12
Jul 2010

Liebe Frau Künast…

Themen: Neues |

… ist es eigentlich justiziabel, wenn ich sagen würde “Halten Sie doch mal die Klappe!” ?

Wenn dem so ist, weiche ich auf das hier aus:

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Endlich kommt (mit Schützenhilfe des neuen SPIEGEL) die Politikerkaste auf den Trichter, das Gesundheitssystem dadurch zu entlasten, dass man widerlegte “alternative Heilmethoden” wie Homöopathie einfach nicht mehr finanziert. Die SPD hat sich dazu bekannt, und die Regierungskoalition ist angesichts der desolaten Lage im Gesundheitssystem auch dafür.

Wer sich seine Chakren justieren lassen will, soll das bitte nicht auf Kosten der Solidargemeinschaft tun. Rosinen im Kopf sollte man immer noch aus eigener Tasche bezahlen.

Wie richtig die Idee ist, zeigt sich schon daran, dass das alberne SPIEGELblog vehement dagegen ist.

Auftritt “Die Grünen”, respektive Sie, Renate Künast: “Die pauschale Kritik an der Homöopathie verkennt, dass selbst die Schulmedizin in vielen Fällen auf die industrielle Nachahmung von Heilmitteln zurückgreift, die es in der Natur kostenlos gibt.”

a) Die Widerlegung der Wirksamkeit von Homöopathie ist keine “pauschale Kritik”.

b) Der zweite Teil Ihres Satzes hat mit dem ersten nichts zu tun. Gar nichts. Null. Nada.

Desweiteren werden Sie zitiert, die Kosten für Homöopathie stünden in keinem Verhältnis zu den gigantischen Summen, die für Schulmedizin ausgegeben würden.

Das ist wohl so. Für Medikamente, Behandlungsmethoden und Therapien, die tatsächlich und nachgewiesenermaßen wirken, wird mehr Geld ausgegeben als für Quacksalberei. Erfreulich, aber manchmal auch fast schon wieder erstaunlich.

Frau Künast, für Sie nochmal ins Stammbuch:

Ich würde gerne mal wieder die Grünen wählen – machen Sie mir das doch nicht so unmöglich!



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zu-schauer-lich
12. Juli, 2010 12:18

Danke, Danke, Danke!

Kat
Kat
12. Juli, 2010 12:23

Dazu passend:

http://xkcd.com/765/

bjoern l
bjoern l
12. Juli, 2010 12:27

genau, und an Frau Künast: Und wenn die Industrie dann auf die Idee käme, den der Natur nachgeahmten Stoff so weit zu verdünnen, dass er nicht mehr nachweisbar ist und das so entstandene Wasser als Heilmittel zu verkaufen dann…
…ja dann würden sie und auch ich, diese Spinner (zu Recht) auslachen.

Dietmar
Dietmar
12. Juli, 2010 12:42

Es ist richtig, das zu streichen. Frau Künast wird es besser wissen, aber entblödet sich nicht, sich ihrer Esoterik-Fraktion und den Kräuterweiblein ihrer Wählerschaft anzubiedern.

Naturmittel zur Heilung und Prävention sind Kräuter. Die muss einem niemand verschreiben. Die kann man kaufen. Man muss nur wissen, was wofür. Das kann man leicht herausfinden. Wer Zuckerkügelchen und verdünntes Wasser *hihi* (Entschuldigung liebe Homöopathen: potenziertes Wasser natürlich. Etwa so, als würde ich vor der amerikanischen Küste in den Golfstrom pinkeln und dann auf Sylt mit dem dort angekommenen Wasser eine Eigen-Urin-Therapie beginnen) für heilend hält, kann das doch gerne selbst produzieren. Kann doch nicht so schwer sein, oder?

Dietmar
Dietmar
12. Juli, 2010 13:04

Mich ärgert zudem, wie Homöopathie als Synonym für Naturheilverfahren verwendet wird. Es ist vielleicht (!) dazuzurechnen (aber auch nur, weil die Homöopathen es so sehen), aber nicht damit gleichzusetzen.

So lautet die Umfrage bei t-online.de, ob man dafür sei, Naturheilverfahren abzuschaffen. Nein. Ich habe nichts gegen Kneipp-Güsse. Ich habe etwas gegen diese Zucker-Wasser-Scharlatanerie.

Lari
12. Juli, 2010 13:08

Während ich noch die ersten Zeilen gelesen habe, musste ich direkt dran denken – “Do you know what they call alternative medicine that’s been proved to work? Medicine.” Schön, dass Du’s noch mal für alle verlinkt hast. Übrigens ist grade eine dem Trailer nach grandiose Kurzfilmversion in Arbeit: http://www.youtube.com/watch?v=V9bT73BM2Ic

INeedMoney
INeedMoney
12. Juli, 2010 13:20

Ich hab davon eig keine Ahnung und sollte die Fresse halten, aber wie stehts um die Widerlegung der Wirksamkeit von Homöopathie? Ich versteh Akkupunktur zB auch nicht aber soll wirken oder Placebos, die NOCH weniger Wirkstoffe als die homöpatischen Teile haben.
Ist als Frage net als Querschuss gedacht.

Julian
12. Juli, 2010 13:23

Lesetipp zum Thema alternative Medizin: http://www.filmjournalisten.de/2008/07/15/lesetipp-trick-or-treatment/

Hier noch die Argumentation aus dem gezeigten Trailer und Laris Kommentar, entnommen aus dem Programm “Dara O’Briain talks funny” von Dara O’Briain:
http://www.youtube.com/watch?v=VIaV8swc-fo

Wortvogel
Wortvogel
12. Juli, 2010 13:24

@ INeedMoney: Da solltest du dich echt erstmal schlau machen. Esowatch und diverse andere Webseiten haben das im Internet überall aufbereitet.

“Akupunktur soll wirken” – eben. Soll.

“Placebos” enthalten KEINE Wirkstoffe. Sonst wären sie keine Placebos. Homöopathische Mittel hingegen gelten besonders dann als potent, wenn sie keine Wirkstoffe enthalten. So gesehen sind homöopathische Mitte per Definition Placebos – was Leute wie Künast sicher lautstark bestreiten würden.

Stefan
Stefan
12. Juli, 2010 13:55

Nebenkriegsschauplatz. Hat alles nichts mit der Rettung des Gesundheitssystems zu tun und hilft keinem weiter. Pro oder Kontra Globuli tut nichts, aber auch gar nichts zur Sache.

gnaddrig
gnaddrig
12. Juli, 2010 13:55

Nichts gegen Kräuterweiblein, die können oft erstaunlich gut und einfach helfen. Was eine echte Kräuterhexe ist hat aber mit Zuckerkügelchen nichts am Hut, die haben Mittel, die Wirkstoff enthalten.

