23
Aug 2011

Fantasy Film Fest 2011: Chillerama

Themen: Fantasy Filmf. 11, Neues |

USA 2011 / DCP / 115 MIN / ENGLISCHE OV

REGIE Adam Green / Joe Lynch / Adam Rifkin / Tim Sullivan
DARSTELLER Adam Rifkin / Ray Wise / Eric Roberts / Joel Moore / Kristina Klebe / Kane Hodder / Gabby West / Lin Shaye / Adam Robitel / Tim Sullivan / Ron Jeremy/ Sean Paul Lockhart / Anton Troy

Story: Ein altes Autokino soll abgerissen werden. Am letzten Abend findet deshalb noch mal die große Sause mit einigen explizit ekeligen Streifen statt. Doch der Horror beschränkt sich bald nicht nur auf die Leinwand…

Kritik:

Abteilung “TEAM HITLER! LET’S ROLL!”

Zwei der Regisseure waren anwesend, als die Anthologie gewollt schräger Billig-Horrorkurzfilme auf der Leinwand flimmerte. Als da wären:

Wadzilla: Durch ein experimentelles Medikament wächst ein einzelnes Spermium auf Hausgröße und entwickelt Reißzähne. Nachdem es mehrere Menschen verspeist hat, fällt sein Blick auf die Freiheitsstatue…

The Diary of Anne Frankenstein: Ein Schwarzweiß-Musical im Stil von “Young Frankenstein”. Hitler bekommt die Aufzeichnungen der jüdischen Familie Frank(enstein) in die Hände und erschafft damit die golem-eske Kreatur “der Meshuggener”.

I was a teenage werebear: Eine Parodie auf die “Beach Blanket Bingo”-Filme der 60er. Ricky fühle seltsame homosexuelle Gelüste in sich – der Biss des attraktiven Außenseiters Talon verwandelt ihn. Hauptdarsteller Brent Corrigan ist übrigens tatsächlich ein Star der schwulen Porno-Szene.

Deathication: Scheiße ist das Problem UND die Lösung: “The power of shit compels you!”
Irgendwo zwischen Troma und MAD angesiedelt, lässt “Chillerama” wirklich nichts aus, um das Publikum zu schockieren und zu begeistern. Mit geradezu pubertärer Penetranz pinkeln die Macher gegen alles, was heilig ist – ohne ihr Werk jemals so ernst zu nehmen, dass moralisch gefestigte Zuschauer empört sein müssten. Das hier ist ein schmutziger Witz, besoffen erzählt.

Natürlich war “Chillerama” damit beim FFF genau richtig. Das Publikum hat gegröhlt, gejubelt und geklatscht, Lukas neben mir hatte manchmal regelrecht Pipi in den Augen (insbesondere bei der Hitler-Episode, was ein entsprechendes Licht auf ihn wirft). Man verzeiht alle gewollten und ungewollte Defizite, was Technik und Darsteller angeht, wirft alle kulturellen Errungenschaften über Bord und geht einfach mit auf die Reise ins abseitige Wunderland. Erstaunlich dabei: Auch bei den Gags treffen die Autoren öfter ins Schwarze, als man das z.B. von Troma-Produktionen gewohnt ist.

Fazit: Extrem kurzweilige und extrem extreme Sammlung von Trash-Perlen, die auf breiter Front unterhält, ohne den geringsten Ansatz von Anspruch zu zeigen. Von Fans, für Fans, mit Fans.

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P.S.: Nach “Chillerama” sollte noch Dick Maas’ “Saint” laufen. Der fiel aus, weil jemand die digitale Datei von der Festplatte der Festival-Veranstalter gelöscht hatte. Stattdessen wurde “Cat Run” nochmal wiederholt. Vielleicht schaffe ich es “Saint” in München nachzuholen.



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16 Kommentare
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S-Man
S-Man
23. August, 2011 17:29

Mein absolutes Highlight. Das mit dem Pipi in den Augen kenn ich. Auch die Dame, die neben mir saß und alles mitkommentierte, dürfte da zustimmen. Ich hasse ja übermäßige Filmkommentare während des Zeigens, aber diesmal passte es wie Arsch auf Eimer. Wirklich grandioses Kino – und dabei kein bissel zimperlich mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten. Ich MUSS den unbedingt haben!

Marcus
Marcus
23. August, 2011 18:06

“Nach “Chillerama” sollte noch Dick Maas’ “Saint” laufen. Der fiel aus, weil jemand die digitale Datei von der Festplatte der Festival-Veranstalter gelöscht hatte.”
WEHE, das passiert in Köln. WEHE!
Ansonsten: hmmmmm….. den Festival-Slot, in dem der läuft, hätte ich theoretisch noch frei….
Und einer muss ja darauf hinweisen:
“wächst ein einzelnes Spermium auf Hausgröße”
😯
“und entwickelt Reißzähne”
Overkill.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
23. August, 2011 19:06

Bei mir ist der hier schon fest eingeplant. Davon abgesehen: Herr Marcus, ick hab Dir anjemailt. Kam da was an, oder hatte ich da doch die Mail-Addy falsch notiert?

