06
Jul 2012

Freitagsforum: Kindermund tut Wahrheit Kund?

Themen: Neues |

Ich bin als Stadtkind geboren und aufgewachsen. Ich war gut in der Schule, habe viel Zeit in der Bücherei verbracht – aber was mir zur Rundumbildung fehlte, waren Eltern, die sich die Zeit nahmen, auch meine dümmsten Fragen zu beantworten. Ich wurde mit den kleinen Fragezeichen, die dann und wann in Gedankenblasen über meinem Kopf auftauchten, immer allein gelassen. Und wenn ein Kind sich seine Fragen selber beantworten muss, kommt selten was Vernünftiges dabei raus.

Ein Klassiker ist sicher die Tatsache, dass ich bis ca. zu meinem 12. Lebensjahr felsenfest überzeugt war, dass braune Kühe Kakao geben. Es erschien mir logisch: schwarzweiße Kühe geben Milch, das wusste ich. Kakao war ein milchartiges Getränk. Die Theorie formte sich quasi von alleine – und zerplatzte jäh, als ich meine geliebte Großmutter dabei erwischte, wie sie Kakaopulver in ein Glas Milch rührte…

Dass die lila Kuh Milka scheißt, habe ich allerdings nie geglaubt.

Zeit ist ein Konzept, mit dem viele Kinder Probleme haben. In der Vorschulzeit begann ich damit, Zeiträume in für mich verständliche Fernseh-Einheiten umzurechnen. Eine Viertelstunde war eine Tagesschau, das war okay. Eine halbe Stunde war eine Sesamstraße, das war schon länger. Eine Stunde war zwei Sesamstraßen – tatsächliche einstündige Sendungen kannte ich damals nicht. 90 Minuten war ein Spielfilm, zwei Stunden war ein Fußballspiel. Wenn meine Mutter also einkaufen ging und ich wissen wollte, wie lange sie fort sein würde, sagte sie “eine Sesamstraße”. Waren die Zeiten nicht so exakt zu bemessen, gab es auch noch die Behelfsformulierungen “eine lange” und “eine kurze” Sesamstraße. Das wurde dann pantomimisch am Zeigefinger dargestellt.

Meine Neigung, Einheiten und Begriffe mit visuellen Eindrücken zu verbinden, ist so leicht nicht abzuschütteln, denn bis heute ist für mich rechts rot und links blau. Tatsache: denke ich an rechts, blitzt es in meinem Hirn rot. Denke ich an links, blitzt es blau.

Warum? Ganz einfach. Ich muss ungefähr vier Jahre alt gewesen sein, als mein Vater mir den Unterschied zwischen links und rechts erklärt hat. Da saßen wir in unserem Auto an der Kreuzung Am Hackenbruch / Reisholzer Straße. Er zeigte auf die Shell-Tankstelle rechts und sagte: “Da ist rechts”. Dann zeigte er nach links, wo man in 100 Metern Entfernung eine Aral-Tankstelle sehen konnte: “Da ist links”. Ich prägte mir das so gut ein, dass ich immer nur die Augen schließen musste, um zu unterscheiden – bei Aral ist links, bei Shell ist rechts.

Heute ist rechts eine (gottseidank) rote Total-Tankstelle, die blaue Aral ist schon lange abgerissen und durch ein Wohngebäude ersetzt worden. In meinem Kopf steht sie noch.

In den 70er Jahren war der deutsche Fernseh-Vorabend noch voll Stummfilmen und Serials aus den 20er und 30er Jahren – “Männer ohne Nerven”, “Väter der Klamotte”, “Western von gestern”:

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Und auch wenn der letztgenannte Titel ein Hinweis hätte sein können, war ich doch absolut überzeugt, dass Schwarzweißfilme nicht etwa älter, sondern bloss billiger gedreht waren als moderne Farbfilme. Das verkratzte Bild, die Unschärfen, der holperige Schnitt – alles deutete in meinen Kinderaugen darauf hin, dass die Macher bloss kein Geld gehabt hatten, um toll in Farbe zu drehen, wie es bei den teuren Filmen zur Primetime üblich war. Dass es Film schon seit 70 Jahren gab und Hollywood in seiner Frühzeit die Technologie noch nicht entwickelt hat, überstieg meinen Horizont, der damals ungefähr in Höhe der Tischkante lag. Was mich nur stutzig machte – warum zur Hölle sah John Wayne in den Serials immer so verdammt jung aus?!

Es war für mich total faszinierend, dass damals ganz alte Männer (also alles um die 90) nach meiner Rechnung als Kinder noch den Wilden Westen persönlich erlebt hatten (den ich so um 1890 verortete, weil mit 1900 ja überall Autos, Telefone und Flugzeuge auftauchten). Auch in Deutschland. Schließlich war der Wilde Westen ja wohl ein globales Phänomen gewesen, oder etwa nicht?!

Schon als Kind war ich übrigens ein Schnäppchenjäger. Ich stand so manches mal im Kaufhaus vor den 4711-Fläschchen und wunderte mich über die hohen Preise. In der Werbung hieß es ja “echt kölnisch Wasser” (sagte man damals noch alternativ zu “eau de cologne”):

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Und Köln war, das wußte ich genau, mit dem Auto kaum eine halbe Sesamstraße entfernt. Musste man bei uns aus der Wohnung nur blau abbiegen und immer die Autobahn lang. Was hielt uns also davon ab, in der Domstadt ein paar leere Flasche in den Rhein zu halten? Echt kölnisch Wasser! Müsste sich doch mit ordentlich Profit verkaufen lassen…

Ist es mir peinlich, dass ich so viel Unfug geglaubt habe? Kein bisschen. Im Gegenteil: Ich habe mir schließlich durchaus kreative Theorien zusammen gespachtelt, die einer eigenwilligen, aber unbestreitbaren Logik folgten. Und ist das nicht letztlich die Art, wie wir unser ganzes Leben meistern?