@ INeedMoney: Es gibt, scheint’s, ewig viele Studien, die für homöopathische Behandlungen keine Wirksamkeit feststellen, die über den nachweisbaren Placebo-Effekt hinausgeht. Die wenigen Studien, die eine Wirksamkeit gefunden haben (wollen), werden von den Befürwortern zu Tode zitiert, sind aber wohl methodisch zweifelhaft und werden von Wissenschaftlern nicht ernstgenommen. Ähnliches gilt für Akupunktur.

Ben Goldacre arbeitet sich auf Bad Science an Pseudowissenschaft ab und kommt auch immer mal auf Homöopathie und auf Akupunktur zu sprechen. Hier z.B. geht es zunächst um Akupunktur, und Homöopathie wird auch erwähnt.

aCks
aCks
12. Juli, 2010 14:05

Ich fürchte auch, dass die Homöopathie nicht der Grund dafür ist, dass das deutsche Gesundheitssystem vor dem finanziellen Kollaps steht. Aber sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie (nicht nur in Deutschland) Politik gemacht und von verschiedensten Interessengruppen beeinflusst wird. Und dass eine Politikerin oder ein Politiker nicht unbedingt Ahnung von den Sachen haben muss, über die da entschieden werden soll, ist auch keine große Neuigkeit mehr.

Wortvogel
Wortvogel
12. Juli, 2010 14:07

@ Stefan: Falsch. Die Einsparungen bei alternativen Behandlungsmethoden werden allein natürlich das Gesundheitswesen nicht retten, aber sie sind dennoch Bestandteil des gesamten Komplexes. Je stärker wir wirksame Behandlungen (dazu zähle ich auch Vorsorge wie Sport und gute Ernährung) fördern, und unwirksamen Flachsinn eliminieren, desto besser wird das ganze System.

Globuli my ass:

http://www.youtube.com/watch?v=TZiLsFaEzog&feature=fvw

Stefan
Stefan
12. Juli, 2010 14:14

Die schwarz-gelbe Koalition ist aber vermutlich ein Anhänger der Homöopathie, schließlich regieren sie auch homöopathisch.

Stefan
Stefan
12. Juli, 2010 14:34

Es gibt doch kaum Kassen, die die Kosten für Homöopathie erstatten. Daher verstehe ich die Diskussion nicht. Was ich aber gut verstehe ist, dass Apparatemedizin (heute wird man doch wegen jedem quer sitzenden Furz gleich in die Röhre geschoben) und Pharma Industrie kräftig absahnen.

PS: der vorige Stefan (schwarz-gelb) bin nicht ich 😉

Manuel
12. Juli, 2010 15:03

Es ist echt sowas von nervig. Und laut Tagesschau-Umfrage wollen 60% der Bevölkerung, dass Homöopathie bezahlt wird. Menschen sind so dumm und lernunfähig geworden, es ist ein Skandal. Wen ich noch wählen kann, weiß ich schon lange nicht mehr.

Raphael
12. Juli, 2010 15:14

Was mich wie Dietmar stört, ist dass auch in vielen Nachrichtenmedien Homöopathie und Naturheilkunde durcheinandergeworfen wird.

Kleines Detail, der Vollständigkeit halber: auch wenn homöpathische Mittel nicht stärker wirken als Placebo, so wirken sie trotzdem noch stärker als nichts.

Im Übrigen stimme ich dem allgemeinen Tenor hier zu.

StarFire
12. Juli, 2010 15:37

Homöopathie funktioniert … wenn man dran glaubt. Statistisch gesehen, kann man in rund 50% aller Fälle auch Plazebos statt Chemie geben. Die Selbstheilungskräfte des Körpers werden stark unterschätzt. Sogar “Scheinoperationen” zeigen überproportional oft die Wirkung von echten Operationen, obwohl gar nicht operiert wurde. Insofern wäre ein Besuch bei einem traditionellen oder modernen Schamanen in vielen Fällen genau so hilfreich (und Quacksalber gibt’s auch in der Schulmedizin nicht zu knapp).

Auch wenn die Homöopathie sehr angreifbar ist … ein Homöopath guckt einen Patienten nicht einfach kurz an (wenn überhaupt) und verschreibt dann Chemie. Ein Homöopath – so er seinen Job ernst nimmt – beschäftigt sich intensiv mit seinem Patienten. Da werden nicht einfach ein bis zwei Symptome abgefragt, kurz mal nachgeblättert, was grade saisonal grassiert und dann mit dem Breitbandantibiotikum geschossen.

Ein Homöopath kümmert sich um seine Patienten. Er nimmt sie ernst, geht mit seinen Fragen in die Tiefe und findet oft Dinge, die bei der heutzutage häufigen, oberflächlichen Schulmedizin-Diagnostik unerkannt weiter Schaden anrichten würden/könnten.

Abgesehen davon – wie Stefan schon schreibt – die wenigsten Kassen zahlen homöopathische Präparate.

Ich schätze weniger die Homöopathie als den Homöopathen. Denn der macht das, was ich eigentlich von jedem Arzt erwarte, aber nicht bekomme. Trotzdem – wenn das Plazebo/homöopathische “Medikament” bei mir hilft/zu helfen scheint … warum nicht?

Als Ausgleich für zwar wirkstofflose aber hilfreiche Zuckerkügelchen/Plazebos habe ich auch nicht die Nebenwirkungen von chemischen Präparaten, die – wenn die Statistik stimmt – pro Jahr einige zehntausend Menschen schwer schädigen oder sogar umbringen … und das nur in Deutschland. Während es die Pharmaindustrie schafft Medikamente auf den Markt zu bringen, deren Wirkung laut offizieller Studie zwar “bewiesen” ist, in Wirklichkeit aber außer fiesen Nebenwirkungen gar nichts bringt.

Sich da ausgerechnet auf die Homöopathie einzuschießen ist irgendwie albern. Da hätte ich dringlichere Tagesordnungspunkte.

Achim
Achim
12. Juli, 2010 15:38

Mit Homöopathie und Placebos ist es ja so, dass der Placeboeffekt noch verstärkt wird, je genauer man sich das Problem des Kranken anschaut.
Würde der Behandelnde 100 Kandidaten mit einer Art von Husten nach der Mitteilung, dass sie Husten haben, nichts weiter, ein Placebo geben, würde das vermutlich nicht vie helfen. Würden weitere 100 Kandidaten, die auch Husten haben ihren Husten genau schildern, der Behandelnde dann aus mehreren Placebos (verschieden farbige Packungen) eines wählen, dann würden die Kandidaten glauben, genau das richtige Mittel zu bekommen, es würde besser wirken.
Ein Homöopath nimmt sich immer viel Zeit für seine Patienten, sie glauben ihm, genau das richtige Mittel zu bekommen, so kann das Mittel besser wirken, auch wenn es nicht wirkt.

