20
Feb 2009

Könnte, sollte, müsste, dürfte: SPIEGEL und Broder soufflieren Schröder

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

iran

Privatmann Gerhard Schröder reist in den Iran – und Henryk M. Broder gibt vor, was der Altkanzler dort bitteschön sagen sollte. So die Titelzeile. Oder was Schröder sagen könnte. So der Anreißertext.

Lassen wir mal außen vor, dass ich die Broder-Rede für durchaus intelligent und klug strukturiert halte – aber seit wann geben wir vor, was Ex-Kanzler sagen sollten oder könnten? Wäre es nicht angebrachter, sich Schröders Rede anzuhören, und diese dann zu diskutieren?

In Haltung und Absicht finde ich dieses Beitrag leider wieder sehr Broder-typisch anmaßend, herablassend, und sich selbst beweihräuchernd. Aus dem “Achse des Guten”-Elfenbeinturm lässt sich den Diktatoren und Kriegstreibern der Weltpolitik prima widerschreiben – Konsequenzen gibt es keine, und Rücksicht muss man auch nicht nehmen.



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zu-schauer-lich
20. Februar, 2009 14:35

Was mich überrascht ist, dass Broder überhaupt die Möglichkeit von “Sprechen/Reden mit Ahmadinedschad” in betracht zieht, und nicht vorschlägt, Schröder solle sich direkt als matrialischer Vollstrecker westlichen Demokratieimports aufführen und den Iranischen Präsidenten z.B. verhaften, hinrichten, mit einem Schuh bewerfen oder mal ordentlich schubsen.

Grinsi KleinPo
Grinsi KleinPo
20. Februar, 2009 14:41

Seit der Rudolf, der Augstein, nicht mehr unter uns weilt, hat der Spiegel doch sehr nach gelassen. Was einmal als Sturmgeschütz der Demogratie galt, ist heute schon fast zu einem warmen Lüftchen verkommen. Auch kein Wunder wenn man bedenkt, wer z.B. Chef bei Spiegel-online ist.

Jack Crow
Jack Crow
20. Februar, 2009 14:55

Broder nervt einfach…

asdrubael
asdrubael
20. Februar, 2009 14:57

Der Bericht disqualifiziert sich allein schon durch das “Holocaust-Leugner” Branding. Der Spiegelfechter hat das hier mal gut aufgearbeitet:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/66/sprechen-sie-farsi-nein-unsere-medien-auch-nicht

Mit solchen beleidigenden Halbwahrheiten macht man genau nicht den von Broder erwähnten “ersten Schritt”, sondern torpediert jeden vernünftigen Dialog.

Proesterchen
Proesterchen
20. Februar, 2009 15:44

Broder zum Wochenende? Nee, das verdirbt nur die Stimmung. So jedenfalls mein Gedankengang vorhin beim Betrachten von spiegel.de

Marko
20. Februar, 2009 16:02

Ich habe bei Broders Artikeln regelmäßig das Gefühl, daß er sie mit nur mühsam unterdrücktem Zorn verfasst. Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber so wirken sie nun mal auf mich.

Gruß,
Marko

Jack Crow
Jack Crow
20. Februar, 2009 16:11

Öhm, das mag daran liegen daß das doch wohl genauso beabsichtigt ist – der einsame intellektuelle Rufer in einer Wüste von Gutmenschentum und Ignoranz… ich find den einfach unerträglich, unabhängig davon daß er manchmal auch nicht völlig falsch liegt.

Marko
20. Februar, 2009 16:13

Klar ist das beabsichtigt — aber wenn man als Leser nur diese unterschwellige Wut spürt, geht der “intellektuelle Ruf” ziemlich verloren. Zumindest geht mir das ziemlich oft so. Ich mag seinen Stil nicht.

Gruß,
Marki

Strabo
Strabo
21. Februar, 2009 07:16

Broder war gut als er sich darauf beschränkt hat, für den Spiegel Fernsehsendungen zu rezensieren. Dann kam der 11. September und plötzlich war er Experte für alles was irgendwie aus der Gegen Naher Osten kommt.

