26
Okt 2012

Movie Mania 2012 (50): Kino Kritik “Cloud Atlas”

Themen: Film, TV & Presse, Movie-Mania 2012, Neues |

USA / D / Singapur 2012. Regie: Tom Tykwer, Andy Wachowski, Lana Wachowski. Darsteller: Tom Hanks, Hugo Weaving, Halle Berry, Susan Sarandon, Jim Broadbent, Ben Whishaw, Jim Sturgess, Hugh Grant u.a.

Story: Sechs Geschichten aus sechs Epochen – Sklaverei und Befreiung, Dandy-Liebeleien, Atom-Skandal, Nervenheilanstalt, Robotopia und die Post-Apokalypse wechseln sich ab, springen in- und zueinander, mit wechselnden und bleibenden Darstellern, erzählen von Helden und Feiglingen, deren Karma durch die Jahrhunderte wirkt und die einander prägen, ohne sich je gesehen zu haben.

Kritik: Ich sage das nicht, um ihn zu ärgern oder einen billigen Lacher zu bekommen, aber: der wird Thomas Thiemeyer gefallen…

Es ist drei Wochen her, seit ich “Cloud Atlas” gesehen habe. Und ich weiß immer noch nicht, was ich davon halte. Das kommt bei mir selten vor, sollte aber nicht voreilig als Ablehnung oder Anerkennung missverstanden werden. Seht diese Kritik eher als eine Suche nach Eindrücken, die ich kaum in eine kohärente Meinung pressen kann.

Vorab: Ich habe das Buch nicht gelesen. Über den Film wusste ich fast nichts, als ich den Kinosaal betrat. Ambitionierte Adaption eines Weltbestsellers, der als unverfilmbar galt, hatte ich gehört. Angeblich ein Schinken, der die Welt in Anhänger und Gegner teilt wie “Atlas shrugged” und “Die Prophezeiungen von Celestine”. Unabhängig finanziert, teilweise mit Gebührengeldern der ARD – warum auch immer. Eine Zusammenarbeit von Tom “Lola rennt” Tykwer mit dem “Matrix”-Duo (Brüder kann man die Wachowskis ja nun nicht mehr nennen). Bruchstücke.

Was “Cloud Atlas” sein möchte, ist die eine Frage. Was er davon schafft, eine andere. Es ist offensichtlich, sicher zu offensichtlich, dass hier der ganz große Pinsel geschwungen wird. Nicht weniger als als das übergreifende und durchdringende Karma des Menschen soll sichtbar werden. Das, was uns über das Mensch-sein hinaus zur Mensch-heit macht. Die Geschichte vom Schmetterling, der in Brasilien mit den Flügeln schlägt und damit einen Tornado in Texas auslöst – nur gedehnt über Jahrhunderte, Generationen und Kontinente. Everything is connected. Ein Tod kann eine Entscheidung sein, eine Erlösung, ein Opfer. Was wir tun, hat nicht nur unmittelbare Konsequenzen. Jeder von uns ist das Glied einer Kette und bestimmt ihre Stärke. Die Taten des ersten Menschen werden das Schicksal des letzten Menschen bestimmen.

Diesen Anspruch setzt “Cloud Atlas” in wuchtige Bilder um, in kräftige Farben und ausladende Bauten. Jede Szene versucht, die Quintessenz ihrer Zeit zu sein, ein Konzentrat des jungen Amerika, der dekadenten 30er, der wilden 70er, der futuristischen Roboter-Gesellschaft. Das ist auch notwendig, denn wenn sich die Episoden zum Teil im Minutentakt abwechseln, ist augenblickliche Orientierung zwingend. So ist “Cloud Atlas” ein Film der zum Staunen einlädt über den schieren getriebenen Aufwand. Reines Kino, großes Kino, schönes Kino. Wo sonst kann man vom majestätischen Segelschiff zur Roboter-Armee reisen, vom studentischen Lotterleben zu den wilden Horden?