Wie sieht’s mit euch aus – irgendwelche kindlichen Erkenntnis-Leichen im Keller? Raus damit!



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Exverlobter
Exverlobter
6. Juli, 2012 13:52

Es hatte bei mir extrem lange gedauert, bis mein “Weltbild” geformt war.
Wir hatten eine Weltkarte bei uns im Wohnzimmer. Mein Vater sagte: “Das ist unsere Erde”.
Und ich sagte immer: “Was ist auf der Rückseite der Erde und der Weltkarte”?
Er sagte: “Es gibt keine Rückseite, die Erde ist eine Kugel”.
Ich blieb resistent, ich kappierte es einfach nicht.

Mein Vater musste mir schließlich einen Globus kaufen, um mir zu verdeutlichen, wie die Welt tatsächlich aufgebaut ist.

sascha224
sascha224
6. Juli, 2012 14:41

Schöne Anekdote. Bei mir war es eher umgekehrt: Als Kind dachte ich, die alten Filme wären schwarzweiß, weil sie im Laufe der Zeit ausgeblichen waren (nach dieser Logik hätte also irgendwann jeder Film schwarzweiß werden müssen :-)) Und die DDR-Filme waren schwarzweiß, weil der Weg zur DDR ja so weit weg war, und auf dem Weg die Farbe verloren ging…
Ach ja, “Western von gestern” und die “Klamottenkiste” sind mir auch noch als frühestes TV-Erlebnis in Erinnerung (bin Jahrgang 77)…

Stephan
Stephan
6. Juli, 2012 14:47

Meine Eltern waren da anders, es wurde alles zwar kindgerecht aber möglichst intellektuell anspruchsvoll erklärt – mit einer Pädagogin als Mutter macht man nix falsch.

Was ich allerdings stets verwechselt habe, waren Städte. Berlin und Wien zum Beispiel. Heutzutage peinlich: Ich habe mich immer total gefreut wenn Mönchengladbach gewonnen hat…weil Mönchen und München ja das gleiche sind.

Nett war wohl auch, dass ich als ganz kleines Kind immer N statt J gesagt habe. “Der Näger schießt auf den Naguar, Mama…” wird heute noch gerne erzählt.

Hachja…Kindheit ohne Internet und Handy. Schee wars…

reptile
reptile
6. Juli, 2012 15:02

Oh ja…..
Ich hörte immer, dass mein Onkel als “Dreher” arbeitete. Viel Raum für Spekulationen. Irgendwann war mir klar, dass er wohl in einer Metzgerei Wurst herstellt. Er dreht den Fleischwolf, ist doch klar.

In dem Zusammenhang wenn die Erwachsenen also über Arbeit sprachen kam häufig oft das Wort Rentner zum Einsatz. Irgendwie wollte jeder Rentner sein. Klang nach Geschwindigkeit. Ich war schließlich der Meinung, dass hier nur “Renner” oder ähnliches gemeint sein kann. Rennfahrer – ja das wollte ich auch gerne werden.

Bei der Sesamstraße hatte ich mich immer gewundert, was Herr von Bödefeld immer für eine lange Stange an seiner Hand hatte. Ich dachte, dies muss ein besonderes Accessoire sein.

jimmy1138
jimmy1138
6. Juli, 2012 15:19

“dass Schwarzweißfilme nicht etwa älter, sondern bloss billiger gedreht waren als moderne Farbfilme”

Was ja durchaus auch stimmt – v.a. für die 50er und 60er Jahre.

Peroy
Peroy
6. Juli, 2012 15:52

Und eine nicht ganz kindliche Erkenntnis-Leiche: Bis er vor kurzem gestorben war, wusste ich nicht, dass Vidal Sassoon eine reale Person gewesen ist. Ich dachte immer, das wäre ein Markenname wie “Head and Shoulders”…

Wortvogel
Wortvogel
6. Juli, 2012 15:55

@ Peroy: Man hätte das wissen können, weil seine Tochter Cat Sassoon in einigen Corman-Trashkrachern mitgespielt hat und schon vor ihm (2002) abgenippelt ist.

Hanno
6. Juli, 2012 17:22

Ich hatte sehr viel Kuscheltiere, teilweise von Oma handgefertigt. Diese wurden alle “weichgeliebt”, das heißt, sie verloren ein gerüttelt Maß ihrer Form und Festigkeit. Bis auf ein paar ganz besondere Exemplare, die trotz Haarverlust hart und fest blieben. Gewundert hat mich das nicht als Kind, denn das waren ja meine “Steif-Tiere”. Das zweite F habe ich bewusst erst zu Zivi-Zeiten wahrgenommen. Da lagen die aber auch nicht mehr im Bett.

tokra
tokra
6. Juli, 2012 18:56

Also ich habe damals als kleiner Steppke meinen Vater gefragt, wie schnell Autos auf der Bundesstraße fahren dürfen: “Männer 100, Frauen 80” – hab ich bis zur Fahrschule geglaubt, war ja auch völlig logisch und einleuchtend…

Und auf die Frage was in den (Kondom)-Automaten auf Autobahnraststätten drin ist meinte er “teure Seife” – mit der Antwort war ich dann auch jahrelang zufrieden.

