07
Okt 2009

Kindle kommt nach Deutschland: Fast so gut, billig & nützlich wie Film-Downloads

Themen: Neues |

Okay, der Titel ist Polemik. Ich bin nur überrascht, dass es gleich an zwei aufeinander folgenden Tagen neue Technik-Trends zu besprechen gibt, die ich beide für schlecht geplant und schlecht umgesetzt halte…

kindle-2 Der Kindle, Amazons ebook-Lesegerät, kommt also endlich offiziell nach Deutschland. Allerdings mit einer ganzen Sackladung Einschränkungen: man muss das Gerät in den USA bestellen, inklusive aller Gebühren kostet es fast 300 Euro, die Garantie beträgt nur ein Jahr (US-Standard), und im Problemfall muss man das Teil nach Übersee schicken.

Auch das Angebot an Leseware ist vergleichsweise beschränkt: mit diversen etablierten ebook-Formaten kommt der Kindle nur über Umwege zurecht, Verlagsgigant Randomhouse spielt gar nicht mit, und ein digitales Abo vom SPIEGEL wäre mir deutlich lieber als eins von der International Herald Tribune. Wer eng mit der angloamerikanischen Kultur verbandelt ist, findet zwar viel Futter – nur nicht immer das, was er eigentlich haben möchte.

rocketebook Der erste Versuch, ebook-Reader in den Markt zu drücken, scheiterte um die Jahrtausendwende an der Mangelhaftigkeit der verfügbaren Hardware: elektronische Tinte gab es nicht, die Geräte waren praktisch bis auf den Bildschirm runterkastrierte Handhelds mit entsetzlicher Darstellungsqualität auf Palm Pilot-Niveau. Futter gab es auch kaum. Und das für Preise um die 350 Euro.

Heute ist die Hardware zumindest soweit, ein buchähnliches Lese-Erlebnis zu vermitteln, und die Akkus müssen auch nicht jeden Nachmittag aufgeladen werden. Nur bei der Bildschirm-Größe kann die Quadratur des Kreises (ebenso wie bei den Netbooks) nicht gelingen: macht man die Darstellungsfläche so groß, dass sich z.B. der SPIEGEL 1:1 lesen lässt, wird das Gerät unhandlich. Macht man sie kleiner, leidet die Übersicht.

Obwohl die Reader der neuen Generation durchaus ein Schritt in die richtige Richtung sind, kommen sie für mich (ebenso wie teure Film-Streams) derzeit noch nicht in Frage.

Fangen wir mal mit der Frage, WANN ich so ein Gerät brauche, bzw. WOFÜR. Im Urlaub? Okay, sofern ich die gesamte Urlaubslektüre im notwendigen Format halbwegs bezahlbar bekomme, klingt das nicht schlecht – 1 Reader statt 10 Schmöker. Nur leider: der Reader ist empfindlich, darf nicht nass werden, nicht runterfallen, nicht im Koffer gequetscht werden. Aus Kostengründen verbietet es sich, ihn auch mal auf dem Handtuch am Strand liegen zu lassen – im Restaurant tut man gut daran, den Kindle sogar mit aufs Klo zu nehmen, oder sich Marotten wie die Eltern von Kleinkindern anzugewöhnen (“Können Sie auf den Kleinen gerade mal ein Auge haben, während ich mir das Näschen pudern gehe?”).

Kurz: Das Papier-Buch ist für den Urlaub (und die Badewanne) einfach robuster, und dank seiner Entbehrlichkeit stressfreier.

Zu Hause hingegen stören mich weder das Gewicht, noch die Menge meiner Bücher. Im Gegenteil: ich mag mein Bücherregal ja. Das haptische Erlebnis, ein Buch zu öffnen, es umzublättern, es einschlafend auf den Boden plumpsen zu lassen – darauf möchte ich (derzeit) nicht verzichten. Aber das ist zugegebenermaßen Gewohnheit, und die mag sich ändern.

Somit sehe ich das Haupt-Einsatzgebiet solcher Geräte eher dort, wo große Mengen an Text verfügbar, analysierbar, und auch wieder löschbar sein müssen – bei Studenten, Schülern, Journalisten, Forschern. Wäre es nicht in der Tat praktisch, wenn jeder Steppke einen Kindle hätte, der alle Schulbücher “von der Wiege bis zur Bahre” vorinstalliert hat? Und dazu pädagogisch wertvolle, aber lizenzfreie Jugendbuch-Klassiker? Scout könnte seine Tornister vom Volumen her auf ein Viertel reduzieren.