So, wie “Cloud Atlas” durch die Jahrhunderte reist und sie verdichtet, so komprimiert er auch die klassischen Filmgenres. Seine sechs Episoden sind gebaut aus sattsam bekannten Elementen, aus “Amistad” und “Maurice”, aus “China-Syndrom” und “Soylent Green”, aus “One flew over the cuckoo’s nest” und “Blade Runner”. Nichts ist neu, die Vorbilder werden offen referenziert, als dürfe der Zuschauer angesichts der komplexen Erzählstruktur nur mit bekannten visuellen Versatzstücken gefüttert werden, einem kompetent geflochtenen “best of Hollywood”.

Inhaltlich bleibt die Verbindung zwischen den Geschichten flüchtig – hier ein Buch, dort eine Symphonie, auch ein Muttermal. Als müsse dieser lockere, nicht zwingend wirkende Zusammenhang verstärkt werden, setzen die Regisseure auf wiederkehrende Gesichter in wechselnden Masken: Hugh Grant mal als skrupelloser Handlanger der Öl-Lobby, dann als krude bemalter Krieger der Post-Apokalypse, Halle Berry erst als taffe Reporterin, plötzlich als zartgliedrige Jüdin mit Hormonstau. Auch sie unterstreichen das Thema: nichts vergeht. Unsere Schwingung lebt weiter, vielleicht nicht in unseren Kindern, vielleicht aber in irgendwem. Sie lebt weiter.

In diesem Kontext gelingen dem Film immer wieder verblüffend kleine, emotional starke Szenen, Details in Darstellung und Dramaturgie, die den pompösen Ansatz erden, getragen von engagiert wirkenden Schauspielern im vollen Breitwand-Modus. Die Kälte und die Leere der “Matrix”-Sequels wird vermieden, auch wenn (oder gerade weil) die besten Sequenzen von Tykwer inszeniert wurden.

Somit steht das Konzept auf sicherem Boden und es hat Regisseure, die nicht nur auf Geld, Effekte und Stars der A-Liga zurück greifen können, sondern auch auf das notwendige Ego (man mag es Größenwahn nennen), um aus “Cloud Atlas” mehr zu machen als einen Kinofilm. Eine Meditation nicht über einige Menschen, sondern über alle. Die große Antwort, die eben nicht nur 42 lautet.

Und genau da verstolpern sich die Beteiligten. Weil am Ende nur Budenzauber bleibt, aufwändige Kulisse, ein eitles Feuerwerk voller Phrasen und Klischees, dessen gesamte Message hinter der komplexen Narrative lautet: irgendwie hängt alles zusammen. “Cloud Atlas” ist ein Kalenderspruch mit strengem New Age-Geruch, der meint, etwas unglaublich Profundes sagen zu können, dabei aber nicht über das Niveau des Kumpels hinaus kommt, der einem in der Kneipe auf die Schulter schlägt und sagt: “So ist das Leben eben, Alter”.

Das hätte man auch mit weniger als 100 Millionen Dollar sagen können.

Es ist eine banale Erkenntnis, die mit größtmöglicher Eleganz erzählt wird und der es drei Stunden lang FAST gelingt, damit durchzukommen. Eine cineastische Mogelpackung, ein Light-Produkt wie “Avatar”, das sättigt, ohne satt zu machen. Das blendet, ohne zu leuchten. Absolut ausreichend als prächtige Unterhaltung – wenn nicht nur so schmerzlich klar wäre, dass das Regie-Trio so unendlich viel mehr erreichen wollte.

Es geht mir gerade auf, dass vielleicht nicht die Banalität der Antwort das Problem ist, sondern der Mangel an Fragen. Gutes Kino (gute Bücher, gute Gedanken) handelt von Fragen, die uns umtreiben. Diese sind komplex, kennen keine einfachen Antworten, ändern sich, bedingen einander. “Cloud Atlas” müht sich zu wenig an den Fragen, weil er zu besoffen ist von der empfundenen Brillanz seiner Antwort: everything is connected.

Wow, langsam lichtet sich der Nebel. Ich hatte oben ja schon 42 erwähnt. Und Douglas Adams Szene aus “Per Anhalter durch die Galaxis” ist vielleicht tatsächlich der Schlüssel zum letztlichen Scheitern von “Cloud Atlas”: mit unangemessenem Aufwand wird hier eine klare und ultimative Antwort gegeben – deren emotionale Resonanz uns verborgen bleibt, weil die Fragen dahinter nie ausformuliert wurden.

