04
Mrz 2012

Liebe Deutsche Post…

Themen: Neues |

Es ist mal wieder eine Reise in die Service-Wüste. Bevor jetzt wieder einer mault “Das ist anderswo auch nicht besser!” – stimmt. Es ist anderswo auch nicht besser. Ich war gerade auf Sizilien, da ist der Servicegedanke augenscheinlich auch nicht im Grundwasser gelöst.

Aber ich wollte was ganz anderes erzählen.

Abtlg.: Trari trara, die Post ist (nicht) da!

Liebe Deutsche Post,

ich finde dich eigentlich ganz dufte. Du bist vergleichsweise zuverlässig, vergleichsweise preiswert, vergleichsweise modern – und seit du die meisten deiner Filialen renoviert hast, steht zwischen mir und dem Kundenberater (heißt nicht mehr Postbeamter, oder?) keine Panzerglasscheibe, die zu unterstellen scheint, dass ich ihn überfallen will – oder stinke. Das gefällt mir.

Als ich noch in meinem Häuschen in Giesing gewohnt habe, war alles einfach mit uns. Dein Postamt war gleich gegenüber, da konnte ich verpasste Pakete stressfrei abholen. Die hatten auch eine Packstation und Briefmarken-Automaten. Vollversorgung.

Hier in Schwabing ist auch eins deiner Postämter in der Nähe. Na ja, mit ca. 400 Metern ist “Nähe” vielleicht ein relativer Begriff. In Puschen würde ich mich nicht auf den Weg machen. Das Problem: Päckchen, die ich nicht annehme und die nicht beim Nachbarn landen, werden eben NICHT in diesem Postamt gelagert. Stattdessen schickst du sie in die Angererstraße. Das ist ungefähr drei Kilometer entfernt. Da braucht es schon Auto, Roller, oder Fahrrad.

Echt blöd: Ich kann meine Post in der Leopoldstraße abschicken, kann Briefmarken kaufen und Pakete frankieren lassen – aber mit einem gelben DHL-Wisch muss ich zehn Minuten Auto fahren. Das ist fast so nervig wie das Hauptzollamt, das früher mal bequem nahe der Donnersberger Brücke lag, mittlerweile aber 20 Kilometer außerhalb der Stadt in Garching gut versteckt liegt.

Deutsche Post, unter uns: Die Filiale in der Angererstraße war ein hässlicher Stahlcontainer. Ich weiß, sollte ja auch nur temporär sein, bis die neue Filiale bezugsfähig ist. Aber gern bin ich da trotzdem nicht hingegangen. Das hatte so was von Armenküche. Außerdem lag die in einem Innenhof, zu dem man durch eine enge Zufahrt kurven musste, in der es immer zu Hakeligkeiten mit anderen Verkehrsteilnehmern kam. Und ausreichend Parkplätze hatte es da auch nie.

Aber es wird ja alles besser und du arbeitest ständig an dir.

Im Januar wurde die Filiale auf der Leopoldstraße zwei Häuser nach rechts verlegt. Ist damit fast 50 Meter näher an meiner Wohnung. Alles frisch, alles schön, alles sauber – nur der Bettler vor dem Eingang hat sich dem Trend zur Runderneuerung verweigert. Meine Päckchen bekomme ich dort immer noch nicht.

Ende Februar wurde auch die temporäre Filiale in der Angererstraße dicht gemacht – das merke ich, als ich (mit einem rotierenden Pulk von je fünf anderen erfolglosen Kunden) bei dir vor der verschlossenen Tür stehe. Nachdem ich meinen Wagen durch die enge Einfahrt in den Hof bugsiert und illegal geparkt habe.

Echt, Deutsche Post? Du hast das Schild “Filiale geschlossen” nicht oben an die Straße stellen können? Damit nicht alle wie doof die abschüssige glatte Straße durch die Zufahrt zum Innenhof fahren oder latschen müssen?

Egal, dafür ist ja alles neu – in der neuen Filiale in der Angererstraße 2, wie ein Aushang an der geschlossenen Tür hilfreich erklärt. Für den Hinweis, wo genau die Angererstraße 2 ist, hat es leider nicht gereicht. “Ausfahrt rechts raus, rechts um die Kurve, 30 Meter” wäre zuviel Kundendienst gewesen?

So finde ich die neue Filiale erst nach ein wenig Kurverei. Parken muss ich wieder illegal vor einer Ausfahrt. Egal, sollte ja schnell gehen.

