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Mrz 2013

Movie Mania 2013 (10) – Fantasy Filmfest Nights Edition: John dies at the End

Themen: FF Nights 2013, Movie-Mania 2013, Neues |

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John-Dies-at-the-End-Movie-Poster-Large USA 2012 / 99 MIN / ENGLISCHE OV REGIE Don Coscarelli DARSTELLER Chase Williamson / Paul Giamatti / Rob Mayes / Clancy Brown / Glynn Turman / Doug Jones / Angus Scrimm

Offizielle Synopsis: Davids Wongs bester Freund John hat auf einer Studentenparty die neue Wunderdroge „Sojasoße“ ausprobiert – oder besser gesagt: sie ihn.

Dumm nur, dass die hervorgerufenen Wahnvorstellungen gar keine sind! Fortan kämpfen die beiden einen höchst (sur)realen Kampf ums Universum. Darin involviert sind der Showzauberer Marconi, ein schmieriger Autor, ein verblüffend smarter Hund und ein Mädchen mit Gummihand.

Kritik: Ahhh, Don Coscarelli. “Phantasm”. The Tall Man. Da werden Erinnerungen an die Jugend wach. Das Plakat zu “Das Böse” (also dem ersten “Phantasm”) hing bei uns allen Ernstes in der Schuldruckerei an der Wand. Coscarelli ist ein Guter. Der hat sich nie verkauft, aber auch nie in der Gosse gesuhlt. Die “Phantasm”-Filme sind eine charmant unperfekte, aber höchst nerdige B-Reihe, die tatsächlich das Kultlabel zu Recht trägt. Und “Bubba Ho-Tep” zeigte, dass Coscarelli sich nicht damit zufrieden gibt, den Horrorfans einfach nur ein paar Brocken Fleisch hinzuwerfen. Der Mann hat Humor, gute Einfälle und ein Händchen dafür, aus wenig Geld viel raus zu holen.

Alle diese Eigenschaften bringt denn auch “John dies at the end” mit, ein comicesker Trip durch “Bill & Ted”, “Supernatural”, “Nightmare on Elm Street”, “Matrix”, mit Augenzwinkern in Richtung Cronenberg und Lovecraft. Das Absurde wird zum Prinzip erklärt, Zeit, Raum und Gestalt verlieren an Bedeutung im Rausch der Droge, die irgendwas mit einer Alien-Invasion zu tun haben könnte – oder auch nicht. Wer eine stringent erzählte Story sucht, ist hier falsch. “John dies at the end” ist eher eine Reise mit Mario und Luigi durch die Level von Castlevania. Wenn ihr das kapiert, Gratulation und willkommen in der Zielgruppe.
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Das Budget kann nicht sehr hoch gewesen sein – man merkt es an einigen Stellen. Trotzdem lässt Coscarelli auch bei den Effekten nichts aus: Greenscreen, CGI, Zeichentrick (you heard me), Stunts, Prosthetics und Splätter erfreuen das Auge launige 100 Minuten lang. Er reduziert seine Vision nicht auf das Budget herunter, sondern streckt das Budget so lange, bis es seiner Vision gerecht wird. Beeindruckend.

Für Nerds ist “John dies at the end” eine echte Fundgrube, nicht nur an Querverweisen und In-Jokes, sondern auch an Interpretationsmöglichkeiten. So viele Diagramme, wie man bräuchte, um alle Ebenen und Zusammenhänge aufzudröseln, kann man gar nicht an die Wand kleistern. Der Film ist prädestiniert dafür, auf eigens eingerichteten Webseiten und in Foren ad infinitum analysiert zu werden.

Auch bei den Schwächen ist auf Coscarellis Masche Verlass: bei aller technischen und inhaltlichen Finesse gelingt es ihm nicht in ausreichendem Maß, die Figuren authentisch zu halten und echtes Drama zu generieren. “John dies at the end” ist penetrant hip und lässig, gönnt sich keine wirklichen Emotionen und funktioniert nur als Oberfläche. Die Figuren schlafwandeln durch ihr Universum, prallen aneinander ab wie Billardkugeln. Echte Liebe, echtes Leid, echte Wut sucht man vergebens. So macht der Film deutlich mehr Laune als Eindruck.

Es bleibt ein spassiger Streifen, der sein Geld wert ist und zur Diskussion einlädt, aber als Offenbarung für beinharte Filmfans, die nicht nur von Internet und ComicCon sozialisiert sind, frustrierend dünn wirkt.

Fazit: Ein extrem charmantes Puzzlespiel, dessen Teile allerdings von verschiedenen Puzzles stammen und die am Ende kein komplettes Bild ergeben. Sympathisch und kurzweilig, aber nicht ganz so kultig, wie sich Macher und Zuschauer das vielleicht erhofft haben.

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heino
heino
10. März, 2013 20:04

Das Fazit könnte so auch unter “Bubba Ho-Tep” stehen. Der ist auch amüsant, aber zumindest mich hat er nicht dazu eingeladen, ihn öfter als 2mal anzuschauen.

Peroy
Peroy
10. März, 2013 20:28

Ich hasse “Bubba Ho-Tep”…
Tut nix zur Sache, wollte ich nur anmerken.

Pogopuschel
10. März, 2013 21:33

Ist notiert.
Von Coscarelli sollte man auch noch seinen Beitrag zur “Masters of Horror” Reihe erwähnen. Die Verfilmung von John R. Lansdales Kurzgeschichte “Incident On and Off a Mountain Road”. Die ist richtig gut.

