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Jun 2010

DVD quick fix: Ganz kurze Kurzkritiken

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

G.I. Joe

gi-joe Nicht so schlecht, wie ich befürchtet und erwartet hatte. Natürlich ist der Plot mit dem Nanomaschinen-Sprengsatz an vielen Stellen nicht mal auf dem Level der ursprünglichen Zeichentrickserie, und natürlich sind die Charaktere noch genau so zweidimensional wie in der animierten Version, aber Sommers hält die Geschichte flüssig am Laufen. Alles ist bunt, laut, auf pubertäre Art angeberisch – aber nie so aggressiv zynisch oder militaristisch wie „Transformers“. Außerdem sind die Effektszenen zwar deutlich weniger perfekt, aber eben auch weniger verhacktstückt und hysterisch. Bei den Darstellern hapert es dafür arg – Channing Tatum ist noch charismafreier als Sam Worthington, Sienna Miller kann nicht mit Olivia Wilde mithalten (die die „Baroness“ in einem Parodievideo deutlich sexier spielte), und eine ganze Riege von soliden Darstellern (Dennis Quaid, Jonathan Pryce, Chris Ecclestone) hat erheblich zu wenig zu tun. Trotzdem: Nicht ansatzweise so ärgerlich wie „Transformers“, oder so doof wie „Dragonball“. Allemal bunt und kurzweilig genug für Fans solcher Zeichentrick-Umsetzungen.

Give ’em Hell Malone

give-em-hell Russell Mulcahy müht sich wieder mal, auf einen Trendzug aufzuspringen – diesmal den overstylten Film Noir-Comic im Stil von „Sin City“ und „The Spirit“. Und warum auch nicht? Als legendärer Musikvideo-Regisseur und visuelles Genie hinter „Razorback“, „Highlander“ und „Resident Evil: Extinction“ hat er durchaus die Qualifikation dafür. Leider ist Mulcahy auch ein Regisseur, der ohne gutes Drehbuch völlig hilflos ist, und sich in inszenatorischen Details verliert, statt seinen Plot stringent und fettfrei zu erzählen, wie es gerade bei der reduzierten Narrative des Film Noir notwendig ist. Und so wird „Give ’em Hell Malone“ (spitze Titel, btw) nach einem erfreulich rüde-blutigen Anfang schnell ein lahmer Aufguss bekannter Motive, der keine neuen Ideen oder Bilder bieten kann. Primärfarben dominieren ein artifizielles 50er Jahre-Design, obwohl der Film in der Gegenwart spielt. Thomas Jane, immer noch das meistbeschäftigte Stück Holz in Hollywood, steigt langsam von der B- in die C-Klasse ab, und Elsa Pataky ist wirklich die drögste Femme Fatale, die ich seit langem gesehen habe. Es tut mir leid, dass Ving Rhames mittlerweile in so einem Eintopf mitspielen muss – kann Sam Jackson dem nicht mal ein paar Rollen abreten? Ein wenig Entertainment bringt allenfalls Doug Hutchison mit, dessen entstelltes Gummigesicht prima dazu passt, dass „Give ’em Hell Malone“ eher an „Dick Tracy“ erinnert als an „Sin City“. Die Dialoge sind wirklich hammerdumm, die Story ist selten belanglos, und am Schluss ist alles nur dünnes Posing ohne wirkliche Substanz.

Hitler meets Christ

hitler-meets-christ „Hitler meets Christ“ – das klingt nach einem Troma-Film, oder einer neuen Episode von „South Park“, richtig? Trash oberster Güte, der nie im Leben seinem präzisen wie hanebüchenen Titel gerecht werden kann. Fehlt nur noch die Tagline: „The ultimate battle for mankind!“ Leider haben wir es mit dem genauen Gegenteil zu tun: „Hitler meets Christ“ ist die (un)filmische Umsetzung eines Zwei-Personenstücks von Michael Moriarty („Q“, „Law & Order“, „It’s alive“). 75 Minuten existentialistisches Wortgefecht zwischen dem Sohn Gottes (Typ müder Psychoanalytiker) und dem österreichischen Bauernfänger (Typ psychopathischer Pennbuder). In einem kanadischen Busbahnhof. In Schwarzweiß. Grundgütiger. Tatsächlich entspricht „Hitler meets Christ“ derart dem Klischee vom lächerlich verkopften, die eigene Relevanz schamlos überschätzenden Egotrip eines sendungsbewußten Charakterdarstellers, dass man es fast schon als Meta-Parodie sehen könnte. Moriarty bringt die ganz großen Fragen auf die Bühne – und hat keine Antworten außer ein paar rhetorischen Plattitüden. Ist Hitler „schuld“ an seinen Handlungen? Wurde er nicht auch von Gott erschaffen, und ist demnach Teil des Plans? Ist Hitler ein über seine Zeit hinaus wirkender Archetyp des Bösen? Dummes Geschwätz durch die Bank, zumal Moriarty (als Hitler natürlich) sich keinerlei Mühe gibt, dem Führer eine Authentizität zu verleihen, weder in Gestik noch Mimik. Die Beliebigkeit der Location hilft auch nicht Ergebnis: 100 Prozent Theorie, 0 Prozent Entertainment.