Baumi
Baumi
6. Juli, 2012 19:02

Eigene Kreationen fallen mir auf die Schnelle zwar keine ein, aber eine gute Freundin glaubte noch mit Anfang 20, Rasiercreme würde die Barthaare ausfallen lassen, die dann mit dem Rasierer weggeschabt würden. Das ganze klärte sich auf, als wir einen Luftballon-Rasier-Wettbewerb auf einem Kindergeburtstag sahen, und sie sich sorgte, dass die Steppkes danach kahle Stellen haben würden…

Dr. Acula
6. Juli, 2012 19:31

So mit drei-vier Jahren war ich, zumindest behaupteten das meine Eltern, der festen Überzeugung, alle Tiere würden Geräusche entsprechend ihres Namens von sich geben. D.h. ein Frosch würde “frosch-frosch” machen etc. Hunde, Katzen und Enten waren von dieser Regelung allerdings ausgenommen…

Yvonne
6. Juli, 2012 19:40

OMG! Ich dachte, ich wäre die EINZIGE auf diesem Planeten, die bis 12 glaubte, dass Kakao von den braunen Kühen gegeben wird. Allerdings haben mir das meine Eltern selbst erzählt. Fanden sie wohl lustig. Mehr fällt mir im Moment auch nicht ein. Aber danke fürs Outing 🙂

Pantoeffelchen
6. Juli, 2012 19:49

Ich war bis zu seinem Tode fest davon überzeugt, dass Luciano Pavarotti und Bud Spencer eine Person sind. 🙂

Jan
Jan
6. Juli, 2012 21:24

Tolle Geschichte(n)! Mir fällt spontan leider nichts eigenes ein. Besonders die Zeitangabe “eine halbe Sesamstraße” find ich sensationell!

Fifi
Fifi
6. Juli, 2012 21:26

Ich bin Jahrgang 1989 und war bis ich etwa 12 war der Meinung, ABBA und die ganze 60er/70er Jahre-Musik, die meine Mama so hörte wäre aktuell und hab mich immer gewundert, warum meine Freunde meine Lieblingslieder nicht kennen.

lostNerd
lostNerd
6. Juli, 2012 22:59

Bei Bussen mit “Betriebsfahrt” im Display, dachte ich immer ein Betrieb hätte den Bus für einen Betriebsausflug gemietet.

Der Karsten
Der Karsten
6. Juli, 2012 23:35

Ich dachte als Kind, dass die Elektrozäune an den Wiesen nur funktionieren, wenn ich die direkt anfasse. Also habe ich eine Eisenstange benutzt, um da ran zu gehen (zum Glück hab ich nicht drauf gepinkelt!!). Was geschehen ist, kann sich wohl jeder denken ^^

McCluskey
McCluskey
7. Juli, 2012 00:04

Als in meiner beginnenden Pubertät die Hormone ins Kraut schossen, hab ich mich regelmäßig in diverse alterspassende Darstellerinnen in Kinder- und Jugendfilmen verknallt. Ich schrieb mir dann immer deren Namen aus dem Filmabspann (für die Jüngeren: ja, sowas wurde damals im TV noch vollständig gesendet 😀 ) auf und nahm mir ganz fest vor, ab sofort jede Woche die einzige TV-Zeitschrift der DDR ausführlichst zu studieren, um ja kein weiteres Werk meines neuen Idols zu verpassen. Da es sich aber im Regelfall um Laiendarstellerinnen handelte, deren Filmkarriere nur von kurzer Dauer war, ein aussichtsloses Unterfangen.

Die Möglichkeiten des Internets gaben mir glücklicherweise die Gelegenheit, da später nochmal auf Bildersuche zu gehen, um mal meinen heutigen mit dem damaligen Frauengeschmack zu vergleichen. Da hat sich schon etwas verändert… 😉

Allerdings hab ich zu einer der Damen tatsächlich E-Mail-Kontakt aufnehmen können, da diese heute immer noch als Schauspielerin in Russland aktiv ist, damals (ganz links außen):

http://www.superillu-shop.de/media/catalog/product/cache/20/image/304x/17f82f742ffe127f42dca9de82fb58b1/s/t/start-zur-kassiopeia_1495.jpg

Und heute:

http://ic.pics.livejournal.com/coral_sand/10772282/23037/original.jpg

13 Jahre älter als ich, sieht immer noch toll aus und sehr nett! War irgendwie skurril, praktisch “aus erster Hand” etwas über die Dreharbeiten zweier Lieblingsfilme der Kindheit zu erfahren…

Dietmar
Dietmar
7. Juli, 2012 00:14

Ich war lange davon überzeugt, dass bei Farbfernsehern die Farbe verlaufen und schlimmstenfalls sogar herauslaufen könnte. Dehalb war ich über unseren schwarz/weiß-Fernseher glücklich und schwieg besserwisserisch, wenn wieder jemand erzählte, zuhause jetzt einen Farbfernseher zu haben. “Enterprise”, “Bonanza”, “Rauchende Colts” etc. waren für mich schwarz/weiß. Wir waren dann ziemlich enttäuscht, dass auf einem uns in die Hände gefallenem Bild Spock keine grünstichige Haut hatte, da er ja grünes Blut hat.

Anderl
7. Juli, 2012 00:44

Wenn ich beim fernsehen auf die Toilette musste, hab ich immer den Fernseher ausgemacht, damit ich nichts von der Sendung verpasse. Der Kasten hat danach gefühlte fünf Minuten gebraucht, bis unter heftigstem Geknister irgendwann wieder ein Bild zu sehen war, aber ich hatte das gute Gefühl, dass ich nichts verpasst hab. Manchmal war die Sendung aus, was mich verwirrte, aber Kinder reimen sich da ja schnell mal was zusammen.

