27
Mai 2014

Noob-Review: Chromecast – One Stick To Rule Them All

Themen: Neues |

Ich bin ja nicht so der “early adopter”, der nach jeder Technikmesse gleich die neuste Hardware ordert. Ich glaube auch nicht daran, dass ein Gadget sich seine eigene Notwendigkeit schafft. Den Android-Stick im Fernseher finde ich technisch beeindruckend (eigentlich Zauberei), aber für mich unnötig. Das ALDI-Tablet war ein guter Deal für ein gutes Gerät – zurückgegeben habe ich es trotzdem. Den Kobo-Reader hat die Mama zum Geburtstag bekommen, nachdem er bei mir ein Jahr lang Staub angesetzt hat.

Aber diese Woche hat es mich mal wieder erwischt:

chromecast

35 Euro, um irgendwie alles vom Smartphone und Notebook auf den Fernseher schubsen zu können. Da brauchte ich keinen größeren Reviews lesen, um zu wissen – das probiere ich doch mal aus!

Leider verzögerte sich der Kauf ein wenig, weil ich schlicht und ergreifend nicht dazu kam, in der neuen Wohnung den Fernseher an die Wand zu hängen und zu verkabeln. Und wo kein Fernseher ist, braucht’s auch kein Chromecast.

Mittlerweile hängt der Fernseher und gestern nachmittag regte sich der Kaufwunsch erneut. Amazon One-Click gedrückt – keine 18 Stunden später stand die Paketbotin vor mir. So ist’s recht.

Erster Eindruck: Schicke kleine Schachtel. Und absolut ausreichend Hardware: der Chromecast-Stick, USB-Kabel, eine HDMI-Verlängerung, und eines dieser Netzteile, in die man ein USB-Kabel stecken kann. Letzteres brauche ich für Chromecast nicht, weil der sich bei mir den Strom über die USB-Buchse des Fernsehers zieht, aber für mein Motorola G kann man nicht genug Ladegeräte haben. Wird noch nützlich sein. Danke, Google.

Was nicht dabei ist: Eine Anleitung. Weder gedruckt, noch auf Mini-CD, wie das eine Weile lang üblich war. Wird wohl auf der entsprechenden Webseite zu finden sein, spart Ressourcen, ist okay.

Ich stelle mich auf eine Viertel- bis halbe Stunde für die Installation ein, wenn alles läuft wie Butter. Aber wann läuft es schon mal wie Butter? Also besser den Vormittag frei nehmen.

Aus Begeisterung verrate ich es vorab: nach zwei Minuten war das System installiert, konfiguriert, upgedated und “up and running”.

SO sieht gut Nutzerführung aus. Chromecast in den Fernseher, am Notebook Webseite aufrufen, mit ein paar Klicks die WLAN-Verbindung bestätigen, Chromecast-Extension für den Browser installieren. Done. Und es wird alles geführt, man muss sich keinen Klick selber zusammen reimen. Eine extrem smoothe Erfahrung, von der sich so manche Hardware-Hersteller mal zwei bis zweihundert Scheiben abschneiden könnten.

Auf dem Fernseher begrüßt mich einer von über 200 schönen Hintergründen, die Uhrzeit und eine Anzeige der WLAN-Verbindung. Sieht schick aus, unauffällig gefällig.

chromecast_wallpapers

Im Browser habe ich nun ein Chromecast-Symbol. Wenn ich das recht verstanden habe, kann ich damit den Inhalt eines Tabs direkt auf den Fernseher schicken. Ich klicke drauf – keine zwei Sekunden später sehe ich die Webseite gestochen scharf auf dem TV. Ich scrolle rauf und runter. Geht auch problemlos. Ich rufe eine Dropbox-Gallerie auf, blättere mich durch hochauflösende Fotos. Schick, schick!

Besonders angenehm: Chromecast folgt meiner Surfsession nicht, sondern bleibt dem Tab verbunden, den ich angewiesen habe. Ich kann also einen Inhalt auf den Fernseher werfen und dann bequem weitersurfen. Das sieht doch schon mal nicht schlecht aus.

Youtube – irgendein Trailer. Chromecast-Button drücken. ZACK. Auf dem Fernseher. Minimaler Lag, aber Bild und Ton synchron und absolut klar.

Ich bin beeindruckt. Das beendet nicht den Hunger auf der Welt und senkt auch nicht die Benzinpreise, ist aber in seiner Funktionalität und intuitiven Nutzung vorbildlich. Ich realisiere erst nach fünf Minuten, dass ich keine Bedienungsanleitung genutzt habe – weil ich keine brauche. Chromecast ist selbsterklärend, im wahrsten Sinne des Wortes.

