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Mrz 2009

Ruhe da vorne! Movie-Mania 2009 (48) Die sieben glorreichen Gladiatoren

Themen: Film, TV & Presse, Movie-Mania 2009, Neues |

sevengladiators1Italien 1983. Regie: Bruno Mattei. Darsteller: Lou Ferrigno, Brad Harris, Dan Vadis, Sybil Danning, Carla Ferrigno, Sal Borgese, Mandy Rice Davies u.a.

Vorankündigung: Um dem “Sex & Gewalt”-Image des Italo-Schlockfilms gerecht zu werden, habe ich den folgenden Review mit Szenen brutaler Gewalt, und Fotos entblößter Titten angereichert. Sensible Seelen mögen die Augen abwenden.

An italienische Ripoffs amerikanischer Blockbuster geht man mit einer gewissen Vorsicht heran – wer bei “Gunan – König der Barbaren”, “Rockit – Final Executor”, oder “Star Crash” nicht von vorneherein seine Erwartungen in den Keller schraubt, hat den Sinn der Übung nicht verstanden. Der Unterhaltungswert des Spaghetti-Klons liegt nicht in der gelungenen Imitation des Originals, sondern dem grandiosen Scheitern daran. Enthusiasmus und Kackfrechheit gehen oft ein unheilvolles Bündnis ein, aber selten muss man sich hinterher beschweren, nicht genau das bekommen zu haben, was versprochen wurde. Wenn die Italiener bei “Mad Max” klauen, kommt bestimmt nicht “Der Kampfkoloss” dabei raus. Das unterscheidet sie von den anderen großen Plagiatoren, den Philippinos und den Kanadiern.

Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch: Wenn ein italienischer Film nichts verspricht, ist Vorsicht angesagt. Aus genau diesem Grund hatte ich “Die sieben glorreichen Gladiatoren” in den 80er Jahren auch in der Videothek konsequent stehen lassen. Im Gegensatz zu den anderen Ferrigno-Vehikeln “Hercules” und “Sinbad” war auf der Box kein Hinweis auf Monster, Götter, oder Magie zu finden – demnach nichts, was Spezialeffekte versprach. Eine schnörkellose Neuverfilmung von “Die glorreichen Sieben”? Unnötig – Roger Cormans “Sador – Herrscher im Weltraum” hatte das schon prima im Science Fiction-Setting durchgezogen. Und da war Sybil Danning auch schon dabei gewesen.

Mittlerweile weiß ich allerdings zu schätzen, dass “Die sieben glorreichen Gladiatoren” vielleicht keinen großen Aufwand betreibt, das aber wenigstens mit einem Cast tut, der einem B-Fan die Hände feucht werden läßt: Neben Lou “Hulk” Ferrigno samt Gattin sind auch die Alt-Bodybuilder Brad Harris (“Death Stone”) und Dan Vadis dabei. Beide waren schon in der ersten Sandalenfilmwelle in den 60ern am Start. Dazu Sal Borgese, italienische Trashfilm-Legende und Stuntman, mit dem Harris “Drei Supermänner räumen auf” und “Kommissar X” gedreht hatte. Last but not least die unschön gealterte Mandy Rice Davies – eines jener Londoner Callgirls, über die in den 60ern der englische Kriegsminister Profumo stürzte (der Skandal wurde unter dem passenden Titel “Scandal” verfilmt, Bridget Fonda spielte Rice-Davies). “Eklektisch” ist für so eine Besetzung also eine wirklich unzureichende Bezeichnung.

Und Sybil Danning. Sybil Danning. Österreichisches Erotikfilm-Haserl der 70er, dass es in den 80ern zu einer beachtlichen Karriere als B-Queen brachte, die dann in den 90ern genauso schnell in sich zusammenbrach. Jüngere Filmfans können sich heute kaum noch vorstellen, wie geil man diese Frau damals fand – und man war damit nicht allein:

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“Malko”, “Warrior Queen”, “Panther Squad”, “Chained Heat” – ihre Karriere kann ganze Wochenenden retten. Was will man mehr?

Und so erbarmte ich mich vor ein paar Monaten, kaufte das Video billig bei Ebay, wandelte es in Divx um, und schenkte die Kassette Doc Acula, der sich auch über sowas freuen kann.