Der Erfinder von Timeshift hatte als Kind ein ähnliches Problem, würd ich zu behaupten wagen!

Achim
Achim
7. Juli, 2012 00:50

Ich verdränge bekanntlich die meisten meiner Erinnerungen.

Aber als ein Mädchen im Kindergarten sagte, ihr Eltern oder Großeltern würden Pferdeäpfel zu den Erdbeeren tun, dachte ich an die Früchte, nicht an die Pflanzen.

Achim
Achim
7. Juli, 2012 01:06

Dass meine Mutter auch immer Pakete zu Weihnachten in die DDR schickte, bekam ich kaum mit, aber die Pakete mit Weihnachtsgeschenken aus der “Ostzone” waren immer toll gefüllt. Das gabs bei uns wieder nicht. Ich kann meine Mutter auch nicht mehr fragen, was sie denn in die DDR geschickt hatte.

Baumi
7. Juli, 2012 01:58

Meine Oma hat alle Pflanzen, die für Menschen ungenießbar sind, als “giftig” bezeichnet, was bei mir die Vorstellung erweckte, wenn man z.B. nur eine Vogelbeere esse, müsse man unweigerlich sterben.

Dabei habe ich inzwischen gelernt, dass sich aus den (roh tatsächlich ungenießbaren, wenn auch nicht mörderischen) Beeren eine leckere Marmelade kochen lässt.

gerrit
gerrit
7. Juli, 2012 10:20

Für mich war Köln die Hauptstadt. “Verwirrt mich nicht mit der Realität!”
Als Alleinverziehende hatte meine Ma immer die Idee, wenn ich brav wär, dürfte ich mit in die Uni (Köln), wenn nicht musste ich in den Kindergarten (Vorort). Irgendwann einen Banknachbarn bekommen, der Quizshowkandidat werden wollte, der konnte “alle” Hauptstädte der Welt auswendig. Köln war nicht dabei. Das brachte mich durcheinander, was letzlich zu nächtelangen autodidaktischen Sitzungen führte. Einmal habe ich mich dabei sogar aus Versehen in der Stabi einschliessen lassen. Aber hey, es waren die Achtziger, niemand hat dafür Ärger bekommen.

Auch schön, das Kindliche Zusammenreimen, man müsse zum Knutschen verheiratet sein. Was bin ich froh, dass mir das Just in time ausgetrieben wurde.

Heute hingegen kann Kind sein keinen Spass machen. Neulich wollte ich telefonieren, da zog ein Toddler an meiner Weste und singsang-brabbelte “Sie müssen Ihr Extraguthaben erst aufladen! Ihr Kontostand beträgt 0 Euro und 42 Cent!” Erst musst ich grinsen, dann dachte ich, wie traurig ist das denn, statt dass die Eltern dem Lütten den verantwortungsvollen Umgang im richtigen Alter beibringen, geben sie ein guthabenloses Gerät. Kommt das Kind in eine Notsituation, ist das Ding also für nüscht gut.”

DefTom
DefTom
7. Juli, 2012 11:33

Zu mir fällt mir nix Interessantes ein gerade – aber das hier tut’s auch:
https://www.youtube.com/watch?v=XFGAQrEUaeU&feature=player_embedded

Will Tippin
Will Tippin
7. Juli, 2012 11:46

@Baumi: Wie, Vogelbeeren sind nicht giftig?! Da hatte mich meine Oma also doch angeschwindelt! Dass sich bei Rumrollen auf dem Boden die Gedärme verknoten oder durch Kaugummi der Magen zusammeklebt, hab ich damals schon nicht geglaubt. Aber bis zu deinem Kommentar war für mich sonnenklar: Vogelbeeren sind giftig. Wieder was gelernt.

Will Tippin
Will Tippin
7. Juli, 2012 11:50

@Gerrit: In der Grundschule (2. Klasse?) fanden ein Freund und ich beide das selbe Mädchen gut. Also haben wir alle drei gemeinsam ausgemacht: Er wird sie heiraten und ihr Mann, ich ihr Ex-Mann. Denn ein Ex-Mann ist bekanntlich ein gleichberechtigter Zweit-Mann.

MJ
MJ
7. Juli, 2012 12:30

Okay, weil das Thema so lustig ist: Ich habe als Kind recht früh mit meinem Vater zusammen die Nachrichten geschaut. Irgendwann – frühe 80er, ich war fünf oder sechs – lief halt ein Bericht zu irgendeinem Wahlkampf. Während der Sprecher aus dem Off irgendwas zum “Wahlkampf” erzählte, wurde gezeigt, wie eine Gruppe Politikerinnen und Politiker durch eine Tür in einen Konferenzsaal traten. Messerscharf schloss ich, dass das Wasserbecken hinter der Tür liegen müsse. Unklar blieb mir – und diese Frage quälte mich lange – warum die Damen und Herren denn gar nicht nass waren.

Baumi
Baumi
7. Juli, 2012 12:33

@Will Tippin: Ist ja gut dass das nicht nur meine Oma gemacht hat. 🙂 Aber roh geben die Beeren einem offenbar zumindest Durchfall. Näheres weiß auch die WP: http://de.wikipedia.org/wiki/Vogelbeere#Verwendung

Noch was anderes aus meiner Kindheit: Ich hab schon recht früh gelernt, dass Babys unten aus Frauen raus kommen, aber genauere Details blieben mir verborgen. Also ging ich im Grundschulalter einfach mal davon aus, dass sie aus dem Hintern kamen – macht angesichts der alltäglichen Körperfunktionen da unten ja auch durchaus Sinn… (Wo muss man als Mann denn sonst mal pressen. 🙂 )

Flo
Flo
7. Juli, 2012 12:37

Ich dachte als Kind ganz lange, dass dieser “Roman” ein unglaublich fleißiger und produktiver Autor gewesen sein muss. Sein Name stand immerhin auf fast allen Büchern die meine Mami so gelesen hat.

