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Okt 2013

Der zunehmend abnehmende Wortvogel (21): Zieleinlauf

Themen: Diet Diary, Neues |

Ich weiß nicht, ob jemand das noch auf dem Kalender hat, aber vor ziemlich genau einem Jahr habe ich meine Diät begonnen. Ich hatte mir das Ziel gesetzt und hier verkündet, binnen eines Jahres von 105 unter 90 Kilo zu kommen, im Idealfall auf 85, auf jeden Fall aber in den Bereich 85-90.
Heute ist der Tag der Abrechnung.
Anfangs ging es ratzfatz. Ich habe mich ja auch wirklich geschunden und praktisch nur von Vollkornbrot und selbst gepressten Gemüsesäften gelebt. Aber als mein Körper sich in Richtung 90 Kilo bewegte, hielt er inne. Auch darüber habe ich geschrieben. Meine Theorie dazu ist, dass der Körper ein “Normalgewicht” hat, das er selber festlegt und an dem er auch festhält. Das nach unten zu durchbrechen, ist ziemlich schwierig.
Ich habe in den letzten Monaten mein Essen wieder normalisiert, auch wenn ich heute erheblich gesünder lebe als vor einem Jahr und auch weniger in mich rein futter. Immer wieder lasse ich Mahlzeiten zugunsten von Haferbrei ausfallen. Ich stopfe mich auch zwischendurch nicht mehr mit Schokolade, Chips und Eis voll. Kartoffeln gerne, aber nicht mehr als Pommes oder Kroketten.  Meine Besuche bei McDonalds habe ich praktisch auf null herunter gefahren.
Einen guten Beitrag zum Thema Disziplin und Motivation in der Diät findet ihr auch gerade bei der ZEIT.
cupKleiner Einschub: Nachdem ich zwei (teure!) Töpfe mit notorisch anbrennfreudigem Haferbrei geschrottet habe, bin ich auf eine perfekte Lösung gestoßen. Es gibt von Tupper den Allegra Cup, dessen Deckel erstaunlich fest verschließt und mit dem man sein Getränk (oder eben seinen Haferbreit) auch in der Jackentasche oder im Rucksack herum tragen kann. Vor allem aber: man darin auch Haferbrei zubereiten. Ein Drittel zartschmelzende Flocken rein, zu zwei Dritteln mit kochendem Wasser auffüllen, gut rühren, Deckel drauf, zehn Minuten ziehen lassen. Dann noch einen guten Schuss Milch für den Geschmack und etwas Süßstoff nach Wahl unterrühren (ich stehe mittlerweile auf Monin Light Sirup Vanille oder Karamell). Im Kühlschrank ein paar Stunden lang abkühlen und ziehen lassen. Presto. Die ganze Kocherei ist volle Kanne unnötig.
Dass Diät nicht gleich Verzicht auf Schweinereien bedeutet, kann man gut daran sehen, dass ich derzeit auch gerne Quark-Genuss Vanillekipferl mit 0,2% Fett esse.
Kriege ich manchmal Heißhunger auf Süßkram? Klar. Aber ich habe das im Griff. Auch von einem Jojo-Effekt habe ich in den letzten zwölf Monaten nichts gemerkt. Um mich ein wenig selber unter Druck zu setzen, habe ich mir viele neue Klamotten gekauft und die alten aussortiert. Wenn der dicke Torsten noch mal seine Nase zur Tür reinsteckt, hat er nix zum anziehen, hähä.
Zu den Dingen, die ich heute “beichten” kann, gehört die Tatsache, dass die Diät auch mit meiner generell etwas desolaten Situation im letzten Jahr zusammen hängt. Die Beendigung meiner Arbeit bei Blattgold hat mich mehr geschlaucht, als ich wahr haben wollte. Die Katze war krank. Es lief einfach nichts, wie ich wollte. Ich brauchte ein Erfolgserlebnis, über das ich Kontrolle hatte. Die Diät war eine Chance, etwas zu tun, dessen Gelingen in meiner Macht lag. Ich weiß, so fängt auch Magersucht an, aber in meinem Fall war das rein positiv. Und es hat funktioniert.
Ein Jahr. 365 Tage, die ich ohne euren Zuspruch und die Geduld der LvA sicher nicht durchgehalten hätte. Ein Jahr, in dem der Cheat Day sicher die beste Erfindung war, ich dem ich viel über mich und meine Ernährung gelernt habe. Die körperlichen Auswirkungen gehen dabei weit über größere Beweglichkeit hinaus: ich schnarche praktisch nicht mehr, reibe meine Hosen an den Oberschenkeln (die deutlich geschrumpft sind) nicht mehr durch, brauche weniger Schlaf, etc.
Vor allem aber: ich mag den Torsten, den ich im Spiegel sehe. Gut, den mochte ich vorher auch, aber da ging es nur um den Charakter. Jetzt mag ich auch, was ich sehe. Das war länger nicht der Fall, wie ich heute zugeben muss und kann.
Und jetzt der Moment der Wahrheit:
abschluss
Es ist vollbracht.
89 Kilo.
88 wären mir lieber gewesen, aber ich nehme die 89 lieber als die 90. Ich habe insgesamt 16 Kilogramm abgenommen. Gelitten habt daran nur ihr, weil ich euch ständig damit in den Ohren gelegen habe.
Damit beende ich das “Diet Diary” offiziell. Der zunehmend abnehmende Wortvogel ist nun ein dauerhafter abgenommener Wortvogel. So, wie ich mich seit einem halben Jahr ernähre, würde ich das gerne weiter machen. Ohne spezifisch darauf hin zu arbeiten, sind die 85 Kilo weiter mein Endziel, aber ich werde zufrieden sein, solange die Waage unter 90 bleibt.
Und nun? Bis zum Jahreswechsel habe ich wieder soviel zu tun, dass größere Projekte auszuschließen sind (bis auf eins, aber dazu dieser Tage mehr). Ich würde 2014 gerne zu meinem (zu lange vor mir her geschobenen) Sport-Jahr machen, aber ob es für ein “Sport Diary” reicht, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
In diesem Sinne sage ich euch “danke”, senke den Vorhang und mache das Licht im Saal wieder an. Die Aufführung ist beendet – the show must go on.



