund unsinnig: Roggen ist billiger als Weizen (Erzeugerpreise etwa 130 Euro zu etwa 160 Euro je Tonne).

Roggenbrote müssen nicht komplett aus Roggen sein. Aus dem Kopf heraus verlangen die gesetzlichen Vorschriften einen Roggenanteil von 80% für Roggenbrote und 60% für Roggenmischbrote. Das dürfte für Brötchen auch gelten. Die Vorschrift hat auch einen guten Grund. Im Roggen ist, im Gegensatz zu Weizen, kein Kleber-Eiweiß vorhanden.

Ein 100%-Roggenbrötchen müsste mit Sauerteig gemacht werden, was arbeitsaufwändiger und damit teurer wäre. Zudem wäre es platt wie eine Flunder und nicht gerade locker und fluffig. Essen würde ich das nicht wollen.

Manche Angaben auf Verpackungen mögen auf den ersten Blick ärgerlich erscheinen, haben aber doch einen tieferen Sinn und sind keine Verbraucherbenachteiligung. Wer das nicht glaubt, sollte mal ‘ne Leberwurst essen, die auch zum Großteil aus Leber besteht.

Howie Munson
Howie Munson
25. August, 2015 01:15

@aph: es sind 25% Fruchtsaftkonzentrat, die aufgeschlüsselt werden (deswegen die ganzen Bindestriche). Ob das so erlaubt ist weiß ich aber nicht.

Aber ich wette, dass da mehr als 0,3% Zucker als Fructosesirup drin ist. sonst hätte das “Activ”-Getränk kein 80kcal pro Glas. Zum Vergleich: eine normale Limo hat 100 (Freeway ColaMix) – 107 (Pepsi) kcal.

Saft hat 50kcal/100ml*0,25*2,5=31 kcal aus dem verdünnten Fruchtsaftkonzentrat, 49 kcal pro Glas aus Zuckersirup.

Und damit ist auch klar was daran “Activ” ist: der Insulinspiegel….

WobIntosh
25. August, 2015 15:53

Mensch, Wortvogel, wenn deine Vorstellung stimmt, ist das flüssige Homöopathie! Und das für den Preis! Eine Geldquelle allererster Güte!

Ansonsten bin ich aber voll bei dir. Bürger bescheißen – das geht garnicht, um es mal mit Frau merkel zu sagen.

@Howie Munson: Wenn man mit Pepsi light rechnet (die weniger süß und mir daher besser schmeckt), ergibt sich hier schon ein ganz anderes Verhältnis: 0,2 kcal (100 ml) bzw. 0,5 kcal (250 ml). Für 107 kcal bräuchte man dann 214 x 250 ml = 53.500 ml = 53,5 l. (Oder habe ich mich verrechnet?) Ob die Süßstoffe gut sind, steht natürlich wieder auf einem anderen Blatt.

Derweil hat Afri Cola “ohne Zucker” übrigens angeblich 0 kcal auf 100 ml. Hoffentlich schmeckt’s nicht wie Wasser…