Für den großen Durchbruch im Konsum-Sektor fehlen noch ein paar Schritte. Seien wir ehrlich: die graugraue E-Tinte ist doch auch nur ein Zwischenschritt. Die ersten Notebooks hatten monochrome Bildschirme, die ersten Palms auch. In ein paar Jahren gibt es E-Reader, die genau so gut (und vielleicht länger) vollfarbig durchhalten. Damit werden die Geräte erst richtig interessant für Magazin-Verlage, die auf Bilder setzen (man denke nur an Mode, Film, Technik). Das kann ich abwarten.

Weil ich aber nicht ganz destruktiv sein will, und auch eine Grundlage für die Diskussion bieten möchte, hier meine Ansprüche an einen aktuell möglichen Kindle, den ich tatsächlich kaufen würde:

  • Ab 199 Euro bin ich interessiert, ab 99 garantiert dabei
  • Alle großen deutschen Verlage müssen mitmachen – Bücher, Magazine, Zeitschriften
  • Preise deutlich niedriger als das Print-Produkt (SPIEGEL für 2 Euro wäre schon okay)
  • Freie Bestückung des Gerätes über UMTS, Wlan, USB, mit allen üblichen Formaten (inkl. PDF und RTF)
  • Keine regionalen Einschränkungen, kein DRM, kein Verfallsdatum

Wie Dittsche gerne sagt: “Und jetzt kommst du!”



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Myself
Myself
7. Oktober, 2009 14:50

Das entspricht ziemlich genau meinen Ansprüchen. Was mir fehlt:

* Wenn ich etwas kaufe, möchte ich es später auch weiterverkaufen können. Daher: Möglichkeit zur Entkopplung eines Buches vom Reader und Übertragung auf einen anderen.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
7. Oktober, 2009 14:55

Na gut der Wortvogel wollte es so.

Fangen wir mit liebgewonnenen Gewohnheiten an.
“Zu Hause hingegen stören mich weder das Gewicht, noch die Menge meiner Bücher. Im Gegenteil: ich mag mein Bücherregal ja. Das haptische Erlebnis, ein Buch zu öffnen, es umzublättern, es einschlafend auf den Boden plumpsen zu lassen – darauf möchte ich (derzeit) nicht verzichten. Aber das ist zugegebenermaßen Gewohnheit, und die mag sich ändern.”

Wie es scheint liegt auch dem Wortvogel an der Kunst des Lesens. Und ich gebe ihm da vollkommen Recht. Ich mag es an meiner Bücherwand zu stehen und ein Buch zu ziehen und aufzuschlagen. Ein Genuss den mir dieses Stück Plastik nie wird vermitteln können.

Nun zu dem Komplex zu Forschung und Lehre. Solange Schulbucher immer bunter werden und solange die ebooks nicht das entsprechende Format von Magazinen haben (A4 +), gebe ich den Dingern ehr eine Nischenchance. Für eine große Verbreitung fehlt ihnen einfach noch die entsprechende Ausstattung.
Ausserdem möchte ich darauf Hinweisen, dass elektronische Daten eine ehr kurze Lebensdauer im Vergleich zu Printmedien hat.

Persönlich glaube ich, dass sich die Verlage nicht auf eine freie Verfügbarkeit von elektronischen Medien einlassen werden. Es wird Verfallsdatum, regionale Beschränkungen und DRM geben. Es wäre einfach zu viel Geld zu machen, als das man Fehler der Vergangenheit wiederholen würde.

asdrubael
asdrubael
7. Oktober, 2009 15:07

Für mich wäre so was am ehesten für “Wegwerf” Papiererzeugnisse interessant, die man sich eher nicht in’s Regal stellt. Sprich tägliche Zeitungen, wöchentliche Zeitschriften, Mangas etc. Die im Abo statt der regelmäßigen Papierflut ist vielleicht nicht uninteressant, wobei schwarz/weiß Anzeige und die Unhandlichkeit natürlich ein echtes Manko sind.

Sonst würde ich das Ding aber nicht mal haben wollen, wenn es nur 9 Euro kostet, einfach weil ich den Anwendungszweck nicht sehe.

charlotte sometimes
7. Oktober, 2009 15:31

ich als student werde mich hüten ebooks als quellle anzugeben. wenn das ding abstürzt, bzw. gelöscht wird steh ich da ohne quellen nachweis. nee danke.

