Jedem Arschloch seine Kamera
Themen: Neues |Ich habe den Rummel um die Volkszählung anno 1987 miterlebt. Die Aufrufe zum Boykott. Die Warnungen vor dem Polizeistaat, der seine Bürger ausschnüffelt, und gigantische Datenmengen unkontrollierbar zur politischen Kontrolle, zur Konsumsteuerung, und zum allgemeinen Unbill missbraucht. Die Tricks, um selbst die Hausnummer und die Automarke zu verschleiern. Bücher und Pamphlete, was zu tun ist, wenn der Volkszähler zweimal klingelt.
Wo kämen wir denn hin?
WIR hier unten sind das Volk. DIE da oben wollen uns unterdrücken. Multikulturelle Anonymität gegen den gesichtslosen Fascho-Staat. Der Feind ist überall, wenn wir nicht wachsam sind. So habe ich das gelernt.
Erste Lektion des neuen Jahrtausends: Der mündige Bürger verzichtet liebend gerne auf Datenhoheit, Privatsphäre, und Schamgrenzen, wenn er dafür Bonuspunkte, Freunde bei MySpace, oder zehn Sekunden auf YouTube bekommt.
Zweite Lektion des neuen Jahrtausends: Der sympathische Bodensatz des Bürgertums, der Pöbel, bewaffnet sich. Erst mit Handykameras, und dank einer Kooperation von BILD und Lidl ab dem 4. Dezember nun auch mit preiswerten Videokameras (samt Direktverbindung zur “Leserreporter”-Sektion bei BILD online). Film, Baby, film.
Kafka statt Orwell – wo wir nicht beobachtet werden, beobachten wir uns selbst. Wo unser Exhibitionismus an seine Grenzen stößt, übergibt er den Staffelstab wechselseitiger Kontrolle an den Voyeurismus. Nichts Privates mehr im öffentlichen Raum, grelles Licht in allen Nischen. Das Recht am eigenen Bild, es stirbt nicht durch Paragraphen, sondern durch Schulterzucken: “Wir haben gedacht, das sei okay – und außerdem: das Video stammt von einem Leser, WIR zeigen es ja nur”.
Lustig, peinlich, abartig, schamlos – künftig wird mit barer Münze gezahlt, wenn der krude Alltag dem öffentlichen Interesse zum Fraß vorgeworfen wird. Dann sehen wir endlich im Bewegtbild, wie der psychisch Kranke nackt über die Straße kriecht. Haben wir schließlich ein Recht drauf. Und wäre doch gelacht, wenn nicht auch ein paar “Busenblitzer” vorkommen. Mädels, zeigt dem Leserreporter, was ihr habt! Girls gone wild! Schwenk zum Lastwagen, der einen Golf zermalmt hat: “Hier stirbt gerade ein Mensch”. Schlimm, sowas. Josef Wagner wird auch noch drüber schreiben. Dann lieber weiter zu Oliver Kahn, der doch tatsächlich bei der Filmpremiere in der Seitenstraße an die Mülltonne gepinkelt hat. Konnte man genau sehen. BILD fragt einen prominenten Urologen: Sieht das Genital des Titans eigentlich gesund aus?
Großartig. Ganz großartig. Ich habe Big Brother gesehen – und er ist wir. Schlimm, dass uns die Ähnlichkeit mit Kai Diekmann (siehe Plakat) nicht früher aufgefallen ist.
Abgesehen davon – 70 Euro ist doch nicht wirklich günstig, für so ein Schrottgerät?
Vor allem nicht, wenn man für das gleiche Geld was ähnliches mit 2 GB Flashspeicher, 720p und ner extra 2GB Speicherkarte kriegt… Zwar auch noch Schrott im Vergleich zu einer “echten” Kamera, aber besserer Schrott als der Lidl-Bild Schrott…
„BILD.de Leserreporter-Kamera“… geil. Genau das Richtige für die BILD. Wozu richtige Journalisten arbeiten lassen? Jetzt outsourcen wir das noch. Gibt es zur Kamera auch einen Presse-Sticker zum anheften?
Wobei ich mir manchmal denke… wie gross die Schritte zwischen “Deutschland sucht das Supertalent”, wo sich jeder Depp zum TV-Auftritt verhelfen kann und damit ein paar Minuten berühmt wird und einem Leserreporter, der sein Video/Bild stolz überall rumzeigt und glaubt für die Medienlandschaft etwas geschaffen zu haben?
