28
Jul 2007

Fantasy Filmfest 2007: The Signal

Themen: Fantasy Filmf. 07, Film, TV & Presse, Neues |

THE SIGNAL (USA 2007, ca 100 min, englische OV)

REGIE: David Bruckner, Dan Bush, Jacob Gentry
DARSTELLER: AJ Bowen, Tracy Martin, Scott Poythress, Anessa Ramsey, Robert Sterling, Steve Warren
DREHBUCH: David Bruckner, Dan Bush, Jacob Gentry

SignalStory:
Maja hat sich in Ben verliebt. Das Problem: verheiratet ist sie mit Lewis. Als sie eines abends von einem Schäferstündchen heimkommt, fallen ihr seltsame gewalttätige Ausraster überall in der Stadt auf. Und auch Lewis scheint sich verändert zu haben, seit Fernsehen, Radio und Telefon nur noch ein wirres Signal ausstrahlen: Er schlägt einem seiner besten Freunde mit dem Baseballschläger den Schädel ein. Am nächsten Morgen ist die Apokalypse da: Landesweit (weltweit?) sind die Menschen durchgedreht, und haben in paranoidem Wahn Massaker angerichtet. Maja beschließt, sich mit Ben zu treffen, um mit ihm zu fliehen – auch wenn sie nicht weiß, wohin. Erzählt wird die Flucht in drei teilweise zeitlich parallel verlaufenden Akten aus den Perspektiven von Maja, Ben, und dem freundlichen Clark.

Kritik:
Meine Damen und Herren, ich präsentiere stolz und mit Begeisterung den dritten 6 Bela-Film des Festivals!

„The Signal“ ist einer dieser Filme, die aus dem Nichts kommen, das Publikum begeistern, und über die man noch in einigen Jahren beim FFF reden wird. Er ist eine singuläre Erfahrung, voll roher Kraft, die jedes technische und budgetäre Problem einfach durchstößt. Ein Film mit Vorwärtsdrang, schnell und hart, dabei durch und durch menschlich. Ein Film, der das Kino plötzlich taghell macht, weil über 200 Köpfen die Lichter angehen: „Ach, DARUM bin ich Horrorfilm-Fan!“.

„The Signal“ liest sich auf dem Papier wie ein Bastard aus Stephen Kings Roman „The Cell“ und Danny Boyles „28 days later“. Aber diese Kategorisierung, auch wenn sie schmeichelnd klingt, wird dem Film nicht gerecht: „The Signal“ erreicht mit weniger Mitteln deutlich mehr als die Vorbilder. Dazu trägt vor allem die ingeniöse Entscheidung bei, die drei Akte von drei verschiedenen Autoren und Regisseuren erstellen zu lassen. Wir sehen drei Aspekte der selben Geschichte, die sich nicht nur von der Erzählperspektive unterscheiden, sondern auch von der technischen Umsetzung, der Tonaliät, und der Schauspielerführung. Vereinfacht gesagt: Teil 1 ist ein Hardcore-Actiondrama wie „28 days later“; Teil 2 ist eine absurde Farce, eine Art Gewalt-Sitcom, bei der selbst die Jungs von Monty Python bleich werden würden; Teil 3 ist ein Mindfuck als Kammerspiel. Und auch wenn es schwer vorstellbar erscheint: alle drei Teile greifen perfekt ineinander.

signal01.jpg

Natürlich sieht „The Signal“ auf Grund des Videolooks nicht nach Blockbuster aus, und „Schauspielerei“ hat hier viel mit „Hysterie“ zu tun. Aber der Film saugt einen derart in seine apokalyptisch- perverse Welt, dass sowas komplett irrelevant bleibt.

Erste kleine Bemerkung am Rande: Wie viele andere Zuschauer war ich eine Weile lang überzeugt, dass „The Signal“ ein englischer Film ist. Erst als nach einer Stunde ein Pickup-Truck mit Linkslenkung im Bild erscheint, wird klar, dass es sich um eine amerikanische Produktion handelt.

Zweite kleine Bemerkung am Rande: Gekostet haben kann „The Signal“ nicht viel. Warum genau kann man so etwas nicht in Deutschland produzieren?!

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Dritte kleine Bemerkung am Rande: Um „The Signal“ für einen breiteren Release fit zu machen, wurde der Streifen aus der Verleihplanung genommen. Er wird noch einmal eine völlig neue Mischung bekommen, einen neuen Soundtrack, und neue Songs. Die Gelegenheit, ihn in der ursprünglichen Fassung zu sehen, gibt es demnach nur auf dem Fantasy Filmfest. Ich habe so eine ganz üble Vorahnung, dass man beim amerikanischen Release die letzten zehn Sekunden rausschneiden wird (siehe auch „The Descent“ und „Brazil“).