Wortvogel
Wortvogel
7. Oktober, 2009 16:23

@ Charlotte: Dein Papier-Buch kann in den Fluss fallen, oder vom Hund gefressen werden – außerdem kann man von den ebooks problemlos Backups machen, das Problem wird also eher kleiner als größer.

Wortvogel
Wortvogel
7. Oktober, 2009 16:23

@ Myself: Das meinte ich mit dem letzten Punkt.

Derda
Derda
7. Oktober, 2009 16:33

“ich als student werde mich hüten ebooks als quellle anzugeben. wenn das ding abstürzt, bzw. gelöscht wird steh ich da ohne quellen nachweis. nee danke.”

Hab ich was verpasst? Man gibt doch eh immer ne ISBN-Nummer bei Quellen an. Und da ist doch Wurst über welches Medium das Buch vorliegt, egal ob ebook, Print oder Tontafeln mit Keilschrift…

Heino
Heino
7. Oktober, 2009 18:27

Ich sehe da auch keinen Grund, mir sowas zu kaufen. Weder jetzt noch in absehbarer Zukunft. Wenn ich in Urlaub fahre, nehme ich sicher keinen Sack voll Bücher mit, sondern kaufe mir eher was am Zielbahnhof/Flughafen, das ich eventuell dann auch dort wieder entsorge. Und daheim halte ich auch lieber richtige Bücher in der Hand. Dazu kommt, dass die meisten Leute nach 8 Stunden Bildschirmarbeit danach nicht auch noch auf so eine Scheibe stieren können/wollen.

luther
luther
7. Oktober, 2009 20:00

Ebooks nutze ich ab und an mal. Habe auf meinem WindowsMobile-Smartphone ein entsprechendes Programm und ein paar Kurzgeschichten mit dazu.
Sollte es mal wieder irgendwo länger dauern (Arzt, Stau, was-weiss-ich), dann kann ich die Zeit überbrücken. Auf Dauer ist mir der Bildschirm aber doch zu klein.
So ein Ding wie das Kindle oder die Teile von Sony sind für mich uninteressant. Auch ich mag es ein Buch im Regal stehen zu haben und es “richtig” zu lesen.

Den Einwand bezüglich der Schulbücher finde ich aber sehr gut. Habt ihr mal einen Schulranzen eines Zweitklässlers angehoben? Meine Tochter ist so ein armes geplagtes Wesen. “Ein” ensprechendes Gerät, dass alle Bücher ersetzt wäre wirklich klasse.

Marko
7. Oktober, 2009 20:53

Ich bin ein großer Fan von Ebook-Readern, allerdings nicht von denen, die es aktuell gibt. Zur Zeit nutze ich einen Tablet-PC dafür, der erfüllt seinen Zweck besser. Das hier geht Reader-mäßig aber schon in eine gute Richtung:

http://winfuture.de/news,50122.html

Das Ding für 199,- Euro. Macht hin, Leute. (Ist heute eben noch so wie vor zehn Jahren bei den digitalen Fotoapparaten — da wurde man auch noch belächelt, wenn man sich Geräte gewünscht hat, die heute Standard sind.)

Gruß,
Marko

kurtiklaas
kurtiklaas
7. Oktober, 2009 21:47

Ach, ich erinnere mich noch gut an die Anfangszeit der MP3s.
Alle, die Musik mochten waren der Meinung:
Ich mag meine CDs (vorher war es bei den LPs genauso) und die Haptik ist mir wichtig und und und…

Und? Wie groß ist euere MP3 Sammlung inzwischen?
Klar habe ich meine CDs und LPs nicht verkauft, aber so richtig viele Neue sind da nicht zu gekommen.

So, und nun zurück zu Kindle und Co.
Ich verstehe nicht so recht, warum Amazon und die anderen wieder diesen DRM-Müll anfangen, warum sie nicht längst die Rechtefrage mit deutschen Verlagen geklärt haben usw. .
Warum gibt’s den Kindle nicht mit einem 2-Jahres-Lese-Abo?
In den 2 Jahren kaufe ich meinetwegen monatlich oder nach einem andeeren Zahlungsmodell einen Betrag X an Literatur bei Amazon oder wem auch immer und dafür bekomme ich den Kindle dazu.

Aber offenbar will der Buchhandel alle Fehler des Musikhandels exakt wiederholen um dann in fünf Jahren Krokodilstränen zu heulen, weil der Absatz zurück geht.