Und wie ordnet man dann die Typen ein, die den letzten Schrott bei YouTube einstellen um sich für belanglosen Scheiss jeden nur möglichen Schulterklopfer abzuholen?
Gross rauskommen wollen ist schön und gut. Aber man kann seine Mittel besser wählen.
Zur Volkszählung fiel mir gerade ein: ja, stimmt, ich musste (man hat kaum eine Chance sich zu entziehen) letztens an der Umfrage zum Mikrozensus teilnehmen. Für die nächsten vier Jahre habe ich die Bagage vom Statistischen Bundesamt an den Socken. Da haben sie uns dann doch gekriegt…
Das ist doch Berichterstattung von relevanten und interessanten Dingen. Die professionellen Journalisten können ja auch nicht überall sein.
Aber was soll man erwarten. Wenn zu Prime-Time zwei unlustige Humoristen Wettkämpfe ausfechten, bei denen der Verlierer sich Kaffee durch eine getragene Socke des Kontrahenten filtern und trinken muss, die natürlich auch noch tut, ist das doch tierisch lustig. Da kann man dann auch über psychisch Kranke lachen und möglichst viele an diesem Spaß teilhaben lassen. Gibt ja auch noch ein wenig Geld dazu.
Oh Hilfe, wie krank ist das alles!
zur ersten lektion: da es alle tun, haben wir uns alle gegenseitig in der hand. so gleicht sich alles aus.
@ meistermochi – sollte man meinen, ist aber nicht so: es kommt nicht darauf an, wer was von sich ins Netz posaunt, sondern wer welche Macht hat, solche Infos zu missbrauchen. Ein Unternehmen wie Microsoft hat ganz andere Möglichkeiten, mir anhand meiner online verfügbaren Daten zu schaden (oder mich wenigstens mit “kontextsensitiver Werbung” zuzumüllen), als ich das im umgekehrten Fall könnte. Diese mangelnde Balance gibt es natürlich auch zwischen Privatpersonen, kleinen Firmen, etc.
..meine Eltern verweigern Payback-Karten, nehmen aber an jedem grottigen Postkarten-Gewinnspiel teil undf bewahren “Sie-haben-gewonnen”-Briefe auf..
*grusel*
jedem Arsch seine (Loch-) Kamera 😉
schöner Titel!
So ist das nunmal in dieser Welt. Interessant wird es bestimmt wenn man einen dieser “Leserreporter” fotografiert, wie er an seinen Eingeweiden vom Zaun eines Promis baumelt.
Das Recht auf Privatsphäre haben die meisten Menschen schon lange freiwillig aufgegeben. Hauptsache berühmt. Dafür lässt man sich als talentfreies Individuum auch mal als der Brüller des Tages bei Castingshows ausweiden.
Und wie will man argumentieren, dass man nicht beim Pinkeln oder Sterben fotografiert werden will, wenn man das selbe doch auch tut?
Klar kann man sagen “Wer nichts anstellt hat auch nichts zu verbergen.” Aber gerade da beisst es sich doch. Gerade wenn ich mir nichts vorzuwerfen habe, will ich doch in meinem Privatleben in Ruhe gelassen werden.
Wenn ich der Meinung wäre andere Menschen sollten etwas aus meinem Leben erfahren, würde ich mir einen Blog zulegen.
Nicht nur, dass jeder Gefahr läuft, als öffentliche Belustigung zu dienen, wogegen man sich nicht wehren kann (Beispiel: Wenn Elton oder andere komische Vögel Leute verarschen, ist es egal, wie sie sich verhalten, denn jedes Verhalten bringt Lacher), schlimm ist, dass Hilfsbedürftige statt Hilfe Gelächter bekommen. Mein 6-Jähriger Sohn ist seit einem Jahr chronisch krank und kann in der Öffentlichkeit Bewusstseinsstörungen bekommen. Jetzt denke ich nur wenige Jahre weiter und sehe ihn als Jugendlichen in solch einem lebensbedrohlichen Zustand abgefilmt und ohne Hilfe irgendwo auf einer Party liegen. Dieses Risiko für Einzelfälle können die Initiatoren, die sicher keine Hohlköpfe sind, doch ganz sicher abschätzen, nehmen das aber in Kauf und schwafeln von Medienrevolution. Es fehlt ethisches Handeln. Grundlegender Respekt fehlt.