Ich glaube auch, dass Patienten, die eine lebensbedrohliche Krankheit haben, nehmen wir mal eine Krebsart, die auch bei wirksamer Therapie tötlich enden kann, bessere Chancen haben, wenn sie daran glauben, wieder gesund zu werden.
Vielleicht kann auch einer von 10.000 seinen Krebs selbst heilen, nur die Chancen stehen halt so schlecht, dass man es nicht versuchen sollte

Aber bei Krebs, das weiß ich auch aus meiner Familie, kann es schon zu spät sein, wenn die Krankheit entdeckt wird, da hilft weder die Medizin noch sonstwas.

Dietmar
Dietmar
12. Juli, 2010 16:29

@Raphael: ,,Kleines Detail, der Vollständigkeit halber: auch wenn homöpathische Mittel nicht stärker wirken als Placebo, so wirken sie trotzdem noch stärker als nichts.”

Genauso, wie Placebos stärker wirken als nichts. Mit anderen Worten: Dies ist nun kein Argument FÜR Homöopathie GEGEN Schulmedizin (oder Placebos).

@gnaddrig: ,,Nichts gegen Kräuterweiblein, die können oft erstaunlich gut und einfach helfen. Was eine echte Kräuterhexe ist hat aber mit Zuckerkügelchen nichts am Hut, die haben Mittel, die Wirkstoff enthalten.”

Da bin ich überspitzend über das Ziel hinausgeschossen. Kräuter wirken, keine Frage.

@StarFire: ,,Ein Homöopath – so er seinen Job ernst nimmt – beschäftigt sich intensiv mit seinem Patienten.”

Das ist ein gutes Argument für die Homöopathen. Auch in meinem Bekannten-Kreis ist das der wesentliche Unterschied zu vielen Schulmedizinern, die auch nach meiner persönlichen Erfahrung da persönliche Fürsorge vermissen lassen. Als unser Hausarzt sich hartnäckig weigerte, einfache Tests zu machen, hätten wir unseren Sohn fast verloren. Unsere jetzige Hausärztin bietet auch Homöopathie an (die wir aber nicht in Anspruch nehmen), beschäftigt sich aber weit mehr und viel persönlicher mit unserem Jungen. Ein Riesenunterschied! Aber kein Argument für die Homöopathie an sich, sondern eher für die Ärzte, die das machen.

Wortvogel
Wortvogel
12. Juli, 2010 16:30

@ StarFire: Also funktioniert nicht die Homöopathie, sondern der GLAUBEN an die Homöopathie. Das ist ein Plazebo. Und Plazebos sollten umsonst sein, oder (um den Glauben zu stärken) für Geld abgegeben werden, das dann Kinderheimen zu gute kommt. Es gibt keine Rechtfertigung, dass sich jemand an Plazebos bereichert.

Niemand bestreitet, dass es Patienten besser geht, wenn der behandelnde Arzt sich stärker mit ihnen beschäftigt. Aber das hat mit Homöopathie nix zu tun.

StarFire
12. Juli, 2010 16:37

@ Achim
Völlig korrekt! Was auch wieder beweist, daß ein guter Arzt/Zauberdoktor/Schamane auch ein guter Psychologe sein muß/kann.

Ansonsten … gibt grade einige Klagen gegen Krebsmedikamente bekannter Hersteller, weil die für teuer Geld Zeug verkaufen das völlig wirkungslos ist.

StarFire
12. Juli, 2010 17:10

@ Torsten
Auch Zauberdoktoren haben Lebensberechtigung. Ist es nicht besser, Kindern eine Zuckerpille zu geben, statt eine Chemiebombe? Lieber die Selbstheilungskräfte durch Placebos aktivieren, als den Körper mit vielleicht unnötiger Chemie zu belasten?

Die Verantwortung liegt natürlich bei den Eltern bzw. bei einem selbst, wenn man sich auf die Heilwirkung von Placebos einlässt.

Aber warum sollte ich den Heilsversprechen (mit Nebenwirkungen) der Pharmaindustrie mehr vertrauen als der Zuckerpille? Ich habe leider schon zu viel Pfusch erlebt, der durch blinde Pharmagläubigkeit entstanden ist. Die Pharmakonzerne arbeiten doch auch mit Heilungsversprechen – sogar mit professioneller PR. Ist das etwa besser?

Eine Pille heilt nicht – sie unterdrückt in den meisten Fällen nur die Symptome oder aber sie greift in die biologisch-chemischen Abläufe im Körper ein um die Heilung zu unterstützen. Das kann in vielen Fällen gut gehen – aber leider auch oft mit üblen Nebenwirkungen und gelegentlich tödlichem Ausgang.

Wie gesagt – lieber zahle ich den Zauberdoktor. Wenn’s nix hilft habe ich immer noch die schulmedizinische Alternative. Wenn der Zauberdoktor eine gute Show abzieht und ich mich damit wohl fühle und es sogar zu helfen scheint, weil mein Unterbewusstsein dran glaubt … warum nicht?

Und die Verantwortung … die liegt letztendlich immer bei mir selbst.

Manuel
12. Juli, 2010 17:22

Niemand hat was gegen Placebos und der Trick mit den Placebos gehört der Schulmedizin. Homöopathie ist etwas anderes. Nur weil es keine Wirkung hat, kann man nicht jubelnd die Arme in die Luft werfen und sagen, dass es so wahnsinnig toll wie ein Placebo sei.

Und weil der Glaube an die Wirkung und die Zuwendung vom Arzt, etwas nützen kann und gut ist, heißt das ja nicht, dass man deswegen Homöopathie akzeptieren und unterstützen sollte.

Das wäre allerhöchstens ein Argument, wenn Homöopathie noch nie irgendjemand geschadet hätte. Und auch dann nr ein Schwaches Argument.

Es gibt allerdings weit mehr als einen Fall, wo Leute Homöopathische Mittel bevorzugt haben, obwohl sie dringend normale Medizin gebraucht hätten.

Und deswegen kann man das Feld nicht Scharlatanen überlassen, die was Glauben und dann Glückstreffer haben, sondern man braucht Leute, die etwas Wissen.

Medizin ist keine Religion, sondern es geht um Fakten., nicht m Hokuspokus.

Wortvogel
Wortvogel
12. Juli, 2010 17:27

@ StarFire: Das ist so kruder Quas, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll.

Genehmigte Medikamente sind klinisch getestet, mehrfach überprüft, auch von der Konkurrenz. Da ist die Packungsbeilage in der Tat vertrauenswürdiger als die Aussage des Quacksalbers, der deinem Tumor durch heilende Hände beikommen will.

Du sollst nicht PR oder Heilsversprechen glauben, sondern Tests und Studien, die transparent durchgeführt wurden. Die gibt es. Muss man nur wissen wollen.

Niemand redet von “blinder Pharmagläubigkeit” außer dir.

Niemand spricht gegen die Vergabe von Plazebos – nur dagegen, dass Quacksalber an nachweislich wirkstofffreien Mitteln massig Geld verdienen. Obwohl sie Gutmenschen sind, ist ihr Produkt erstaunlich teuer.