DMJ
DMJ
7. Juli, 2012 12:55

Als Leseanfänger habe ich geglaubt, dass dieser “Stephen King”, dessen Name auf so vielen Büchern steht, der König der Steppe sei.

DefTom
DefTom
7. Juli, 2012 14:18

Ich hab früher immer fasziniert auf die “DIE FUGGER”-Diskette geschielt, da ich von “Skate or die” wusste, daß “die” wohl sterben heißt, bloß dieser Fugger, noch dazu ohne “ck”, der war mir lange ein Rätsel…

casajaime
casajaime
7. Juli, 2012 14:21

Eingebrannt durch jahrelange intensivste Hörzu-Lektüre:
Samstag – rot; Sonntag – orange; Montag – gelb; Dienstag – grün; Mittwoch – blau; Donnerstag – rosa; Freitag – violett.

DefTom
DefTom
7. Juli, 2012 14:54

Schwarz-weiß-Photographie war mir ziemlich lange ein Rätsel, deshalb war meine Standard-Anrede für meinen Opa, wenn es um seine älteren Fotos ging: “Du, Opa, früher, wo du noch ein alter Opa warst…”

reptile
reptile
7. Juli, 2012 15:23

Als ich mit 6 oder 7 aus Langeweile die Fensterscheibe mit einem Strohhalm pustend bearbeitete und fasziniert das Phänomen des Kondeswassers betrachtete, glaubte ich die Wasserprobleme der Welt gelöst zu haben. Man brauche nur große Scheiben und große Strohhalme und jeder hätte genügend Wasser zum trinken.

Wortvogel
Wortvogel
7. Juli, 2012 16:23

@ casajaime: War bei mir genau so!

Peroy
Peroy
7. Juli, 2012 16:52

“Eingebrannt durch jahrelange intensivste Hörzu-Lektüre:
Samstag – rot; Sonntag – orange; Montag – gelb; Dienstag – grün; Mittwoch – blau; Donnerstag – rosa; Freitag – violett.”

Montag – grün; Dienstag – pink; Mitwoch – lila; Donnerstag – Türkis; Freitag – orange; Samstag – blau; Sonntag – rot.

Welche Zeitung? 😛

Hanno
7. Juli, 2012 18:07

TV Spielfilm natürlich….

Rex Kramer
7. Juli, 2012 18:07

Für mich war das Konzept “Sprache” jahrelang unverständlich. Ich glaubte tatsächlich Deutsch sei die Weltsprache und hatte Mitleid mit anderen Länder, die nur über “Fremdsprachen” verfügten, die sie erst mühsam ins Deutsche übersetzen müssten 😉

Marcus
Marcus
7. Juli, 2012 18:33

Ich dachte noch als Teenie, dass Leverkusen eine Stadt in Bayern sei. Dreimal dürft ihr raten, wieso… 😉

Zu meiner Ehrenrettung sei aber darauf hingewiesen, dass ich damals noch nie in NRW gewesen war.

@Rex:

Für mich war das Konzept “Sprache” jahrelang unverständlich. Ich glaubte tatsächlich Deutsch sei die Weltsprache und hatte Mitleid mit anderen Länder, die nur über “Fremdsprachen” verfügten, die sie erst mühsam ins Deutsche übersetzen müssten

Ein Großteil der US-Bevölkerung denkt dasselbe wahrscheinlich bis heute über das Englische. 😈

DMJ
DMJ
7. Juli, 2012 18:49

Genau wie bei Rex war es bei mir auch!
Wenn man mir sagte “dog” heisst “Hund”, dann schloss ich daraus, dass “Hund” das richtige Wort sei und man sich in England die unbegreifliche Mühe macht, ein anderes Wort zu verwenden als das, was man im Kopf hat. Ich war darum wirklich froh, ausgerechnet in dem Land geboren zu sein, in dem man die Dinge direkt sagen kann.

Fake
Fake
7. Juli, 2012 23:05

Ein großes Rätsel das mich als Kind sehr irritiert hat war das immer wenn irgendein Schauspieler/-in/Regisseur/Produzent/Drehbuchautor einen hohen Geburtstag hatte oder gestorben war wurden alle seine Filme im TV gezeigt. Da man dadurch bestimmte Filme mehrmals sah fragte ich mich: Wer _macht_ eigentlich einen Film? Der Drehbuchautor? Der Regisseur? Der/Die Hauptdarsteller? Der Produzent? Es dauerte lange bis ich verstand das all diese einen bestimmten, abhängig von der konkreten Produktion, prägenden Einfluss auf das Gesammtergebniss haben und ein Film _immer_ das Kind mehrerer “Väter und Mütter” ist.

nameless
nameless
8. Juli, 2012 01:22

“geben sie ein guthabenloses Gerät. Kommt das Kind in eine Notsituation, ist das Ding also für nüscht gut.”

der notruf kostet nichts…

Dietmar
Dietmar
8. Juli, 2012 01:24

@nameless: Wobei es Notsituationen gibt, bei denen man nicht den Notruf anruft. Etwa: Kind hat sich im Geschäft verlaufen und sucht Mama.

Peroy
Peroy
8. Juli, 2012 02:38

“@nameless: Wobei es Notsituationen gibt, bei denen man nicht den Notruf anruft. Etwa: Kind hat sich im Geschäft verlaufen und sucht Mama.”