»Sie wird euch bestimmt nicht gefallen«, bemerkte Deep Thought.
»Sag sie uns trotzdem!«
»Na schön«, sagte Deep Thought. »Die Antwort auf die Große Frage…«
»Ja…!«
»… nach dem Leben, dem Universum und allem…«, sagte Deep Thought.»Ja…!«
»… lautet…«, sagte Deep Thought und machte eine Pause.
»Ja…!«
»… lautet…«
»Ja… !!!… ???«
»Zweiundvierzig«, sagte Deep Thought mit unsagbarer Erhabenheit und Ruhe.
Es dauerte lange, lange, ehe wieder jemand sprach.
Aus den Augenwinkeln sah Phouchg unten auf dem Platz das Meer gespannter und hoffnungsvoller Gesichter.
»Jetzt werden sie uns wohl lynchen, was meinst du?« flüsterte er.
»Es war eine sauschwere Aufgabe«, sagte Deep Thought mit sanfter Stimme.
»Zweiundvierzig!« kreischte Luunquoal los. »Ist das alles, nach siebeneinhalb Millionen Jahren Denkarbeit?«
»Ich hab’s sehr gründlich nachgeprüft«, sagte der Computer, »und das ist ganz bestimmt die Antwort. Das Problem ist, glaub ich, wenn ich mal ganz ehrlich zu euch sein darf, dass ihr selber wohl nie richtig gewusst habt, wie die Frage lautet«

Deep Thought könnte genau so gut der Film sein, Phouchg und Luunquoal die Kinozuschauer, die ihn nach seinen Themen und Botschaften fragen. Die Antwort: 42 – oder eben “everything is connected”. The Meaning of Liff.

Zur inhaltlichen Diätkost gesellen sich  bei “Cloud Atlas” dann noch ein paar technische Patzer, die auf administrativen Fehlentscheidungen beruhen und den Zuschauer immer wieder aus der ansonsten so perfekt gebauten Illusion reißen: So makellos die verschiedenen Makeups der Darsteller sind – sie werden genauso wie die Darsteller überfordert, wenn Kaukasier plötzlich als Asiaten auftreten müssen und umgekehrt. Hugh Grant und Jim Sturgess als Schlitzaugen? Sehen aus wie Vulkanier. Bae Doo-na als Südstaaten-Belle? Sieht aus wie ein Albino. Hugo Weaving als Krankenschwester? Sieht aus wie eine hässliche Transe. Identitäten, Rassen und Geschlechter sind eben nicht so austauschbar, wie sich die Regisseure (besonders Lana, steht zu vermuten) das in ihrer multikulturellen Utopie gerne vorstellen. Und daran zerbricht die filmische Realität mitunter.

Es bleibt ein zwiespältiger Film: er ist ambitioniert, wird als ambitioniert verkauft, basiert auf einer ambitionierten Vorlage. Er hat den Aufwand und die Stars, verhaspelt sich nicht bei der Action und den vielen Rhythmus-Wechseln – und genau deshalb kann man sich als Zuschauer genug auf die Botschaft konzentrieren, um sie als den Mann hinterm Vorhang beim “Zauberer von Oz” zu erkennen. Oder als Kaiser ohne Kleider. 42.

Fazit: Ein technisch souverän erzähltes, aber in seiner Vision und Quintessenz erschütternd mageres Sextett von inhaltlich zu lose verbundenen Geschichten, das von einer mir fremd bleibenden Zielgruppe vermutlich als Meisterwerk verehrt werden wird.

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P.S.: Drüben bei Collider gibt es ein total wirres Editorial von Matt Goldberg, in dem er unter anderem die abstruse Behauptung aufstellt, am Erfolg von “Cloud Atlas” hänge die Zukunft des Mainstream-Independent-Kinos. Ich würde mir den Spass machen, seinen hanebüchenen Thesen argumentativ zu begegnen, wenn er nicht selbst schon William Goldman mit der einzig richtigen Aussage zum Thema zitiert hätte: “Nobody knows anything”. Trotzdem lesenswert.