“Wie gesagt – lieber zahle ich den Zauberdoktor.” – ach, an konkreter Heilung ist dir gar nicht gelegen? Welchen Zauberdoktor bezahlst du denn, wenn du dir den Arm brichst? Oder wenn du Diabetes hast?

Krankheit ist eben nicht nur eine Frage der Einstellung – in den meisten Fällen IST man krank, und BRAUCHT Behandlung durch getestete Medikamente. Wenn das bei dir nicht der Fall ist – Glückwunsch.

Impfung per Tarotkarten gefällig?

Ich kann leicht drei bis vier Fälle in meinem Leben aufzählen, bei denen die Schulmedizin mir nicht nur geholfen, sondern aller Erfahrung nach sogar das Leben gerettet hat. Hätten meine Eltern bei meiner Blutanämie, meiner Mandelentzündung, meiner Lebensmittelvergiftung usw. auf “Zauberdoktoren” gesetzt, gäbe es mich und dieses Blog vermutlich nicht.

Interessant übrigens – wenn die Zauberdoktoren versagen, DANN rennst du zur Schulmedizin. Wie wäre es der Fairness halber, dass du die Schulmedizin mal ganz aufgibst, wenn du den Zauberdoktoren doch mehr vertraust.

Boah, steigt’s da wieder in mir hoch…

Raphael
12. Juli, 2010 17:51

@Dietmar: Der Unterschied ist, dass der Homöopath an eine echte Wirkung seines Placebos glaubt. 🙂

Und weil’s noch niemand gepostet hat: die homöopathische Notaufnahme:
http://www.youtube.com/watch?v=cVV3QQ3wjC8

Marko
12. Juli, 2010 17:53

Ich hab’ solche Diskussionen zur Genüge hinter mir, ich mag nicht mehr. Homöopathie-Befürworter WOLLEN glauben. Zudem stecken da inzwischen so viele Leute mit drin, die Geld damit verdienen — der Unfug hätte nie von irgendeiner Krankenkasse auch nur ansatzweise bezahlt werden dürfen. Jetzt berufen sich die Homöopathen auf diese “Adelung”, was die Diskussion mit den Befürworten umso schwieriger macht.

Und zu dem “Argument” der Künast fällt mir echt nichts mehr zu ein. 🙁

Gruß,
Marko

Burner
Burner
12. Juli, 2010 19:38

“Ich würde gerne mal wieder die Grünen wählen – machen Sie mir (das) doch nicht so unmöglich!”

Da sprichst Du mir aus der Seele, mal ganz abgesehen von dem Homöopathie-Thema. Dieses ist nämlich für mich genauso sinnvoll wie der Glaube an Gott oder irgendwelche Debatten darüber. Ich kriege beruflich bedingt viel von unserer Landes-und Stadtpolitik mit, und es ist schade, was aus einer an sich sinnvollen Bewegung gemacht wird. Das scheint bei Euch in Deutschland leider auch nicht besser zu sein.

Wortvogel
Wortvogel
12. Juli, 2010 20:14

@ Raphael: Was heißt hier “niemand gepostet”?

https://wortvogel.de/2009/07/new-age-notaufnahme/

Shah
Shah
12. Juli, 2010 20:25

Das Problem ist nicht was wirkt oder nicht, da hat auch die Schulmedizin Probleme, sondern der Arzt.

Der verschreibt nämlich den teuersten Scheiß und darf sich dafür auf Prämienlisten neue Fernseher aussuchen. Wenn man diese Raffgeier besser kontrollieren könnte, würde unser System vermutlich auch funktionieren.

Und ich mag Akupunktur. Sie bezahlt mein Studium.

Joe
Joe
12. Juli, 2010 20:59

In einigen interdisziplinären Seminaren hatte ich immer mal wieder mit solchen Fragen und mit Medizinern zu tun. Ich habe den Eindruck, deren Bereitschaft, die Unzulänglichkeiten ihrer Disziplin anzuerkennen und Wahrheiten jenseits der Schulmedizin für denkbar zu halten, ist größer als meine eigene. 🙂 Manchmal ein beängstigender Gedanke.
Mein bester Kumpel ist Physiker, der würde jetzt ganz fix einwerfen, dass “unerklärliche” Phänomene eben diejenigen sind, die man noch nicht erforscht/erklärt hat. Und da kommt man eben schnell in den Bereich von bloßem Glauben und Scharlatanerie.
Fazit: Dergleichen mag sich leisten, wer es für richtig hält, aber nicht, wie sagte der Wortvogel so schön “auf Kosten der Solidargemeinschaft”.

Dr. Acula
12. Juli, 2010 21:00

Weil ich’s grad gefunden habe:

http://www.vnr.de/b2c/gesundheit/ganzheitliche-gesundheit/homoeopathie/homoeopathie-auf-reisen-erste-hilfe-bei-ertrinken.html

Ja, es geht tatsächlich um homöopathische Mittel gegen das Ersaufen.

Achim
Achim
12. Juli, 2010 21:07

Ach übrigens, die Schulmedizin macht mir persönlich durch ein Medikament, das als Scheininnovation gilt, das Leben erträglich, und dafür bin ich sehr dankbar, ich glaube nicht, dass mir ein Homöopath da besser helfen könnte, ich glaube nicht, dass er mir überhaupt viel helfen könnte, höchstens das Vorgängerpräparat könnte mir auch helfen.

Raphael
12. Juli, 2010 21:18

@Wortvogel: sorry, in diesem Thread 🙂 Hab extra zweimal geschaut, ob Du’s wirklich nicht im aktuellen Eintrag erwähnt hast.

Comicfreak
Comicfreak
12. Juli, 2010 21:27

..als der junior 40fieber hatte, wollte mir der Apotheker statt des verschriebenen paracetamolsaftes doch tatsächlich Globuli andrehen, das sei gerade fuer Kleinkinder sehr viel sicherer..

Mein lieber Schwan, hab ich den gefaltet!

Donalbain
Donalbain
12. Juli, 2010 21:52

@Wortvogel:Auch wenn wir beim Thema Rauchen divergieren, hier hast Du meinen Nagel auf den Kopf getroffen.

Jede medizinische Behandlungsmethode sollte ihre Wirksamkeit oder wissenschaftliche Plausibilität nachweisen, bevor sie zugelassen und bezahlt wird.

Ich finde es absolut unerträglich, dass sogar “richtige” Ärzte diesen esoterischen Blödsinn propagieren. Als wir für unsere Tochter einen guten Kinderarzt suchten, waren 2 von den vieren Homöopathieverschreiber. In einer Praxis war sogar die Verwendung von Mobiltelefonen untersagt, weil die “Strahlung” die homöopathischen Substanzen schwäche. Über die “Strahlung” des Praxis-PCs, der Halogenlampen-Seil-Installation oder die sonstigen Elektrogeräte stand da seltsamerweise nichts. (Die Regenbogenbilder in der Praxis zeigten deutlich, dass unser “Arzt” eine hohe Affinität zur Anthroposophie hat. Und die Anthroposophen sind ja leider auch wegen ihrer Wissenschaftsfeindlichkeit und ihrer Impfablehnung keine gute Referenz).

