14
Nov 2012

Wortvogel vs. Smartphone: Runde 3

Themen: Neues |

Erst vor drei Monaten habe ich mein Samsung Galaxy S auf die neuste Android-Version 4.0 gehievt. Damals war schon klar: 4.1 kommt auch.

Gestern war es soweit – Google veröffentlicht Android 4.2 für seine neusten Geräte, die Jungs von Cyanogenmod reichen 4.1 als Mod10 für so ziemlich alle anderen Smartphones nach. Stabil wie immer, und da mein Handy diesmal schon gerooted und mit Rom-Manager versehen ist, auch etwas überschaubarer in Sachen Aufwand und Risiko.

Muss man 4.1 installieren, wenn es nur ein paar Wochen dauern wird, bis 4.2 kommt? Nein. Man kann aber. Und ich will.

Zuerst einmal ziehe ich mir den “stable build” für mein Galaxy S. Fast 160Mb. Dazu noch die Google Apps, die werden ja separat installiert. Dabei stoße ich auf die Eigenentwicklung eines Programmierers, die den Namen “JB gapps by Tantrum” trägt. Die ermöglicht etwas, das ich bisher vermisst habe: man kann in einem komfortablen Menü beim Bootvorgang auswählen, exakt welche Google-Apps man haben will – und welche System-Apps man dafür löschen möchte. So wird man (nicht nur) den generischen Browser und den hauseigenen Email-Client los. Das verringert Restmüll auf der Speicherkarte und schickt Dateien und Aufgaben direkt an die korrekten Apps, statt mit den üblichen “Wollen Sie mit dem, dem oder dem Browser den Link öffnen?”-Popups. Noch mal satt 166Mb. Egal, löscht man nach der Installation ja wieder.

Nach CM9 war eigentlich versprochen worden, dass Updates künftig leicht aufzuspielen seien. Dem widerspricht die erste Fehlermeldung, die ich beim Versuch bekomme, die neue Version zu installieren. CM10 benötige eine andere Form der Partition und würde alle Daten auf meiner SD-Karte löschen müssen. Ich mache mich schlau: leider wahr. Statt einfach drüber zu installieren, wird tabula rasa gemacht. Ich könnte natürlich die ganzen Apps per Titanium Backup sichern, aber jenseits der Google-Anwendungen (die meine ganzen Daten in der Cloud haben) ist das eh nicht so viel und ein frisch installiertes Handy ist nie ein Fehler. Ich erlaube CM10 also, alles platt zu machen. Macht er auch. Danach Reboot, um die “gapps by Tantrum” zu ergänzen. Geil. Wozu brauche ich Google Talk oder Google Text to Voice? Kommt alles nicht mit an Bord.

Ich reboote erneut. Oha, schicke Bootanimation diesmal. Die behalte ich:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wem das nicht passt, kann bei Android ja auch hunderte Alternativen zurück greifen.

Zeit, sich die neue Version mal genauer anzusehen. Optisch ist sie so schick wie dezent, man hat das Gefühl, dass immer mehr auf den immer gleich großen Bildschirm passt. Die Benachrichtigungsleiste ist massiv aufgebohrt worden. Alles läuft noch ein bisschen flüssiger und schneller. Mehr Details zu den Neuerungen findet ihr z.B. hier.

So wie 4.0 eine Screenshot-App überflüssig machte, weil die Funktion ins System integriert wurde, fällt nun die Folder-App und der Datei-Manager weg – beides kann Android von Haus aus intuitiv und komfortabel. Finde ich gut. Sachen, die praktisch jeder User braucht, sollte man nicht erst nachrüsten müssen.

Ich installiere fleissig meine Apps, wobei ich die Gelegenheit nutze, jede davon einer Notwendigkeitsprüfung zu unterziehen. Vieles, was man vorschnell für unheimlich praktisch hält, entpuppt sich letztlich als Speicherfresser, den man sowieso nie benutzt. Wieder aufgespielt wird nur, was ich auch wirklich brauche.