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Lutz
Lutz
26. Oktober, 2012 00:16

Das Buch ist mir auch unbekannt und als ich zum ersten Mal den Titel las, dachte ich auch, dass ich mir sowas ganz sicher nicht ansehen werde. Der Trailer hat mich dann aber gepackt. Ich habe zwar immer noch keine Ahnung, wie dieser Film funktionieren soll, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Macher da wirklich mit viel Herzblut rangegangen sind und irgendwie wirkt das …. interessant, im besten Sinne des Wortes.

Die US-Kritiken sind ja sehr gespalten. Entweder die Kritiker lieben oder hassen den Film, in der Mitte scheint es da wenig zu geben. Aber wie so oft kommt es mir auch bei diesem Film so vor, als würden die Schreiberlinge auf ganz andere Sachen achten als Europäer. Hinzu kommt noch diese ganze künstliche aufgebauschte “Yellowface”-Debatte, die bei diesem Film wirklich absolut nicht berechtigt erscheint.

Ich zweifle fast daran, dass ich den Film wirklich mögen werde, ich befürchte auch einen Haufen New-Age und Esotherik-Geschwurbel, aber trotzdem will ich “Cloud Atlas” unbedingt sehen. Ich denke mal, das liegt wirklich daran, weil der Film beeindruckend aussieht und außerdem mal wieder ein paar Filmemacher wirklich etwas gewagt haben. Ein riskantes Projekt, dass auf spannende Weise scheitert, ist ja oft als Filmerlebnis befriedigender als ein üblicher Film von der Stange, der by-the-numbers sein Ziel erreicht.

Was war denn dein Gefühl wie die anderen Besucher um dich herum den Film aufgenommen haben? Waren die ähnlich gespalten wie die USAler?

Karsten
26. Oktober, 2012 01:55

Jetzt hab ich richtig Bock auf den Film 😉

Howie Munson
Howie Munson
26. Oktober, 2012 07:42

Es verwirrt aber schon das im Text von den verschiedenen Rollen von Hugh Grant (und Halle Berry) die Rede ist und die Bilder dann Tom Hanks zeigen…

Das die ARD den “teuersten deutschen Film” (laut Wikipedia) mitfinanziert find ich weniger überraschend, allerdings frag ich mich, was man bei einer Produktion in Babelsberg dann für kostspiele Aufträge nach NRW vergibt. Werden Modelle und Requisiten davon eingekauft? Oder gar die Postproduktion (teilweise) dort gemacht??

Wortvogel
Wortvogel
26. Oktober, 2012 08:14

@ Howie: Ich halte schon die Bezeichnung “teuerster deutscher Film” für Augenwischerei. Woran definiert sich “deutsch”? An der Quelle des Budgets? Am Drehort? Der Film hat 2 Drittel Amerikaner auf dem Regiestuhl, keinen deutschen Schauspieler in einen nennenswerten Rolle (ich habe aber Katy Karrenbauer und Götz Otto entdeckt), keine Szene in Deutschland, kein Thema von/über/für Deutschland, gedreht auf Englisch.

Für mich ist “Cloud Atlas” vieles, aber kein deutscher Film.

heino
heino
26. Oktober, 2012 08:31

Hm, das klingt, als hätten die Regisseure eine Interpretation des Buches verfilmt, die nur ihre eigene ist. die “everything is connected”-Botschaft kommt im Buch – das von seiner unorthodoxen Form und der in den jeweiligen Geschichten dem Zeitkolorit angepassten Sprache lebt – bei weitem nicht so aufdringlich rüber, wie das hier der Fall zu sein scheint. Ihc werde ihn mir trotzdem ansehen, ein Film mit tatsächlichem Inhalt (wenn auch banalem) von den Wachowskis ist ja doch eher eine Seltenheit. Und die Bilder sind tatsächlich großartig.

Wortvogel
Wortvogel
26. Oktober, 2012 09:20

@ Heino: es gibt noch einen Aspekt, den ich im Review nicht unterbringen konnten: das Presseheft zeigt in seiner Inhaltsangabe eine konkrete Verknüpfung der Geschichten auf, die ich ohne dieses Vorwissen SO sicher nicht erkannt hätte. Sicher wäre es mit einer weniger ambitionierten (vielleicht auch chronologischen) Erzählweise einfacher gewesen – aber ich will das nicht kritisieren, weil es über weite Strecken funktioniert.