Ich denke mal, den Plot kann ich vergleichsweise kurz abhaken, der ist ja nur begrenzt vom Original variiert: Muskelmann Han und sein Freund Scipio sind nach einem unerwartet beendeten Streitwagenrennen auf der Flucht vor dem bösen Imperator, und lassen sich von ein paar jungen Frauen anheuern, ein kleines Dorf gegen den bösen Nicerote zu verteidigen, der dort regelmäßig plündernd vorbeischaut. Ohne größere Probleme sammeln Han und Scipio noch fünf weitere Gefährten ein (darunter immerhin “Goliath”), doch die Verteidigung der Ortschaft entpuppt sich als schwierig.

Streitwagen, Muskelmänner, Schlägereien – in der Story-Abteilung hat D7gG wahrlich nicht groß eingekauft. Eher auf dem Schnäppchen-Tisch im Ausverkauf zugegriffen. Als Feigenblatt wird zwar ein magisches Schwert eingeführt, aber das hat für die Handlung keinerlei Bedeutung. Auf glorios vergeigte Spezialeffekte muss man also gar nicht erst hoffen.

Aber auch die Aufarbeitung des recht simplen und oft vorgekauten Stoffes geht nach hinten los: Die Charaktere bleiben austauschbar und blass, außer Han und Scipio sind sie nur Kanonenfutter. Freundschaften und Motivationen werden in Nebensätzen behauptet, ohne sie wirklich darzustellen, was im Ergebnis dazu führt, dass uns der Tod einiger Hauptfiguren komplett schnuppe bleibt. Das wurde selbst in “Sador” erheblich besser gehandhabt. Claudio Fragassos Skript hakt einfach die notwendigen Handlungspunkte ab, ohne den Zuschauer jemals wirklich einzubeziehen.

Auch sonst fährt D7gG mit gebremstem Schaum: wie schon bei “Hercules” findet das Wagenrennen bei Nacht statt, um die Abwesenheit einer Arena zu verschleiern (immerhin hat’s an die 10 Zuschauer). Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir hier die beiden einsamen Streitwagen sehen, die auch in allen anderen Neo-Sandalenfilmen vorkommen. Innensets sind minimal gehalten, der Rest spielt in dekorativen Ruinen in und um Rom – was unschön auffällt, waren die Ruinen doch zur damaligen Zeit noch keine solchen. Man ist geneigt, die Haltbarkeit des römischen Zweckbaus in Frage zu stellen.

Besondere Erwähnung verdient noch die Musik, die hauptsächlich aus einer kurzen Fanfare besteht, welche gefühlte 1200 mal angespielt wird. Das nervt nach fünf Minuten, und nach einer Stunde bluten die Ohren. Ihr könnt sie im unten präsentierten Ausschnitt auch mehrfach hören.

Wer von Lou Ferrigno Schauspielerei erwartet, hat vermutlich auch den Glauben an neue Witze von Otto Waalkes nicht verloren. Glücklicherweise übernehmen das Bräunungsöl und der Vollbart den Großteil der Arbeit. Brad Harris überzeugt wie immer durch schiere Anwesenheit (in meinen Augen kann der Mann nichts falsch machen), während Dan Vadis die Muskelmassen früherer Jahre gegen eine unvorteilhafte Leder-Fetisch- Rüstung und einen rumänischen Zuhälter-Schnäuzer ausgetauscht hat. Er hatte vorher in drei Clint Eastwood-Filmen mitgespielt – dann ausgerechnet D7gG als letzten Credit in der Filmographie stehen zu haben, das ist bitter.

sevengladiators3So bleibt tatsächlich Sybil Danning der einzige Schauwert – die Rolle leider so klein und unterentwickelt, wie das Dekolleté groß und überentwickelt. Sie ist mit Feuereifer (wenn auch nicht wirklich mit Talent) bei der Sache, und die Kostümbildner wußten augenscheinlich, auf was es ankommt.

Trotzdem bleibt D7gG unter dem Strich genau der lahme Haudrauf-Streifen, den ich vor 20 Jahren erahnt hatte, und der mein mager bemessenes Taschengeld daher nicht dezimieren durfte. Ich bin allenfalls aus Chronistengründen froh, ihn gesehen zu haben, empfehle aber Freunden des Neo-Peplums doch lieber die Doppel-DVD beider “Hercules”-Filme mit Ferrigno (auch wenn Teil 2 eine unverschämte, größtenteils aus den Abfällen von Teil 1 zusammengeschnittene Frechheit ist). Andererseits: wieviele Fans hat dieses Genre außerhalb der Schwulenszene schon?