Marko
7. Oktober, 2009 21:57

“Alle, die Musik mochten waren der Meinung:
Ich mag meine CDs (vorher war es bei den LPs genauso) und die Haptik ist mir wichtig und und und…”

Äh, nö? Ich mochte Musik und war von Anfang an begeistert von mp3s.

Gruß,
Marko

Nardon
Nardon
7. Oktober, 2009 22:01

Zum einem möchte ich Wortvogel in allen Punkten zustimmen, weil ich auch meine alten Bücher liebe und die um nichts in der Welt hergeben würde.
Auch in Zukunft wird mich nichts davon abhalten, auch wenn ich es als PDF hätte es denoch wenn es gut ist mir auch als Buch zu holen.
Allerdings teile ich auch Markos Meinung und würde mir auch wenn ich das Geld hätte eher heute als morgen ein Teil kaufen wie es in dem Link angepriesen wird.
Dann könnte ich auch mal meine DVD wieder suchen die ich einmal geschenkt bekommen habe, mit 3,4GB PDF Bücher drauf.

Lugat
Lugat
7. Oktober, 2009 23:35

So als Student würd ich keine E Books wollen, weil es Prüfungen gibt, in die darf man Bücher, aber keine Rechner mitnehmen und die meisten Profs haben von sowas keine Ahnung – außerdem kann man in die Dinger – noch – nicht reinschmieren. 😉

Nebenbei wäre ich dafür Schülern ehr so ne Art Tablet PC im Din A4 Format zu verpassen, da kann man wenigstens noch ordentlich lesen. Finde die Idee an sich aber sehr gut, Kinder sollten eh eigentlich nicht so viel schleppen, wie sies tun und den Kindern schon in der Grundschule das kleine Medienkompetenz einmaleins beizubringen – und vorher den Lehrern, das kann nicht schaden – halte ich sowieso für unumgänglich.

Lari
Lari
8. Oktober, 2009 02:44

Der eindeutige Vorteil der Dinger sind Gewicht und Platzersparnis. Für Schulkinder wären eBooks ein Segen, für Studierende zumindest nicht schlecht. Ich hab mich während meines Studiums nicht totgeschleppt, und studienrelevante Bücher, die ich selbst hatte, haben erträgliche zwei bis drei Regalbretter eingenommen. Für die Ausleihe wäre die elektronische Variante aber ein Traum – Keine Fristen, keine Öffnungszeiten, keine Wartelisten, weil zehn Leute das selbe Standardwerk brauchen.
Privat habe ich gerne reale Bücher, lasse mich aber eines Besseren belehren. Ich kann mir den Leseeindruck bei dieser E-Tinte einfach schwer vorstellen. Die einzigen Ausnahmen, bei denen ich keinesfalls auf den physischen Gegenstand verzichten wollte, sind zum einen Bücher, die durch ihre aufwendige Aufmachung einfach etwas Reales erfordern, und natürlich Comics, denn da gibt es über das bloße Lesen hinaus noch eine Sammelkultur (die gibt es natürlich auch bei Büchern, ist da aber bei weitem nicht so popkuluturell relevant). Ein 35 Jahre altes Spider-Man-Heft ist halt auch jenseits des Inhalts großartig, weil man da 35 Jahre Geschichte in der Hand hält.

Baumi
8. Oktober, 2009 05:02

@Lari:

Was den Leseeindruck angeht: Stell Dir eine Seite aus einem Taschenbuch vor, gedruckt auf nicht 100% weißem Papier, und die dann hinter entspiegeltem Glas. Das ist schon sehr brauchbar, und alle, die bisher mein Cybook mal ausprobiert haben, waren beeindruckt, weil es eben so sehr wie Papier wirkte und nicht wie ein Bildschirm. (D.h. zum Beispiel keine Kontrastveränderung, wenn man das Ding aus einem andern Blickwinkel betrachtet.)

Aber obwohl ich mit meinem Lesegerät zufrieden bin, geb’ ich dem Wortvogel völlig recht: Die Teile sind als reine Lesegeräte ohne Zusatzfähigkeiten noch zu teuer für den Massenmarkt, verschiedene DRM-Formate mit kleinteiliger Lizenz- und Produktpolitik führen dazu, dass man mindestens 3 verschiedene Lesegeräte bräuchte, um alle derzeit gängigen Formate und Händler abzudecken, und die kleinen Displays sind zwar toll für Bücher, aber Zeitunglesen macht damit keinen richtigen Spaß, weil Layout und Fotos verloren gehen.