Andere Notsituationen:

Das Fahrrad stand im Regen und jetzt ist der Sattel nass.

Zum Abendessen gibt’s die Reste vom Mittag.

Es ist Sonntag und die Fanta ist alle.

Ein offener Schnürsenkel.

Howie Munson
Howie Munson
8. Juli, 2012 06:31

#Notsituation für Kind: Ein komischer Kauz schreit ihm noch komischere Sachen hinterher und hört nicht auf ihm zu folgen…
(ich weiß gar nicht, wie ich jetzt darauf komme…. 😛 )

@Dietmar: Peroy hat trotz Übertreibung auch ein Fünkchen Recht: “im Geschäft wiederfinden” sollte auch ohne Handy möglich sein (, gibt da auch Personal und Lautsprecher), Wald oder fremde Stadt bei Klassenausflug sind wohl eher potentielle Örtlichkeiten.

Dietmar
Dietmar
8. Juli, 2012 10:13

@Howie/Peroy: Gut, einigen wir uns darauf, dass Situationen, die ein Kind als Notsituation empfindet, wie etwa in einem Geschäft/Freizeitpark/wasauchimmer (wie uns schon passiert) verloren gegangen zu sein, den Notruf unbedingt erforderlich machen, oder eben darauf, dass es keine Notsituationen gibt, wenn sie nicht den Notruf erforderlich machen? (

Peroy hat trotz Übertreibung auch ein Fünkchen Recht: “im Geschäft wiederfinden”

Thinking IKEA.)

Nein, doch nicht.

WIR nutzen die Mittel moderner Kommunikationstechnologie in Situationen, wo man früher auf Lautsprecherdurchsagen zurückgegriffen hat. Auch weil man beispielsweise nicht weiß, ob der Adressat in Hörweite des Lautsprechers ist und es auch etwas Peinliches hat. Man kann allgemein aber auch darauf verzichten und trommeln. Handys sind doch nur Spielzeug.

Brandenburgerin
Brandenburgerin
8. Juli, 2012 10:37

Also ich war lange Zeit davon überzeugt, dass das unterschiedliche Aussehen von Bauchnabeln vom Arzt abhängig ist, der die Kinder entbindet.

Und die Tatsache, dass ich “hinter” dem Eisernen Vorhang aufgewachsen bin und die ganzen Sendungen und Filme über die armen eingesperrten Leute hinter der Mauer quasi über mich erzählen brauchte auch ne Weile… War ein komisches Gefühl zu begreifen, dass ich zu diesen Menschen gehörte.

Tanja
8. Juli, 2012 10:52

Ich hatte es als Kind mit Fernsehwerbung. In einer Werbung für Salatöl wurde das Öl über Tomaten gegossen, die dann wie Blumen aufgingen. Also stand ich natürlich in der Küche und kippte eine ganze Flasche Öl über Tomaten. Und weil die nicht aufgingen schimpfte ich mit meiner Mutter, dass sie das falsche Öl gekauft hatte.

Und ich dachte immer, das mysteriöse “Ausland” fängt an, sobald man aus der Stadt raus ist. Deshalb war meine Standardfrage “Sind wir jetzt im Ausland?”, jedesmal wenn wir mit dem Auto aus der Stadt fuhren.

Howie Munson
Howie Munson
8. Juli, 2012 11:03

@Dietmar: Im IKEA haste oft genug (bzw. je nach Anbieter) gar kein Netz…

Wie gesagt es gibt durchaus Situationen wo ein Handy sinnvoll ist, aber dazu muss man dem Kind vorher erklären, was es in den Situationen zu tun hat und eben auch, dass es das Handyguthaben dafür schonen muss…

Und trotzdem muss man auch immer noch den Fall bedenken, in dem das Handy nicht funktioniert, egal ob wegen nicht ausreichenden Akku, Guthaben oder Netz…. (Murphys Law halt)

Dietmar
Dietmar
8. Juli, 2012 12:15

@Howie: Ich habe meinen Sohn auf dem Weg vom IKEA zum Parkplatz verloren, weil er für einen Hot Dog noch einmal zurückgegangen ist. Handy vs. Lautsprecher 1:0. 🙂

Einem Kind etwas erklären zu müssen und diverse Ausfallmöglichkeiten sind kein Argument gegen das Handy. Zumal sie auch einen kostenfreien Notruf verhindern würden.

Äh, sag mal: Was machen wir hier gerade? Mich erinnert das gerade an die Burger-Diskussion in “Pulp Fiction”. 🙂

@Tanja:

In einer Werbung für Salatöl wurde das Öl über Tomaten gegossen, die dann wie Blumen aufgingen…

Das ist ja eine süße Anekdote! Danke!

Wortvogel
Wortvogel
8. Juli, 2012 12:30

Ich war auch lange ein Gegner davon, Kindern Handys zu geben, bis mir klar wurde, dass hier wirklich die Möglichkeit besteht, Kinder mehr Autonomie zu geben, weil das Handy eine gewisse Kontrolle auch über die Ferne bedeutet. Wie bei allen anderen modernen Technologien müssen die Kleinen nur lernen, RICHTIG damit umzugehen.

Nehmen wir Dietmars IKEA-Beispiel: Es wäre für das Kind sicher schlimmer und traumatischer gewesen, einen Fremden ansprechen zu müssen: “Ich habe meinen Papa verloren”. Das Kind gewinnt an Sicherheit, wenn es zum Handy greifen und Papa einfach anrufen kann.