Wer in Ruhe gelassen werden will, muss aktiv werden. Das an sich ist schon eine Unverschämtheit. Ich MUSS Popups wegdrücken und zuvor erst einmal suchen, wo ,,Schließen” steht. Ich MUSS Werbeanrufe annehmen, nur um zu sagen, dass ich kein Interesse habe usw usf.
Eine Revolution ist das erstens nicht und zweitens eine Riesensauerei.
@ Dieter: Guter Punkt – auch mich nervt es maßlos, dass die Belästigung im Alltag “opt out” ist, nicht “opt in”. Ich muss nicht sagen, dass ich NICHT gefilmt werden will – wer mich filmt, hat gefälligst zu fragen. Das mag dem Gesetzestext nach auch so sein, wird aber praktisch immer weiter ausgehöhlt.
Warten wir mal ab, wohin das alles führt…
Ich erinnere mich vage an eine solcher Aktionen: Elton zog nachts los, klingelte Leute aus dem Schlaf, ließ zuvor auch gelegentlich durch das Fenster Schlafende filmen, und wenn die Opfer dann Beleidigungen ausstießen, um diese Typen los zu werden, gab es Geld, wenn eine Beleidigung aus eine Liste dabei war, die die Opfer natürlich nicht kannten. Die wussten gar nicht wie ihnen geschieht. Elton wurde verklagt, zog los und entschuldigte sich, indem er die Leute erneut vor die Kamera zerrte, die dann, um nicht als Deppen dazustehen, das vermute ich, zum Teil den ,,Spaß” mitmachten.
,,Ausreißer” gab es auch in der alten Fernsehlandschaft, nur keine Nostalgie, aber in der heutigen Mediengesellschaft wird mir das wirklich zu viel.
Was mich allerdings noch mehr stört ist die freie Verfügbarkeit meiner Daten, sobald ich zum Beispiel eine eigene Domain habe. Schwupps, und jeder kann meine Adresse nebst Telefonnummer einsehen.
Wie das mit dem Datenschuitz zu vereinbaren ist, ist mir schleierhaft.
@ Tinitus: Ich glaube, in dieser Frage wiegt die rechtliche Verantwortlichkeit den Datenschutz auf. Das finde ich auch richtig so. Nur leider trifft es die Ehrlichen: Abzocker, Schmierer und Brandstifter halten sich einfach nicht dran.
@Wortvogel: Die rechtliche Verantwortlichkeit würde auch dann gewahrt bleiben, wenn nach einer Anzeige der Hoster der Seite die Angaben an die zuständigen Behörden herausgeben müsste.
Ich kann Dir zum Beispiel, ohne das Du mir etwas getan hast oder es mich etwas angehen würde, Deine Adresse und Telefonnummer sagen.
Und darauf hat niemand in meinen Augen ein Anrecht.
Ein Eintrag des Zonenverwalters sollte ausreichend sein.
@ Tinitus: Ich verstehe dein Argument, aber man muss doch abwägen – wenn du erst Hoster und Behörden ins Spiel bringen musst, um jemanden zu identifizieren, der auf seiner Webseite schreibt, dass du einen kleinen Dödel hast, dann gerät die Sache schnell außer Kontrolle. Wer eine Webseite hat, sollte sich ausweisen. Das gilt für den Friseurladen an der Ecke auch, und für den Taxifahrer.
Der Friseurladen an der Ecke hat aber nicht die private Anschrift des Inhabers im Schaufenster.
Und Behörden muss ich ja sowieso ins Spiel bringen, wenn ich eine Anzeige erstatte.
Da die Webseite unseres Clans keine werblichen Inhalte aufweist, muss dort auch kein Impressum hin.
In Deinem Fall ist es eh egal, da Du ja eines haben musst.
@ Tinitus. Hier geht es um verschiedene Sachen:
– In einem Laden gibt es Personen, die ich ansprechen kann. Ich kann die Verantwortlichen demnach identifizieren. Bei einer Webseite bin ich darauf ANGEWIESEN, dass sich der Besitzer ausweist.
