15
Sep 2009

FFF 2009: The Tournament

Themen: Fantasy Filmf. 09, Film, TV & Presse, Movie-Mania 2009, Neues |

tournamentposterEngland 2009. Regie: Scott Mann. Darsteller. Ving Rhames, Kelly Hu, Robert Carlyle, Ian Somerhalder, Liam Cunningham, Scott Adkins u.a.

Story: Alle sechs Jahre werden in einer beliebigen Stadt auf dem Globus die besten Profi-Killer aufeinander gehetzt, um für ein hohes Preisgeld zu fighten, bis einer übrig bleibt. Die Duelle ohne Regeln werden von hunderten von Kameras für eine ausgesuchte Klientel von Zockern übertragen. Dieses Jahr ist der Schauplatz eine dröge mittelgroße Stadt in England – und die Favoriten sind die schöne Lai Lai Zhen und Joshua Harlow, der eigentlich ausgemusterte Sieger des letzten Turniers. Leider landet einer der Sender, die die Mitspieler unter Beobachtung halten sollen, im Magen des versoffenen Priesters Macavoy, der sich plötzlich mitten in einem Wettbewerb befindet, den zu überleben er eigentlich keine Chance hat.

Kritik: Wer hätte gedacht, dass der vorletzte Tag des Fantasy Film Fest nochmal so ein Perle bereit hält?! “The Tournament” ist blitzsauberes Action-Kino mit B-Genen, aber A-Besetzung. Gerade im Kontrast zum ähnlich aufgebauten “The Condemned” zeigt sich prima, dass es außer dem Geld eben doch einen Unterschied zwischen DVD-Rotz und sorgfältig gemachtem Midbudget-Kino gibt.

Natürlich ist die Story doof wie Brot, und man muss sein Gehirn nicht nur ausschalten, sondern durch heftige Schläge mit dem Vorschlaghammer auch davon abhalten, zwischenzeitig mal wieder aufzuwachen. Schon Basis-Fragen werden nicht beantwortet – warum nehmen die Killer an dem Turnier überhaupt teil, wenn die Chance, es zu gewinnen, so albern gering ist? Wieso merkt die Polizei nichts von den explosiven Verfolgungsjagden und Dutzenden Toten? Warum riskiert Lai Lai für Macavoy immer wieder ihr Leben? Wieviele tausend Kameras sind in der Stadt versteckt worden? Wie kann es nach mehreren Turnieren überhaupt noch fähige Killer geben – die werden doch alle sechs Jahre dezimiert?

tournament1

Aber diese ganzen Fragen sind irrelevant, weil “The Tournament”, das Geld, das Talent, und die Spielfreude hat, um den Zuschauer anderweitig zu unterhalten: es gibt Verfolgungsjagden, Schießereien, und Fights so sehr “en masse”, dass sie wohl billig im Ausverkauf zu kriegen waren. Und jeder Stunt ist sympathisch hausgemacht, einfallsreich, und extrem beeindruckend.

Everything goes – “The Tournament” verlegt den statischen Wettbewerb früherer internationaler Kickboxer-Filme wie “Bloodsport” in eine neue Kulisse – und tritt dann auf den Turbo. Er ist “Tekken” und “King of Fighters”, gemischt mit “Double Dragon” und “Counterstrike”.

Das Budget von 12 Millionen Dollar kann ich nicht glauben – würde ich es glauben, wäre “The Tournament” vom Preis/Leistungsverhältnis nicht weniger beeindruckend als “District 9”.

Die Stars spielen nur Klischees – aber das mit Verve und sichtlichem Spaß an der Sache. Es ist tatsächlich ein Unterschied, ob man einen Haufen Handkantenschwinger aus dem örtlichen Fitnessstudio aufeinander los lässt, oder tatsächliche Schauspieler.

So wie “Black Dynamite” nach “Undisputed 2” Michael Jay White als neuen Action-Superstar empfiehlt, macht “The Tournament” wirklich Lust auf mehr, was Scott Adkins angeht – er hat hier nur eine kleine Rolle, kann sich demnächst aber im extrem vielversprechend aussehenden “Ninja” beweisen:

http://www.youtube.com/watch?v=zTOMS-zaXXU

Vielleicht ist es tatsächlich Zeit, van Damme, Seagal, und Lundgren ad acta zu legen, und sich neue Action-Idole zu suchen. In meinen Augen kommen die nicht aus der Wrestling- und MMA-Ecke. Adkins und White FTW!