Die verschiedenen Spracheigenheiten der Epochen sind durchaus drin und es mag Leute geben, die das (gerade in den futuristischen Episoden) etwas aufgesetzt finden.

Der Karsten
Der Karsten
26. Oktober, 2012 09:27

“Die verschiedenen Spracheigenheiten der Epochen sind durchaus drin und es mag Leute geben, die das (gerade in den futuristischen Episoden) etwas aufgesetzt finden.”

Da sag ich nur “Ich erinnere einen Schatten!” <- die aufgesetzte Sprache von Asgard ist auch streckenweise merkwürdig. ^^

Ich glaube, wenn ich die Gelegenheit bekomme, schaue ich mir den auch an.. sonst halt auf DVD in ein paar Monaten. Und dass die Wachowski Brüder jetzt "Geschwister" sind, habe ich gar nicht mitbekommen..

Georg
Georg
26. Oktober, 2012 09:47

Danke für den Artikel. Jetzt hab ich auch richtig Lust auf den Film, muss wohl doch mal wieder ins Kino.

sergej
sergej
26. Oktober, 2012 10:19

“das von einer mir fremd bleibenden Zielgruppe vermutlich als Meisterwerk verehrt werden wird.”
Da bin ich gespannt, ob diese Gruppe hier auftaucht und dir vorwirft, den Film nicht verstanden zu haben.

heino
heino
26. Oktober, 2012 11:04

@WV:genau das meine ich. Dieser Zwang, eine direkte Verbindung herzustellen, ist im Buch nicht vorhanden. Das verbindende Element ist da nur der titelgebende Wolkenatlas, der sich in irgendeiner Form in jeder Geschichte findet. Wie es scheint, war das Tykwer und den Wachowskis nicht eindeutig genug.

Georg
Georg
26. Oktober, 2012 15:25

Cloud Atlas ist natürlich kein deutscher Film, aber er gilt zurecht als Ko-Produktion, da der deutsche Anteil groß genug ist.

Ich muss übrigens feststellen, dass Halle Berry als Weiße sogar noch mehr Raaahhhhrrrr….!!!! ist, als im Original.

Frank Böhmert
26. Oktober, 2012 15:40

William Goldman. Gott. Und das sage ich als Atheist.

Wortvogel
Wortvogel
26. Oktober, 2012 15:42

@ Frank Böhmert: Sehe ich auch so – suchen wir einen Dritten und machen einen Club auf?

Frank Böhmert
26. Oktober, 2012 16:02

The Goldmen? Hm. Klingt irgendwie nach Glam Rock. Ich hab’s: The Sundance Kids!

Peroy
Peroy
26. Oktober, 2012 16:39

Hugh Grant als Post-Apokalypse-Watusi könnte mich fast genug reizen, um dafür ins Kino zu gehen…

Peroy
Peroy
26. Oktober, 2012 16:42

“@ Frank Böhmert: Sehe ich auch so – suchen wir einen Dritten und machen einen Club auf?”

Ich glaube nicht, dass Gott so einen Schmand wie “Dreamcatcher” schreiben würde…

Frank Böhmert
26. Oktober, 2012 18:33

Peroy, auch Götter haben mal einen schlechten Tag. Der dauert dann halt nur länger.

Peroy
Peroy
26. Oktober, 2012 19:32

Dann hatte Goldman aber wenigstens schon zwei schlechte Tage (“Der Geist und die Dunkelheit”, anyone?)…

DMJ
DMJ
26. Oktober, 2012 19:33

Ah ja! Doch… das klingt plausibel.

Denn wie heino schon sagte: Das Buch predigt keine Wohlfühlbotschaft, dass alles verbunden sei (durch den Aufbau ist es ja sogar recht düster: man sieht bei jeder Schicht bis zur Mitte, wie die Welt schlecht bleibt und auf die Katastrophe zusteuert), sondern erzählt seine Geschichte, in der eben alles verbunden IST, dies aber nicht ausgeführt wird. Ab und zu wird hier und da mal was eingeworfen – gern auch noch ironisch gebrochen – wenn eine Figur eine philosophische Theorie erwähnt, mit deren Kenntnis das Buch noch weitere Ebenen zeigt. Aber eben immer angenehm zurückhaltend, so dass man das Buch, wenn man nicht will, tatsächlich nicht einmal esoterisch lesen muss.