Weiter mit den Tests. Ich rufe die Webseite vom Klassikradio auf – die LvA ärgert sich dauernd, dass es hier in Speyer den Radiosender nicht über UKW gibt. Wäre doch gelacht, wenn ich den nicht per Chromecast an die Lautsprecher des Fernsehers weiterleiten könnte.

Es hakt. Nicht an Chromecast, sondern daran, dass der Livestream vom Klassikradio ein eigenes Fenster aufmacht, in dem der Chromecast-Button nicht zu sehen ist. Aber es findet sich auch ein stinksimpler Workaround. Einfach die Adresse des Streams von Hand in einen normalen Tab einkopieren. DANN Chromecast-Button drücken. Voilà – Internetradio aus den Fernsehlautsprechern!

In einem Vorabbericht aus der Zeit, als es Chromecast nur in den USA gab, habe ich gelesen, dass viele User die Fähigkeiten des Gerätes missverstehen – es sendet nicht beliebige Inhalte an den Fernseher, sondern nur Inhalte aus dem Browser heraus. Die Filmsammlung auf der Festplatte, die MP3-Alben, die Fotos vom letzten Geburtstag – ist es nicht in der Googlesphäre, geht da gar nichts.

Das stimmt nur halb. Es stimmt sogar nur ein Viertel.

Ja, Chromecast streamt nur, was mein Macbook über den Chrome-Browser rausschickt. Aber der Chrome-Browser kann so ziemlich jedes Dateiformat von der Festplatte öffnen – PDF, JPG, AVI, MP4, MP3, etc. Es ist nicht elegant oder komfortabel, aber ich kann einen Film einfach im Browser starten und das Tab dann im Vollbild an den Stick schicken. Instant Heimkino!

Es wird das Wehklagen zu hören sein all derer, die mit Safari surfen, mit Firefox oder Opera – Chromecast spielt nur lieb mit Chrome. Die Googlesphäre ist sich erwartbar selber bester Freund. Aber da ich sowieso mit Chrome surfe, ist es mir wurscht. Euch vielleicht nicht.

In den nächsten Tagen werde ich noch schauen, ob es irgendeinen Zusatznutzen hat, dass ich Chromecast auch von meinem Android-Smartphone ansprechen kann. Ich werde der LvA die Verbindung zum Chromecast auch auf ihrem Macbook Air installieren. Es gibt sicher auch noch ein paar andere Tricks, wie und was man so alles streamen kann.

Zur Halbzeit kann ich auf jeden Fall schon mal sagen: geiles Teil.



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Nico
Nico
27. Mai, 2014 19:08

Ich hab mehrere Chromecast im Haus laufen und ich sage nur: Plex Media Server. Basisversion genügt.

Lutz
Lutz
27. Mai, 2014 19:23

Ich habe den Chromestick auch seit einiger Zeit und bin davon ziemlich angetan. Jedenfalls habe ich seitdem die Smart-TV-Funktion meines Fernsehers und meines Blu-ray-players nicht ein einziges mal mehr geöffnet, und die Zeiten, in denen ich mich in der “Smart-TV-App” mit meiner Fernbedienung umständlich durchs Alphabet geklickt habe, um die Anfangsbuchstaben eines Films auszuwählen, kommen mir aberwitzig lang her vor.

Am Anfang hatte ich noch ein Art Phantomschmerz, da ich irgendwie ein Hauptmenü oder irgendeine Art von Oberfläche vermisst habe. Aber das verging ganz schnell. Die Bedienung auf dem Handy oder Notebook stellt sich relativ schnell nicht nur als Alternative, sondern als echte Verbesserung dar.

Gerade die Nutzung über ein Smartphone halte ich für sehr sinnvoll. Das Smartphone ist einfach die geborene Fernbedienung: Leicht, klein, großes Display und beleuchtet und daher vielseitiger und nutzerfreundlicher als herkömmliche Fernbedienungen. Und das nicht in Nuancen, sondern um Welten!

Hier zeigt sich auch der Vorteil, dass Google seine Dienste grundsätzlich nicht einsperrt. Chromecast lässt sich mit dem iPhone meiner Freundin steuern und mit meinem Nexus 4 oder mit dem zusammen genutzten Nexus 7-Tablet. Auch wenn hier die Android-Phones ihre Stärken ausspielen: Der Sperrbildschirm wird automatisch zur Fernbedienung für den Chromecast, so dass man pausieren etc. kann, ohne das Handy zu entsperren. Das klappt beim iPhone leider nicht, das liegt aber wohl eher am unflexibleren iOS.