– Das Problem mit den Behörden: Ich müsste tatsächlich jemanden anzeigen, um an die Daten zu kommen, auch wenn es nur um Kleinkram geht. Ich halte es für vernünftiger, durch ordentliche Zuordnung eine informelle Kontaktaufnahme zum Webseiten-Betreiber zu erlauben.
– Ich habe keine werblichen Inhalte, verdiene am Wortvogel nichts, bräuchte demnach kein Impressum. So verstehe ich das zumindest.
Natürlich gäbe es Möglichkeiten zum Kompromiss: Man könnte die Adressen beim Hoster hinterlegen. Dieser MUSS sie dann auf einfache Anfrage per Mail aber rausgeben. Sonst ist wieder logistisches Chaos angesagt.
Wer eine HP betreibt, muss das Visier hochklappen. Bei Läden ist die Privatadresse zunächst für den Kunden unwichtig, weil ja ein Laden als Geschäftsadresse da ist. Den gibt es im Internet nicht, also muss etwas die Geschäftsadresse ersetzen. Außerdem möchte ich mir die Auswüchse gar nicht vorstellen, wenn plötzlich niemand mehr seine Kontaktadresse veröffentlichen würde; aber das wurde ja schon gesagt.
Es geht aber auch nicht so sehr darum, eine Anzeige zu erstatten. Wenn das so weit ist, ist der Fall schon ziemlich ernst oder sollte es sein. Sich direkt verantworten zu müssen, indem man seine Adresse veröffentlicht, ist unterhalb solch einer Streitschwere wirkungsvoll. Denke ich jedenfalls.
Schreibtempo ist heute stark gehemmt …
Toller Eintrag.
@Lena: Ja, Entschuldigung. Ich habe so langsam geschrieben, dass mein voriger Beitrag durch den durchdachteren Wortvogels überflüssig geworden ist. Das habe ich beim Schreiben nicht gesehen.
@ Dieter: Ich glaube, das bezog sich nicht auf dich – Lena meinte (hoffe ich) meinen gesamten Beitrag. Wir sind hier nicht so pingelig – und ich ziehe mir sowieso jeden Schuh an…
Achso! Na, trotzdem war der zu spät. Und damit hat Lena in jedem Fall recht. 🙂
. . . ist mir ziemlich egal – sollen sie sich doch privat mit ihren tollen kameras in den enddarm hinauf leuchten und jedem evtl. interessierten zugänglich machen!
sollte es aber nur ein einziges mal passieren das mich (oder jemanden aus meiner familie) so ein sog. “bild-leser-reporter” jemals, bei egal was aufnehmen sollte (zB. autounfall, tod eines angehörigen etc.) und kommt der scheiß dann zB. in die BILDzeitung – dann (sofern ich selber noch leben sollte) “ZERMATSCHE” ich demjenigen das gesicht so überaus dermaßen (selbst der tod wäre dagegen eine gnade) das dieser sein restliches leben lang wird daran denken müssen wenn er denn nach ein paar wochen oder monaten wieder aus dem krankenhaus kommt! und dem jeweiligen redakteuer, welcher sich für die veröffentlichung verantwortlich zeichnet, wird es kein bisschen besser ergehen.
KEIN SCHERZ!
ob ich dafür dann für ein paar jährchen hinter gitter wandere ist mir ehrlich gesagt relativ egal!
wenn GEWALT das einzige noch verbliebene mittel sein sollte welches SIE verstehen – dann soll es “ABSOLUTE GEWALT” sein welches sie bekommen werden!
@ Knallbonbon: natürlich kann ich deine rabiaten Gewaltphantasien nicht gutheißen. Ich gebe aber zu: Der Erste, der mir so eine LildBild-Kamera ins Gesicht hält, hat mit körperlichen Konsequenzen zu rechnen…
@knallbonbon
würde ich wahrscheinlich lt “Bauch” auch so machen. Leider begibt man sich damit aber noch unter das niveau dieser BLÖD-Spanner-Reporter.
Ausserdem werden weitere 10 dieser Einzeller einen dabei filmen wie man den Ersten sachgerecht entsorgt, was wiederum eine scheiß-zerklopperei von folgefilmern nach sich zieht. siehe Pyramidenspiele
@knallbonbon…
Ja, du bist halt ein “knallbonbon”… da musst du auch wie ein Solches reinhauen.
@Wortvogel: Deine Seite ist schon deshalb werblich, weil Du Links zu Deinen Werken bereitstellst. Somit bist Du auch in der Impressumspflicht.
