06
Jun 2008

TV-Kritik: “Fear itself”

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Fear Itself Title
Es gibt eine neue Horror-Anthologie im US-Fernsehen. Mal wieder. Was hatten wir da nicht alles in den letzten paar Jahren: Strange Frequency, Shadow Realm, Ghost Stories, Twilight Zone, Night Visions, und natürlich Masters of Horror. Bis auf letztere alles Flops. Anthologien sind, und das weiß man seit den 50er Jahren, notorisch schwer durchzuhalten, weil der Zuschauer kein vertrautes Setting bekommt, keine Charaktere, auf die er sich Woche für Woche freuen kann.

“Fear itself” präsentiert schon im Vorspann den größten Malus, den man als Horror-Produktion heutzutage mitbringen kann:
Fear Credit

Jawoll, Mick “Ich verfilme jede Stephen King-Story, die nicht bei 3 auf den Bäumen ist” Garris. Auch bekannt als Mick “Ich kann sonst nix anderes” Garris. Oder Mick “Eigentlich kann ich nicht mal das” Garris. Die Karriere dieses Mannes wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Seine Filme sind im besten Fall belanglos, im schlechtesten Fall katastrophal. Seine Drehbücher sind immer die absoluten Tiefpunkte der Shows, die er produziert (man denke an “Chocolate” bei Masters of Horror). Trotzdem schafft er es immer wieder, Produktionen anzuschieben.

Kurz zur Story der ersten Episode: Vier Männer mit sichtlich Dreck am Stecken stoßen irgendwo in den verschneiten Backwoods auf eine Art hölzerne Festung, in der scheinbar nur geile blonde Jungfrauen leben. Schnell stellt sich heraus, dass die etwas weltfremden jungen Damen eine monströse Gestalt in Schach halten, die sich über das angereiste “Frischfleisch” freut.

Fear Opener

Ich könnte jetzt so tun, als hätte es mich gewundert, wie scheiße diese Episode ist. Aber ich war ja ausreichend vorgewarnt:

Desaturierter “New horror”-Look? Check.

Trendiger Gothic-Vorspann? Check.

Backwoods-Gewalt à la Eli Roth? Check.

Jugendfrei, da auf NBC? Check.

Drehbuch von Mick Garris? Check.

Regie von Breck “Sahara” Eisner? Check.

Die Chancen, dass diese Mischung eine akzeptable Stunde Gruselunterhaltung zusammen bringt, gingen sowieso gegen Null. Und dementsprechend ist “Sacrifice” dann auch ein richtiger Griff ins Klo: Die Story ergibt vorne und hinten keinen Sinn, die Dialoge sind ebenso wie die Inszenierung eine Ansammlung von Luschen-Klischees, und die Darsteller mühen sich “im Rahmen ihrer Möglichkeiten”, wie man so schön sagt, wenn man nichts Böses sagen will.

Fear Vampir

Es würde länger als die komplette Laufzeit der Episode dauern, alle logischen Fehler und Unglaubwürdigkeiten aufzuzählen, von den falsch gesetzten Charakteren und den teilweise widersprüchlichen Dialogen ganz abgesehen. Aber das kann man nicht von mir verlangen.

Kann ich demnach kein gutes Haar in der Suppe lassen? Doch: Die modernen Produktionsmethoden erlauben einen aufwändigen Look, der durchaus Kino-Qualität hat. Wenn ein guter Autor und ein guter Regisseur hier zufällig aufeinander träfen, könnte das irgendwann mal an die besseren Episoden der ersten Staffel Masters of Horror anschließen (weichgespült natürlich, ist ja kein Pay-TV). Aber ich vermute, Garris wird das zu verhindern wissen…

Wieso ein notorisch schissiges US-Network eine Horror-Anthologie braucht, erschließt sich mir nicht (man erinnere sich: NBC kürzte seinerzeit den Piloten von “NYPD Blue”, weil man ein Viertel Arschbacke von Dennis Franz sehen konnte). Und warum dieses Network nicht auf Grusel oder Mystery setzt, sondern auf Slasher-Horror, kann mir vermutlich auch niemand erklären. Für sowas hat der liebe Gott HBO und Showtime erschaffen. In vielen Details erinnert “Sacrifice” auch tatsächlich an die Masters of Horror-Pilotepisode “Incident on an off a mountain road”, die allerdings Meilen besser war.

Es geht das Gerücht, “Fear itself” würde sich in den nächsten Folgen steigern, und das mag auch so sein. Warum man dann allerdings mit so einer Krücke ins Rennen gegangen ist, lässt sich wohl nur durch die Tatsache erklären, dass Produzent Garris dem Autor Garris einen Gefallen tun wollte. Konsequenterweise waren die Quoten auch eher ernüchternd.

