23
Sep 2014

Apothekerpreise

Themen: Neues |

Es ist keine neue Erkenntnis und allemal das Recht des Marktes, das Preise variieren. Den teuersten Ketten-Burger meines Lebens habe ich am Flughafen von Antalya gegessen. Der Preis eines Produktes richtet sich eben nicht nur nach den Herstellungskosten, sondern auch nach der Ladenmiete und den lokal zu zahlenden Löhnen. Binsenweisheit.

Manchmal sind Preisunterschiede aber gleichzeitig so nah und krass, dass es mir schon aufstösst. Drei Bespiele der letzten Wochen möchte ich mit euch teilen, auch weil sie zufällig alle mit Getränken zu tun haben.

Nennt mich den Preisspanner.

Als ich beim FFF in Berlin war, holte ich mir morgens die Getränke und Snacks für den Tag beim LIDL, der bequemerweise neben meinem Hotel verortet war. Ich trinke zwar keine Energy Drinks, aber der Preis von 99 Cent für eine große Dose Monster blieb aus unerklärlichen Gründen in meinem Kopf hängen – vielleicht wegen der kurzen Assoziationskette zum Fantasy Filmfest.

Eines Abends ging mir der Flüssigkeitsnachschub vor dem letzten Film aus und ich machte mich auf die Suche nach einem dieser Nachtläden. Dort fand ich Aufnahme und Angebot – sowie die Dose Monster für 2,69 Euro. Ich habe dann doch lieber eine Apfelschorle genommen.

Ich trinke nicht gerne Automatenkaffee, das finde ich vergleichbar mit Cheeseburgern aus der Mikrowelle, auch wenn die moderneren Koffeinspender ja durchaus frisch und mit erprobter Technik brühen. Aber bevor ich am Bahnsteig in München oder Hannover 4 Euro bei Starbucks lasse, reicht “on the go” auch ein kleiner Becher “French Vanilla by Jacobs” aus dem stummen Knecht. 50 Cent für etwas, das sich ohne Würgereiz konsumieren lässt. Passt.

Aus diesem Grund freute ich mich auch, in meinem Hotel in Berlin exakt den gleichen Automaten vorzufinden. Prima, dachte ich mir, da kann ich vor und nach einem langen Tag im Kino schnell noch mal den Kreislauf in Schwung bringen. Leider sollte hier der gleiche Becher mit der gleichen Brühe aus dem gleichen Bottich 1,60 Euro kosten.

Und schließlich Starbucks. Bin ich naiv, weil ich bisher dachte, deren Preise wären bundesweit einheitlich? Wie dem auch sei: Ich habe in Berlin den Luxus schätzen gelernt, längere Pausen zwischen Filmen nicht im Hotelzimmer oder auf der Parkbank zu verbringen, sondern in der Filiale im Sony Center. Erster Stock, bequemer Sessel, gute Aussicht, WLAN. So manche Kritik zum FFF habe ich hier geschrieben, meistens begleitet von einem Venti Caffé Latte mit Double Espresso Shot. Hält wach und lange vor.

Ich weiß nicht, warum ich an einem Abend zu einem anderen Starbucks gegangen bin, nämlich zu dem in der Einkaufspassage auf der anderen Seite des Cinemaxx-Kinos. Luftlinie liegen zwischen den Filialen keine 200 Meter – trotzdem ist Venti Caffé Latte mit Double Espresso Shot hier 40 Cent billiger. Say what?

Natürlich kann ich mir eine Dose Monster für 2,69 Euro leisten oder einen Automatenkaffee für 1,60 Euro. Ich verfluche auch nicht den Tag, an dem ich bei der einen Starbucks-Filiale 40 Cent mehr für die Latte bezahlt habe. Aber man muss kein zahlendes Mitglieder der “Geiz ist geil”-Gesellschaft sein, um diese variierenden Margen etwas komisch zu finden.



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comicfreak
23. September, 2014 11:10

..das kenn ich noch extremer..

Wahrscheinlich aus zunehmenden Altersgründen *hust* hab ich da beim letzten Krankenhausaufenthalt ein spezielles Schmerzgel schätzen gelernt.

Sanitätshaus: 15.-
Apotheke: je 11.- bei Abnahme von 5 Flaschen
Internet: im Schnitt 6.- + 6.- Porto; relativiert sich wieder bei 5 Flaschen 😉
Aber da, wait, what??? Kleiner Shop, Flasche 3,60 Euro + 3,95 Porto je Päckchen

Kein Generikum, identischer Hersteller / Wirkstoff / Menge / Dosierung / everything.

Von 3,60 zu 15.- finde ich jetzt doch “etwas” happig.