Fazit: “The Tournament” gehört zur neuen Schule des dreckigen “Extreme Hardcore Actionfilms”, die ich gerade erfunden habe, um ihn mit “Crank” und “Shoot ‘Em Up” in einem Atemzug nennen zu können. Ein Film mit zuviel zwischen den Beinen, um ein großes Publikum zu finden – aber die Zielgruppe wird sich vor Begeisterung in die Hose pieseln. Und das ist eigentlich auch okay so.

Großes B-Actionkino – gibt es nicht mehr oft. Umso schöner, wenn ein Streifen doch noch mal so sehr rockt.

http://www.youtube.com/watch?v=n3MQwDyx_DM

Wortvogels pantomimisches Urteil:

upyours



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14 Kommentare
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Geranty
Geranty
15. September, 2009 22:30

Kleine Klugscheisserfrage am Rande.. Sinds jetzt 6 Jahre wie du schreibst oder 7 Jahre wie im Trailer an dem das Tournament stattfindet? 😉
Ich find deinen Blog super, lese aber im Normalfall immer nur leise mit.

p.s.: I LOVE Extreme Hardcore Actionfilms! Am besten noch wenn sie richtig dreckig sind.

Grüße

Wortvogel
Wortvogel
15. September, 2009 22:51

@ Geranty: Ich meine, dass es im Film sieben Jahre sind – aber auf den Plakaten steht sechs: http://tinyurl.com/l2addk

Lari
Lari
15. September, 2009 23:56

Die Kameras mussten die Ausrichter des Tournaments nicht großartig verstecken – London hat die wahrscheinlich größte Dichte an Überwachungskameras in der Welt, die muss man nur anzapfen.
Was für ein grandioser Extreme Hardcore – Actionfilm! Ich hab gut gefeiert. 8)

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2009 09:37

@ Lari: Nur spielt der Film leider nicht in London – und selbst wenn: die zeigen auf den Monitoren auch permanent Innenszenen. Wenn man bedenkt, dass 35 Killer unterwegs sind, die sich alle beliebig bewegen können, dann ist die Coverage total unglaubwürdig. Aber das ist, wie gesagt, nur ein kleiner Kritikpunkt: schon “Das Millionenspiel” hat sich um diesen Aspekt gedrückt.

Dr. Acula
16. September, 2009 10:15

Spielt übrigens in Middlesbrough, die Chose.

Lari
Lari
16. September, 2009 10:28

Ah, okay, ich war mich sicher, mich an London zu erinnern. Das hat man dann davon, wenn man sich 40 Filme in einer Woche reinzieht. Aber gab es nicht eine Szene zu Beginn, in der die beiden Nerd-Typen an den Kontrollen sich in das Kamera-System hacken? Okay, ich will nicht ausschließen, dass ich mir auch das eingebildet habe…

Dr. Acula
16. September, 2009 10:39

@Lari
Nee, das träumst du nicht. Sie erwähnen das explizit, dass sie es hier einfacher haben, weil’s so viele Kameras gibt.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2009 10:53

@ Lari: Genau, aber das ist einfach keine ausreichende Erklärung.

Lari
Lari
16. September, 2009 11:27

Na ja, da fand ich allerdings die Idee, dass es alle paar Jahre eine ganze Armee von Top-Killern gibt, die man dann wieder verheizen kann, etwas unglaubwürdiger. Wobei, andererseits: Auftragskiller ist kein Lehrberuf, da geht kein Wissen verloren, wenn man alle sechs, sieben oder zehn Jahre (letzteres übrigens laut Tagline – anscheinend haben die Macher das kurz vor knapp entschieden) unter den Cracks der Szene aussiebt.

Heino
Heino
16. September, 2009 18:15

Im Film sind es sieben Jahre, wird mehrfach erwähnt. Der Film war eine meiner kruzfristigen Entscheidungen und hat richtig gerockt. Den will ich auf jeden Fall auf DVD haben.

zu-schauer-lich
17. September, 2009 11:53

@pantomimen-vogel…ich mache mir sorgen um deine garderobe…hattest du nur einen pulli beim fff?

Wortvogel
Wortvogel
17. September, 2009 12:06

@ zu-schauer-lich: Mitnichten. Ich habe aber alle Fotos in einer “Session” aufgenommen (zwei, um genau zu sein).

Perry
Perry
17. September, 2009 18:16

Sieht doch nach feister FFF-Klamotte aus. Fehlt nur noch ein griffiges Tattoo 😉

3d-razor
20. September, 2009 17:22

Scott Adkins hat sich schon oft genug bewiesen. Ich sage nur “Undisputed 2” !