Ein anderer Arzt wollte unser Tochter ein homöopathisches Präparat gegen ihre fast-chronische Bronchitis verschreiben (zusätzlich zu Inhalationen mit Kochsalzlösung). Als ich ihn befragte, was es denn genau bewirken würde und ob es wirklich wichtig wäre, kamen nur vage Aussagen wie: Das ist ganz sanft, es hilft beim Wohlbefinden, das hilft ganzheitlich beim Gesunden usw. Wirklich nur Geschwafel, keine wirkliche Indikation.

Ich bin aber der Meinung, dass man nur dann Medizin einnehmen sollte, wenn man sie wirklich benötigt. Einfach Tabletten “nur zum Wohlfühlen” ist doch unverantwortlich. Was bringt man den Kindern da bei? Wenn ich mich etwas unwohl fühle, gleich eine Tablette nehmen… Wohlfühlen kann man jedoch auch ganz anders – nicht-invasiv – erreichen.

Das gleiche beobachtet man leider auch bei Bachblütenanhängern (auch hier gibts wieder eine große Anhängerschaft unter den Anthroposophen): Das Kind ist schlecht gelaunt – gleich ein paar Rescue-Tropfen eingeflößt. Kotz!

Dieses Weltbild, dass man bei allen kleinen Unausgewogenheiten, Unwohlsein oder schlechter Laune immer nur ein Zuckerkügelchen oder einen Alkoholtropfen nehmen muss, damit alles wieder in Regenbogenfarben leuchtet, zeugt wirklich von extremer Ignoranz und Weltfremdheit.

D.

Marcus
Marcus
12. Juli, 2010 22:01

@gnaddrig: Wow. Interessanter Link. Ich war bisher immer davon ausgegangen, dass Akupunktur unbestritten wirkt.

@Wortvogel: Und damit hast du dieses Jahr ja schon so ziemlich alle komplett merkbefreiten Bevölkerungsgruppen durch. Fundichristen, fanatische Nichtraucher, unbelehrbare Raucher, Globuli-Fans,…. alles Leute mit kiloweise Nutzholz vor dem oberen Körperende, die viel zu schlau sind, sich ihr Wissen von Fakten beschädigen zu lassen.

@Dr. Acula: na vielen Dank. Jetzt habe ich eine brandneue Phobie, nur wegen dir. Ich fall ins Wasser, saufe ab, jemand zieht mich raus – und dann bröselt er mir nur irgendwelche blöden Kügelchen zwischen die blauen Lippen und flüstert: “Keine Bange, mein Freund, ich lasse nicht zu, dass die böse Schulmedizin mit ihren Wiederbelebungsmaßnahmen-Irrsinn dir wehtut.” Und mein letzter Gedanke wird sein: “Ich will nur für dich hoffen, dass es kein Leben nach dem Tod gibt. Denn wenn doch, komme ich zurück und spuke nachts als Poltergeist durch deinen Badezimmerschrank, und vertausch all deine Globuli mit Brech- und Abführmitteln! Außer denen gegen Brechdurchfall natürlich, die vertausche ich mit Potenzhemmern.” 😎

@Manuel: Und schon wieder haben wir eine neue potentielle Antwort auf die Frage “Wie hoch ist der prozentuale Anteil an Idioten an der deutschen Bevölkerung?”. Oder anders ausgedrückt: 60% der Bevölkerung setzt auch bei der Benutzung ihres Verstandes ganz auf homöopathische Prinzipien.

Donalbain
Donalbain
12. Juli, 2010 22:04

Nachtrag: Wärmste Buchempfehlung.

Gesund ohne Pillen – was kann die Alternativmedizin?
von Simon Singh und Edzard Ernst

(Originaltitel ist besser: Trick or Treatment)

http://www.amazon.de/Gesund-ohne-Pillen-kann-Alternativmedizin/dp/3446233016/ref=sr_1_4?ie=UTF8&s=books&qid=1278964477&sr=8-4

Edzard Ernst ist Professor für Alternativmedizin in England und hat sich nach langer wohlwollender Beschäftigung mit dem Thema zum harten Kritiker gewandelt. Hier wird die wissenschaftliche Erkenntnis- und Datenlage zu allen wichtigen alternativen Heilmethoden dargelegt. Mit sehr ernüchternden Resultaten.

Außerdem gibt es einen guten Einblick in die Evolution der modernen Medizin und ihrer Methodik. Sehr kompetent und äußerst interessant von Simon Singh geschrieben.

Wäre auch eine Geschenkidee für die Grünen…

D.

Thomas R.
Thomas R.
12. Juli, 2010 23:08

Und wenn noch irgendjemand Zweifel daran hat, dass Homöopathen Menschenleben gefährden: Es gibt die “Homöopathen ohne Grenzen”, die sich dafür einsetzen, dass die Armen Kinder in Afrika endlich keine echten Mittel gegen Tuberkulose, HIV und Cholera mehr kriegen, sondern… Globuli!

*BAM*, da haben sie es den bösen Pharmakonzernen aber mal richtig gezeigt!

http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2009/11/homoopathen-ohne-grenzen-preiswurdig-oder-gefahrlich.php

Dietmar
Dietmar
12. Juli, 2010 23:18

@Thomas R.: Das ist … äh … böse, würd´ ich sagen.

Achim
Achim
12. Juli, 2010 23:46

@Thomas R.:
Eckart von Hirschhausen wirbt für den Engagementpreis, den die HOG wollen.
Wenn die diesen Preis gewinnen würden, Ecki wäre sicherlich nicht erfreut.

Oibert
Oibert
13. Juli, 2010 01:04

also zu Akupunktur gibt es zumindest schon diverse wissenschaftliche Erkenntnisse, die ihr eine Wirksamkeit bescheinigen:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15838072
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,697708,00.html
http://www.sueddeutsche.de/wissen/akupunktur-wie-die-nadel-wirkt-1.952120
Ich hab das ja selbst immer für Humbug gehalten…

Aber zu Homöopathie, ein Bild sagt mir da schon genug:
http://img689.imageshack.us/img689/2937/komplementaerursubstanz.jpg

Wortvogel
Wortvogel
13. Juli, 2010 07:39

@ Oibert: na na na, so weit würde ich da nicht gehen wollen. Es gibt Hinweise, dass und wie Akupunktur wirken könnte – bei Mäusen. Da ist noch viel Arbeit zu tun, bevor man das wissenschaftlich gesichert nennen kann.

WENN die Akupunktur bewiesen, erklärt und testbar ist, befürworte ich als Erster die Aufnahme in den Kanon der Schulmedizin. Dann gibt es anständige Ausbildungen, Hygienestandards, und korrekte Tarife. Schade für die Esos, wenn ihnen dann eine “alternative Heilmethode” abhanden kommt…

StarFire
13. Juli, 2010 08:03

Hm – irgendwie scheint nicht rübergekommen zu sein, daß ich geschrieben habe, daß ich selbst die Verantwortung dafür trage, wann ich Zuckerpillen nehme und wann Chemie.