Dann bemerke ich, dass am oberen Bildschirmrand eine Zeile frei ist und frei bleibt. Dort sollte eigentlich die Google Search Bar sein. Sie ist weg. Und ich kann sie auch nicht finden. Ein Versuch, sie per .apk nachträglich zu installieren, scheitert. Wie es aussieht, habe ich bei den “gapps” ein Häkchen falsch gesetzt. Ich boote das Smartphone ins Recovery-Menü, starte das gapps-Programm noch einmal. Häkchen setzen. Danach ist die Search Bar wieder da – aber alle anderen Google-Programme wurden deinstalliert! Grrr…

Den ganzen Vorgang wiederholt. Alles da – aber Gmail kriegt keine Verbindung. Hätte ich vermutlich doch wieder den ganzen Speicher löschen müssen? So klappt’s auch nicht. Wie es aussieht, geht es nicht ohne erneute totale Neuninstallation, wenn ich ein stabiles System haben will. Ich seufze leise, dann gebe ich mich ran.

Eine gute Stunde später ist es geschafft: CM10 ist drauf, alle gewünschten Google-Apps auch, dafür sind die unerwünschten System-Apps gelöscht und alle meine sonstigen Programme auf dem neusten Stand. Ich mache mir (wie immer) die Mühe, sie in eigene Folder zu sortieren, um alle relevanten Apps auf dem Startbildschirm zu haben. Das sieht dann so aus:

Das gefällt mir schon alles SEHR gut, zumal das System erkennbar “schnurrt”. Nicht schlecht für ein Smartphone, das eigentlich längst zum “alten Eisen” zählt.

Ich experimentiere ein wenig mit verschiedenen Themes, die den Look der Oberfläche anpassen, entscheide mich aber letztlich dagegen – ich mag das Farbschema und die Icons genau so, wie sie sind. Dafür nutze ich erstmals die Möglichkeit, Apps und Infos auf dem Lockscreen abzulegen. So habe mit einem Fingerwisch Zugriff auf Mails, Kamera oder Newsreader:

Damit “steht” das System so, wie ich es haben will. Ich spiele noch ein wenig rum, um etwaige Fehler oder Versäumnisse zu entdecken, bleibe dabei aber zu meiner Freude erfolglos. Wie ich schon bei 4.0 schrieb: man hat das Gefühl, ein neues Handy in der Hand zu haben. Bedenkt man, dass das Galaxy S vor zwei Jahren ohne Subvention 649 Euro kostete, kann ich das aber auch erwarten.

Die wichtigste Erkenntnis hat nichts mit dem Smartphone zu tun, sondern mit mir. Ich werde sicherer, was die Updates angeht, brauche nicht mehr für alles detaillierte Anwendungen. Wenn ich im Recovery-Modus an den Systeminnereien fummele, breche ich nicht mehr in Angstschweiß aus. Es ist vertrautes Territorium, auch wenn ich sicher noch weit davon entfernt bin, ein Experte zu sein. Es beginnt, Spass zu machen.

4.2 kann kommen!



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

13 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Baumi
Baumi
14. November, 2012 18:11

Hatte ja eigentlich gestern ein Nexus 4 haben wollen – aber nach der peinlichen Vorstellung, die Google da beim Verkaufsstart gemacht hat, wird’s wohl noch was dauern, bis ich mich mal mit Android vertraut mache.

Hat Google Now in der Praxis eigentlich hierzulande einen Nutzen?

iTdee
iTdee
14. November, 2012 20:00

Google Now! funzt erstaunlich toll… auch wenn die Infos hierzulande eher überschaubar sind. Wetter, Weg nach Hause, Fotos aus der näheren Umgebung, Restaurants in der Nähe und je nach dem ob man in einer Stadt wohnt deren Öffis die Daten an Google rausrücken, die nächsten Abfahrten der Öffis in deiner Nähe. Geht schon… Fein das der Wortvogel die Angst vorm CustomRom so langsam verliert. Ich bin Android und CyanogenMod Nutzer erster Stunde und finde es toll was die Community mit den fleißigen Entwicklern alles so auf die Beine stellen und aus der Hardware noch rausholen obwohl die Hersteller perse behaupten, dass das mit dem und dem Telefon gar nicht geht wegen Speicher etc.

Wortvogel
Wortvogel
14. November, 2012 20:17

@ Baumi: Ich denke, Google ist ein bisschen überrascht worden – die haben mit Hardware-Fanhorden noch nicht die Erfahrung wie Apple. Das Nexus 4 ist für so lange, wie mein Galaxy S so perfekt funktioniert, kein Thema. Das Nexus 10 hingegen…

@ iTdee: Mit Now! habe ich mich noch gar nicht beschäftigt. Klingt aber gut.