Bruno
Bruno
23. September, 2014 11:46

Es wird im Sony Center eine um 40cent größer Zahlungsbereitschaft angenommen. Der Umstand, dass sich das Starbucks dort hält dokumentiert die Richtigkeit der Annahme. Nennt sich http://de.wikipedia.org/wiki/Preisdifferenzierung

Das geht natürlich mit noch größeren Preisspannen, wie comicfreak schon beschrieben hat. Schön finde ich so was aber auch nicht.

Mencken
Mencken
23. September, 2014 12:10

Ich sehe da kein Problem, ist doch letztendlich gut, wenn die Preise dem jeweiligen Umfeld angepasst sind.
Die alternative Variante -Einheitspreise für alle- bedeutet doch lediglich, dass in sozial schwächeren Umfeldern die Preise stärker angehoben werden, während in den reicheren Umfeldern weniger genommen wird, als eigentlich möglich wäre.
Ist natürlich immer abhängig vom Produkt, passt so aber zumindest bei Starbucks (die anderen Beispiele haben ja nichts mit Preisdifferenzierung zu tun).

Fabian
Fabian
23. September, 2014 12:13

Da lobe ich mir doch die Dönerläden in meiner kleinen Stadt. Die heben die Preise für den Döner alle gleichzeitig von 3,50€ auf 4,00€ an 🙂

heino
heino
23. September, 2014 12:25

Klassisches Beispiel sind die McDonalds-Fillialen an Bahnhöfen und Flughäfen. Die sind auch immer deutlich teurer als die Filialen in den Innenstädten.

Ich habe aber auch auf meinem Weg zum Sport 3 Kiosk-Büdchen, bei denen die Flasche Wasser (ich kaufe immer die gleiche Marke) von € 1,30 bis zu € 1,80 variiert. Und zu grösseren Veranstaltungen (Karneval, Christopher Street Day…….you name it) springen die Preise für eine Dose Cola auch gerne mal von ca. € 0,80 auf bis zu € 2,50

Trantor
Trantor
24. September, 2014 12:01

“Der Preis eines Produktes richtet sich eben nicht nur nach den Herstellungskosten, sondern auch nach der Ladenmiete und den lokal zu zahlenden Löhnen. Binsenweisheit.”

Als BWLer kann ich mir zwei Kommentare nicht verkneifen 🙂
1. Löhne sind Teil der Herstellungskosten
2. Die Binsenweisheit, die hier wohl eh gemeint war, ist dass Nachfrage und Angebot den Preis bestimmen. Denn an bestimmten Orten besteht halt Nachfrage, die einen höheren Preis bereit ist zu bezahlen als anderswo. Seien es Tankstellen an der Autobahn (nur alle 30km ein Konkurrent, Leute sind faul und fahren selten ab zum Tanken), Restaurants in Freizeitparks (man kann und will zum Essen nicht mal kurz raus), Kiosken in der Innenstadt (Möglichkeit des Notkaufs während alle Supermärkte schon zu haben; Lage in Partymeilen), etc. Wenn ich nur höhere Löhne/Miete/Einkaufskosten habe, dann werde ich als Anbieter einen Teufel tun und hohe Preise verlangen, wenn ich weiß, dass nicht die entsprechende Nachfrage bereit ist, diese Preise auch zu bezahlen.

Trantor
Trantor
24. September, 2014 12:09

PS: Sollte aber generell kein Kriteln an dem generellen Artikel von Dir sein, im Gegenteil, sehr relevanter Punkt, weil heute diese Preisdifferenzierung sicherlich in viel mehr Ausprägungen zu finden ist, als früher.

DASS aber Dinge in unterschiedlichen Settings unterschiedlich teuer sind ist natürlich keine sonderlich aktuelle Entwicklung. Erinnere mich noch gut an meine Schulzeit von vor paar Jahrzehnten, wo es ungelogen folgende “Nahrungskette” für eine Tüte Ringlis gab (absteigend im Preis, aufsteigend in Entfernung):
1. Hausmeisterbüdchen in unserem Foyer
2. Automat im Schwestergymnasium über den Pausenhof rüber
3. Kiosk an der Straßenkreuzung vor der Schule
4. Supermarkt eine Straßenkreuzung weiter

Dietmar
Dietmar
24. September, 2014 12:58

“Nahrungskette” für eine Tüte Ringlis

😀

Gottloser
Gottloser
26. September, 2014 07:25

Hier in Wien liegt der Dönerpreis zwischen 2,50€ (Meidling, Favoriten) und 5€ (Innere Stadt).

Meine größten Schock hatte ich kürzlich in der Schweiz, als ich für ein BigMacMenü in Zermatt umgerechnet 14€ hingelegt habe… autsch.