Aus dem gleichen Grund befürworte ich Handys für 14jährige, die abends auf Partys gehen. Sie sollen anrufen können, wenn es Probleme gibt. Dass das nicht bedeutet, dass man im Monat 400 Euro versimsen darf, muss man ihnen beibringen (oder prepaid-Karten kaufen).

DMJ
DMJ
8. Juli, 2012 12:48

In der Tat, Prepaid ftw!
Es begrenzt einfach das Ausmaß dessen, was man mit dem Handy falsch machen kann und lehrt gerade Kinder und Jugendliche, ihr Guthaben einzuteilen. Wenn es dann im falschen Moment leer ist, stehen sie ja auch nicht schlechter dar, als ganz ohne Handy – denn man kann (und sollte) ihnen ja trotzdem beibringen, wie man zurecht kommt.

Dr. Acula
8. Juli, 2012 16:23

Trotz aller hier angeführten Gründe… ich frag mich wieder mal, wie unsere Generation (und die davor erst) jemals überleben konnte, wo wir ab und zu mal sehen mussten, wie wir alleine klar kommen.

Wortvogel
Wortvogel
8. Juli, 2012 16:55

@ Acula: Das Thema haben wir ja nicht zum ersten Mal – in meiner Kindheit waren wir Pimpfe “geduldet”, wurden mitgeschleift, hatten uns selber zu beschäftigen, wenn die “Großen” reden. Bei Geburtstagen wurden wir im Rudel in ein Zimmer gesteckt, während die Erwachsenen rauchen, saufen und Fondue futtern (es waren die 70er). Kinderteller gab es nicht, beim Urlaub war “kinderfreundlich” als Argument unwichtig. Und wenn man “raus spielen” ging, war man auf sich gestellt. I have the scars to prove it….

Exverlobter
Exverlobter
8. Juli, 2012 17:18

Ich habe bis letztes Jahr Handys boykottiert.. Die Immer-erreichbar-Gesellschaft ging mir auf den Sack. Aber das ist ein schleichender Prozess, der leider unumkehrbar ist. Als mich meine Mutter mal im letzten Jahr für 2-3 Tage nicht über das Festnetz erreicht hatte, und dann gar die Polizei eingeschaltet hatte! wusste ich, dass ich mich dem Trend faktisch nicht mehr entziehen konnte, wenn ich nicht riskieren wollte, weitere Familienkrisen zu verantworten. Und auch der Freundeskreis wurde immer unzuverlässiger. Wenn man früher gesagt hat, man trifft sich um Uhrzeit XY, dann waren die Leute halt einfach da.Die Instant-Gesellschaft hat diese Zuverlässigkeit zerstört. In den letzten Jahren sind bei mir ein Haufen Verabredungen geplatzt, weil die Leute zum vereinbarten Treffpunkt nciht da waren, und mich dann auch noch dafür verantwortlich machten, weil sie mir nicht per Handy mitteilen konnten, dass sie sich um eine halbe Stunde verspäten, Treffpunkt verlegen, etc.
Schließlich musste ich mir doch ein Handy anschaffen.
Jetzt habe ich aber eine neue Anti-Haltung entdeckt.
Ich verweigere mich einfach dem Smartphone-Trend! Yeah.

Exverlobter
Exverlobter
8. Juli, 2012 18:28

“Handy fand ich immer lame. Das ist was für Wichtigtuer, Kontaktjunkies und Leute, die nicht mal zehn Minuten im Bus sitzen können, ohne irgendwas zu tippen. ”

Sehr sympathische Haltung. Ich hatte diesbezüglich schon viele Gespräche mit den Handy-Fanatikern. “Wenn du auf den Bus wartest, kannst du die Zeit sinnvoll nutzen” und dieser ganze Bullshit.

Um Wartezeiten zu überbrücken habe ich stets die Printausgabe des Spiegel im Rucksack dabei. Wartezeiten konnte man auch früher überbrücken. Haben die Leute etwa verlernt die Zeitung auf dem Weg zur Arbeit zu lesen? Und selbst wenn man mal nix dabei hat. Ich genieße es manchmal einfach im Bus zu sitzen und gar nichts zu tun außer einfach mal die Gedanken kreisen zu lassen, zu sinnieren, zu grübeln, zu träumen usw.
Gibts heute alles nicht mehr.

Wortvogel
Wortvogel
8. Juli, 2012 18:42

@ Exverlobter: So ist es. Ich habe auch immer den SPIEGEL dabei – oder alternativ ein Reclam-Büchlein, wenn es ins Sakko oder die Hosentasche passen muss. Es ist ja noch einzusehen, dass Leute tatsächliche Wartezeiten überbrücken wollen – aber wir reden mittlerweile von der Schlange an der Kasse und der Rot-Phase an der Ampel!

In den 80ern hatte ich immer Trampbücher in der Hosentasche:

http://de.wikipedia.org/wiki/Trampb%C3%BCcher

In so einem Teil habe ich “Die Vögel” von du Maurier gelesen!

Achim
Achim
8. Juli, 2012 23:44

Also ich hatte mir nie die Farben der Tage gemerkt, sei es in der Fernsehwoche oder der TVS, letztere lese ich quasi, seit es sie gibt.

