25
Aug 2012

FFF Movie Mania 2012 (23): Violet & Daisy

Themen: Fantasy Filmf. 12, Movie-Mania 2012 |

REGIE GEOFFREY FLETCHER
DARSTELLER SAOIRSE RONAN / ALEXIS BLEDEL / DANNY TREJO / CODY HORN / JAMES GANDOLFINI / TATIANA MASLANY / MARIANNE JEAN-BAPTISTE / JOHN VENTIMIGLIA

Offizielle Synopsis: Violet und Daisy – Veilchen und Gänseblümchen – sehen vielleicht so harmlos aus wie ihre floralen Namensvorlagen. Doch weit gefehlt, die beiden sind Profi-Killerinnen und von einem verärgerten Gangsterboss auf Michael angesetzt. Ein Routine-Auftrag, wie es scheint: rein in die Wohnung, Kerl erschießen, raus, Geld kassieren und sich ein Outfit fürs nächste Konzert ihrer Lieblingssängerin Barbie Sunday leisten! Doch Michael setzt sich weder zur Wehr noch verhandelt er. Der Mann will sterben. So hatten sich die zwei das nicht vorgestellt!

Kritik: Das Regiedebüt des Drehbuchautors Geoffrey Fletcher setzt ganz auf schräge Figuren, hippe Dialoge und Ausbrüche von Gewalt, die im ersten Akt an eine Art “Tarantino light” erinnern. Der Film driftet dann weiter in das Genre der Buddy-Comedy, bevor er sich als erstaunlich intimes Kammerspiel einrichtet, das spannend auf etwas hinaus zu laufen scheint – aber doch seltsam ausbrennt wie die Lunte am Feuerwerkskörper, die in der gepressten Pappe kein Schwarzpulver findet.

Das ist monströs unterhaltsam, keine Frage. Ronan und Bledel sind brillant als das Teeny-Killerduo mit dem Pop-Fetisch und den Papakomplexen, Gandolfini ebenbürtig als lebensmüder Beichtvater. Die teilweise bewusst in den Zeitebenen hin und her springende Narrative wird nie unübersichtlich, die Kamera bleibt agil, Humor und Melancholie waren selten so in Einklang.

Und doch: ich kam etwas frustriert aus dem Kino. Nicht, weil ich den Film nicht toll fand. Ich fand ihn toll. Aber er hätte noch besser sein können. Wenn er nicht ganz so versessen auf die eigene Hipness gewesen wäre. Wenn er im dritten Akt irgendwelche emotionalen Knoten tatsächlich aufgelöst hätte. Wenn das Ende nicht ganz so beliebig und konsequenzfrei gewesen wäre. Man hat ständig den Eindruck, “Violet & Daisy” möchte etwas sagen, weiß aber nicht genau, was das ist. Es werden laufend Szenen und Nebenplots angedeutet, die letztlich ins Leere laufen. Was ist mit Rose? Was ist mit 1? Was soll die Begeisterung für Barbie Sunday? Was haben die Flugzeuge zu bedeuten? Wieso hört keine Polizei die multiplen Schießereien in dem Mietshaus? Es ist die latente Arroganz, reines Kino zu machen, das sich der Realität nicht verpflichtet fühlt, die verhindert hat, dass ich mich vollständig auf “Violet & Daisy” einlassen konnte.

Fletcher ist ein Autor, der verdammt gut, sich dessen aber auch auf unangenehme Weise bewusst. Das habe zuletzt so intensiv bei “Kiss kiss bang bang” von Shane Black und “Inglorious Basterds” von Tarantino empfunden.

Fazit: Ein beeindruckender Debütfilm mit knackigen Dialogen, komplexer Struktur und großartigen Darstellern, dem zum Crime/Comedy-Klassiker eigentlich nur eine größere Ernsthaftigkeit in Sachen Charaktere und Aussage fehlt. Trotzdem eine klare Empfehlung.

Kein Trailer, sorry.



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6 Kommentare
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Peroy
Peroy
25. August, 2012 18:13

Hmm, “Kiss Kiss Bang Bang”… den könnte man eigentlich mal wieder gucken, ja… 8)

milan8888
milan8888
25. August, 2012 22:41

Hört sich ein wenig nach Catch 44 an.

Dennis M.
Dennis M.
26. August, 2012 02:14

Kiss kiss, bang bang hätte ohne Robert Downey Jr. aber wohl auch nur halb so gut funktioniert. Da ich den Film aber nach wie vor großartig finde, und ich dem Wortvogel bei Kritiken bisher meist vertrauen konnte, werde ich mir den Film mal ansehen – notfalls wird er Teil der nächsten Bad Movie-Night. “The human centipede” liegt hier auch noch rum. x]

flippah
27. August, 2012 09:52

Irgendwie scheint V&D eher eine Art Pilotfilm für eine Fernsehserie zu sein – eine Serie, die ich mit großer Begeisterung gucken würde. Es gibt in der Tat dermaßen viele lose Enden, dass es hier schlichtweg weitergehen müsste. Wer weiß, vielleicht kommt ja irgendwann V&D2?

heino
heino
9. September, 2012 11:23

Ich fand den auch unbefriedigend. Klar war das alles toll inszeniert, gespielt, witzig und berührend. Aber gleichzeitig eben auch unlogisch, zusammenhanglos und auf nichts hinauslaufend. Der hätte nicht nur besser sein können, sondern besser sein MÜSSEN

Marcus
Marcus
14. September, 2012 11:03

“Es ist die latente Arroganz, reines Kino zu machen, das sich der Realität nicht verpflichtet fühlt, die verhindert hat, dass ich mich vollständig auf “Violet & Daisy” einlassen konnte.”

Kann ich so nicht finden. 10/10.