Das scheint der Film wohl über Bord geworfen zu haben. Werde ihn mir aber wohl trotzdem ansehen.

Frank Böhmert
26. Oktober, 2012 19:55

Peroy, mir scheint, du willst auch unbedingt in unserem Club mitmachen. So als das kritische Drittel, das aber immer überstimmt werden kann. Finde ich cool! Dann kommen wir nicht so fanboymäßig rüber.

Thies
Thies
26. Oktober, 2012 23:33

Ich bin schon seit dem 7 Minuten langem Trailer mehr als nur gespannt auf den Film und auch Deine Kritik hat nur zu weiterer Mundbewässerung geführt. Und im Trailer wurde eine Frage gestellt, die so klingt als ob sie auch eine Unterkategorie der “großen Frage” ist: “Why do we keep making the same mistakes over and over?” – Weil alles miteinander verbunden ist? Das ist ein Teil des Bildes aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es die alleinige Antwort ist. Aber ich habe den Film noch nicht gesehen und kann daher natürlich nur spekulieren.

Roger Ebert hat den Film schon zweimal gesehen und war offenbar schwer beeindruckt. Sein Money-Quote zum Sinn und Zusammenhang der Geschichten:
“Clouds do not really look like camels, or sailing ships, or castles in the sky. They are simply a natural process at work. So too, perhaps, are our lives. But because we have minds and clouds do not, we desire freedom. That is the shape the characters in “Cloud Atlas” take, and how they attempt to direct our thoughts. Any concrete, factual attempt to nail the film down to cold fact, to tell you what it “means,” is as pointless as trying to build a clockwork orange. ”
http://blogs.suntimes.com/ebert/2012/10/a_riddle_wrapped_in_a_mystery_.html

Die Wachowski-Geschwister waren ja bisher wenig mitteilsam was ihre Filme anging. Für diesen Film scheinen sie ihr Schweigegelübde aufgehoben zu haben. Hier gibt es ein sehr ausführliches Portrait des “New Yorker”-Magazins:
http://www.newyorker.com/reporting/2012/09/10/120910fa_fact_hemon?currentPage=all?currentPage=all

sergej
sergej
9. November, 2012 16:51

„,Avatar‘ für Germanistik-Seminaristen“
Überschrift der Kritik in der FR.
http://www.fr-online.de/kultur/-cloud-atlas—-avatar–fuer-germanistik-seminaristen-,1472786,20831518.html

Wortvogel
Wortvogel
9. November, 2012 17:01

@ sergej: Ich bin entgeistert – die Kollegin nimmt das Zitat eines Kollegen nicht nur auf, sondern wurstet daraus auch noch ihren Titel! Einfallslos und schäbig obendrein. Ansonsten: eine wirre “Kritik”, die sich (wie heute leider oft) nicht traut, letztlich eine Meinung zum Film zu haben.

Peroy
Peroy
9. November, 2012 17:34

“Aber nun ist es doch ein Kinofilm geworden: 172 Minuten lang, das sind fast drei Stunden Laufzeit.”

Welch’ Erkenntnis ! EUREKA !

Wortvogel
Wortvogel
9. November, 2012 18:11

@ Peroy: Und die kriegt auch noch Geld dafür!

Peroy
Peroy
9. November, 2012 19:10

Frauenquote…

Dietmar
10. November, 2012 00:36

Ist doch gut, wenn sie einem das vorrechnet!

Wortvogel
Wortvogel
13. November, 2012 15:52

Ich will das jetzt nicht auf die schlecht geschriebene Kritik schieben, aber:

http://www.dwdl.de/nachrichten/38372/frankfurter_rundschau_hat_insolvenz_angemeldet/

DateDoktorEmanuel.de
15. November, 2012 12:04

Ein Schlachtfeld niederer menschlicher Emotionen mit zu wenigen Lichtblicken.