Warum das auf der Clanseite der Labersäcke erforderlich sein sollte, die sich nur um eine Gruppe durchgeknallter dreht, ist mir persönlich schleierhaft. Wenn jemandem was nicht passt, kann er das Kontaktformular nutzen. Dazu ist es ja da.
Vor allem bin ich für die Inhalte ja nicht allein verantwortlich. Vielmehr wird die Seite von allen im Clan gleichberechtigt vertreten.
Und der Vergleich mit dem Laden zieht schon gar nicht. Wir verkaufen nichts und verdienen auch indirekt kein Geld damit.
“wenn GEWALT das einzige noch verbliebene mittel sein sollte welches SIE verstehen – dann soll es “ABSOLUTE GEWALT” sein welches sie bekommen werden!”
Ich unterstütze diesen Vorschlag… 8)
Check
Tragisch, was? Es wird die selben Auswirkungen haben wie immer wenn so ein Skandal passiert: Genau, nichts. Und noch einmal feste drauf auf die bösen bösen Jungs von Microsoft. Dann haben wir unsere Bürgerpflicht getan.
@ Tinitus: Wir haben (so scheint’s) ein sehr unterschiedliches Verständnis von Verantwortlichkeit im Netz. Das ist okay.
@ Armes Opfer: Tagespreis für den sinnlosesten und dümmsten Kommentar!
Moin,
@Hausherr: gehe sonst 100 % kondom mit dir, 😉
aber der Hörschaden hat Recht.
Weitermachen *thumps up*
@gerrit: ich geh mal davon aus, dass du meinst, du gehst 100% konform mit wortvogel, sonst raff ich da die bedeutung nämlich nicht ganz 😉
@Wortvogel: So unterschiedlich sind unsere Meinungen gar nicht. Zumindest was die Verantwortlichkeit angeht. Wenn ich etwas Beleidigendes oder rufschädigendes über jemanden auf der Seite schreibe sollte dieser auch die Möglichkeit haben, mich dafür zu belangen. Allerdings wird er dann um eine Anzeige eh nicht herumkommen.
Was mich stört ist nur, das JEDER meine Adresse sehen kann. Mehr nicht.
@ Tinitus: Aber in deiner Welt gibt es dann nur zwei Wege – anzeigen oder Klappe halten. Die einsehbare Adresse erlaubt mir, mich mit dem Betreiber auseinander zu setzen, und (wie in den meisten Fällen möglich) eine gütliche Einigung zu finden. Und es kann ja auch mal Mißverständnisse geben. Außerdem möchte ich gar nicht wissen, wieviel Scheiße uns erspart bleibt, weil die Identifizierbarkeit die Leute doch ein wenig zähmt. Anonymität sorgt leider oft für völlige moralische Verwahrlosung…
@ PAL: Ja, er meint konform. Er mag das nur nicht so trocken sagen. Er würde wahrscheinlich auch “zum Bleistift” statt “zum Beispiel” sagen, oder “Terroristen” statt “Touristen”, um nur mal zwei beliebige Beispiele rauszugreifen. Das ist eine Art rhyming slang, die manche Leute witzig finden.
@ gerrit: Stimmt’s?
Genau: Herzlichen Glühstrumpf! (Statt Glückwunsch. Ihr versteht? HA HA HA)
@Wortvogel: Es sind drei Wege.
1.) Klappe halten wenn man es als unwichtig erachtet
2.) Über das Kontaktformular Kontakt aufnehmen und sich gütlich einigen
3.) Anzeige
Aber was geht z.B. den gerrit, dem ich ja nix getan hab, an wie ich heisse und wo ich wohne.
Und die Identifizierbarkeit ist den meisten eh nicht bewusst. Wenn man es wirklich drauf anlegen sollte, holt man sich einfach eine Seite bei funpic.
@ Tinitus: ich glaube immer noch, dass wir da einfach nicht zusammen kommen (ja auch nicht müssen). Das Kontaktformular ist nur ein Zwischenstopp – dann muss ich eine Beschwerde ins virtuelle Nirwana schicken, ohne eine Ahnung zu haben, an wen sie eigentlich geht. Beispiel: Wenn jemand Käse über mich schreibt, möchte ich die Person gerne konkret ansprechen können. Mit Namen. Das hat nichts damit zu tun, ob ich die Person anzeigen will.
