30
Aug 2014

Fantasy Filmfest 2014 (18): Rufus

Themen: Fantasy Filmf. 14, Film, TV & Presse, Neues |

RufusKanada 2013. Regie: Dave Schultz. Darsteller: Rory J. Saper, Merritt Patterson, Richard Harmon, Kim Coates, David James Elliot

Offizielle Synopsis: Als der junge Loner Rufus im Provinznest Conrad strandet, nimmt sich der engagierte Kleinstadt-Sheriff seiner an und quartiert den wortkargen Halbwüchsigen mit dem struppigen Haar kurzerhand bei sich zu Hause ein. Doch Rufus gibt Rätsel auf. Nichts lässt sich über seine Vergangenheit erfahren. Nachbarstochter Tracy ist von dem scheuen Outsider, der mühelos aus Baumwipfeln springt, sich bei Gefahr unversehens in eine rasende Furie verwandeln kann und stets mit knurrendem Magen herumläuft, fasziniert. Aber auch sie muss sich bald die Frage stellen: Wer oder was ist Rufus eigentlich?

Kritik: Ein Schnarcher, das ist Rufus! Seid gewarnt!

Ich habe nichts gegen kanadische Filme, auch wenn gerne mal unterstellt wird, die seien wie amerikanische Filme, nur mit schlechterem Wetter und auf Valium. Das ist natürlich nur halb war – dass man in Amerika schlecht die Tropen faken kann, ist klar (auch wenn Uwe Boll sich von solchen Details nicht abschrecken lässt). Hier ist alles ein wenig weniger laut, weniger extrem, weniger bunt als südlich der Grenze. Aber genau das eignet sich für meditative Thriller, spannende Charakterstudien – von denen “Rufus” definitiv keine ist. Stattdessen bringt er den FFF-Zuschauer näher an “Twilight”, als dieser vermutlich jemals sein wollte.

Den nachfolgenden Absatz muss man sich im atemlosen Vicky Pollard-Duktus vorstellen:

Rufus ist voll mysteriös. Weil, der redet nicht gerne und steht auch mal auf Bäumen rum, um in die Ferne zu schauen. Klar, dass sich die scharfe Schlampe von der anderen Straßenseite sofort für ihn nackig macht. Aber der Dorf-Jock haut Rufus, weil er selber voll homo ist. Und dann geht ihm ein Trucker an die Hose. Hätte er nicht machen sollen, weil Rufus beißt. Tut ihm aber hinterher total leid. Wenn ich’s dir doch sage!

“Rufus” ist eine Quälerei. Wie schon “Beneath” ist es ein Film ohne Kern, ohne wirkliche Handlung. Rufus taucht auf, alle sind von ihm fasziniert, er brütet vor sich hin, Erwachsene verstehen Teenager nicht und am Ende ist irgendwie alles gut. Weil Rufus eigentlich ein Netter ist, werden ihm auch diverse brutale Morde verziehen.

Als hätte eine depressive 14jährige ein Skript für Justin Bieber geschrieben.

“Rufus” ist erbärmlich “self-aware”, zu sehr erpicht darauf, die Welt genau so zu zimmern, wie es notwendig ist, um Rufus als Figur sympathisch erscheinen zu lassen. Leute reden hier nicht miteinander – sie tauschen dramatische Statements aus, Klischees aus dem Volkshochschulkurs für Filmdramaturgie. “Brokeback Mountain” hat uns das Zitat “I wish I knew how to quit you” geschenkt – “Rufus” versucht, in jeder Zeile etwas Vergleichbares zu schaffen. Wenn pubertierende Highschooler “Tod eines Handlungsreisenden” aufführen, dürfte das ähnlich glaubwürdig sein.

Es schmerzt, verdiente Darsteller wie Kim Coates und David James Elliot zu sehen, die gewusst haben müssen, was für eine melodramatische Pampe das ist. Oder die talentierte Merritt Patterson. Die Besetzung stimmt, die technische Expertise ist da – aber das elend bleierne Skript zwingt so ziemlich jeden Zuschauer in den Schlaf.

Oder wie Pain und sein Kumpel, die Obertunte Splatter, vielleicht sagen würden: “Extreme langeweiling!”

runterFazit: 109 Minuten Drögnis in der kanadischen Provinz mit einem bisexuellen Emo-Werwolf/Analphabeten. Schwülstiges Genrekino für pubertierende Mädchen und verwirrte Jungs, die Haare über den Augen für ein Zeichen emotionaler Tiefe halten.

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4 Kommentare
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Peroy
Peroy
30. August, 2014 16:53

“Abba nein, abba ja, abba nein, abba ja, abba nein, abba ja…”

HomiSite
31. August, 2014 01:41

Göttlicher letzter Satz! 😀 In den nächsten Tagen werde ich den norwegischen Werwolffilm WHEN ANIMALS DREAM schauen – mal sehen, was der kann.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
2. September, 2014 14:15

@Perory: Zuvorgekommen 😀

@HomiSite: Der ist richtig gut!

Marcus
Marcus
22. September, 2014 11:20

Etwas länglich, aber nicht so langweilig, wie Torsten meint. Allemal besser als Twilight. 7/10.