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Paddy
Paddy
31. Oktober, 2013 10:20

Glückwunsch!
Ich freu mich für dich! 🙂

Mencken
Mencken
31. Oktober, 2013 15:01

Bei Haferbrei haben sich bei mir Emailetöpfe bewährt, fast unmöglich, die durch Anbrennen zu ruinieren.

Wortvogel
Wortvogel
31. Oktober, 2013 15:12

@ Mencken: Oh doch, das geht. Soll ich es dir beweisen? 🙂
Ist aber egal, da die Zubereitung im Cup schneller, einfacher und angenehmer ist.

Howie Munson
Howie Munson
31. Oktober, 2013 15:33

Yo, Glückwunsch!
Sport funktioniert bei mir deutlich besser als reine “Diät”. Die besteht bei mir zum Hauptteil aus vielen Karotten, den Verzicht auf Cola und Chips sowie Schwarzbrot statt Toast, daneben eine normale Mahlzeit am Tag. Aber als dauerhafte Umstellung halt ich das für ok. Haferschleim funktioniert bei mir gar nicht, verursacht für mich nicht nachhaltig genug das Gefühl, ich hätte gegessen.
Fahr jetzt zwei- bis viermal jeweils um die 30 Kilometer in der Woche mit dem Fahrrad und zwar Strecken die ich sonst mit dem Auto fahren müsste. Hat die Vorteile, dass man nicht drüber nachdenk, ob man vorzeitig abbricht, Geld spart und quasi doppelt so lang sich bewegt als wenn man nur Trainingsstrecken abspult und am selben Tag auch noch mit dem Auto fahren muss.
Insgesamt bin ich jetzt bei 1850 Kilometern in knapp 100 Stunden seit Anfang Juli, mindestens ein Drittel davon wäre ich ansonsten mit dem Auto gefahren.

Wortvogel
Wortvogel
31. Oktober, 2013 15:50

@ Howie: Da will ich auch noch in. Das Fahrrad fahren in Berlin beim FFF hat mir auch sehr gut getan.

comicfreak
comicfreak
31. Oktober, 2013 20:18

..VERDAMMT, wo ist das Jahr hin?????? O.o
Glückwunsch zum Durchhalten!

Christian
Christian
31. Oktober, 2013 20:50

Herzlichen Glückwunsch – mich hast du übrigens auch angestiftet. Nach deinen ersten Beiträgen habe ich mir Ende Dezember auch ein Ziel gesteckt und mir auch einige Ideen geklaut.
Vielen Dank dafür.

hilti
hilti
1. November, 2013 00:05

Glückwunsch!
Angebrannte Töpfe lassen sich übrigens meiner Erfahrung nach mit Zitronensäure ganz gut retten. Zeug mit Wasser rein, aufkochen, warten und alles ist gut.

Dietmar
Dietmar
1. November, 2013 07:44

Wenn der dicke Torsten noch mal seine Nase zur Tür reinsteckt, hat er nix zum anziehen, hähä.

😀

Steffen
Steffen
1. November, 2013 07:54

Glückwunsch zum erreichten Ziel! Und Danke fürs teilen des Diät-Tagebuchs, das war immer sehr interessant und aufschlussreich.

Mencken
Mencken
1. November, 2013 11:00

Ganz vergessen, aber von mir natürlich auch noch herzliche Glückwünsche. Würde ab jetzt nicht mehr nach Gewicht gehen, sondern mich lieber auf Fitness konzentrieren. Sport ist dauerhaft die beste Methode das Gewicht zu halten, kann aber natürlich beim Wiegen das Ergebnis erheblich verzerren.

Wortvogel
Wortvogel
1. November, 2013 11:05

@ Mencken: So sehe ich das auch – Sport ist das nächste Ziel, nicht primär um des Gewichts willens, sondern eher wegen der allgemeinen Gesundheit. Ich würde gerne fitter in die 50er gehen, als ich in die 40er gegangen bin.