Cool, fast ein Dutzend uniformierte Mitarbeiter in der typisch weiß-grau-gelb-blauen Filiale! Da ist richtig was los zur Eröffnung.

Warum ist bloß die Warteschlange so lang?

Liebe Deutsche Post, wenn du mich beeindrucken willst, dann besetze einfach alle sechs Schalter, um die Kunden flott zu bedienen. Es ist zwar putzig, aber eben doch kontraproduktiv, wenn DIE HÄLFTE DER MITARBEITER damit beschäftigt ist, Mini-Muffins und schlechten Kaffee zu verteilen und darauf zu warten, dass ihnen jemand Hochglanzbroschüren abnimmt. Will ich Immobilien kaufen? Jetzt gerade nicht. Ich möchte gerne mein Päckchen abholen. Aber das wird wohl dauern, wie es aussieht.

Wenigstens entdecke ich in der Schlange Rufus Beck. Der muss auch warten. Vor Gott, dem Gesetz und der Deutschen Post sind alle gleich.

Weil Verweigerung keine Lösung ist, esse ich zwei der Mini-Muffins und trinke einen Kaffe aus dem Plastikbecher. Allerdings ahne ich, dass ich damit die Entscheidung der Filialleitung, die Mitarbeiter für Schnickschnack abzustellen, noch validiere. Wie man’s macht, es ist verkehrt.

Liebe Deutsche Post, um auf den Punkt zu kommen: Ich brauche keine Muffins. Keinen Kaffee. Keine renovierte Filiale. Kein Lächeln. Nicht jedes Mal die Frage “Haben Sie schon ein Konto bei der Postbank?”. Ich brauche auch keine Wühlkisten, aus denen ich für 9,95 Software kaufen kann, von der es bessere Varianten kostenlos bei Chip.de gibt. Ich brauche die zügige Befriedigung meiner postalischen Bedürfnisse. Dazu gehört, dass meine Pakete in dem Postamt gelagert werden, das meiner Wohnung am nächsten liegt.

Mach einfach DEINEN Job. Kaffee hole ich mir bei Starbucks.



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Alex
4. März, 2012 09:30

Ich glaube, du meinst die Filiale in der Angerer-Straße, die in der Agnesstraße wurde nicht umgebaut. Hat gefühlt übrigens 2 Jahre gedauert und ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich um den Block gelaufen bin, um den jeweils aktuellen Zugang zu diesem Innenhof zu finden.

Blöderweise wurde damals mit dem Umbau des Hauses auch die Packstation abgebaut, ich hoffe die kommt auch zurück. Vor allem weil DHL irgnendwie der Meinung ist, dass es keinen Unterschied macht, ob man Pakete in die Packstation in der Saar-Straße einlegt (10 Minuten Fußweg) oder in die vor dem Studenten-Wohnheim in der Schwere-Reiter-Straße (halbe Weltreise inkl. Tram / Bus, wenn man kein Auto hat).

Mir fällt bei meinen Post Rants dann immer ein Zitat eines amerikanischen Freundes ein, der bei seinem München-Besuch nach 30 Minuten Kollektiv-Meckerns der Runde in der Bar meinte “I’m not sure if your parcel services are so much worse than ours or if you’re just really German about it” und 3 Leute fast zeitgleich antworteten “Oh, we are just German, but STILL…”

Wortvogel
Wortvogel
4. März, 2012 10:05

@ Alex: Angererstraße, korrekt. Mein Fehler.

Früher war es viel schlimmer: Aus der Berliner Straße in Schwabing musste ich allen Ernstes zum Hauptpostamt in der Arnulfstraße fahren. Das ist am gänzlich anderen Ende der Stadt.

Jester
Jester
4. März, 2012 10:15

Du sprichst mir aus der Seele. Früher wurden Päckchen und Pakete noch beim Nachbarn abgegeben; seit wir aber einen neuen Postboten haben, kommt ihm das gar nicht in den Sinn (obwohl man ihn schon zweimal persönlich drauf hingewiesen hat…). Stattdessen muss man für solche (großen, Nicht-Packstation-) Pakete zur Höltystraße steppen. Nicht zum Harras, der ja immerhin nur zehn Minuten weg ist. Nein, bei großen Paketen muss es grundsätzlich eine gute Stunde Umweg und ein Haufen Schlepperei sein (Bus und U-Bahn, wenn’s gut läuft). Eigentlich dachte ich mir, bei Versand erspar ich mir den Aufwand und mach mir nicht noch zusätzlich welchen…

Wortvogel
Wortvogel
4. März, 2012 10:27

@ Jester: In unserer alten Wohnung bei der LvA gab es eine nette alte Dame, die war praktisch das hauseigene Postamt. Da ging nix zurück. Hier in Schwabing nehmen die Nachbarn auch viele Sachen entgegen (wir machen es nicht anders), aber am Anfang haben viele Paketboten ihre Lieferungen grundsätzlich wieder mitgenommen, weil sie wohl die zwei Stockwerke nicht laufen wollten – wir fanden immer wieder Scheine im Briefkasten, obwohl wir den ganzen Tag da waren. Lösung: die LvA hat sich JEDEN der Paketboten von JEDEM Paketdienst einmal vorgenommen. Seitdem kommt das nicht mehr vor.

