27
Aug 2014

Fantasy Filmfest 2014 (2): Life after Beth

Themen: Fantasy Filmf. 14, Film, TV & Presse, Neues |

Wer sich wundert, warum die Reviews mit der Zahl 2 anfangen – Review 1 war vor einigen Wochen schon “Under the Skin”.

trailer-fo-the-zombie-comedy-life-after-beth-with-aubrey-plaza USA 2014. Regie: Jeff Baena. Darsteller: Aubrey Plaza, Dane DeHaan, Anna Kendrick, John C. Reilly, Molly Shannon, Cheryl Hines, Paul Reiser

Offizielle SynopsisDer junge Zach versucht zu verkraften, dass seine Freundin Beth an einem Schlangenbiss gestorben ist. So oft es geht besucht er ihre Eltern, die ihm näherstehen als die eigenen. Denn Zuhause wird Zachs extremer Trauer mit einem gewissen Unverständnis begegnet. Dass Beth aber plötzlich wieder da ist (von Daddy vorsorglich im Keller weggeschlossen), ist zunächst weniger beunruhigend, als vielmehr eine Überraschung, eine Art ersehnte Fügung des Schicksals. Auch wenn sich die Gute an wenig erinnert, an eine Beerdigung schon gar nicht. Doch dann erscheinen Risse an der Oberfläche: Das Mädchen wird von wüsten Aggressionsschüben gebeutelt, und wenn im Radio Smoth Jazz von Kenny G läuft, beginnt sie sich in wilder Ekstase zu winden. Und nicht nur Beths Verhalten wird zunehmend erratischer. 

Kritik: Eine beeindruckende Garde von Hollywood-Comedygrößen hat sich zusammen gefunden für eine dieser ironischen “Zombie muss in die Familie integriert werden”-Geschichten, die vielleicht vor zehn Jahren noch ein amüsanter Bruch mit Genreklischees waren, mittlerweile aber nur noch ermüden. “Portrait of a Zombie“, “The Revenant“, “Fido“, “Deadheads“, “Retornados” – was mal als neue Facette des Zombiefilms galt, schmeckt schal, ob als Komödie oder als Drama.

Jeff Baenas Film profitiert zwar vom hochkarätigen Cast, bei dem man durchaus auch ein Auge auf die Nebenrollen haben sollte, stottert aber in der Struktur ganz gewaltig – die Beziehung von Beth und Zach und die beginnende Zombie-Apokalypse verschmelzen nie in einer einzigen Handlung, beide Teile scheinen sich gegenseitig den Fokus zu rauben. Das ist fahrig erzählt und auch in der Balance Comedy/Drama nicht immer standsicher.

Hinzu kommt, dass Dane DeHaan als Wiedergeburt von Brad Dourif deutlich überzieht und geradezu messianisch versucht, die Leidensgeschichte seiner Figur zu verkaufen, während der Rest der Besetzung um ihn herum erheblich klarer sieht, dass es sich bei “Life after Beth” um eine Komödie handelt.

Natürlich kann und soll man das alles als Parabel verstehen – Beth ist das Mädchen, das sich in der Beziehung gewandelt hat, langweilig und häuslich geworden ist (demnach “tot” in Zachs Augen). Das wird besonders deutlich, als sie einen geraumen Teil des Finales an eine Waschmaschine gekettet verbringt. Die Eltern wollen es nicht sehen, auch die Freunde drücken beide Augen zu – sie sind doch ein so schönes Paar! Aber am Ende muss Zach einsehen, dass er unter die Lebenden gehört, dass nur der Ausbruch aus der Beziehung einen wirklichen Neuanfang ermöglicht.

Aber so schön sich das auf dem Papier liest, so halbgar und unentschlossen ist es auf der Leinwand umgesetzt.

mitte

Fazit: Überdurchschnittlich besetzte schwarze Beziehungscomedy, der es letztlich an Drive, Fokus und an echter Empathie mangelt. Für FFF-Veteranen ungeeignet, nicht aber für den Kinoabend mit der Freundin, die “auch mal was mit Zombies” sehen will.

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heino
heino
27. August, 2014 13:34

…und wieder Geld gespart

John Lenin
John Lenin
27. August, 2014 17:21

Wie, “Les Revenants” (“The Returned”) gilt hier als schal, altbacken, gestrig? Das finde ich ja mal überhaupt nicht. Im Gegenteil – ich habe noch nie eine Serie auf Französisch mit englischen UT gesehen (weil ich kein Wort Französisch spreche, wenn man von “Croissant” mal absieht). Die aber schon. Und gerne!

Wortvogel
Wortvogel
27. August, 2014 17:25

@ John Lenin: Von “The Returned” hat niemand gesprochen – bitte nachlesen.

DMJ
DMJ
31. August, 2014 15:26

Hm, das “Zombies +”-Genre scheint sich auch recht schnell totgelaufen zu haben. Anfangs war man noch immer erfreut, wenn sie mit irgendwas neuem kombiniert wurden, aber obwohl es gar nicht soooo viele Filme dazu gab, ist man doch schon recht gesättigt. Da muss man sich schon besonders anstrengen, um noch was zu liefern.

Peroy
Peroy
31. August, 2014 15:39

” Hm, das “Zombies +”-Genre scheint sich auch recht schnell totgelaufen zu haben.”

I see what you did there…

Marcus
Marcus
22. September, 2014 11:53

Der Film hätte ein paar originellere, zündendere Ideen und etwas mehr Biss gebrauchen können, aber er hat zumindest für mich dennoch einen ganz eigenen Tonfall aus Melancholie und Humor, um aus der Masse ähnlicher Produktionen ein bisschen emporzuragen und im Gedächtnis zu bleiben. Nicht großartig, aber gut. 7/10.