Diese Kritik brachte ihnen die Abteilung “Serien, die die Welt nicht braucht”. Örks.

UPDATE: Wie hier nachzulesen, hat Mick Garris schon wieder hingeworfen (die genannten Gründe sind süffisant widersprüchlich), und die mangelnde Script-Qualität ist wohl auch teilweise dem Autorenstreik anzulasten. Wie dem auch sei: Ich bleibe vorerst dran.



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

25 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Peroy
Peroy
6. Juni, 2008 22:52

“Jawoll, Mick “Ich verfilme jede Stephen King-Story, die nicht bei 3 auf den Bäumen ist” Garris. Auch bekannt als Mick “Ich kann sonst nix anderes” Garris. Oder Mick “Eigentlich kann ich nicht mal das” Garris. Die Karriere dieses Mannes wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Seine Filme sind im besten Fall belanglos, im schlechtesten Fall katastrophal.”

Mick Garris hat bei mir bis in alle Ewigkeit für seinen Kult-Klassiker “Critters 2” und die TV-Version von “Shining” haben, die BESSER war, als der Kubrick-Scheissdreck…

Einen wirklich schlechten Film hab’ ich von dem auch noch nicht gesehen. “Chocolat” war grausig, aber nicht abendfüllend…

Peroy
Peroy
6. Juni, 2008 22:55

Einen Stein im Brett wird er haben, meinte ich…

Dr. Acula
6. Juni, 2008 23:09

Bevor man Uwe Boll das Filmemachen verbietet, sollte man Garris aus dem Verkehr ziehen… von dem gingen maximal Critters 2, der schon eine ganze Klasse schlechter war als der erste, und Sleepwalkers (naja, und Riding the Bullet hätte übler sein können als er wurde…).

Peroy
Peroy
6. Juni, 2008 23:16

Und eben der tolle “Shining”… 8)

Und nebenbei, kein “Critters”-Streifen ist besser oder schlechter als der andere…

Markus Risser
6. Juni, 2008 23:19

Huahuahua… Critters 3 ging gar nicht und 4 ooch nicht…

Peroy
Peroy
6. Juni, 2008 23:21

Die waren beide gut. Pseudonym gewechselt um ‘ne Mehrheit zu simulieren…?

Wortvogel
Wortvogel
6. Juni, 2008 23:25

Critters 1 war prima Popcorn-Kino, danach ging es linear bergab: 2 schlechter als 1, 3 schlechter als 2, etc.

Wird Zeit für ein Big Budget-Remake mit Winona Ryder…

Dr. Acula
6. Juni, 2008 23:29

@peroy
Naa, nur gleichzeitig bei filmjournalisten ‘nen Beitrag geschrieben und durcheinander gekommen *silly*

@vogel
I’d buy a ticket!

Peroy
Peroy
6. Juni, 2008 23:30

Die waren nicht schlechter… 8)

Außerdem hat der dritte Leonardo DiCaprio und damit für alle Zeiten Kuriositätaswert. Teil 4 hat Brad Dourif und recycektes F/X-Footage aus “Der Android”, auch gut…

Und ein gutes Ende, wenn er auf den Knopf drückt…

Dr. Acula
6. Juni, 2008 23:33

Wenn’s nur an Leo läge, müsste ich ja auch die späteren Folgen von “Family Ties” gut finden. Und die SIND mies…

Peroy
Peroy
6. Juni, 2008 23:33

Und nochmal Garris: Die erste Staffel von “Masters of Horror” hatte eine Trefferquote von über 75%, nur drei Episoden waren wirklich schlecht. Von daher darf man den nicht vorverurteilen, das ist MIES. Seine Folge hätte es natürlich nicht gebraucht, egal…

Peroy
Peroy
6. Juni, 2008 23:35

“Wenn’s nur an Leo läge, müsste ich ja auch die späteren Folgen von “Family Ties” gut finden. Und die SIND mies…”

“Family Ties” ist über alle Staffeln komplett mies… aber darum geht’s hier nicht…

Wortvogel
Wortvogel
6. Juni, 2008 23:37

Ich stimme mit dir überein, was Masters of Horror angeht – aber wie schon erwähnt: Mick selbst ist das größte Problem der Produktion gewesen. Und ich habe auch darauf hingewiesen, dass Fear Itself besser werden kann. Get off my back!

Außerdem vorverurteile ich, wen ich will.

OnkelFilmi
7. Juni, 2008 00:47

“Critters 2” ist zutiefst unterhaltsam, alleine schon die Szene mit der Verwandlung von Lee in (die leider viel zu früh verstorbene) Roxanne Kernahan ist ganz weit oben im B-Olymp, gleich neben Sybill Dannings Entblössungsszene in “Howling 2”. Teil 3 und 4 waren dann aber wirklich recht quarkig, stehen aber trotzdem im Regal.