Ich könnte mich auch noch prima darüber aufregen, dass der Nachsendeauftrag mittlerweile Geld kostet…

Little Feller
Little Feller
4. März, 2012 11:46

Bei Paket-Anekdoten erzähle ich immer gerne wie mir vor mittlerweile 2 Jahren im Winter ein Paket “zugestellt” wurde.
Ich kam nach Hause und schaute routinemäßig in den Briefkasten, wo ich so ein “Sie waren nicht da, ihr Paket ist da und da”-Zettel fand der mir in miserabler Handschrift mitteilte mein Paket sei “im verpackte Baum”.
Normalerweise bin ich Rätselfreund, aber nicht unbedingt wenn es um meine Bestellungen geht.
Nach kurzem Überlegen kam ich darauf das wohl der zum Überwintern in Stoff gewickelte Strauch vorm Hauseingang gemeint sein musste.
Und da lag es dann auch, von der feuchten Erde schon halb aufgeweicht, mein Paket mit der neuen Digicam für meine Freundin.
Also bei uns im Dorf wird Service noch großgeschrieben.

Frankie
Frankie
4. März, 2012 12:36

Ach, diese ewige Nörgelei. Vielleicht würde es uns Menschen ironischerweise tatsächlich besser gehen, wenn wir endlich akzeptieren würden, dass so ziemich alles scheiße ist und sich in den meisten Fällen nie was ändern wird.

Aber…hmm… das kann es auch nicht sein, oder? Klingt zu desillusioniert, zu verbittert. Da fehlen die “Augen des Tigers”.

Ach, ich weiß auch nicht ;D

Marcus
Marcus
4. März, 2012 12:52

@Little Feller: ich hab ja schon viel gehört, aber das toppt alles. 😯

@Torsten:

“aber am Anfang haben viele Paketboten ihre Lieferungen grundsätzlich wieder mitgenommen, weil sie wohl die zwei Stockwerke nicht laufen wollten – wir fanden immer wieder Scheine im Briefkasten, obwohl wir den ganzen Tag da waren. Lösung: die LvA hat sich JEDEN der Paketboten von JEDEM Paketdienst einmal vorgenommen. Seitdem kommt das nicht mehr vor.”

Damals (naja, letztes Jahr) in Wuppertal war das noch genauso, nur abzüglich der Benachrichtigungszettel (auch wenn sie es bei einem Nachbarn abgegeben hatten!). Würde ich da noch wohnen, würde ich dich jetzt fragen, ob du deine LvA verleihst. 😉

Marcus
Marcus
4. März, 2012 12:53

“Würde ich da noch wohnen, würde ich dich jetzt fragen, ob du deine LvA verleihst. 😉 ”

This sentence totally came out wrong … 🙁

DerTim
4. März, 2012 20:00

Dieses ewige Fragen nach einem Postbankkonto, inkl. Aufschwatzversuch geht mir auch ganz gewaltig auf den Sack. Das erinnert an Drückerkolonnen.

Skrymir
Skrymir
5. März, 2012 01:43

Ich habe einen Garagenvertrag (heißt: Ablage des Päckchens an einem vereinbarten Ort) allerdings kommt es auch da leider öfters auf den Postboten an. Manche ignorieren das gerne mal und man kann sich erst dann wirklich über einen Trip zur Post ärgern wenn man weiß das man einen Vertrag abgeschlossen hat um genau das zu vermeiden.

Shah
Shah
5. März, 2012 03:09

16 (in Worten: SECHZEHN) fucking Euro dafür, dass diese Vollidioten im Computer kurz die Adresse ändern. Das ist wirklich irre. Danke, lieber Nachsendeauftrag.

Aber wo ich grad in London bin, muss ich mich über die offenen Filialen mittlerweile in D echt freuen. Hier hat es noch diese Panzerglas-Miefigkeit. Aber in Bamberg hats da echt wenig Probleme, ich wurde wirklich noch nie gefragt, ob ich n Postbank-Konto habe. Liegt vll an der fränggischen “Freundlichkeit”.