Achim
Achim
1. November, 2013 17:04

Also ich habe, bei mehr angefangen, in weniger als einem ganzen Jahr 15/16 kg verloren.
Da ich nicht laufen kann, bin ich einfach gegangen.
So versessen diätet habe ich auch nicht, ich habe die Kohlenhydrate reduziert und esse jetzt mit Begeisterung Gemüse, so es denn richtig zubereitet ist. Jeden Tag ein Stückchen Süßes, das muss sein. Allerdings habe ich gestern und heute eine Packung Lebkuchen gefuttert, einfach kein schlechtes Gewissen aufkommen lassen.
Abnehmen war mir aber gar nicht so wichtig, zumindest nicht am Anfang, ich wollte definitiv kein Diabetes Typ 2.
Diese Woche bin ich krank und musste auf meinen abendlichen Gang von 7-9 km verzichten.
Insgesamt fühle ich mich wesentlich besser, das beste Gefühl ist aber vorbei, seit ich mein Knie schonen muss.

Achim
Achim
1. November, 2013 17:16

Falls ein falscher Eindruck entstanden ist.
Je mehr man zu viel auf die Waage bringt, um so schneller verliert man eine bestimmte Anzahl von Kilos.
Da ich also wesentlich höheres Übergewicht hatte und immer noch habe, sind mir 15/16 Kilo Gewichtsabnahme viel leichter gefallen.
Ich will noch mindestens 15 weitere Kilos verlieren, das wird aber noch länger dauern.

Howie Munson
Howie Munson
1. November, 2013 22:06

@Wortvogel: Beim Gewicht bist du dafür weit in Führung.
@Menken:

Sport ist dauerhaft die beste Methode das Gewicht zu halten, kann aber natürlich beim Wiegen das Ergebnis erheblich verzerren.

Deswegen ist für mich entscheidend, ob “der Gürtel enger geschnallt” werden kann. Gegen moderaten Muskelzuwachs hab ich ja nix, der ist ja eher positv.
@Achim: Fahradfahren ist für dich keine Alternative? Oder auch schon zuviel für’s Knie?

Wortvogel
Wortvogel
1. November, 2013 23:09

@ Dietmar: Nicht provozieren lassen – wieder der dumme Troll. Ich war heute unterwegs, darum konnte ich den zeitnah nicht abfangen. Ist jetzt gelöscht. Wer sonst kein Leben hat…

Dietmar
Dietmar
2. November, 2013 00:21

Ach menno … niemand da zum Spielen …
Apropos Fahrradfahren: Meine Rakete steht derzeit mehr als dass sie fährt: Eine unfassbar lange Autobahn-Baustelle lenkt den Verkehr in nicht vorhersagbarer Menge auf die parallel verlaufende Bundesstraße um. Mit dem Ergebnis, dass mich wegen des ununterbrochenen Gegenverkehrs niemand überholen könnte und im Gegenzug aus dem Gegenverkehr immer wieder mal ein ungeduldiger Autofahrer auftaucht, der LKW überholen will. Also entweder Auto oder mein jetzt durch Modifikationen geländegängigeres Rennrad auf einer längeren Strecke (66 km) durch den Wald und über Felder. Macht Spaß, geht ganz gut, nur wird es langsam ungemütlich. Der gewünschte Effekt, Fahrtkosten zu reduzieren, klappt also nicht im gewünschten Ausmaß; liege jetzt bei 2/3 der vorigen Kosten. Nicht genug, damit sich die Anschaffung in der geplanten Zeit amortisiert. Und damit das nicht zu sehr off topic ist: Das hält natürlich schlank. 🙂

Achim
Achim
2. November, 2013 15:19

@Howie:
Ich gehe halt langsamer, aber wenn das Wetter da ist, gehe ich auch mal mindestens 7 km. Beim Rad fahren kann man so schlecht Musik hören. Ansonsten fahre ich im Sommer eigentlich gerne Rad. Nur aus einem gewissen Spleen sporte ich gerne abends. Die letzten Kohlenhydrate verbrennen, dann den Rest des Abends nichts mehr essen und so.
Man muss sich eine der mehrere Dutzend erfolgreichen Methoden zum abnehmen aussuchen, ich habe mir die “abends-keine-Kohlenhydrate-Methode” ausgesucht. Dass ich kurz vor Diabetes war, löegte mir diese Methode halt nahe.
Nur das phantastische Gefühl gibt es wohl nur, wenn man volle Power gibt.

Howie Munson
Howie Munson
2. November, 2013 17:31

Ja ist klar, jeder muss selbst rausfinden was für ihn passt, laufen oder gehen ist eher nix für mich, wollt nur wissen, was bei dir den Auschlag gab.

heino
heino
4. November, 2013 10:14

Gartulation zum erreichten Ziel, es ist wirklich beeindruckend, dass du das durchgehalten hast. Und es erinnert mich daran, wie schnell ich meine guten Vorsätze immer wieder über Bord schmeisse……..