Ich bin auch immer noch sehr angetan. Für EUR 35 kann man eigentlich nichts falsch machen… Es gibt mittlerweile auch schon etliche Apps, die Chromecast unterstützen, z.B. Whatchever, Maxdome (wenn auch leider nur mit Paket) oder MediaThek für die ÖR-Mediatheken.

Uli
Uli
27. Mai, 2014 19:52

Kann man Laptop, Tabletten oder Smartphone dann ausschalten, wenn man beispielsweise ein YouTube Video gestartet hat?

Kaio
Kaio
27. Mai, 2014 19:58

Ich habe meine TV Serien und Filme ja auf einem Dateiserver im Keller vorrätig und spiele das über einen Popcorn Hour Mediaplayer auf dem TV ab. Da kann der PC im Zimmer aus bleiben und kein Lüfter stört irgendwo rum. Für Webseiten auf dem TV hab ich auch keinen Nutzen, aber es ist schon nett was für 35€ mittlerweile machbar ist. (Poppy kostete damals noch um die 200€ IIRC).

Lars
Lars
27. Mai, 2014 20:05

Das Problem an Chrome und auch an AirPlay ist: Es funktioniert nur in der geschlossenen Welt des jeweiligen Herstellers. Daher würde ich – wenn ich einen bräuchte – einen Miracast Dongle bevorzugen, da dieser Standard herstellerunabhängig ist und von Android und Windows mittlerweile unterstützt wird.
Bei uns laufen aber sowieso an allen Fernsehern HTPCs (als Sat-Receiver mit yaVDR), so dass der Use Case bei uns nicht vorhanden ist.

Stephan
Stephan
27. Mai, 2014 20:08

Deine Begeisterung für den Chromecast teile ich voll und ganz. Ich nutze ihn quasi ausschließlich auf dem Tablet.

Eine – unschlagbare – Zusatzfunktion benötigt ein wenig “Tüftelei”: Wenn die Adresse eines Videos als direkte Url aufzuschlüsseln (z.B. über die App Hubi) ist, lässt es sich direkt und ohne Browser “casten”. Fernsehserien auf dem Laptop gehören der Vergangenheit an.

noyse
noyse
27. Mai, 2014 20:22

@uli ob ganz aus weiss ich nicht aber lockscreen geht. Das liegt an der besonderen Arbeitsweise. Man Streamt eigentlich nicht sondern schickt dem chromecast ne URL die der dann aufruft bzw ausführt. Deswegen läuft das Video von YouTube nicht auch auf dem Handy man kann dort aber vorspulen.

Beim Plex muss man aufpassen das der mediaserver auf einer Maschine läuft die notfalls transkodieren kann. Meine Synology 212+ kann das nicht daher bleiben zum Beispiel mkvs aussen vor. Der chromecast kann die nicht abspielen-das ist der Nachteil der verwendeten Technologie.

Watchever läuft gut und für die ARD ZDF arte mediathek empfiehlt sich mediacast.

Für die Synology kann man auch die ds Audio zum abspielen der musiksammlung auf dem nas nutzen. Dazu habe ich den chromecast in den hdmi Eingang vom Verstärker gesteckt. Spart man sich den TV anzuschalten um musi zu hören

Brandenburgerin
Brandenburgerin
27. Mai, 2014 21:21

Muss ich mir jetzt doch wieder nen fernseher zulegen?
Klingt spannend

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
28. Mai, 2014 10:56

Solange es keine gescheite App für das Windows Phone für den Chromecast gibt, leider uninteressant für mich. Für Watchever & Co. kann ich auch die 360 oder PS3 nutzen, grundsätzlich aber ein feines Teil.

G
G
28. Mai, 2014 11:03

Ich glaube, diesen Stick brauche ich auch. Suche nämlich schon länger nach so etwas.

heino
heino
28. Mai, 2014 12:22

verstehe ich das richtig, mit dem Teil kann ich über den Browser alles auf dem Fernseher schauen und auch im Netz surfen, ohne da ein LAN-Kabel an meinen Laptop anschließen zu müssen? Das wäre tatsächlich genau, was ich suche

Wortvogel
Wortvogel
28. Mai, 2014 12:24

@ heino: Jau, genau so ist das. Chromecast nutzt dein WLAN.

sandy
sandy
28. Mai, 2014 15:48

Wie wärs mit einem Gratis-ChromeCast?

http://www.mydealz.de/35007/6-monate-watchever-inklusive-35e-gutschein-fuer-den-google-chromecast-fuer-50e/