Ich bereue meinen Kauf nicht und lese regelmäßig viel mit dem Ding, aber ich wusste auch vorher, worauf ih mich einlasse und dass ich mit den Einschränkungen leben kann: Wenn ab heute keine neuen Bücher mehr im Format meines Lesers erscheinen würden, hätte sich für mich der Kauf trotzdem gelohnt, weil das, was schon da ist, als Kaufgrund ausreichte.

Wenn mich aber irgendwer fragt, welchen Reader er sich kaufen sollte, red ich den Leuten i.d.R. zu, möglichst noch abzuwarten, welche Anbieter sich durchsetzen, damit man am Ende nicht das literarische Gegenstück zu einem Beta- oder Video-2000-Recorder im Regal stehen hat.

Thorben
8. Oktober, 2009 09:03

Tja, für 99€ wäre ich auch dabei – wenn alle Verlage dabei wären, das DRM erträglich wäre und die Preise deutlich unter den Printprodukten liegen. Bestückung über WLAn, UTMS oder USB, vielleicht sogar Bluetooth sollte möglich sein.

Vorher ist das nix für mich.

El Flauscho
El Flauscho
8. Oktober, 2009 09:31

Die Nachteile sind hier schon zu genüge genannt worden, aber nicht die Vorteile:

Sobald alles digitalisiert ist, stehen den Lesern auch Bücher offen, die seit Jahrzehnten nicht mehr im Druck sind (z. B. das von mir seit langem gesuchte “Mr. Bowling Buys a Newspaper”).

Man hat bei Digitalkauf (auch gebraucht) keine Probleme mit dem (zukünftigen) Erhaltungszustand:
Keine Vergilbung, keine Eselsohren, keine Flecken und – für Nichtraucher ganz wichtig – kein Ärger mit vollgequalmten Schmökern.

Wer überdies viele digitale Bücher hat, braucht beim Umzug nicht zu schleppen. Und sooo toll ist ein Bücherregal auch nicht. Platz ist quasi immer zuwenig, so daß viele Bücher in zwei oder drei Reihen im Regal stehen. Aus Platzmangel wie auch aus optischen Gründen werden fast immer Bücher gleicher bzw. ähnlicher Größe nebeneinandergestellt, obwohl eine Zuordnung nach Kategorien meist sinnvoller wäre.

Und dann die Suchfunktion: Es ist einfach toll, in einem Buch eine bestimmte Stelle schnell aufzufinden oder mehrere Bücher nach bestimmten Begriffen zu durchsuchen.

Das Suchen und Finden gilt ebenso für Randnotizen, wobei man bei der papiernen Ausgabe zudem immer das Buch beschädigt durch Ergänzungen, Unterstreichungen etc.

Und zu guter letzt wird es der ein oder andere zu schätzen wissen, wenn bei nachlassendem Sehvermögen die Schriftgröße des Textes geändert werden kann.

Marko
8. Oktober, 2009 09:34

“Und sooo toll ist ein Bücherregal auch nicht.”

Ganz ehrlich? Doch! Ich bin ja auch bekennender ebook-Fan, aber meine Bücherregale kommen mir dafür nicht weg. Finde Wohnungen, in denen keine Bücher sichtbar rumstehen, immer gleich ziemlich suspekt. 😉

Gruß,
Marko

Wortvogel
Wortvogel
8. Oktober, 2009 09:53

@ alle: Zu der “Bücherregal – hopp oder top”-Diskussion. Ich denke, die Antwort liegt in der Mitte. Ich habe hier im Arbeitszimmer ein Regal mit den Büchern, die mir lieb und wert sich, u.a. deshalb, weil es prächtig ausgestattete Sondereditionen sind (hier nachzulesen: http://tinyurl.com/y956zzn). Auf die möchte ich nicht verzichten. Andererseits stehen oben im Dachgeschoss sooo viele Bücher, die ich wegen des Informatonsgehalts, oder der Seltenheit behalte. Da stehen Sachen drin, die man (noch) nicht googeln kann. Aber ich brauche die eigentlich nicht als Bücher, das ginge als ebook auch. Über den Daumen gepeilt könnte ich mit ebooks meine Buchmenge um 70 Prozent verkleinern, ohne zu leiden – was übrig bleibt, sind dann nur die Prachtstücke. Mir wäre es auch lieber, meine Magazin-Sammlungen (Titanic, Skeptic, SFX) indexiert und als ebooks zu haben.