Wortvogel
Wortvogel
10. März, 2013 21:42

@ Pogopuschel: Die habe ich an anderer Stelle seinerzeit auch hoch gelobt.

Exverlobter
Exverlobter
10. März, 2013 21:51

Off-Topic
Stimmen zum gerade zu Ende gegangenem Tatort?

Robert!
10. März, 2013 21:58

@ OFF-Topic (Exverlobter)
Nicht gesehen, aber ich rate…:
…Langweilig und schlecht.
So waren jedenfalls die, die ich versucht habe zu sehen und dann rausfand, die scheinen immer so zu sein.
PS.: JD@TE hab ich mir auch schon vorgemerkt.

Doc Knobel
Doc Knobel
10. März, 2013 22:09

Der steht auf meiner Liste ganz, ganz weit oben. Bin ich sehr gespannt drauf. Dass Giamatti den mitproduziert hat, finde ich – dem Trailer nach zu urteilen – auch recht überraschend.

Peroy
Peroy
10. März, 2013 22:16

“Von Coscarelli sollte man auch noch seinen Beitrag zur “Masters of Horror” Reihe erwähnen. Die Verfilmung von John R. Lansdales Kurzgeschichte “Incident On and Off a Mountain Road”. Die ist richtig gut.”
Nein. Die drittschwächste Episode der ersten Staffel. Schlecht.

mAtze
mAtze
11. März, 2013 11:19

Ich war samstags in München und hab vier Filme mitgenommen. Den Wortvogel hab ich nach Stoker auch vorbeihuschen sehen. Hab kurz überlegt, ob ich mich als Leser und (durchaus auch) Fan vorstellen sollte. Habs dann aber bleiben lassen. Du warst ja auch in Begleitung, Torsten.
Kurz zu den Filmen:
John dies at the End hat mir sehr lange ganz großen Spass bereitet. Ein absolut abgedrehter Trip, bei dem man nach kurzer Zeit mit allem rechnet. Vor allem zu Beginn sitzen fast alle Gags (“This door can`t be opened”) und bis zum Finale kann der Film seinen kurzweiligen Stilmix auf hohem Niveau durchhalten. Irgendwann läuft das Absurditäten-Fass dann aber doch etwas über. 8/10 für diesen Irrsinn.
The Seasoning House war dagegen richtig ärgerlicher Mist. Das durchaus bedrückend dargestellte Grauen der Zwangsprostitution im Balkankrieg dient nur als Aufhänger für eine 08/15 Revenge-Story, die vor Unglaubwürdigkeiten und Klischees nur so strotzt. Nein danke. 3/10 für die ersten 20 Minuten und die Hauptdarstellerin.
Stoker ist sehr unterhaltsames Spannungskino mit einem großartigem Haupdarsteller-Trio und durchweg tollen Bildern. Auch wenn Parks US-Debüt die frühere Bösartigkeit etwas fehlt, hat der Film über die volle Laufzeit Spass gemacht. Man glaubt früh den Film zu durchschauen, doch bis zum Ende hin lässt er sich nie wirklich fassen. 8/10
Zum Schluss dann noch die ABCs of Death von dem ich mir deutlich mehr erhofft hatte. Wirklich gefallen haben mir eigentlich nur die selbstreferentiellen Buchstaben Q(uack) und W(tf), sowie das schmerzhafte X(xl) und das hintergründige S(peed). L(ibido) hatte Potential, übertreibt es aber deutlich. D(ogfight) sah super aus, auch die Pointe war gut, aber es bleibt ein sehr bitterer Nachgeschmack bzgl. der Umsetzung. Alles was aus Asien vertreten war, war meiner Meinung nach eine Zumutung 🙂 ca. 5/10

DMJ
DMJ
11. März, 2013 11:55

Puh, bin ich erleichtert, dass “John” dem Wortvogel gefällt!
Ich bin, seit ich das Buch gelesen habe (welches ich tatsächlich nicht mehr nacherzählen könnte, sondern nur lauter schräge Einzelteile erinnere) wahnsinnig gierig auf diesen Film und es würde mich zerschmettern, wenn er schlecht wäre. Da ich wohl ähnlich, wenn nicht noch mehr Zielgruppe bin, als der Hausherr, stehen die Chancen jetzt natürlich gut, dass auch ich auf meine Kosten komme. 😀

Marcus
Marcus
18. März, 2013 18:59

WTF? vs. MUHAHAHAHAHA! 9/10.

Peroy
Peroy
18. März, 2013 19:23

“WTF? vs. MUHAHAHAHAHA! 9/10.”
Danke. Jetzt weiß ich, dass der scheisse ist.

noyse
noyse
23. April, 2013 18:01

mal was anderes … hab mich gut unterhalten gefühlt.

heino
heino
1. Oktober, 2014 20:47

Ich hab noch ca. 40 Minuten aufgegeben. Was für ein wirres Teil ohne jeglichen Zusammenhang. Not my cup of tea:-(

Wortvogel
Wortvogel
1. Oktober, 2014 21:14

@ heino: Ahhh, da hat jemand gestern Abend Tele5 geschaut 😉

heino
heino
2. Oktober, 2014 10:10

Nee, dort aufgenommen und die Festplatte gestern mal wieder gesäubert;-)

Pogopuschel
3. Oktober, 2014 19:18

Ich habe ihn vor einigen Wochen auf DVD gesehen. Mir hat er gut gefallen. Eine schöne Slacker-Trash-Komödie. Wobei ich Coscarelli mal etwas mehr Budget wünschen würde. Aber er macht das Beste daraus.