04
Jul 2010

Mythen-Zerstörung voraus: How to create a sexy pop star

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Dieses Video ist schon ein paar Jahre alt – ich habe es seinerzeit entdeckt, bevor ich mein Blog startete. Heute kam es mir eher zufällig wieder unter die Augen.

Wie stellt man einen Popstar her – nach allen Regeln der Kunst?

Es scheint mir immer noch besonders aktuell, weil die Diskussion um die Pest “Auto-tune” gerade besonders hitzig geführt wird, und weil diverse Casting-Shows viele Elemente dieses “Produkt-Entwurfs” fleißig beherzigen. Wer sich an meine Erzählungen von der Telenovela “Lotta in Love” erinnert – da lief es auch nicht viel anders.

An inconvenient truth, indeed:

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Der Clip selbst ist Teil der Musik-Doku “Before the music dies”, die unter anderem auf YouTube zu sehen ist.



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Achim
Achim
4. Juli, 2010 13:54

OK, das sollte nur zeigen, wie die böse Musik-Industrie es macht, aber mir gefällt irgendwie das Lied, obwohl ich weiß, dass das Mädel keinen Ton halten kann, ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn man das Lied als Hit veröffentlicht und vermarktet hätte und ich es im Radio gehört hätte.

pa
pa
4. Juli, 2010 17:06

@Achim: Das ist doch gerade das Erschreckende daran! Auch mir hat das Endresultat gefallen, obschon ich vorher gesehe habe, dass man einfach irgendeine 08/15-Tussy nimmt und der Rest quasi integral aus der Machine kommt. Und trotzdem gefällt es einem so gut, wie der ganze andere Mist aus dem Radio.

woody
woody
4. Juli, 2010 18:35

also eigentlich wird das doch schon seit dem mehrspurtonband so gemacht. da werden dann so lange overdubs gemacht bis es irgendwie past. im extrem sind das dann nur noch einzelworte und 100+ takes. und der vorwurf des nicht eigene songs singens, ist unsinn. diese mode ist noch recht jung. davor gab es doch mehr interpreten als songschreiber. die grossen von gestern haben so gut wie gar keine songs geschrieben. ob das nun motown (eigentlich eine musikfabrik) oder elvis, sinatra etc. waren. eine nico (velvet underground) hat auch musik gemacht und konte nicht singen. autotune ist übrigens eher steinzeit. so wirds heute gemacht: http://www.celemony.com/cms/index.php?id=news&L=1

The_Vanguard
The_Vanguard
4. Juli, 2010 19:55

Wer und wo führt denn die Auto-Tune Debatte? Ich würde gerne noch mehr dazu lesen.

Marcus
Marcus
4. Juli, 2010 21:21

@The-Vanguard: schau mal auf die englische Wikipedia-Seite unter “Auto tune”.

@Wortvogel: Danke für den Filmtipp!

Aber wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe…. Schade, dass ich gerade den Live-Mitschnitt von Ricky Martin nicht finde, wo sie mal vergessen haben, sein Mikro abzustellen, und er wirklich ne Sau totsingt.

Komplett abwegiger Gedanke zum Sonntagabend:

“Auto-Tune vs. Tom Waits: who will survive, and what will be left of them?” 😎

Dietmar
4. Juli, 2010 22:00

Stefan Mross spielt auch nicht gut Trompete. Betrug allenthalben. 🙂

cptboa
cptboa
4. Juli, 2010 23:43

OT: Hat einer von euch das neue Outfit von Wonder Woman bemerkt?!?!

http://dcu.blog.dccomics.com/2010/06/29/unveiling-wonder-woman%E2%80%99s-new-costume-direction/

Bin mal gespannt, was unser Torsten dazu sagt 😀

Lari
5. Juli, 2010 00:55

Was wollen die von mir? Mir zeigen, dass Popmusik ein Produkt ist? Ein Geschäft gar, in dem seelenlose Produzenten mit stimmlich untalentierten Teenie-Models… ich traue mich kaum, es zu schreiben… schnödes GELD verdienen?

Wieso soll ein 45jähriger nicht einen genauso authentischen Song schreiben können wie eine 20jährige? Wieso sollte der Einsatz von korrigierender Software verwerflich sein? Seit wann ist ein Song nicht mehr authentisch, wenn ich Studiotechnik nutze, um eine möglichst gute Performance zu bekommen? Spielt das bei Plastikpopsongs wie dem hier vorgetragenen überhaupt eine Rolle?

Wenn der Clip was beweist, dann dass sich so ein vermeintlich formelhafter Chart-Hit eben nicht mal schnell von ein paar Doku-Filmern zusammenstoppeln lässt. Der sowieso nicht unbedingt grandiose Song ist in diesem Arrangement eine sehr müde Madonna-Kopie, das Video eine Katastrophe.

woody
woody
5. Juli, 2010 14:49

interessanterweise beklagt sich niemand über den absolut “untighten” (eiernden) groove bei minute 5. der produzent der so etwas zulässt, ist entweder taub oder amateur. für amateur (homerecording) verhältnisse ist das dann gerade noch so (schmerz) O.K.?? wirklich ein bischen zu schlecht wenn ich das herforragend ausgestattete studio so sehe….
einer diane warwick wär das nicht passiert.