Wäre man so konsequent, physische Dinge wegzuwerfen, die man digitalisiert hat (Fotos, Briefe, Unterlagen), dann könnte man den eigenen Hausstand grundsätzlich faszinierend entrümpeln – und bei einem Brand hieße es dann allenfalls: “Rettet mein Notebook!”

Ein echter “game changer” (gerade, was Magazine in digitaler Form angeht) könnte der Apple Tablet Reader werden: http://tinyurl.com/y9ovvvh

Vielleicht wird das ja der ipod unter den Lesegeräten.

Marko
8. Oktober, 2009 09:56

Ich nehme dann lieber das CrunchPad …

http://www.techcrunch.com/2009/06/03/crunchpad-the-launch-prototype/

Gruß,
Marko

Wortvogel
Wortvogel
8. Oktober, 2009 11:26

@ Marko: Mein Fehler – ich meinte auch das Crunchpad. Habe es nur bei der hektischen Suche verwechselt.

Buche
Buche
8. Oktober, 2009 13:01

Für mich macht der Kindle Sinn. Das Crunchpad sieht ja noch ne ganze Ecke stylisher aus, aber wenn ich mich jeden morgen im ÖPNV sehe, in einer Hand ein Taschenbuch, die andere an einer Haltestange und die bangen Momente beim umblättern (da muss man ja leider auch mal loslassen können), dann kann ich mir die Lektüre doch gut auf einem E-Book vorstellen. Und ich habe keinen Bedarf an 90% meiner Bücher, nachdem ich sie gelesen habe.
Dann noch über 50% Preisnachlass, damit kann ich auch eine nicht Wiederverkaufbarkeit hinnehmen.
Den Spiegel für 2 Euro fände ich gut, das Bestücken mit PDFs und RFT ist ein Muss. Wenn ich das Richtig verstanden habe kann ich PDFs (et al) via USB transferieren, und wenn ich jetzt nicht vom Crunchpad erfahren hätte, würde ich mir so ein Ding aus den USA mitbringen.

gnaddrig
gnaddrig
8. Oktober, 2009 14:00

“Platz ist quasi immer zuwenig, so daß viele Bücher in zwei oder drei Reihen im Regal stehen. Aus Platzmangel wie auch aus optischen Gründen werden fast immer Bücher gleicher bzw. ähnlicher Größe nebeneinandergestellt, obwohl eine Zuordnung nach Kategorien meist sinnvoller wäre.”

Nö. Ich kenne niemanden, der seine Bücher in zwei oder drei Reihen stehen hat, und ich kenne viele Leute, die viele, viele Bücher haben. Ich selbst habe auch zuwenig Platz in den Regalen, aber ich lagere dann lieber die Bücher in den Keller aus, die ich nicht so oft lese aber behalten will, als dass ich zwischen überfüllten Regalen hause. Und nach Farbe oder Größe habe ich Bücher zum letztenmal im Grundschulalter sortiert. Seither mache ich das nach anderen Kriterien, und schlechter aussehen tut das ganz sicher nicht. Bei allem, was für e-Bücher spricht – Das ist für mich jedenfalls kein Grund, welche zu kaufen.

Für e-Bücher spricht, entsprechende Hard- und Software vorausgesetzt: Durchsuchbarkeit, zerstörungsfreies Kommentieren am Rand, Verfügbarkeit ganzer Regalmeter in einem kleinen Lesegerät, Aktualisierungen (z.B. bei überarbeiteten Neuauflagen). Für Fachliteratur, technische Dokumentationen und so Zeug würde ich gern auf e-Bücher umsteigen. Sobald die Geräte gescheite Displays bieten (v. a. besserer Kontrast als bei der aktuellen Generation, Farbe ist mir nicht so wichtig), die Preise in den von Wortvogel genannten Rahmen gerutscht sind und es genügend relevante Literatur zu vertretbaren Konditionen gibt, würde ich mir ein Lesegerät kaufen.

charlotte sometimes
8. Oktober, 2009 14:47

@ wortvogel: da kauf ich dann einfach ne neue ausgabe. anders ist das mit dem kindle wenn das ursprungsbuch vom server gelöscht wird (aus so einem grund läuft in den staaten gerade eine klage). nee das tu ich mir nicht an. ausserdem krieg ich die bücher gratis in der bibliothem, weshalb mir also ein ding anschaffen das 1. unsicher und 2. viel zu teuer ist?

charlotte sometimes
8. Oktober, 2009 14:52

@ derda: die isbn für ein ebook wird aber eine andere sein als für die printausgabe, alleine wegen der geänderten seitenangaben. und da hätte ich den salat. kann mein prof was nicht finden (und ich unterstelle denen keine grenzenlose gedult) dann wird MIR plagiarismus unterstellt. und da muss ich dann erstmal das gegenteil beweisen. weshalb mir so einen stress antun, wenns die quelle in der bibliothek für umme gibt?