Marco
Marco
21. Februar, 2009 14:48

Ich mag den Broder, sehr sogar, deshalb bin ich vielleicht nicht ganz objektiv. Aber wieso soll man den Schröder-Besuch nicht zum Anlass nehmen, ein paar mahnende Worte mit auf den Weg zu geben?

Ich persönlich schließe mich der Erklärung des ZdJ an und halte es für einen Fehler, dass Ex-Kanzler überhaupt nach Teheran reist. Deshalb halte ich auch Vorab-Schelte für absolut gerechtfertigt.

Wortvogel
Wortvogel
21. Februar, 2009 15:04

@ Marco: Broder gibt keine warnende Worte mit, sondern gleich die ganze Rede, die Schröder seiner Meinung nach halten soll.

Außerdem finde ich es bedenklich, einerseits zu fordern, Schröder solle nicht fahren (es ist sein gutes Recht), und andererseits vorschreiben zu wollen, was er bitteschön sagen möchte, falls er doch fährt.

Denkanstöße sind eine Sache – Predigten eine andere.

Marco
Marco
21. Februar, 2009 15:14

@ asdrubael
Übrigens finde ich diese Wortklauberei äußerst fragwürdig, um nicht zu sagen gefährlich. Dass er diese Worte auf der Konferenz “Eine Welt ohne Zionismus” gehalten hat, wird dabei ebenso unterschlagen, wie seine Hoffierung von Holocaustleugnern und Antisemiten weltweit. Dass es zahlreiche Zitate von ihm gibt, im denen er sich entsprechend äußert, ist auch bekannt. Es ist übrigens eine übliche Strategie von Extremisten, Rassisten, etc, hinterher immer alles anders gemeint zu haben. Beiträge wie der oben zitierte müssen sich da schon den Vorwurf der – gewollten oder ungewollten – Komplizenschaft gefallen lassen.

Marco
Marco
21. Februar, 2009 15:26

@ Wortvogel
Dass dieser Kommentar (und die sind meistens “Predigten”) als “Empfehlungsschreiben” verfasst ist, sehe ich mehr als eine Art Stilmittel, und nicht als vom Verfasser ganz ernst gemeint.

Proesterchen
Proesterchen
21. Februar, 2009 15:36

Ich finde es schon verstörend, mit welcher Selbstverständlichkeit manche Organisationen bestimmen zu können meinen, mit wem sich hier zB ein Altkanzler treffen dürfen soll.

Wortvogel
Wortvogel
21. Februar, 2009 15:50

@ Marco: Es steht Ihnen frei, das so zu sehen – und es steht mir frei, Broders Rede für anmaßend und selbstverliebt zu halten, oder?

Marco
Marco
21. Februar, 2009 15:53

@ Proesterchen
“Bestimmen” kann man nur, wenn man die Macht dazu hat, das Gewünschte auch durchzusetzen. Kritik an einem Vorhaben äußern zu dürfen, ist das Grundprinzip der freien Meinungsäußerung. Das erachte ich eigentlich schon selbstverständlich. Verstörend, dass du das offenbar nicht tust.

Marco
Marco
21. Februar, 2009 16:08

@Wortvogel
Broder ist immer selbstverliebt und anmaßend. Ich habe ihn noch nie anders erlebt.

Proesterchen
Proesterchen
21. Februar, 2009 18:10

@Marco

Die objektive Möglichkeit zur Durchsetzung der eigenen Position ist, wie Ihnen sicher nicht entgangen ist, für meine Kritik völlig unerheblich.

Marco
Marco
21. Februar, 2009 19:35

@ Proesterchen

Das mag schon sein. Ihre “Kritik” kritisiert die Inanspruchnahme des Rechts auf freie Meinungsäußerung durch eine bestimmte Organisation, ungeachtet ihrer Möglichkeiten zur Durchsetzung ihrer Position. Das macht es leider nicht besser.

Proesterchen
Proesterchen
21. Februar, 2009 20:33

Ich bin sicher, dass Sie mich nicht vorsätzlich missverstehen wollen.