Name steht in den Details. 😉
Aber hast schon recht. Wir müssen nicht einer Meinung sein.
Ich habe die Beiträge jetzt nur mal überflogen, aber mit juristischem Sachverstand (oder dem Hauch einer Ahnung, um es böse zu formulieren) wirft keiner von Euch um sich.
Eine “Anzeige” impliziert stehts eine Strafbarkeit – es gibt aber genug Dinge, die nicht unbedingt strafbar sein müssen, die ich mir aber trotzdem verbitten kann (auch im Zuge gerichtlicher Verfügungen, sofern der betreffende nicht zur Unterlassung bereit ist bzw. gegen die Erklärung verstößt).
Und selbstverständlich muß es möglich sein, den Betreiber einer Seite im Zweifel haftbar dafür zu machen, was auf seiner Seite so passiert.
Und dazu muß ich denjenigen auch ausmachen können.
Das Netz ist verdammt nochmal kein rechtsfreier Raum, in dem jeder Depp machen kann was er will.
Das war für Tinitus.
“Jedem Arschloch seine Kamera” sollte echt das Motto der “Anti-Lesereporter”-Bewegung werden, denn es passt wie die Faust aufs Auge!
Guter Beitrag!
@ Tinnitus und Wortvogel:
Euer Vergleich mit einem Ladenbesitzer geht mitunter in die Irre. Es gibt durchaus örtliche Gewerbeordnungen, die vorschreiben, daß der Inhaber eines Ladengeschäftes seinen vollen Namen und ggf. auch seine Wohnanschrift von außen gut lesbar anzubringen habe. Und diese Vorschriften werden, wo sie es denn gibt, auch sehr gerne von den Ordnungsämtern durchgesetzt.
So kostet bspw. das Abkürzen des Vornamens mit “Anfangsbuchstaben Punkt2 insgesamt schon mal einen merklich dreistelligen Betrag, weil die Gemeinde nicht nur eine Geldbuße dafür auslobt, sondern auch die zur Feststellung des Sachverhaltes erforderliche Arbeitszeit zweier Beamter zu abendlicher Stunde und deren Fahrtkosten in Rechnung stellt.
@ Stephan und Peter: Ich fühle mich von euch bestätigt – es geht eben bei Auseinandersetzungen mit Webseiten-Betreibern nicht nur um “anzeigen oder nicht anzeigen”, und wenn ich in einem Laden wissen will, wer zuständig ist, wird der Besitzer auch angezeigt.
Wahrscheinlich werden dann bei Unfällen statt die Handys zum notarzt rufen die Kameras gezückt…
“und die 500 Euro hat die Bildlesereporterin Annelise Chantal mit dem Bild Kopfloser Motorradfahrer auf Autobahn gewonnen!” “SIE können das auch!”
ganz großes Kino BILD von mir einen dicken Sarkastischen Applaus…
danke das es Bildblog.de gibt!
In einem vernünftigen Staat müsste man seine Meinung sagen dürfen. Da Anonymität zur Verwahrlosung führt, wie jemand anders schriebt, bin ich auch eher dafür, zu wissen, wer etwas sagt.
Hier gehts ja auch darum, das bestimmte Leute Halbwahrheiten,… über z.B. Bevölkerungsgruppen o.ä. verbreiten. Wenn jemand etwas sagt, sollte man sein Gesicht sehen können. Ausnahmen müssten angemeldet möglich sein (Proteste gegen Scientology).
Man könnte die Kameras auch für sinnvolle Sachen nutzen. Als ich zum ersten Mal gesehen habe, das manche nur 50 Euro kosten, müssten eigentlich Bilder aus Birma, Darfur,… bezahlbar werden. Dort ist es natürlich zu spät. Aber woanders könnte man bestimmte Sachen dann im Keim ersticken wenn die Politiker anständiger wären statt mit “Diplomatie”(=wegschauen) die Lösung zu verzögern.
Irgendein bekannter Pop-Musiker (vielleicht ein ExBeatle) betreibt/unterstützt iirc ein Portal wo man gefilmte Staats/Polizeigewalt uppen kann. In Frankreich wurde ein iirc Lehrer schikaniert, weil er Bilder von prügelnden Polizisten veröffentlichte.
jetzt sieht der blog besser aus. 🙂
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