Ja, tolle Bilder, große Schauspieler, aber lauter alte Klischees. Auch der Kharma-Gedanke wurde völlig flach und einseitig interpretiert. Das Böse ist immer das Böse … Danke Agent Smith, wir haben es verstanden.

Für mich als DateDoktorEmanuel war natürlich wieder das Spannendste:
Ist der Film gut für ein Date?

Wir sind mit 4 Pärchen zum Test in die Vorpremiere… Und leider wurde es spannend. Was ich bei mir (DateDoktorEmanuel.de) ausführlich diskutiere.
Soviel vorweg, der vielfach erwähnte Genre-Mix hilft dabei jedenfalls schon mal nicht. http://datedoktoremanuel.de/date-in-wolke-cloud-atlas-review-filmkritik/

Wortvogel
Wortvogel
15. November, 2012 12:33

@ Emanuel: Unterlass bitte die Werbung – oder zahl dafür.

heino
heino
25. November, 2012 20:08

So, habe den Film eben mit meiner Freundin und einem guten Freund (beide kennen das Buch nicht) gesehen und daher die Wirkung auf beide Fraktionen im Publikum erleben können. Die Vorstellung war zu zwei Dritteln voll und es war totenstill, das habe ich lange schon nicht mehr erlebt. Wir fanden ihn alle drei gut und erstaunlich kurzweilig und der Film ist genau das, was ich oben schon erwartet hatte. Deine Kritikpunkte sind allesamt berechtigt und ich schätze, das liegt daran, dass die Regisseure sich auf den Verbundenheitsaspekt eingeschossen haben. Trotzdem und trotz aller Kürzungen und Änderungen – die teilweise sehr massiv ausfielen – ist der Film eine sehr gute Umsetzung des Buches, denn auch die anderen Themen werden nicht nur angerissen, sondern auch ausformuliert. Klar, die Masken waren nicht immer toll, aber was die Darsteller daraus gemacht haben, war einfach großartig. Und Tom Hanks sollte öfter mal den Drecksack spielen, das hat er verdammt gut drauf.
Fazit:insgesamt gelungene Umsetzung einer wirklich schwierigen Vorlage, die in keiner ihrer 172 min langweilt und verdammt gut aussieht. Kein Meisterwerk, aber trotzdem grosses Kino

Shan Dark
4. März, 2013 12:54

Bin über Deinen aktuellen Artikel zum “Raubkopie-Dossier” der ZEIT über Cloud Atlas auf diese Kritik gestoßen. Ich fand den Film sehr gut. Auch ich wusste praktisch nix über Cloud Atlas, als ich ins Kino bin, war danach aber durchaus begeistert. Trotzdem hast du recht mit der Einschätzung, dass die Message zwar gut und deutlich war, aber jetzt nicht gerade das, was uns innerlich bewegt oder umtreibt. Irgendwie zu banal für dieses riesige Budget und den Bohei, der darum gemacht wurde, absolut richtig. Das können manche B-Movies viel viel besser.

Schön, Deinen Blog entdeckt zu haben!

Moki
12. März, 2013 17:17

Mir gehts mit dem Finden deiner Kritik genau so wie Shan Dark. Ich fand den Film irgendwie gut. Die oft gebrachte Kritik an den ‘auf asiatisch gemachten nicht-Asiaten’ verstehe ich nicht. Ich mochte gerade, Menschen zu sehen zu bekommen, die irgendwie ‘anders’ als die gewohnten Figuren aussehen. Ich würde sogar so weit gehen, sie als ästhetisch und schön zu bezeichnen.

Wortvogel
Wortvogel
12. März, 2013 17:23

@ Moki: Es steht dir frei, das anders zu sehen. Warum es schwer zu verstehen sein soll, weiß ich nicht – die “non-asiatischen” Asiaten bei CA sind umgeben von “echten” Asiaten. Das sorgt in meinen Augen für einen hässlichen, auffälligen Bruch. Bei dir nicht. Prima, oder?

Moki
12. März, 2013 17:50

Ich sage nicht, das es schwer zu verstehen _ist, sondern dass _ich es nicht verstehe. Und natürlich steht es mir frei, ‘das anders zu sehen’.