Nardon
Nardon
8. Oktober, 2009 19:35

@ charlotte: Das denke ich eher nicht, ausserdem kann man voraus setzen das es für den Prof möglich sein muss auch damit klar zu kommen.
Denke auch das es die Zukunft für Studenten ist, die keine Lust mehr haben vergriffenen Augaben hinterher rennen wollen, weil wieder einmal nur 2Exemplare für 100Studenten da sind. Auch wenn das Beispiel überspitzt sein mag, so ist es doch eine oft zutreffende Erfahrung.
Dieses Problem liese sich auf dem elektronischen Weg umgehen, für welche Lösung sich man am Ende auch immer entscheidet.

charlotte sometimes
9. Oktober, 2009 17:44

“@ charlotte: Das denke ich eher nicht, ausserdem kann man voraus setzen das es für den Prof möglich sein muss auch damit klar zu kommen.”

die welt in der ein prof mit irgendwas klar kommen muss möchte ich erleben.

Nardon
Nardon
9. Oktober, 2009 23:08

Vieleicht ist er ein öko und mag keine Papierverschwendung, dann hast du Pluspunkte 🙂

Klaus
9. Oktober, 2009 23:44

Zu den angegebenen Bedingen will ich auch eines. Auf mobile Bestückung könnte ich auch verzichten, USB oder so reichen mir. Und ich möchte deutlich schnelleren Seitenwechsel als das Sony-Teil (das einzige, das ich schon in der Hand hatte).

Ich habe auf dem Touch Stanza genutzt und damit unter anderem die komplette Fire&Ice Serie von George R.R. Martin gelesen. Immer dabei, das Gerät und in S-Bahn und Bus oder an der Haltestelle war sofort ein Buch verfügbar. Und zuhause auf dem Sofa dann gewechselt zum Papier. Funktioniert bestens.

Baumi
10. Oktober, 2009 11:12

@Klaus:
Mobil-Fütterung ist hauptsächlich klasse, wenn es um Zeitungen geht. Da wär es toll, wenn man die automatisch hätte, egal wo die Kiste die Nacht über gelegen hat.

Wortvogel
Wortvogel
10. Oktober, 2009 11:25

@ Klaus: Aber es wäre doch absurd, ebook UND gedruckte Ausgabe kaufen zu müssen, um entsprechenden Lesekomfort zu erhalten. Wenn ich für das Sofa doch zum Taschenbuch greife, passiert nur eins – ich füttere die Verlage doppelt. Kein Baum bleibt ungefällt, keine Mark gespart, kein Regalmeter frei.

@ Baumi: Ich stimme dir vorbehaltlos zu. Es geht ja auch gerade darum, so simple Verkaufsszenarien zu entwickeln, dass es die User anzieht. Wenn ich den SPIEGEL am Montag bei einem Web-Portal laden muss, um ihn dann per USB (oder WLAN) auf den tragbaren Leser zu übertragen – dann kann ich ihn auch gleich in der Papier-Variante auf dem Weg zum Bäcker mitnehmen. Wenn aber am Montag auf meinem ebook-Gerät ein Button blinkt: “SPIEGEL von heute, 2 Euro – haben wollen?”, und ich dann nur bestätigen muss, ist das ziemlich reizvoll (vollständig automatisch geht natürlich auch, aber ich wollte Abo-Szenarien vermeiden). Das muss dann natürlich und gerade auch im Urlaub gehen. Das nervt mich nämlich auch bei…. ach neee, da mache ich lieber einen eigenen Beitrag draus.