@ Torsten
Glaubst Du wirklich, daß die Pharmafirmen ihre Studien korrekt durchziehen? Und glaubst Du tatsächlich, daß die Konkurrenz Zeit und Geld hat, diese Studien zu prüfen?

Sorry, ich kenne einige Leute, die in der Pharma- und Chemieindustrie arbeiten. Und wenn Die von Studien und Tests erzählen, wird einem ganz anders. Kein großes Vertrauen von meiner Seite mehr. Erst vor kurzem hat man den sehr korrekten und kritischen Chef der deutschen Pharmaaufsicht abgesägt und gegen was angenehmeres getauscht. Stand sogar im Spiegel.

Den Pharmafirmen geht es um Umsatz und Gewinn – weniger um Heilung, sonst sähe es in der dritten Welt nicht so mies aus.

Von heilenden Händen und Tumor hab’ ich nix gesagt. Du hast damit angefangen und haust nun mit allerbreitester, undifferenzierter Keule auf alles ein, was Dein Weltbild stört. Ist Ok – kann ich Dir lassen, ist Deine Meinung. Aber lass mir bitte auch meine – das ist nämlich demokratisch. Wir könnten natürlich auch versuchen sachlich zu diskutieren – aber das ist bei dem hochemotionalen Thema wohl sinnlos.

Nur zur Info: Ich glaube NICHT blind an Homöopathie – aber das gilt auch für die Allopathie. Ich glaube, daß mir ein Plazebo (ob ein PEZ-Zuckerl oder was homöopathisches) die Selbstheilungskräfte anregen kann (und erfahrungsgemäß auch tut). Ich bin vorsichtig und mißtrauisch gegenüber den meisten Ärzten (ob Schulmediziner oder Homöopath), weil ich aus einem medizinischen Umfeld komme und die Strukturen gut kenne.

Ich übernehme für mich selbst die Verantwortung. Wer sich blind auf die Versprechungen irgendeines Arztes (egal welcher Sorte) verlässt, der gibt die Verantwortung ab – und das kann üble Folgen haben.

Nochmal an alle Leser: Es geht mir um Eigenverantwortung und das tragen der Konseqenzen, die sich aus dem eigenen Denken und Handeln ergeben. Soll jeder nach seiner Façon glücklich werden. Mit der Polarisierung, daß nur eines gut und daher das andere Schlecht sein muß kommt man nicht weiter.

Marko
13. Juli, 2010 08:46

“Ich glaube NICHT blind an Homöopathie – aber das gilt auch für die Allopathie.”

Da die Wirkung der Schulmedizin nicht auf Einbildung beruht, ist es völlig wumpe, ob Du daran glaubst oder nicht. Bei der Homöopathie BLEIBT Dir nur der Glaube, denn wirken kann da, aufgrund fehlender Wirkstoffe, nichts.

Gruß,
Marko

Oibert
Oibert
13. Juli, 2010 11:27

@Wortvogel: genau so sehe ich es auch, auch wenn es in meinem Posting vielleicht etwas anders rüber kam. Ich wollte nur zeigen, dass es zumindest da evtl etwas mehr gibt als reine Einbildung. Bevor es da handfeste wissenschaftliche Beweise gibt, würd ich das sich auch nicht nutzen.

Dietmar
Dietmar
13. Juli, 2010 12:01

@StarFire: ,,Nochmal an alle Leser: Es geht mir um Eigenverantwortung und das tragen der Konseqenzen, die sich aus dem eigenen Denken und Handeln ergeben. Soll jeder nach seiner Façon glücklich werden. Mit der Polarisierung, daß nur eines gut und daher das andere Schlecht sein muß kommt man nicht weiter.”

Zum anderen Teil will ich nichts sagen, weil es an Torsten gerichtet war. Aber es geht hier nicht um Polarisierung zwischen gleichberechtigten Möglichkeiten. Es geht darum, dass Homöopathie Wirkstoffe verkauft, die nicht vorhanden sind. Wenn ich Kopfschmerzen habe, werfe ich nicht (frei nach James Randi) eine Aspirin in den Bodensee, rühre um und trinke das Wasser. Wem das als Placebo-Effekt rechtfertigungswürdig erscheint, muss sich ernsthaft fragen lassen, warum Wirkstoffe bis hin zur Giftigkeit bei höherer Konzentration stärker wirken, in der Homöopathie aber bei höherer Verdünnung. Weil man in einer bestimmten Weise rührt? Das ist doch lächerlich. In New York ist jemand an einer Überdosis gestorben: Er hatte vergessen, sein Medikament zu nehmen.

,,Soll jeder nach seiner Facon, selig werden.” Ja. Aber nicht auf Kosten der Allgemeinheit. Astrologen behaupten auch Einfluss kosmischer Kräfte auf die Gesundheit, Wünschelrutengänger proklamieren dasselbe in Bezug auf Wasseradern. Warum sollten die nicht durch die Kassen bezahlt werden? Und die Schamanen! Was ist mit den Schamanen?

Ich schlage hier auch mit der breiten Keule, weil die Homöopathie in diesen Sack gehört!

Eines doch noch: Du hast kein Vertrauen zur Pharmaindustrie? Ich, mein Sohn und viele die ich kenne leben jetzt nur, eben weil es die Schulmedizin gibt! Niemand bezweifelt, dass es Betrug und Wirtschaftsstreben dort und insbesondere in der pharmazeutischen Industrie gibt und letzteres den Verdienenden vor altruistischen Zielen geht. Tatsache ist aber auch, dass die Schulmedizin Leben rettet und Lebensqualität verbessert.

Dietmar
Dietmar
13. Juli, 2010 12:17

@StarFire: Und dann fällt mir noch eines auf: Der Pharmaindustrie vorzuwerfen, sie setze sich nicht altruistisch in beispielsweise Afrika ein, gleichzeitig aber ihre Berechtigung in Zweifel zu ziehen, weil sie Tests fälsche und damit die Medikamente nicht wirksam seien, ist ein Widerspruch, oder nicht?

Manuel
13. Juli, 2010 12:35

Zur Akupunktur: Der Spiegel und der Zeit-Artikel und auch die Untersuchung sind selbstverständlich unvollständig. Und auch die wissenschaftliche Untersuchung ist – so wie sie beschreiben ist – unvollständiger Mist.

Wer jetzt aufruft “Huch? Akupunktur funktioniert doch!” hat einiges nicht verstanden.

Sie haben die Nadeln an einen klassischen akupunkturpunkt angesetzt und die Nadeln alle 5 Minuten gedreht. Und gemerkt, dass das anscheinend Schmerzen lindert.

Damit haben sie nicht bewiesen, dass die ganze Pseudowissenschaft hinter der Akupunktur stimmt. Sie haben eine Art Schmerzmittel gefnden und kein Heilung.