Und Fear Itself KANN wirklich nur besser werden. Schliesslich hatten wir mit dem Season Opener schon die obligatorische Mick Garris-Folge (auch wenn da der Sproß Satans, äääh Michael Eisner’s die Regie hatte)

OnkelFilmi
7. Juni, 2008 00:53

Oh, und das schlechteste an der Folge war doch wohl definitiv die Titelmusik. Uninspiriertes Indie-Rumgerocke, mit Bildern die eher in ein Emo-Musikvideo gepasst hätten. Kein Wunder, daß in den opening titles nicht steht wer diese musikalische Grütze komponiert hat…

Peroy
Peroy
7. Juni, 2008 02:03

“Regie von Breck “Safari” Eisner? Check”

Wenn, dann muss es “Breck “Sahara” Eisner” heißen und der war super…

“Panama”… 8)

Wortvogel
Wortvogel
7. Juni, 2008 10:23

Während ich “Safari” schrieb, hatte ich das mulmige Gefühl, dass da was nicht stimmt. Aber ich war zu müde, um es zu checken. Danke für den Hinweis – ist korrigiert!

DMJ
DMJ
7. Juni, 2008 13:45

Ich glaube, Mick Garris umgibt irgendein dunkles Geheimnis…vielleicht hat er einen Teufelspakt geschlossen oder Fotos sämtlicher Studiobosse beim außerehelichen Verkehr mit Flamingos, sonst kann das doch echt nicht mehr angehen…

(Obwohl ich gestehen muss, dass ich “Sleepwalker” auch ganz charmant finde. “Chocolat” wäre als “Outer Limits”-Episode wohl noch durchgegangen, aber bei MoH ging es gar nicht.)

Achim
Achim
7. Juni, 2008 14:37

Jetzt mal ne Frage:
Sind all die besprochenen Sachen einfach schlecht, uninteressant, oder wieder so schlecht, dass man sie irgendwie genießen kann, wie z. B. die John-Sinclair-Filme/Serie beim RTL?
Letzte Nach habe ich einen Teil während ner Werbeunterbrechung der Autoball-EM und dann den Schluss von nem ziemlich üblen Film im ZDF genossen, den fand ich lustig.

Perry
Perry
9. Juni, 2008 13:39

Wir wollen mal nicht vergessen, dass THE STAND schon eine feine Miniserie war.

Francis
23. Juni, 2008 19:16

Das sehe ich anders , mir hat “Fear Itself”, in Tradition von “Twilight Zone”, “Masters Of Horror” oder “Tales From The Crypt” eigentlich ganz gut gefallen. Eher unblutig in NBC-Tradition aber annehmbar.
6.5/10

denis
denis
29. Juni, 2008 14:53

Mick Garris hat bisher wirklich keine guten Filme gemacht aber richtig grottige hab ich von ihm auch nochnicht gesehn choclate war zwar mit abstand der schlechteste masters of horror(in der ersten staffel) aber bei den anderen meisterwerken der serie ist das auch nicht wirklich zu bemängeln er hat sie ja immerhin produziert… uwe boll seh ich immernoch als um meilen schlechter an aber der schlimmste von allen ist der signs und der sixth sense machen^^

denis
denis
29. Juni, 2008 14:55

ich erwarte sehr viel von fear itself und besonders freu ich mich auf die stuart gordon folge:) hoffentlich wird das was

RedPony
RedPony
22. Januar, 2013 00:20

Also ich find die Serie eigentlich ganz niedlich, klar, ist Fernsehkram, da darf man nicht den Super Horror-Fix erwarten und ich hab auch noch nie einen Horrorfilm erlebt, der filmtechnisch das Rad neu erfindet, somit eine Serie erst recht nicht, aber ich find’s kurzweilig und das reicht mir. Es muss nicht immer Spitzenkino sein, um zu unterhalten.Ich fand die Folge “Blutiges Erwachen” sehr schön, hat wirklich Spaß gemacht, und der Rest war zumindest anschaubar, da gibt es wirklich um einiges schlechtere Serien.

Peroy
Peroy
22. Januar, 2013 00:53

Ich habe die ersten 8 Folgen (vier pro DVD-Box) gesehen und die waren ALLE schlecht. Durch die Bank. Bei “Masters of Horror” gab es auch Ups and Downs, aber “Fear Itself” war echt jämmerlich. Und vor allen Dingen konnte man nach zwei, drei Episoden immer die Auflösungen vorhersagen, weil jede Folge mit einem popeligen Twist oder einer gewollten Überraschung endet…

Da hat auch die Genre-Credibility der Macher nichts mehr gerettet…