03
Sep 2014

Fantasy Filmfest 2014 (34): The Treatment

Themen: Fantasy Filmf. 14, Film, TV & Presse, Neues |

treatment Belgien 2014. Regie: Hans Herbots. Darsteller: Geert van Rampelberg, Ina Geerts, Johan van Assche, Laura Verlinden

Offizielle Synopsis: Zwei Jungen spielen an der Bahntrasse. Ein älterer Herr kommt dazu. Alles scheint harmlos, bis der Mann den Jüngeren im Indianerkostüm plötzlich packt und mit sich zieht. Es sollte damals das letzte Mal gewesen sein, dass Inspektor Nick Cafmeyer seinen kleinen Bruder sah.

Nun wirft die schreckliche Entführung einer Familie, und der barbarische Tod ihres auf eine Astgabel gefesselten Kindes, Jahrzehnte später neues Licht auf den Cold Case von Cafmeyers Bruder, was den Ermittler emotional an seine Grenzen treibt. Doch für private Trauer und Wut bleibt keine Zeit, schon schwebt eine weitere Familie in Lebensgefahr. Wer ist der unheimliche “Troll”, auch genannt “der Beißer”, vor dem sich die Kinder der Umgebung fürchten? Cafmeyer muss tief in das kriminelle Untergrund-Netzwerk der Entführer vordringen und droht sich darin zu verlieren …

Kritik: Mein Agent hat mir jahrelang gesagt, ich solle doch mal einen Krimi oder Thriller schreiben. Da sei der Markt, da sei das Publikum, da sei die Kohle. Aber immer, wenn ich mal die Bestseller im Buchladen per Backcover quergelesen haben, verging mir sofort wieder die Lust daran. Weil das immer die gleichen und elend langweiligen Klischees bedient: Der “einsame Wolf” Cop mit dem Trauma, der Fall aus der Vergangenheit, die brutale Mordserie, der verdächtige Einzelgänger, der Verweis auf eine größere Verschwörung, der Übertritt von Gesetz zu Selbstjustiz – und Regen. Viel Regen. Ich denke, es gibt genug solcher Romane.

Sehe ich allerdings die Buchcharts, dann muss ich konstatieren, dass andere Kollegen sehr viel Geld damit verdienen, das anders zu sehen. Es scheint, als ließen sich die Leser – ähnlich wie bei den schundigen Liebesromanen – mit Begeisterung immer den selben regurgitierten Brei vorsetzen. Mein Anspruch an einen guten Roman steht mir augenscheinlich im Weg.

Und damit sind wir bei “The Treatment”, einem Film nach dem gleichnamigen Bestseller von Mo Hayder, der die oben genannten Elemente derart lustlos und fintenfrei abhakt, als würde er in der Schule ein Verb konjugieren. Alle Figuren sind Klischees und verhalten sich auch so. Kinderpornographie ist der bequemste, weil absolute Aufreger, die Verdächtigen sind arm, hässlich, degeneriert – sie mit allen Mitteln auszulöschen, ist ein Dienst an der “gesunden” Gesellschaft, die hier von weißer Mittelklasse mit Chardonnay und BMW repräsentiert wird. Ein widerliches Szenario, das die düsteren Triebe und die Gaffernatur der angestrebten Leserschaft so geschickt wie zynisch bedient.

Auch inszenatorisch regiert die Mittelklasse, Kamera, Darsteller, Musik und Dramaturgie bewegen sich auf solide öffentlich-rechtlichem Niveau. Ich würde sagen, dass man dafür nicht ins Kino gehen braucht – aber ich würde dafür ja auch den Fernseher nicht einschalten.

Soll ich den Film rundweg ablehnen oder zumindest Fans dieses Genres empfehlen? Letztlich muss ich den Daumen senken, weil ich nicht einmal verstehe, was man an einem drögen Malen nach Zahlen-Krimi wie “The Treatment” finden kann. Zumal man eine solche Thematik intelligenter und dynamischer angehen kann.

runterFazit: Ganz tief in der Klischeekiste buddelnder Kinderschänder-Krimi, den man mittlerweile nach Schema F zusammen bauen kann. Das Ende wirkt nur so lange zynisch und schockierend, bis einem klar wird, wie dumm es ist.

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Dr. Acula
3. September, 2014 11:30

Schade, belgische (oder holländische) Thriller waren mal ‘ne sichere Bank…

goran
goran
3. September, 2014 11:43

Pheww, dodged that.

noyse
noyse
3. September, 2014 12:11

na ja is ja nichts original belgisches – mo hayder is engländerin. trotzdem hatte ich mir davon nach dem trailer eigentlich mehr versprochen, als das was dein Fazit aussagt. mal gucken ich werd mir den wohl trotzdem antun weil meine frau grosser mo hayder fan ist.

Mencken
Mencken
3. September, 2014 13:30

Zumindest die Vorlagen sind Exploiter übelster Art, in denen immer wieder möglichst verfängliche Themen auf möglichst plakative Art ausgeschlachtet werden. Weniger klasssiche Thriller und mehr extreme gore, wobei der “Thriller mit Sozialrelevanz” Anstrich die Sache eher noch ekliger macht. Zumindest das scheint beim Film ja nicht mehr gegeben zu sein, was ich in diesem fall sogar mal als Pluspunkt werten muss.

Peroy
Peroy
3. September, 2014 16:14

An jedem Kaufhausregal und in jedem Bücherladen dasselbe Bild, wenn man sich die Rückseitentexte durchliest… verstümmelte und geschändete Leichen hier, Serienmorde da, Kommissar XY ermittelt und stößt auf blablablubb… zum Kotzen.

Marcus
Marcus
16. September, 2014 10:38

Klischees, Logikfehler, TV-Filmoptik, gefühlte 5 Stunden lang.

Mit viel gutem Willen noch: 4/10.