Max Payne

max-payne Max Payne hatte ich jetzt seit einem Jahr auf DVD hier rumliegen – angesehen habe ich ihn mir allerdings auf einem sehr langen Flug nach New Orleans. Die Adaption des Videospiels bekam seinerzeit einige wohlwollende Kritiken, hatte einen tollen Trailer zu bieten, versank aber an der Kinokasse zusammen mit Marky Marks Hoffnung, es doch noch in die Hollywood A-Liga zu schaffen. Kein Wunder: Die Figur Max Payne ist extrem langweilig, der Krimi-Plot erbärmlich durchschaubar, und die schauspielerischen Leistungen haben bestenfalls D2DVD-Niveau. Die übernatürlichen Momente sind unausgegorene Staffage – auf dem Level von „The Crow“ spielt „Max Payne“ trotz vergleichbarer Topoi in keiner Sekunde. Es bleibt ein B-Actionfilm mit zugegeben schöner Kameraarbeit.



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23 Kommentare
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xanos
xanos
1. Juni, 2010 09:28

Max Payne hat wunderbar gezeigt, warum Mark in der A-Liga nichts verloren hat. Wer daran trotzdem noch zweifelt, soll sich mal “We owe the night” anschauen, wo ein richtiger Schauspieler ein Unterwäschemodell an die Wand spielt.
GI Joe fand ich auch ok für das, was es sein wollte.

Peroy
Peroy
1. Juni, 2010 10:22

“Die Adaption des Videospiels bekam seinerzeit einige wohlwollende Kritiken”

Die musst du dir eingebildet haben…

“G.I. Joe” war Porno.

Sigbert
Sigbert
1. Juni, 2010 10:48

“G.I. Joe”, ich sag nur: Eis das im Wasser untergeht.

Peroy
Peroy
1. Juni, 2010 11:19

Ich sag Porno. Sieg.

Tornhill
Tornhill
1. Juni, 2010 11:31

“G.I. Joe”, hell yeah! Vielleicht der dümmste Film seit langem, aber ein ehrlicher, lauter, bunter Spaß. Vielleicht DER Spielzeugfilm schlechthin, da er ein dauerndes “Will haben!”-Gefühl schuf, mit seinen Fahrzeugen und Superanzügen.

Von “Max Payne” hört man ja wenig gutes, was schade ist. Kenne nur das zweite Spiel, aber das rulte.
Vielleicht sind einfach schon die Spiele selbst so erzählerisch, dass da kein Raum für eine sinnvolle Filmumsetzung bleibt – sehen muss ich es natürlich trotzdem.

Stephan
Stephan
1. Juni, 2010 12:20

@Tornhill
Max Payne fällt noch in die Endzeit der Phase, in der ich hin und wieder am Rechner gespielt habe. Habe beide Teile gespielt und war begeistert. Aber das lässt sich nicht aufs Kino übertragen. Spielegeschichten (zumal damals) sind so eindimensional, daß es bei Max Payne schon reichte, daß es mal sowas wie eine Geschichte mit Figuren gab. Noch dazu mit Figuren, die nicht nur strahlende Helden waren. Wenn man sich die Geschichte mal einfach so anschaut, bleibt da nicht mehr viel übrig. Und im Kino hat man halt nicht mehr. Und die drei gefälligen Actionsequenzen können den Film einfach nicht retten. Leider. Hatte mich drauf gefreut.

comicfreak
comicfreak
1. Juni, 2010 13:24

..Thomas Jane ist zumindest ein sehr dekoratives Stück Holz; von mir aus könnte der in jedem Film als Poolreiniger auftauchen oder ´ne Kiste Cola light vorbei bringen
😉

milan8888
milan8888
1. Juni, 2010 14:51

Ich sag Kampfanzugverfolgungsjad durch Paris und Kinderbattle in der Küche.

Lari
Lari
1. Juni, 2010 15:55

“Schütze Arsch” hab ich mit Tornhill im Kino gesehen, weil grade nichts anderes lief. Wie er oben schon schreibt: Grandios unterhaltsamer, hirnloser, grundsympathischer Spaßfilm. Ich will schnellstmöglich einen dieser Turbo-Anzüge.