Howie Munson
Howie Munson
9. Juli, 2012 01:16

@Dietmar: Ich hab doch gleich eingeräumt, dass es situationen gibt wo das Hand nützlich sein kann. “Im Geschäft” implizierte für mich nur halt einen sich abgeschlossene Örtlichkeit und nicht das gewollte Chaos zwischen Kassen, Warenausgabe, Hotdogschlage und weit entfernten Parkplatz, den man auch noch zu allen Überfluss von einen anderen Ausgang wiederfinden muss als man reingegangen ist…
(ich habe also ganz einfach dein Beispiel falsch gedeutet und deswegen ein aus meiner Sicht unstritigeres vorgeschlagen, du hast mich aber überzeugt: Peroy hatte unrecht *g*)

Und wenn das Kind damit zurechtkommt eben das “notguthaben” auch nicht grundlos anzutasten spricht ja nix gegen das Handy, nur wenn das nicht klappt kommt halt zwangläufig der Spruch der Diskussion ins Rollen gebracht hat:“Sie müssen Ihr Extraguthaben erst aufladen! Ihr Kontostand beträgt 0 Euro und 42 Cent!” gibt halt Kinder (und auch Erwachsene), die das nur auf die harte Tour lernen (oder auch gar nicht…)

zusammengefasst: Handy kann nützlich sein, ist aber eine zusätzliche “Erziehugnsaufgabe” zusätzlich zu den Umgang mit Situationen ohne funktionierenden Handy.

Dietmar
Dietmar
9. Juli, 2012 08:13

@Howie: Nu´ fang nicht an zu kuscheln, wenn ich mit dir streite, ja?! 😉

Printe
Printe
9. Juli, 2012 10:21

Ich komme aus dem äußersten Westen der Republik und war es gewohnt, dass man 10-15 Minuten mit dem Auto fährt und im Ausland ist (B oder NL). Das wurde bei uns zwecks Einkauf und Tante besuchen auch oft gemacht.
Daher war ich völlig verwirrt, als wir das erste mal “groß” in Urlaub gefahren sind, als ich 4 war. Es ging ins Allgäu und meine Eltern konnten mir nicht begreiflich machen, dass das immer noch Deutschland sein soll. Schließlich waren wir ja mehrere Stunden mit dem Auto gefahren und bis das Ausland anfängt, dauert es schließlich nur 15 Minuten!

Thorsten
9. Juli, 2012 12:12

Ich glaub, ich werde alt, zuerst fiel mir gar nichts ein, was zum Thema passt, das kam erst, als ein paar Kommentare mein Gedächtnis auffrischten:

@Baumi (31):
Bei mir war das ganz ähnlich, meine Mutter hielt nichts davon, mir zu erzählen, der Storch brächte die Babys. Mir reichte es auch zu wissen, dass die Kinder aus dem Bauch der Mutter kamen, wie sie da reinkommen, fand ich nicht so wichtig.
Bei mir kam es so zu einer amüsanten Situation, ich war vier oder fünf und meine Famile war bei Bekannten zu Besuch, die ziemlich viel Kitsch in der Wohnung stehen hatten, unter anderem einen Plastikstorch. Ich wusste nicht, was das für ein Vogel ist und fragte die Freundin meiner Mutter. Diese antwortete: “Das ist der Storch, der bringt die kleinen Babies, der hat auch Dich gebracht!”
Das fand ich merkwürdig, lief zu meiner Mutter und sagte: “Die ist aber dumm! Die weiß gar nicht, dass ich aus Deinem Bauch gekommen bin.”
Für die Freundin meiner Mutter muss das so eine Art “Willkommen in den modernen 70ern!” gewesen sein.

@ Flo (32):
Mir ging es ganz ähnlich – und zwar mit Walt Disney. Ich war tatsächlich der Überzeugung, dass der Mann alles, was seine Unterschrift (bzw. den Schriftzug “Walt Disney’s” vornedran) trug, höchstpersönlich selbst ausgedacht und selbst gezeichnet hat. Meine Ehrfurcht steigerte sich noch, als ich erfuhr, dass Disney vier Jahre vor meiner Geburt gestorben ist – und immer noch (späte 70er Jahre) wurden bislang unbekannte Comics von ihm veröffentlicht. Ich war der Ansicht, dass der Mann zu Lebzeiten ganz schön vorgearbeitet haben musste und fürchtete den Tag, an dem den Verlagen die Disney-Comics ausgehen würden.
Als ich sie erfuhr, war die Realität für mich daher umso enttäuschender, vor allem, da ich irgendwann den untauglichen Versuch unternahm, ihm nachzueifern. Untauglich im Bezug auf das Zeichnen an sich und auf das Pensum.

Thomas
Thomas
9. Juli, 2012 16:24

Ich hatte als Kind unglaubliche Angst davor, mal einem “gemeinem Hausschwein” zu begegnen, denn das, wie der Name schon sagte, dürfte keine Freude sein, und malte mir aus, was dieses fiese Schwein mit mir anstellen würde, wenn es mich erwischt. Als ich dann in einem Tierbuch sah, dass es auch gemeine Katzen, Hamster, etc. gab, die sich augenscheinlich von ihren freundlichen Artgenossen optisdch nicht unterschieden, waren mir viele Tiere plötzlich höchst suspekt, schließlich war ja nicht mehr klar, ob der drollige Kater vom Nachbarn nun von der hellen oder der dunkelen Seite der Macht war.

Michael Netsch
9. Juli, 2012 17:38

Meine Eltern haben in meiner Kindheit in der Vorweihnachtszeit immer die Krippenfiguren von Josef, Maria und dem Esel durch’s Wohnzimmer wandern lassen. Jeden Morgen waren die Figuren ein bißchen weiter in Richtung Krippe gegangen. Ich war damals schon etwas ungläubig, dass sie selbst nachts durchs Zimmer spazieren und habe deswegen Papierschnipsel unter die Füße der Figuren gelegt. Als die drei am nächsten Morgen wieder ein bißchen weiter waren und die Papierschnipsel zurück lagen, war das für mich der Beweis: Sie laufen selber!