06
Sep 2014

Fantasy Filmfest 2014 (46): We gotta get out of this place

Themen: Fantasy Filmf. 14, Film, TV & Presse, Neues |

we gotta get out of this place USA 2013. Regie: Simon & Zeke Hawkins. Darsteller: Ashley Adams, Mackenzie Davis, Logan Huffman, Jeremy Allen White, Jon Gries, William Devane, Mark Pellegrino

Offizielle Synopsis: Windkraftanlagen scheinen das Einzige zu sein, was sich im texanischen Flachland bewegt. Staubige Straßen, hässliche Häuser, dazwischen ragen kümmerliche Palmen wie Klobürsten aus der spärlich bewohnten Gegend. Sue und Billy hoffen auf eine bessere Zukunft am College, deswegen überredet sie ihr Freund B.J. noch ein letztes mal einen draufzumachen. Er hat gerade den Safe seines Chefs ausgeräumt, was Sue und Billy natürlich erst später erfahren, als der wütende Boss seinen Revolver sprechen lässt und ein unschuldiger Mexikaner dran glauben muss. Um das Geld  zurückzuzahlen, sollen die drei Freunde nun den Chef vom Chef beklauen und geraten tief in den sumpfigen Mief der lokalen Mafia.

Kritik: Noch ein Südstaaten-Krimistück. Diesmal eingepackt in die Geschichte einer Freundschaft, die an der Grenze zum Erwachsensein zerbricht. Das Verbrechen ist dabei nur ein Katalysator, der beschleunigt, was sowieso nicht aufzuhalten ist.

Letztlich geht es nicht um viel: Sue, Billy und BJ sind auf dem Sprung aus dem Kuhkaff heraus, haben ein letztes Mal Scheiße gebaut, müssen für den Kleinstadtgauner Gif nun einen „Job“ erledigen, der verdächtig einfach klingt. Aber wie Sue bei Jim Thompson gelernt hat: „Nichts ist so, wie es scheint“. Der Job ist nicht so einfach, wie er scheint, BJ nicht so loyal, wie er scheint – und die Beziehung von Sue und Billy ist sowieso von Unausgesprochenem und Unerfüllbarem geprägt. Es ist die Mischung aus kleinen Lügen und banalen Geheimnissen, die zu einer Katastrophe führen werden.

So etwas kann ganz schnell schief gehen, wenn man bei den Charakteren nur auf Klischees und bei den Dialogen nur auf Banalitäten zurückgreifen kann. Das ist hier glücklicherweise nicht der Fall.

Ich kann euch nicht sagen, wie erfrischend es ist, nach einem Rotz wie „Extraterrestrial“ und „Rufus“ mal wieder einen FIlm zu sehen, der seine jugendlichen Charaktere mit Leben füllen kann. Sue, Billy und BJ sind Alltagsgeschöpfe einer trostlosen Gegend und nicht billige Dekoration. In Zeichnung und Darstellung sind sie so präzise, dass man ihnen ansieht, woher sie kommen und wo sie in fünf Jahren sein werden – ohne dass der Film es zeigen müsste. Wir verstehen, warum sie befreundet sind, was sie aneinander bindet – und was sie letztlich auseinander treibt. Die Dynamiken sind zu 100 Prozent plausibel.

Es ist eine Sache, Figuren gut zu schreiben – eine andere, dann auch noch die perfekten Darsteller für sie zu finden. Die Hawkins-Brüder setzen ganz auf sympathisch ungelackte 70er Jahre-Gesichter, die trotz der Jugend schon geprägt sind, reif und verloren zugleich.

Angesichts die gut beobachteten Figuren und Situationen verzeiht man dem Film auch, dass er letztlich nicht wirklich knallt und am Schluss genau den Twist verweigert, den man eigentlich erwarten durfte. Bonuspunkt allerdings für Szene beim Sheriff, die ist eine wunderbar Miniatur und sollte dem Drehbuchnachwuchs mal als Beispiel dienen, wie man „um den heißen Brei reden“ zu einer Kunst macht.

hochFazit: Ein fast schon intimer Film, der sich für die Spannungen in der kleinen Gruppe interessiert und weniger für das Verbrechen, das begangen werden soll – was tatsächlich funktioniert, weil die Hawkins-Brüder mit Hilfe ihrer Darsteller und dem Drehbuch von Dutch Southern sehr präzise und glaubwürdige Figuren zeichnen.

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