Marcus
Marcus
23. August, 2011 19:28

@Filmi: Jepp.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
23. August, 2011 19:38

Eh? Was denn von beiden? Kam an oder falsch notiert? o.O

Marcus
Marcus
23. August, 2011 23:02

Ähhh… guck in deinen Email-Account?!

Marcus
Marcus
23. August, 2011 23:16

@Filmi: deine Mail kam an, aber wie ich gerade sehe, ist meine Antwort nicht durchgekommen….

OnkelFilmi
OnkelFilmi
24. August, 2011 01:18

Das erklärt dann auch, warum da nix war 😉

Thies
Thies
24. August, 2011 03:42

Zum Film: diese Art von Trash ist offenbar nicht mein Ding. Ich war zwar gewollt mal für 90 Minuten Fünfe gerade sein zu lassen und sämtliche Grenzposten des guten Geschmacks nach Hause zu schicken. Aber der Witz der einzelnen Filmsegmente hatte sich für mich einfach viel zu schnell abgenutzt.
Während ich sonst öfters auf dem FFF das Gefühl habe, dass Filmideen, die einen guten Kurzfilm ergeben hätten mit aller Gewalt auf Spielfilmlänge gewälzt wurden, würde ich bei “Chillerama” noch einen Schritt weiter gehen, dass hier Ideen die einen unterhaltsamen Fake-Trailer á la “Grindhouse” ergeben hätten auf Episodenfilm-Länge gestreckt wurden.
Zu der Löschung von “Saint” von der Festplatte: in HH hatte sich beim Kurzfilmprogramm die Kopie von “Judas und Jesus” aufgehängt und konnte auch nach Systemneustart – mit dazugehörigen 10 Minuten Pause – nicht wieder gestartet werden. Soviel zu den Vorteilen der digitalen Projektion. Aber ich will nicht meckern: die meisten digital projezierten Filme sahen dieses Jahr ziemlich gut aus. Vor zwei Jahren konnte man noch an der Körnung erkennen, wenn ein Film nur als DVD vorlag, z.B. “Dead Girl”, “Mum & Dad” oder “Grace”.

DMJ
DMJ
24. August, 2011 13:59

VERDAMMT!!!
Und wieder in aller Unschuld von parallel gehabten Ideen abgerippt worden. Erwähnte Lukas nicht, dass “The Diary of Anne Frankenstein” gleich zwei unserer eigenen Konzepte enthält, auf die offenbar noch wer gekommen ist?

Marcus
Marcus
28. August, 2011 03:15

“Vielleicht schaffe ich es “Saint” in München nachzuholen.”
Mach mal.
“Saint”: nett altmodisch erzählter, gut gemachter Slasher/Monsterfilm mit gefälliger Optik, einigem Humor und einem gerüttelt Maas (hahaha) an Splatter. Der geneigte Horrorfilmfreund bekommt genau das, was er vermutlich erwartet – und das absolut zufriedenstellend. Zu empfehlen. 8/10
(Kurzkritik zu Chillerama folgt, wenn ich ihn am Dienstag gesehen habe. Auf deine Empfehlung habe ich den als last minute-Zusatzfilm genommen. Wehe, der ist nicht gut!)

Marcus
Marcus
31. August, 2011 02:59

HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA.
Nuff said. 10/10

heino
heino
1. September, 2011 18:28

@Marcus:wo bleibt eigentlich das Statement von unserem General SuperNEEK Bukkake?:-)

Marcus
Marcus
1. September, 2011 22:15

@heino: mangels besseren Wissens gehe ich mal davon aus, er ist von einem Riesenspermium gefressen worden. Entweder das, oder er näht noch an seinem Werebear-Kostüm. 🙂

Marcus
Marcus
1. September, 2011 22:17

Und wir sollten noch was für Torstens Suchmaschinenergebnisse tun und hier noch ganz oft Bukkake hinschreiben….
Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake Bukkake 😀

Filmliebhaber-Tom
Filmliebhaber-Tom
3. Juli, 2012 18:03

Und wieder haben sich 4 Filmregisseure zusammen getan und einen wirklich sehenswerten Episoden-Horror geschaffen, der sich wahrlich gewachsen hat. Statt auf blutrünstigen Holzhammer-Terror zu setzen, werden in „Chillerama“ vordergründig die Lachmuskeln strapaziert, denn dieses muntere kleine Filmchen persifliert und parodiert auf überaus charmante Weise fast 80 Jahre Horrorfilmgeschichte. Dabei gestaltet sich das muntere Hommage-Raten als überaus erfrischend und wunderbar schrullig, dass man „Chillerama“ einfach dafür gern haben muss.
Leider erlischt das recht hohe Gag-Feuerwerk nach den ersten drei Kurzgeschichten und mündet in einem recht idiotischen Abschluss, der sich mit derben Fäkal-Witzen und dreisten Sex-Schoten ein wenig selbst das Bein stellt. Schade. Trotzdem, absolut sehenswert und ein Muss für aufgeschlossene Filmfans! Die gesamten Review lest ihr hier:
GELÖSCHT WEGEN UNGEFRAGTER EIGENWERBUNG