Marko
14. November, 2012 20:37

Das Nexus 10 ist schon so gut wie gekauft. Nutze bislang noch das erste Samsung Galaxy Tab 10.1 (ja genau das, das Apple verbieten ließ) und bin damit im großen und ganzen sehr, sehr zufrieden … aber die fette Auflösung des N10 muss ich haben. Perfekt für Comics! 🙂

iTdee
iTdee
14. November, 2012 20:42

Now! ist das “Google” in deinem Sperrbildschirm… einfach mal nach oben entsperren, dann die Beispielkacheln anzeigen lassen und aussuchen welche man immer sehen möchte bzw. für den Arbeitsweg muss man auch noch einstellen wo man wohnt und wo man arbeitet.

Wortvogel
Wortvogel
14. November, 2012 20:44

@ iTdee: Schon klar. Aber z.B. habe ich gar keinen Arbeitsweg – oder zählt auch “von der Küche zum Arbeitszimmer”? 🙂

iTdee
iTdee
14. November, 2012 20:47

OK, das wäre dann wahrscheinlich eher uninteressant für dich… 🙂

Aber du reist ja sehr viel, da würde ich dann schon eher die Vorteile einer schnellen Auskunft über die Umgebung sehen.

Baumi
Baumi
14. November, 2012 21:01

@Wortvogel: Naja – man konnte sich ja als Interessent registrieren. Die müssen schon eine Ahnung vom kommenden Ansturm gehabt haben. Aber klar, dadurch haben sie nicht plötzlich mehr Geräte zum Start zur Verfügung. Dass das Ding also schnell weg ist und ich u.U. keines abbekomme, damit habe ich durchaus gerechnet.

Aber dass ausgerechnet Google es nicht hinbekommt, einen Online-Shop unter Last zuverlässig zu betreiben (ich gehörte zu den Leuten, bei denen das Telefon nach einer Fehlermeldung aus dem Warenkorb verschwunden war), und dass sie dann noch nicht einmal eine Möglichkeit zum Vorbestellen für die nächste Charge bieten, fand ich doch schon recht armselig.

Die Benachrichtigungsmail zum Verkaufsstart kam bei mir i.Ü. nicht nur zu spät an, sondern auch noch auf Französisch, obwohl ich das nun wirklich gar nicht verstehe und dementsprechend auch noch nie Google-Dienste auf Französisch genutzt habe. WTF?

Nexus 10 ist für mich nicht so spannend. Ich hab schon ein iPad und noch fühl ich mich ganz wohl in Apples eingezäuntem Garten.
Aber das Nexus 4 wär eine gute Gelegenheit, mal preiswert rüber zu schnuppern, was sich beim Androiden inzwischen so tut. Vor allem die Location-basierten Aspekte von Google Now find’ ich wirklich interessant, und die lassen sich mit einem Handy besser nutzen als mit einem Tablet, weil man’s eben immer dabei hat.

Im Übrigen: #firstworldproblems 😉

iTdee
iTdee
14. November, 2012 21:04

@Baumi: Da muss ich dir Recht geben – echt armselige Vorstellung von Google, mit einem der größten Rechenzentren der Welt! Aber vielleicht war das ja auch so geplant um den “Ansturm” noch etwas dramatischer wirken zu lassen.

iTdee
iTdee
14. November, 2012 21:19

Apropos – zu der Kindle Diskussion, der Paperwhite kommt ja nächste Woche, Google hat jetzt eine DIY Anleitung veröffentlicht für einen Buchscanner. (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Google-Mitarbeiter-geben-Design-fuer-Buchscanner-frei-1749834.html) Schafft 1000 Seiten in 90 Minuten. *freu*

Baumi
Baumi
15. November, 2012 10:42

iTdee: Bei den Plänen zum Google-Scanner hatten meine Freundin und ich spontan denselben Gedanken: Bauen wollen!
Leider stehen dem im Moment Zeit- und Platzmangel entgegen. 🙁

Ich hoffe aber mal, dass irgendwer hier in Berlin so ein Teil basteln mag und man es dann stundenweise Mieten kann oder so.

firejoe
firejoe
15. November, 2012 23:29

Nexus 7..meine neue Liebe seit einem Monat. Gerade in diesem Moment wird 4.2 installiert…ich bin gespannt.

Comicfreak
16. November, 2012 21:21

*bewunder*