Des Weiteren haben sie nicht untersucht, was der Unterschied ist, wenn man die Nadeln alle – sagen wir z.B. – 2 Minuten dreht. Oder wenn man die Nadel woanders hinsticht, was kein klassischer Akupunkturpunkt ist.

Zum Glück hat eine andere Studie herasgefunden, dass es vollkommen egal ist, wohin man die Nadeln sticht, den Patienten (in dem Fall Menschen) geht es danach nicht besser oder schlechter als mit klassischer Akupunktur.

Folglich: Nadeln können SChmerzen lindern, aber Akupunktur funzt nicht.

wwwprofi
13. Juli, 2010 12:59

Es gibt in der Tat wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Homöopathie, auch wenn ich das als Ingenieur auch erst nicht für möglich gehalten habe. Bevor man ein Heilmittel verdammt oder ihm blind vertraut sollte man sich halt erst informieren und nicht einfach draufloslabern. Viel Wissen und Argumente habe ich auf dieser Seite noch nicht gefunden. Vielleicht interessiert’s ja doch jemanden, was der öffentliche Radiosender Bayern2 so recherchiert hat:
http://www.br-online.de/bayern2/iq-wissenschaft-und-forschung/iq-iq-homoeopathie-semmler-ID1276588429614.xml
Die Sendung zum Nachhören ist in der Spalte rechts verlinkt.

Baumi
Baumi
13. Juli, 2010 13:30

Halb off-topic: In der Frankfurt Rundschau erschien gestern auch ein erschreckend aufklärungsfeindlicher Artikel. Diesmal arbeitet sich ein Philosoph an der ach so bösen Hirnforschung ab, die es einfach wagt, Erklärungsversuche für das anzubieten, was seiner Ansicht nach nicht erklärbar sein darf:

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/?em_cnt=2837272

Wortvogel
Wortvogel
13. Juli, 2010 13:49

@ wwwprofi: Grundgütiger. Anecdotal evidence, noch dazu von Leuten, die augenscheinlich einen Grund haben, Homöopathie zu propagieren, weil sie daran verdienen. Dazu die Behauptung, es müsse ja was dran sein, wenn andere Länder es zulassen. Und wenn so viele Leute es schlucken. Und wenn es in Krankenhäusern verabreicht wird. Als ob es in der Medizin sowas wie eine normative Kraft des Faktischen gäbe…

Keine Beweise, keine Belege, keine Zahlen – reine Propaganda. Eine Schande für jede Wissenssendung.

Besonders ekelhaft: Die Wissenschaftler werden mit triefend herablassender Stimme zitiert, als könnte man den Hall in ihrem Elfenbeinturm hören. Manipulative Reportage at its best.

Und wenn du “Wissen und Argumente” suchst, wäre es vielleicht vernünftig, auch mal auf die Links zu klicken, die hier zu finden sind.

“Bevor man ein Heilmittel verdammt oder ihm blind vertraut” – man sollte einem Heilmittel NIE blind vertrauen, auch WENN man sich informiert hat.

Peter Krause
13. Juli, 2010 16:28

“Was mich wie Dietmar stört, ist dass auch in vielen Nachrichtenmedien Homöopathie und Naturheilkunde durcheinandergeworfen wird.”

Das beginnt scheinbar schon in der Apotheke. Als ich dort Kupfer-Spray haben wollte, konnte der Apotheker es nicht finden, bis er – nach eigener Aussage – in einen homöopathischen Katalog guckte. WTF?

Manuel
13. Juli, 2010 16:31

Nun ja, vielleicht ist die Apotheke auch nicht der richtige Ort, um nach Autozubehör zu suchen:

http://www2.westfalia.de/shops/autozubehoer/autopflege/systemsprays/motorsprays/343596-kupferspray_400_ml.htm

Peter Krause
13. Juli, 2010 17:08

@Manuel:
Iche habe überhaupte keine Auto.

Manuel
13. Juli, 2010 17:19

Was willst Du dann mit Kupferspray?

Dietmar
Dietmar
13. Juli, 2010 19:03

Bachblüten-Globuli einfärben. 🙂

Dietmar
Dietmar
13. Juli, 2010 19:30

Ich hoffe, das ist in Ordnung; es passt gerade so schön:

http://www.youtube.com/watch?v=jYqQ_n2vOOI&feature=related

Peter Krause
13. Juli, 2010 21:49

@Manuel:
“In Kupfer Plus Stark Flüssigspray sind Kupfer, Quarz, Rosmarinöl und der Hilfsstoff: Isopropylalkohol enthalten. Es wird zur regenerierenden Haut- und Körperpflege angewendet und hilft insbesondere gegen unangenehme Geruchsbildung von Schweißfüssen (Bromhidrosis) sowie gegen sehr starkes Schwitzen unter Achselhöhlen (Hyperhidrose). Es fördert die Durchblutung und wirkt unterstützend zur Kräftigung des menschlichen Organismus.”
Aber ist das nicht ein bischen offtopic?
Mich hatte nur gewundert, daß das in der Apotheke unter “Homöopathie” geführt wird, obwohl keiner der Bestandteile “potentiert” wurde.

Peter Krause
13. Juli, 2010 22:42

Urghs, schlecht formuliert: in Globuli wurde auch keiner der “Bestandteile” potentiert. Aber ihr versteht mich schon …

Peroy
Peroy
14. Juli, 2010 01:24

“Von heilenden Händen und Tumor hab’ ich nix gesagt. Du hast damit angefangen und haust nun mit allerbreitester, undifferenzierter Keule auf alles ein, was Dein Weltbild stört. Ist Ok – kann ich Dir lassen, ist Deine Meinung. Aber lass mir bitte auch meine – das ist nämlich demokratisch.”

Oh Gott, was für’n Fauske… XD

Asmodeus
Asmodeus
14. Juli, 2010 12:23

Schönes Zitat aus einem aktuellen bericht im Spiegel online (ich weiß was viele hier vom Spiegel online halten).
“…wenn wir an die mystischen Kräfte und diesen ganzen Käse glauben, wenn die Menschen beginnen, wissenschaftliches Denken abzulehnen und der medizinische Aberglaube zurückkehrt, dann kappen wir unsere besten Traditionen, dann sind wir auf dem Weg zurück ins Mittelalter.”

Manuel
14. Juli, 2010 13:11

Beim Zitieren solte man aber nicht vergessen, zu sagen, von wem das Zitat ist.