Als kleines Dankeschön für die tollen Blogbeträge vom WortVogel 😉

heino
heino
28. Mai, 2014 15:55

@WV:danke, wird gekauft:-)

Baumi
29. Mai, 2014 00:32

@Rudi Ratlos: Ich hab’ zwar keinen Chromecast aber ein Apple TV (etwas anderes Konzept, aber ähnliche Geräteklasse), und seitdem schmeiße ich PS3 oder XBox 360 nicht mehr zum Streamen an. Die haben lärmende Lüfter, müssen sich erst einmal hochfahren (zumindest bei der Playstation muss man dabei auch noch beten, dass sie einem keine Software-Updates aufnötigt) und ziehen ungleich mehr Strom als so ein kleines Ding.

Das fühlt sich im Vergleich an, als ob man mit einem Lastwagen losfährt, um eine Kiste Bier zu holen. Aber klar – wenn der Stick nicht ordentlich mit dem eigenen Smartphone zusammenarbeiten mag, sinkt der Nutzwert dann doch massiv.

Der Karsten
Der Karsten
30. Mai, 2014 10:26

Liest sich gar nicht schlecht, wenn irgendwann Amazon Instant Video dazukommt, wäre es eine Überlegung wert gewesen.. wenn unser TV seitliche HDMI Eingänge hätte. ^^ Die sind nämlich alle an der Rückwand und der hängt nur 4 cm von der Wand weg. Da kann man keinen Stick einstecken.. :/

Woran man beim Kauf eines Fernsehers mittlerweile immer denken muss..

Wortvogel
Wortvogel
30. Mai, 2014 10:30

@ Karsten: Auch wenn das Abspielen von Videos gar nicht die primäre Funktion des CC sein soll, ist es schon ärgerlich, dass es gerade bei Amazon Instant Videos zickt. Bei Youtube ist das (natürlich) anders – wir haben uns gestern tolle Dokus über den CC auf dem Fernseher angeschaut.

Beim HDMI-Eingang irrst du allerdings – wie ich oben schrieb, liegt dem CC ein HDMI-Verlängerungskabel bei, an das man den CC hängen kann.

Der Karsten
Der Karsten
30. Mai, 2014 10:45

Oh.. das mit dem Verlängerungskabel wusste ich nicht.. die denken tatsächlich an alles. ^^

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
30. Mai, 2014 13:32

@Baumi: Apple TV fällt aufgrund der eingeschränkten Hemisphäre leider auch flach, mir geht es primär darum Amazon Instant Video (wofür es leider ebenfalls keine WP-App gibt, afaik nicht mal für Android) und Watchever zu nutzen, dafür wäre der kleine Stick grundsätzlich super. Und bis die passende App kommt, fahre ich weiter mit dem Laster Bier holen 😀

Daniel
Daniel
30. Mai, 2014 15:53

@Lars
Geschlossenes System? Google hat die API für jeden frei offen gelegt, und es kann von allen Geräten kostenlos benutzt werden.
Z.B. kann ich problemlos mit der Watchever und Zattoo App von meinem iPad aus den Chromecast befeuern.

Und Mozilla arbeitet auch schon an der Chromecast Unterstützung, sodass man bald auch nicht mehr Browsergebunden ist.

comicfreak
comicfreak
13. Juni, 2014 12:09

..angesichts deiner Furchtlosigkeit gegenüber jedweder Technologie hat mir der Einleitungssatz schallendes Gelächter entlockt.. ^^

heino
heino
13. Juni, 2014 14:08

Ich nutze das Ding jetzt seit etwa einer Woche und bin begeistert, wie leicht das mit der Einrichtung und Bedienung geklappt hat. Allerdings hakt die Übertragung doch oft ziemlich, obwohl mein Laptop nur ca. 105 m vom Fernseher entfernt ist. Aber für den von mir gedachten Zweck ist das Ding wirklich super und ich kann jetzt etliche Kabel einmotten:-)

comicfreak
comicfreak
13. Juni, 2014 14:41

@ heino:

105 m????????

Wie groß ist dein Wohnzimmer??

Howie Munson
Howie Munson
13. Juni, 2014 15:14

@Comicfreak: völlig normal für erfolgreiche Sänger *scnr*

“Mein swimmingpool….
reicht von Casablanca bis nach Instanbul,
das ist ein Mordsmodul.

Und mein Schloss…
besteht aus purem Gold und ist gigantisch groß.
Da ist schwer was los.”

https://www.youtube.com/watch?v=TTvGhmiAdwE

heino
heino
14. Juni, 2014 11:42

ups, das sollte 150 cm heißen….