In Ermangelung eines anständigen Trailers habe ich euch mal das große Finale von “Die sieben glorreichen Gladiatoren” hochgeladen – Höhepunkt und Maximum dessen, was ihr von diesem Film an Unterhaltung erwarten dürft:

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Ach so, ich hatte auch Titten versprochen – bitteschön:

sevengladiators2



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Andreas Marx
Andreas Marx
17. März, 2009 23:21

Klasse Review und vor allem schön Ironisch.

Bsp.:
Wer von Lou Ferrigno Schauspielerei erwartet, hat vermutlich auch den Glauben an neue Witze von Otto Waalkes nicht verloren. (ha,ha klasse).
Lebt eigentlich Brad Harris noch?? hmhmh muß ich gleich mal googeln.
Brad Harris hat aber doch immer nur solche Gurken vebrochen??oder?
Trotzdem klasse Review hoffe auf mehr !!!
Die Filme die bisher besprochen wurden,
waren auch immer wieder mal auf meiner Liste.
Gut das Du es machst da bleibt mir doch einiges erspart (hi,hi).

Gruß und ”Danke”

Andy

Achim
Achim
18. März, 2009 00:38

Ich war nie ein Freund billiger Filme aus Italien, aber das Filmchen ist echt lustig.
Der Review ist wieder mal echt klasse.

theNerd
theNerd
18. März, 2009 01:59

Wo sind denn da die Titten?………………………………….Oh

Lutz
Lutz
18. März, 2009 02:20

Ich frag mich, ob das genau wie “Hercules” auch zu großen Teilen in Ostia Antica gedreht wurde. Bei “Hercules” hatte ich noch einige von den Orten wiedererkannt. Aber ich finds lustig, dass man es nicht für nötig hielt, das Sicherheitsgeländer für die Besucher abzumontieren. 🙂

Ansonsten… mal wieder ein Film, den ich nicht gucken muss.

Ingo
Ingo
18. März, 2009 07:48

Du warst grandios!
WTF?
Arrgh!

Ich habe gewusst das du zurückkommst!
WTF?
Arrgh!

Hahahaha 🙂

Hasso
Hasso
18. März, 2009 16:06

Also schön, ich sehe es ja schon ein, dass es ein erhebliches Opfer darstellt, sich das anzuschauen (Der Ausschnitt ist tatsächlich DER Höhepunkt? Gute Güte!) und man sich dann ein wenig bei der Welt für die verlorene Zeit revanchiert.

Aber … mit Sybil Danning und Titten den geneigten Leser ködern, um anschließend dieses Bild zu präsentieren….
Da wusste ich ja einen Moment nicht, ob der akute Würgereiz oder doch der spontane Hassanfall dem Autor gegenüber die Oberhand gewinnt. (Der Würgereiz war’s schlussendlich.)

Aber abgesehen davon: Vielen Dank für die ganzen unterhaltsamen Kritiken 🙂
Da weiß man wenigstens, was man (nicht) verpasst.

Paddy-o
Paddy-o
18. März, 2009 18:20

Hahaha!
Ja, ‘grandios’ indeed wie der Kerl da rumknüppelt! ^^

@WördBörd:
Mit was für ner ‘Ausrüstung’ ziehst du den Stoff von den Videokassetten?

LG

Wortvogel
Wortvogel
18. März, 2009 18:29

@ Paddy: Ganz simpel – erst überspiele ich die Videos ganz normal über das Scart-Kabel auf meinen DVD-Rekorder. Die gebrannte DVD wandel ich dann mit der Freeware Dr. Divx um, oder lasse sie, wie sie ist. Das mag nicht die brillantest möglichen Ergebnisse bringen, aber für meine Zwecke ist es mehr als ausreichend.

Paddy-o
Paddy-o
18. März, 2009 19:16

Danke dir!
Also ‘DVD-Rekorder’ ist der Knackpunkt ^^
Hatte mir das so ähnlich schon vorgestellt.

Ich frage, weil meine Mutter hantiert seit Tagen mit so nem USB-Video-Grabber vom Aldi herum und kommt nicht klar.
Darf mir das beim nächsten Besuch wohl mal anschaun… :/

Grinsi KleinPo
Grinsi KleinPo
19. März, 2009 19:08

Ähmmmm ja gut und ….

Gibt es wirklich Leute, die sich sowas von berufswegen anschauen müssen? Die Ärmsten.

Ob bei denn Gehirnembolie als Berufskrankheit anerkannt ist?

ECD
ECD
24. August, 2016 16:54

ICH FREUE MICH, DASS INGRID STEEGERAM 26. SEPTEMBER IN DEM
FILM” ICH- EIN GROUPIE ” an PRO 5 zu sehen sein wird!

Erwin C. Dietrich