25
Jul 2012

Kindermund: Nachtrag

Themen: Neues |

Kennt ihr das auch? Ihr steht im Supermarkt, der Einkaufswagen ist voll, ihr wollt zur Kasse – und doch: ein nagender Zweifel bleibt. Habt ihr nicht irgendwas vergessen? Ihr geht die Liste im Kopf drei oder vier mal durch, aber da ist nichts. Das schlechte Gefühl bleibt. Wenn ihr zu Hause seid und die Liebste sagt beim Blick in die Tüte augenblicklich “Ach, hatten die keinen Wildreis mehr?” sagt – DANN fällt es euch wieder ein.

War erst gestern wieder so. Beim Hornbacher jede Menge Kleinteile für ein neues “Bauprojekt” gekauft – und den Bilderrahmen, den wir um den Einstieg in das Katzenklo montieren wollen, vergessen.

Das gibt es auch in Gesprächen. Mein Bruder bemerkte neulich wieder, dass man genau merkt, wenn ich beim Telefonat sinnlos daher schwätze, weil ich im Hinterkopf verzweifelt nachkrame, was ich eigentlich noch sagen wollte. Ich kann mir vorstellen, dass das nervt.

Und damit zum eigentlichen Thema: Ich hatte die ganze Zeit, als ich den Beitrag “Kindermund” schrieb, das unbestimmte Gefühl, ein besonders schönes Beispiel für kindlich-verquere Erklärungsmuster vergessen zu haben. Ich wollte ihn deshalb zuerst nicht online stellen. Aber nach zwei Tagen gab ich auf.

Letzte Woche, beim “Blech-Schaden”-Konzert im Herkules-Saal in München. Eine sehr amüsante und kurzweilige Angelegenheit, bei der die Blech-Sektion der Münchner Philharmoniker mal so richtig die Sau rauslässt. Der quirlige Dirigent kündigt das Stück “A taste of honey” an. Das kennt jeder:

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Ich hätte fast laut (und unangemessen) aufgeschrien. Das war es! Das war die Sache, die ich ganz vergessen hatte!

Es verhält sich nämlich so: “A taste of honey” war jahrelang die Titelmusik der WDR2-Sendung “Quintessenz”. Das Stück fand ich toll, für die Wortbeiträge war ich allerdings noch zu klein. Was mich jedoch extrem verwirrte, war die in meinen Augen staatsfeindliche Ausrichtung des Konzepts. Am Ende der Titelmusik verkündete (zumindest für meine ungewaschenen Kinderohren) der Sprecher klar und deutlich: “Quintessenz – Fakten für Verbrecher!”

Spinnen die?! Die dürfen Verbrechern doch keine Tipps geben! Was sagt denn die Polizei dazu? Ist das erlaubt? Ich habe keine Ahnung mehr, wie viele Jahre es brauchte, bis ich verstand, dass die Sendung “Quintessenz – Fakten für VerbrAUcher” heißt.

Hier übrigens noch mal eine EXTREM smoothe Version des Songs von Herb Alpert:

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Uli
Uli
25. Juli, 2012 16:33

“die in meinen staatsfeindliche Ausrichtung”
Da fehlen die Augen 😉

sergej
sergej
25. Juli, 2012 16:37

“Kennt ihr das auch? … Habt ihr nicht irgendwas vergessen?”
Du hast einmal Augen bzw. Ohren vergessen.

sergej
sergej
25. Juli, 2012 16:57

Das beschriebene Phänomen ist ein Verwandter des “Ich-habs-gleich, es-liegt-mir-auf-der-Zunge”.

OnkelFilmi
25. Juli, 2012 17:45

“Quintessenz” lief mal auf WDR3? Heutzutage ist das WDR2…

Wortvogel
Wortvogel
25. Juli, 2012 17:55

@ Filmi: Als ob ich mir DAS hätte merken können. Korrigiert.

Moss
Moss
26. Juli, 2012 00:51

Korrigierst Du dann auch mal die fehlenden Augen, Ohren, oder was für frühkindliche (Sinnes-?)Organe da auch immer gemeint waren und Dir gerade nicht einfielen?

Es stört mich nämlich gerade extrem, dass ich mich darauf freute (wuuuuhuahahahaha!!), og. Umstand auf’s Pointierteste zu geißeln, um das festzustellen, dass diese Lücke bereits durch Kommentare mit der intellektuell-popkulturellen Anmutung einer Staumeldung im öffentlich-rechtlichen Radio gefüllt bzw. verdorben wurde. Öchz.

Proesterchen
Proesterchen
26. Juli, 2012 15:49

Och nee, jetzt muss ich wieder mit dem Fettreiniger an die Gehörgänge. So ein Schmalz geht gar nicht.

Crook
Crook
28. Juli, 2012 01:22

Was Filme betraf, bin ich früher auch dem einen oder anderen Irrtum aufgesessen:

– So war Kabauter David für mich ein Klabauter.
– Als Pippi gemeinsam mit den ausgebüchsten Tommy und Annika in “Pippi außer Rand und Band” durch Schweden reist und mit ihnen in einer wäldlichen Gegend herumsitzt, hielt ich das früher immer für den Ort, an dem die Erde endet – obwohl ich eigentlich schon wußte, daß die Erde rund ist.
– Besonders bemerkenswert ist aber folgender Irrglaube – besonders deshalb, weil ich bis vor einigen Jahren (noch bis 20 oder so) davon ausging: “Hundstage” mit Al Pacino war für mich lange Zeit ein englischer Filmtitel, und zwar “Hund” wie “Hand” ausgesprochen und “stage” wie das englische “stage” eben – bis mein Vater mich auf den Film hinwies und es mir wie Schuppen von den Augen fiel.

Lukas
30. Juli, 2012 01:05

In meiner Kindheit war die Titelmelodie der “Quintessenz” dann ein Big-Band-Arrangement von “All My Lovin” von den Beatles. (An dieser Stelle meine Gehirns hätte eine wichtige Information Platz finden können.)

Peroy
Peroy
30. Juli, 2012 08:16

“- Besonders bemerkenswert ist aber folgender Irrglaube – besonders deshalb, weil ich bis vor einigen Jahren (noch bis 20 oder so) davon ausging: “Hundstage” mit Al Pacino war für mich lange Zeit ein englischer Filmtitel, und zwar “Hund” wie “Hand” ausgesprochen und “stage” wie das englische “stage” eben – bis mein Vater mich auf den Film hinwies und es mir wie Schuppen von den Augen fiel.”

… … … … DAS is’ nich’ schlecht…

gerrit
gerrit
30. Juli, 2012 12:28

Als 8 jähriger habe ich, wie wahrscheinlich viele andere auch, Was-ist-was-Bücher geschenkt bekommen. Lesen bedeutet ja nicht immer sofort verstehen. Einmal platzte ich in der Stille der Bescherung heraus mit dem Begehr zu erfahren, was Urinsekt sei. Für den einen Fossilien, für den anderen möglicherweise ein Getränk…