Heino
Heino
11. Oktober, 2009 20:05

@kurtiklaas:ich benutze MP3s nur beim Jogging und kaufe alles, wa smich interessiert, auf CD. Und sobald ich wieder eine richtige HiFi-Anlage habe, werde ich auch wieder LPs kaufen. Ist einfach was anderes als MP3

Johannes
12. Oktober, 2009 16:58

Also ich sehe den Nutzen vor allem für Fachliteratur. Durchsuchbarkeit — super! Und alle Schmöker auf einem handhabbaren Gerät. Oft sind das ja Infos, die man nicht täglich braucht, aber doch immer mal wieder. Die Chemie-Bibliothek meiner Frau ist z.B. mehrere Regalmeter lang und wer weiß wie schwer. Unter 1000 Seiten fängt da kein Buch an. Im Moment sind die Bücher auf zwei Länder verteilt, und ich habe keine Ahnung, was wir damit machen, falls uns der nächste Umzug ganz woandershin führt…

Und was dann vielleicht auch leichter wäre: Updates kaufen. Die Standardwerke werden ja alle paar Jahre aktualisiert, und dann könnte man sich vielleicht für einen geringen Obelix die neueste Version zulegen. Aktuell kann man ja nur die alte Ausgabe für 1 Euro zu eBay stellen und dann für den kompletten Kaufpreis das Buch noch mal kaufen, wenn einen die neue Version wirklich interessiert.

Baumi
12. Oktober, 2009 19:29

@Heino:
Wobei das mit den LPs und CDs glaub’ ich echt ne Generationenfrage ist. Wir hatten unseren ersten CD-Player, als ich noch in der Grundschule war, und ich war da so froh drüber, weil ich als Kind immer einen verdammten Respekt vor Schallplatten hatte: Diese ganze Kiste mit Nadel und Vinyl sah so fragil aus, dass mir da die vergleichsweise robuste CD viel lieber war – und nach genügend häufigem Anhören werden für mich auch sämtliche angeblich vorhandenen analogen Klangvorteile vom eindeutig vorhandenen analogen Knacksen zunichte gemacht.

Aber, wie gesagt: Wäre ich mit LPs aufgewachsen, sähe ich es wahrscheinlich anders. So verbinde ich die Musik meiner Jugend halt mit CDs und Mixtapes. Plattenalben kommen nur am Rande darin vor. Komischerweise fiel mir der Umstieg von der CD zu MP3s trotzdem leicht – vielleicht weil die Playlist nur die Fortsetzung des Mixtapes mit anderen Mitteln ist.

So oder so, eines gilt sicherlich: Album-Cover waren nie so schön wie bei LPs. Da kann keine CD mithalten, und erst recht keine Cover-Grafik in ner MP3-Datei. Höchstens vielleicht noch die selbstgebastelten Foto-Cover für Tapes – aber das ist eine andere Geschichte…

Mile
Mile
23. Oktober, 2009 22:36

Ich weiss jetzt zwar nicht, wie die Qualität der Digitalversion ist aber bei der TAZ z.B. spart man min. 17€ im Monat wenn man sich statt der Printversion die digitale Version kauft.

Wundert mich, dass kein Verlag auf die Idee kommt, ein digitales Abo mit dazu passendem Gerät auf den Markt bringt. z.B. könnte man ja ein Jahresabo zum Printpreis abschliessen und ein Digiabo mit Gerät bekommen.

Bernhard
Bernhard
9. Januar, 2010 00:48

Weniger Geld ausgeben für digitale Literatur – da bin ich auch dafür. Obwohl sich diese Hoffnung bei den Hörbüchern bisher auch nicht erfüllt hat.

Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, was der Wortvogel als schreibender Autor, der sein Geld damit verdient, darüber denkt. Niedrigerer Preis für ein Ebook = niedrigerer Lohn ?

Auch habe ich gelesen, dass den Verlagen bei einigen Werken auch einfach die Rechte für die digitale Verwertung fehlen und es nur über teure Nachverhandlungen mit dem Lizenzgeber bzw. Autor zu einer digitalen Veröffentlichung kommen kann.

Wortvogel
Wortvogel
9. Januar, 2010 00:54

@ Bernhard: Ich bekomme von Ebooks deutlich mehr Lizenzgebühren als von den gedruckten Ausgaben – es ist ja der Verlag, der beim gedruckten Buch sehr viel Kosten hat. Meinen Roman als Ebook könnte ich theoretisch selber bei Amazon reinstellen, der Verlag kann da also schlecht 90 Prozent aller Einnahmen für sich reklamieren. Ich glaube auch, dass nicht jedes Ebook ein nicht verkauftes gedrucktes Buch bedeutet. Die Märkte fressen sich nicht nur, sie ergänzen sich auch.