Marcus
Marcus
1. Juni, 2010 18:20

@Wortvogel: falls du bei GIJoe vom Regisseur des ganzen redest, der Mann heißt Sommers, nicht Summers.

Zu “Give Em Hell Malone”: gut, überzeugt – den lass ich aus. Aber ich bin ja einer der wenigen, der eine Ähnlichkeit zu “Sin City” nicht für ein gutes Zeichen hält. (Gilt für “The Spirit” natürlich gleich doppelt: bei der Szene, in der SLJ in SS-Uniform auftaucht, hat damals das ganze Kino gelacht – und deutlich zu bemerken war, dass das alles keine Zeichen von Amusement, sondern gehässige “What the hell is wrong with you, movie?”-Lacher waren.)

Zu “Hitler meets Christ”: oh Gott, allein die Prämisse klingt schon so… furchtbar.

Zu “Max Payne”: Amen. Der einzige Film, bei dem ich (Cinemaxx-Flatrate sei Dank ohne finanzielle Schmerzen) vor dem Ende gegangen bin. Und daheim habe ich dann durch Googeln festgestellt, dass meine auf der Heimfahrt getroffene Prognose des weiteren Handlungsverlaufs 100% zutreffend war. Mann, war der schlecht.

Wortvogel
Wortvogel
1. Juni, 2010 18:33

@ Marcus: Ich weiß, das klingt total albern – aber es freut mich, wenn Leser meiner Meinung sind, was Filme angeht.

heino
heino
1. Juni, 2010 19:01

Na, dann wird dich das auch freuen:”Max Payne” war wirklich Schmerz. Der war so unglaublich langweilig, dass er fast noch “Michael Clayton” geschlagen hätte. Aber nur fast, denn wenigstens die Bilder waren hübsch anzusehen

heino
heino
1. Juni, 2010 19:03

Apropo Mark Wahlberg:so schlecht finde ich den gar nicht, das hängt immer vom Film ab. Okay, MP war übel und “The Shooter” (wenn ich nicht fürchterlich daneben liege) war auch Grütze, aber in “Rockstar” und “The lovely bones” fand ich ihn okay. Er hat halt nur nicht genug Charisma, um den Grossen das Wasser reichen zu können.

El Lumpo
El Lumpo
1. Juni, 2010 20:20

Ich mag Mark Wahlberg grundsätzlich, mir fiele aber außer Departed kein Film ein, in dem er wirklich gut wäre. Interessantes Paradoxon.

Peroy
Peroy
1. Juni, 2010 21:58

“Ich mag Mark Wahlberg grundsätzlich, mir fiele aber außer Departed kein Film ein, in dem er wirklich gut wäre. Interessantes Paradoxon.”

Mönsch, “Shooter”. Marky Mark ist da voll die Drecksau und legt sie alle um… 8)

Marcus
Marcus
3. Juni, 2010 16:54

@heino & Peroy: “Shooter” war nicht weltbewegend, aber ok.

Peroy
Peroy
3. Juni, 2010 16:56

“Shooter” war fotzengeil.

Rico
Rico
3. Juni, 2010 18:49

Max Payne war die größte filmische Kackwurst seit langen und der Thomas Jane Streifen sieht vollkommen panne aus. GI JOE spar ich mir noch für eine Shitty-Movie-Abend auf.
Ach und Shooter ist Hühnerscheiße – jahrelang in Development und am Ende wieder verkackt – lest lieber den Roman

Peroy
Peroy
3. Juni, 2010 20:09

Nein ! Seht den Film und huldigt ihm !

Will Tippin
Will Tippin
3. Juni, 2010 20:16

Ich werf mal Boogie Nights in den Raum.

Marcus
Marcus
3. Juni, 2010 20:23

So gute Filme werden gefälligst nicht geworfen.

reptile
reptile
3. Juni, 2010 23:45

G.I. Joe war wirklich Grausam. Das war so ein Moment in dem ich dachte “Vor 10 Jahren hätte ich den noch geil gefunden”. Bin ziemlich genervt aus dem Kino gegangen.
Wobei: Die Sache mit den Anzügen…wer musste da auch an “Crysis” denken?

Max Payne war die erwartete Enttäuschung. Der Max hatte einfach kein richtigen Pain. Trotzdem ansehbar.
Ich wollte einen wirklich fertigen Typen sehen, irgendwie kam das nicht rüber. Und die Bullet Time, DAS Markenzeichen der Spiele, wurde auch nicht wirklich gut rübergebracht.

Wortvogel
Wortvogel
4. Juni, 2010 10:52

@ Reptile: Selbst schuld, wer für sowas wie “GI Joe” ins Kino geht…