28
Dez 2014

Cthulhu in Entenhausen

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Als Kind habe ich viel “Micky Maus” gelesen, sowohl die Heftchen als auch die Lustigen Taschenbücher. Ein Klassiker ist immer noch Band 41 “Donald mal ganz anders“, die brillante Origin Story von Phantomias. Von Erika Fuchs habe ich Worte wie “Tapisserie”, “Morpheus” und “Triptychon” gelernt, auch lateinische Phrasen wie “plenus venter non studet libenter” (“Voller Bauch studiert nicht gern”). Ein üppiges Mahl begrüße ich heute noch gerne mit dem Satz “Jetzt muss ich mir erstmal was Nahrhaftes zwischen die Rippen schieben”.

Beim B-Film Basterds Festival vor zwei Jahren kaufte ich als Klolektüre das “Mega Magnum 4”, 750 Seiten mit aus den “Lustigen Taschenbüchern” recycelten Geschichten für 3 Euro (gebraucht). Ich wollte mal sehen, was der aktuelle Stand ist.

Es fällt auf, dass die Comics in den letzten 20 Jahren stark modernisiert wurden. Die Bildsprache ist unruhiger, hektischer, die Dialoge sind aggressiver. Vor allem aber bricht man immer mehr aus dem Disney-Universum aus, parodiert/adaptiert Star Wars und Men in Black, James Bond und Superman. Die Konkurrenz von Fix & Foxi hat sich ja auch schon an “World of Warcraft” verhoben.

Trotzdem hätte ich nicht damit gerechnet, dass man bei Disney mittlerweile allen Ernstes auf H.P. Lovecraft zurück greift!

Die Story von Mark und Laura Shaw heißt original “The Call of C’rruso” (bei uns “Der Supersänger”) und lässt keinen Zweifel an der Inspiration:

cth

Die englische Einleitung lautet übrigens

What if the whole world and everybody in it weren’t real, but just a bad dream of some unreal sleeper?

Ich bin nicht sicher, ob ich das als 8jähriger emotional verkraftet hätte…



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

9 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Vineyard
Vineyard
28. Dezember, 2014 13:06

Und sofort muss ich an die Coon Trilogie denken.^^

DMJ
DMJ
28. Dezember, 2014 13:33

Die LTB waren sowieso immer wieder für eine Überraschung gut. Gerade in Sachen Fantasy und SF gab’s da häufig wesentlich größere Kaliber, als in den übrigen Disney-Comics.

Ich selbst habe ewig keine mehr gelesen, bis auf diese (auch mit Schuber erhältliche) “Kampf der Zauberer”-Mini-Serie. Man glaubt es kaum, aber das ist ein besser konstruiertes Fantasy-Universum als viele andere (die sich seriöser geben) und schafft es auch recht gut, japanische Einflüsse harmonisch einzubringen.

Shah
Shah
28. Dezember, 2014 22:33

Während früher halt auch mal Sachen wie les Miserables adaptiert wurden, sind heut halt aktuellere Themen dran. Ich finds immer wieder schön, Anspielungen zu finden, die ich vor 10 Jahren überhaupt nicht kapiert hätte. Was nervt, sind die endlos erscheinenden Alliterationen.

Crook
Crook
28. Dezember, 2014 23:11

Es gibt eine Geschichte aus den LTB, die mich sehr geprägt hat. Weder weiß ich den Band noch den Titel noch den Inhalt. In der Geschichte verwandelten sich allerdings Tick, Trick und Track durch irgendwelche äußeren Einflüsse in emotionslose, gefühlskalte Wesen. Das ist mir bis heute nicht aus dem Kopf gegangen und diese Idee, von jetzt auf gleich schlicht ausgedrückt von Gut zu Böse zu wechseln, hat mich auch lange Zeit bis in meine Träume verfolgt. Die Story war optisch sicherlich nicht so eindeutig alptraumhaft wie in den Bildern oben, aber einprägsam genug, um mich immer wieder zu beschäftigen. Heute weiß ich gar nicht mehr, ob ich mir die düsteren Elemente nur eingebildet und sie als Kind überhöht habe, aber sie hat von der Stimmung her mächtig Eindruck bei mir gemacht.

Gregor
29. Dezember, 2014 14:41

Die Shaws haben meistens tolle Storys, die Flemming Andersen zudem genial zeichnet. Wenn ich LTBs kaufe, halte ich immer nach seinen Bildern Ausschau.

pa
pa
29. Dezember, 2014 15:13

“Krise! Große Krise!”

Ist das der aktuelle Jugendsprech? Mannomann, komm ich mir alt vor, das letzte LTB muss ich mir vor ungefähr 20 Jahren gekauft haben.

Die einzigen Disney-Comics, die ich mir noch immer gerne wieder reinzieh, sind die von Don Rosa (find ich sogar besser als Carl Barks). Die “Don Rosa Library Vol. 1 + 2” waren sogar dieses Weihnachten bei den Geschenken dabei. Ganz großes Kino! Kann ich nur empfehlen.

Steffen
Steffen
30. Dezember, 2014 14:54

Die lustigen Taschenbücher habe ich früher mit großer Freude gelesen, mein Vater hatte die im Abo und davon das ganze Regal voll. Aber irgendwann wurden die Geschichten gefühlt immer banaler und langweiliger, da hats dann keinen Spaß mehr gemacht. Aber Cthulhu? Das ist mal geil 😀

Joe
Joe
1. Januar, 2015 21:19

Im zarten Alter von sieben Jahren hatte ich an Barks-Geschichten etwa über Reinkarnation oder über geheimnisvolle Wesen, die Erdbeben verursachten Einiges zu schlucken. Aber die Comics belgischen Ursprungs in Fix und Foxi waren schlimmer.
Crook: Das dürfte die Geschichte “Donald und der Energiekomet” in LTB 31 gewesen sein. Zwei Weltraumtyrannen bauen die Neffen mittels Gehirnwäsche zu ihren Nachfolgern auf. In der Tat sehr eindringlich. Politisch unkorrekt nach heutigen Maßstäben ist die Auflösung der Angelegenheit. Donalds bewährte Kur für die Neffen nach der Entmachtung der Tyrannen ist eine Tracht Prügel, die auch gleich die Erinnerung an das Geschehene auslöscht: “Uns ist so warm am verlängerten Rücken.”.

Ir0n
Ir0n
9. Oktober, 2022 17:49

Ich habe die Story das erste Mal im Alter von 8 oder 9 Jahren gelesen und habe damals natürlich keine Ahnung von der Inspiration oder dem tatsächlichen Horror dahinter gehabt, weshalb ich sie damals nur als eine mittelmäßige LTB Geschichte abgestempelt hatte. Aufgrund dieses Unwissens meinerseits hab ich die Story emotional sehr gut verkraften können und kann mit relativ großer Sicherheit sagen, dass es den meisten Kindern heutzutage ebenso gehen wird, da ihnen der Kontext zum gruseln fehlt.