Und beim Nachbarn abgeben: DHL ist da sowas von zuverlässig. Die Penner von DPD schaffens kaum das Haus zu finden (3 stöckiges Eckhaus an ner Hauptstraße, immens schwer), GLS fährt glaube ich direkt zur Packstation und Hermes schaffts immer nur ein Haus weiter. Weiß der Geier warum.

tl;dr: Ich mag die Post. Vielleicht hatte ich nur Glück.

Karsten
Karsten
5. März, 2012 07:41

Ich finde DHL auch ganz OK.. Hermes und GLS sind schlimm. Die Fahrer weigern sich sogar zu uns in den 1. Stock hochzulaufen und meckern dann auch noch! Hermes schmeisst die Kartons einfach in irgend einen Polo oder Golf und lässt Rentner damit durch die Gegend fahren. Hatte erst letztens wieder so einen vor mir.

Bisher hatte ich mit der Post / DHL auch relativ viel Glück..

Lobo
Lobo
5. März, 2012 09:27

Ha! Gleiches Problem bei mir, ein Tipp: Alles in die Firma liefern lassen.

Pro: Unsere Empfangsmädels nehmen alles an, und wenn man denen *vorher* das Geld gibt, auch die mit Nachnahme. Bei “ab 18” Post gibts noch blöde Sprüche inklusive (“oho, ein braunes Päckchen?”)
Ausserdem cool: es sieht da immer wie unterm sehr gut gefülltem Weihnachtsbaum aus (is blos ned alles für einem)

Contra: Am Wochenende gibts halt nix. Und beamtliche Einschreiben werden dennoch an die Postzentrale am Arsche der Welt gesendet.

Wortvogel
Wortvogel
5. März, 2012 09:38

@ Lobo: Und wenn du ein Home Office hast, guckst du blöd aus der Wäsche 😉

Karsten
Karsten
5. März, 2012 10:13

Jepp.. vieles lasse ich mir auch in die Firma liefern. Aber die Sachen, die meine Frau bestellt, lässt sie halt immer nach Hause schicken. 😉

Lothar
Lothar
5. März, 2012 11:21

Das Verwechseln von Agnesstrasse und Angererstraße ist mir auch schon passiert. Bei ersterer Filiale landen die Päckchen, bei letzterer die Einschreiben. Dann steht man schon mal kurz vor Ladenschluss in der falschen langen Schlange und kehrt dann unverrichteter Dinge wieder nach Hause zurück. Schlimmer ist da GLS. Die geben das in einem Laden in der Nordendstraße ab, der seine Öffnungszeiten so hat (10:30 – 17:00, Montag bis Freitag), dass man Urlaub nehmen muss, um das abholen zu können.

Inzwischen bin ich umgezogen. In dem Haus sind mehrere WGs, bei denen tagsüber eigentlich immer irgendjemand anwesend ist. Bisher wurden alle Päckchen irgendwo abgegeben.

justus_jonas
justus_jonas
5. März, 2012 12:46

Eben. Die Deutsche Post DHL mag ihre Schwächen haben, aber für die Erfindung der Packstation könnte ich ihr täglich die Füße küssen. Und wenn man doch mal Probleme hat, dann ist der Kundenservice wirklich gut (Geheimtipp: Nicht über den “offiziellen” Beschwerde-Kanal gehen, sondern über die Facebook-Seite von DHL Paket. Da hat man, dank geringer Auslastung, offenbar noch Ressourcen für schnelle Hilfeleistung.) Hermes, GLS, DPD sind im Vergleich wirklich schlechter, weil unzuverlässiger.

Comicfreak
5. März, 2012 13:05

..ich hab ner Freundin reife Feigen geschickt, via Packstation, deren Türen 5 Tage klemmten, und die auch ein halbes Jahr später nicht vom Feigensaft gereinigt war..

Ansonsten wurden sowohl in Pirmasens als auch Zweibrücken alle gut erreichbaren Filialen geschlossen und die Poststelle in die Fußgängerzone verfrachtet, über Mittag natürlich geschlossen.

Peroy
Peroy
5. März, 2012 13:11

“Ansonsten wurden sowohl in Pirmasens als auch Zweibrücken alle gut erreichbaren Filialen geschlossen und die Poststelle in die Fußgängerzone verfrachtet, über Mittag natürlich geschlossen.”

Das sind ja auch zwei Vororte der Hölle, passt…