Jeff Kelly
Jeff Kelly
5. Juli, 2010 17:15

@Lari: Die Welt ist schlecht, also lohnt es nicht sich zu beklagen. Ist es das was du uns sagen willst?

Das Video ist vielleicht ein etwas dilletantischer Versuch, aber was dort gezeigt wird ist in der kommerziellen Musik Studioalltag.

Das verwerfliche ist nicht die Studiotechnik sondern das die Studiotechnik den Künstler überflüssig macht, das befreit die Produzenten und man kann die “Interpreten” frei nach ihrer Eignung als Projektionsfläche und Imagetransportmedium aussuchen.

Viele aktuelle Popstars wären ohne die Technik nicht mal in der Lage einen geraden Ton zu singen, an der Komposition der Lieder sind sie ja meistens eh nicht bereiligt.

Es ist außerdem eine Kostenfrage, Studiozeit ist teuer, hat man früher noch viele viele Takes einspielen müssen, um ein brauchbares Resultat zu erhalten so macht man heute bis zum ersten “Geht so” und biegt den Rest per Technik zurecht.

Ob eine Band ihr Handwerk versteht ist dabei dann schon nicht mehr relevant, was letztendlich den Künstlern auch selbst und der Qualität der Musik schadet.

Letztendlich befreit sich die Musikindustrie von der lästigen Aufgabe Künstler zu finden, aufzubauen und zu promoten sondern konzentriert sich ganz auf das “Produkt” das dann zielgruppenoptimiert von speziell ausgewählten Personen an den Menschen gebracht wird.

Darunter leiden auf der einen Seite die richtigen Musiker, die es zunehmend schwerer haben überhaupt Gehör zu finden (wozu das Risiko eingehen einen neuen Künstler unter Vertrag zu nehmen, wenn der designerpop so gut funktioniert) und letztendlich der Hörer der in der beliebigen Soße heute schon ertrinkt.

Lari
5. Juli, 2010 19:02

@Jeff: Schlecht ist die Welt deswegen sicher nicht. Etwas dagegen tun muss man aber genauso wenig. Mir war es bei Musik nie wichtig, ob das, was ich da höre, tatsächlich genau so im Studio gespielt oder gesungen wurde, mir war immer nur wichtig, ob es gute Musik war, ob hinter einem Titel originelle Ideen und gutes Songwriting stecken – was ja etwas ist, das mit dem Handwerk des eigentlichen Spielens von Instrumenten nur bedingt zu tun hat und sich auch nicht durch Technik ersetzen lässt. So was kann blendend funktionieren (aus der Malerei fällt mir z.B. Martin Kippenberger ein, der bei seinen berühmtesten Werken nicht einen Pinselstrich selbst getan hat), ich kann aber auch gut nachvollziehen, dass man das anders sieht, wenn man ein anderes Verständnis von Authentizität hat.

Deine Beurteilung der Problematik für Musiker halte ich für falsch. Die Präsenz von Designer-Schrott in den Charts hat noch nie die Entstehung guter Musik verhindert. Schau Dir mal an, was in der Vergangenheit gut lief – ich bin mir sicher, es gibt da genug strahlende Schlager-Hansel ohne wesentliches Talent, die es hinsichtlich der Plattenverkäufe sogar mit den Beatles aufnehmen.

heino
heino
5. Juli, 2010 19:49

Diese Gesangskorrekturen sind doch nun echt kein neues Phänomen. Man denke nur an Madonna, ohne diese Technik hätte die Frau nie auch nur eine einzelne Single verkauft bekommen.
Interessanterweise haben Leute wie Dylan, Waits oder Cohen (die ja auch alle im klassischen Sinne nicht singen können) trotzdem immer ein grosses Publikum erreicht und unzählige Klassiker geschaffen. Wegen ein paar stimmlich unterbelichteten Hupfdohlen muss man sich da wohl keine Sorgen machen:-)

woody
woody
5. Juli, 2010 21:54

“Man denke nur an Madonna, ohne diese Technik hätte die Frau nie auch nur eine einzelne Single verkauft bekommen”

ehhh was???
frau ciccone intoniert eigentlich einwandfrei..
und als ihre karriere startete gabs nu wirklich kein autotune….
nene, singen kann die schon die gute.
+ sie hat das händchen für gute pop-produzenten.
auch wenn ich ihre musik nicht mag

Achim
Achim
6. Juli, 2010 12:16

Madonna hat keine gute Stimme, wurde aber trotzdem der Megastar der Megastars, bei ihrem Ehrgeiz hat sie vermutlich auch Gesangsunterricht genommen, oder in ein Tonband gesungen und ihre Fehler gehört und korrigiert, Intonation können nicht alle, aber viele erlernen.

Dietmar
6. Juli, 2010 12:32

Diese Sparte Pop-Musik muss nun einmal ,,glatt” klingen. Heile-Welt-Sound. Das ist ein Feld für Karrieristen mehr als für Künstler. Ich mag das nicht. Ich finde das unehrlich. Aber diese Art ,,Betrug” hat auch schon Tadition (gell, Frank Farian?) und gelegentlich auch etwas hervorgebracht, das mir sehr gefällt (Boney ist ein gerne gehörte Party-Stimmungs-Heber).

Ich finde authentische Künstler immer spannender (so richtig ,,sauber” hat Johnny Cash nie gesungen, oder?). Aber wenn das Ergebnis unterhaltsam ist und gut produziert, dann ist das für mich ok.