Asmodeus
Asmodeus
14. Juli, 2010 14:10

Dachte ich mir im Nachhinein auch, nur da war es schon zu spät.
Aber der Korrektheit halber: Das Zitat stammt von Professor Edzard Ernst

Peter Krause
14. Juli, 2010 15:58

Wie passend, der heutige Wikipedia-Artikel des Tages: Schluckbildchen.
Die hätte ich gerne auf Rezept. Frau Künast, Ihr Einsatz, bitte!

mf
mf
14. Juli, 2010 18:59

@Dietmar (Antwort an Starfire):
“Aber es geht hier nicht um Polarisierung zwischen gleichberechtigten Möglichkeiten. Es geht darum, dass Homöopathie Wirkstoffe verkauft, die nicht vorhanden sind. ”
Diese Argumentation (Starfires) erinnert mich fatal an den Kreuzzug der Kreationisten. Man müsse doch den Kindern die Möglichkeit der Auswahl geben, es sei doch nur gerecht und demokratisch, Bibel und Evolution nebeneinander (bzw gegeneinander) zu lehren …

Dietmar
Dietmar
14. Juli, 2010 20:02

Eben gerade wurden den fernsehschauenden Kindern vom KiKa (ARD und ZDF) erklärt, dass ,,die Politiker” homöopathische Mittel abschaffen wollen. Ein Homöopath durft drei oder vier Mal Stellung nehmen und erklärte, dass die Mittel aus Naturprodukten bestehe, man ,,kann das verdünnen” (wobei ja gerade das Verdünnen bis zum Nichts der Kern des Ganzen ist) und einnehman. Homöopathie könne nicht alles heilen, aber man nehme die ,,Lebenskraft” aus den Planzen und könne diese einsetzen um die eigene Lebenskraft zu stärken und zu unterstützen.

Das ist eine Unverschämtheit!

(Habe dort eben angerufen: Es sind keine Geschäftszeiten. Morgen auf ein Neues.)

Dietmar
Dietmar
14. Juli, 2010 20:44

Jetzt musste ich erstmal wie Peter Lustig in seinen Glanzzeiten Cola homöopathisch gemeinsam mit meinem Sohn potenzieren. 1:1.000.000.000 haben wir gescchafft. Bei 1:10 hat´s ihm nicht mehr geschmeckt, bei 1:100 war eigentlich nichts mehr zu sehen.

hilti
hilti
14. Juli, 2010 21:37

Gibt bei Spon grad noch einen interessanten Artikel:
Frühe Homöopathie-Studie “Wir können doch gar nicht, was wir behaupten”

Die Nazis wollten der “verjudeten Schulmedizin” die Homöopathie entgegensetzen. Eine Überprüfung der “neuen deutschen Heilkunde” führte jedoch zu katastrophalen Ergebnissen – Homöopathen befänden sich in einer Dauerhypnose, resümierte am Ende der Studienleiter.

Erstaunlich, hab ich noch nie was von gehört.

Dietmar
Dietmar
15. Juli, 2010 13:49

Ich habe höflich aber bestimmt bei KiKa angerufen und die Sendung kritisiert. Ein versuchtes Gegenargument war, dass eben viele Menschen glauben, dass das helfe.

Die Diskussion war etwas länger. Eine Gegendarstellung, so sagte mir der Herr, könne ich nicht erreichen. Das ist mir klar und wollte ich auch nicht versuchen. Aber wenn jeder Hokuspokus unwidersprochen hingenommen werden soll, weil er Meinungsschutz für sich geltend macht, dann sind wir wirklich wieder auf dem Weg in´s Mittelalter. Mit der Atombombe in der Hand …

Wortvogel
Wortvogel
15. Juli, 2010 13:53

Dietmar FTW! Beim nächsten Mal bitte protokollieren, dann machen wir einen Beitrag draus!

Peter Krause
15. Juli, 2010 16:18

KiKa ist bei mir schon lange unten durch, seit sie tagtäglich im Titellied ihrer Kinderseife erzählen, Einstein habe “nur ne 4 in Mathe” gehabt.
Im Wiederauflebenlassen längst totgeglaubter Mythen sind die Spitze.

Dietmar
Dietmar
15. Juli, 2010 17:30

@Peter: Dafür war er ,,später dann total genial!” 🙂

Sebastian
15. Juli, 2010 23:54

Mein Kika-Moment war, als die vormals von mir geschätzte Sendung “Willi will’s wissen” eine Sendung auf einer Ölbohrplattform hatte. Nun erwartet man ja nicht gerade hochinvestigativen Journalismus, ich wäre schon zufrieden, wenn man interessant und halbwegs objektiv über die technischen Finessen der Plattform berichtet hätte. Aber das war eine reine Werbesendung, in der das Öl als umweltschonend gepriesen wurde, weil es schließlich ein natürlich vorkommender Rohstoff ist. Na dann.

Dietmar
Dietmar
16. Juli, 2010 09:42

Rush Limbaugh erklärte vehement in seiner Radiosendung, dass man bei der Öl-Katastrophe nichts (!) machen müsse, denn das Öl stamme ja aus der Natur. ,,It is all by nature!” Na siehste …

Manuel
16. Juli, 2010 11:11

Da hat er insoweit Recht, dass so eine Naturkatastrophe im Endeffekt nur den Menschen schadet. Die Erde selbst wird es verkraften.

Wortvogel
Wortvogel
16. Juli, 2010 12:37

@ Manuel: Das ist natürlich Unfug. Erzähl mal den verreckenden Vögeln am Golf, dass die Ölpest nur dem Menschen schadet. Wird die Natur sich mittelfristig von dem Schaden erholen? Sicher. Dass macht den Zwischenfall aber nicht weniger katastrophal.

Manuel
16. Juli, 2010 12:51

Ah, ein Vogel hat aber keine Angst vor dem Tot. Außerdem spricht er nicht meine Sprache, da kann ich ihm viel erzählen.

Dietmar
Dietmar
16. Juli, 2010 13:06

@Manuel: ,,Ah, ein Vogel hat aber keine Angst vor dem Tot.”

Das ist mir neu: Was ist denn der Selbsterhaltungstrieb anderes als Angst vor dem Tod? Auch habe ich schon äußerst panische Tiere im Angesicht des eigenen Endes gesehen. Ist es eine Frage, wie Tiere das nennen würden?

Da wir über die gleiche Grundausstattung im Gehirn verfügen, verfügen wir auch über gleiche Ängste; wie das dann, im weitesten Sinne, intellektuell überformt ist, spielt da keine herausragende Rolle.

Manuel
16. Juli, 2010 13:13

Doch, doch. Außerdem scheißen mir Vögel auf den Kopf. Wer braucht denn sowas?

Dietmar
Dietmar
16. Juli, 2010 13:21

*leise-verzweifelt-vor-mich-hin-wein´*

Sebastian
16. Juli, 2010 17:45

Das ist halt Manuel, der hat’s nicht so mit sozialer Kompetenz.

Andererseits, wenn man die Erde runterdefiniert auf einen Gesteinsbrocken im All, dann stimmt’s natürlich wieder.

Manuel
16. Juli, 2010 18:13

Ach, soziale Kompetenz! Das haben Vögel auch nicht! Vor allem Tauben!

Dietmar
Dietmar
16. Juli, 2010 18:54

Da sich soziale Kompetenz auch über das Gehör ausbildet, haben die Tauben da natürlich ihre Schwierigkeiten. Punkt für Manuel.