Positiv:
Hohe Dynamik, kompromisslose Erzählweise, harter Humor

Negativ:
Dritter Akt etwas überdehnt, Videolook nervt mitunter

6belas1.jpgHört nicht auf mich:
“Dripping with satire and surprising originality, THE SIGNAL is a lesson in genre deconstruction. It teaches as much as it entertains. Nearly singular in its intelligence, [this] is a fresh example of imagination winning over budget.” – Efilmcritic.com



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12 Kommentare
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Tornhill
28. Juli, 2007 14:01

Okay, schon nach der bloßen Inhaltsangabe war ich alter Apokalypsenfan schon recht heiss drauf, aber nach den näheren Ausführungen in der Kritik…heissa, den muss ich sehen!

Peroy
Peroy
28. Juli, 2007 18:20

“Ich habe so eine ganz üble Vorahnung, dass man beim amerikanischen Release die letzten zehn Sekunden rausschneiden wird (siehe auch „The Descent“ und „Brazil“).”

Es wäre ja nicht so, dass das denen geschadet hätte… wobei, bei “The Descent” war eh von Anfang an Hopfen und Malz verloren, da konnten auch nachträgliche Eingriffe nichts mehr geradebiegen…

Wortvogel
Wortvogel
28. Juli, 2007 19:31

Neue Spielregel: Wer IRGENDWAS Negatives über “Brazil” sagt, wird hier auf Dauer geblockt. Sowas muss ich mir nicht anhören. Der Wortvogel respektiert Terry Gilliam.

Bei “Descent” liegst du auch falsch, aber die Regel gilt nur für “Brazil”.

“Van Helsing” – du bist wirklich komplett neben der Spur…

Peroy
Peroy
28. Juli, 2007 19:48

“Der Wortvogel respektiert Terry Gilliam.”

Der Peroy auch, aber eher wegen “Die Ritter der Kokosnuss”, “12 Monkeys” und “Brothers Grimm”… andererseits ist das aber auch der Mann, der “Fear and Loathing in Las Vegas” und eben denFilmdessenNamenwirhiernichterwähenenwollen gemacht hat. Das Gesamtwerk ist doch eher holprig mit einigen Highlights…

Um zu erläutern was bei “The Descent” falsch gelaufen ist, dazu reicht der Platz hier nicht aus, denn die Fehler und Idiotien dieses Films sind wirklich Legion…

Und “Van Helsing” ist sauberes Dosenbier-Entertainment. Keine Einwände dagegen… 8)

Peroy
Peroy
22. Februar, 2008 21:32
Furor Wolf
3. Juni, 2008 19:18

WEBSITE:
http://wwww.doyouhavethecrazy.com/
-w
=
http://www.doyouhavethecrazy.com/
dann klappt es auch mit dem Wahnsinn.

Lucan
Lucan
19. Juni, 2008 23:42

Hab heute die us version endlich gesehen… wüsste jetzt mal gerne was die letzten 10 sekunden auf dem FF denn nun waren…
ACHTUNG SPOILER:
Die dvd endet halt damit dass man ben und maya aus dem terminus gebäude flüchten sieht…sie verabschieden sich von clark…sitzen dann in einem zug… dann sieht man nochmal das signal… und man sieht ben und maya nochmal im terminusgebäude, er zieht ihr die kopfhörer über…und dann fängt halt der abspann an… würde mich sehr interessieren ob das nun der FF abspann ist oder ob die da noch was gedreht haben… wenn jemand kurz was dazu sagen könnte?
SPOILER ENDE
Ansonsten guter film…sollte man gesehen haben!

Lucan
Lucan
19. Juni, 2008 23:44

Übrigens erscheint der Film laut ascotelite wahrscheinlich am 18.9.08 in deutschland…hab ne mail von ascot elite bekommen…

Wortvogel
Wortvogel
19. Juni, 2008 23:45

Ist schon ein Weilchen her, aber das scheint mir auch das Kino-Ende gewesen zu sein. Er hat sie halt nicht retten können, oder so…

Wortvogel
Wortvogel
19. Juni, 2008 23:47

Harry Knowles bei AICN empfiehlt übrigens “The Signal” als “die bessere Version The Happening”…

Peroy
Peroy
13. November, 2008 19:57

Joa, “The Happening” passt, wesentlich besser und sinnvoller ist “The Signal” wirklich nicht. Aüßerst betrüblich, dass man sich hier wieder mal genötigt sah, nicht mal den leisesten Furz einer Erklärung zu liefern, was das jetzt nun eigentlich mit dem Signal auf sich hat. Der Streifen rendert sich dadurch selbst ziemlich flugs bedeutungslos. So was wie eine echte Aussage gibt es nicht (“Love conquers all” ? Na ja), dafür ziemliche Ton-Schwankungen in der Handlung. Kein Wunder bei drei Regisseuren, von denen einer noch ein piefiger Spaßvogel zu sein scheint, aber leider keinen Sinn für schwarzen Humor hat (der in der Mitte). So was geht gerade mal gut, wenn man ein Flickenwerk wie “Spookies – Die Killermonster!” dreht, wo etwaige Finessen wurscht sind solange die Gummi-Monster den Cast wegschnabulieren, aber hier hätte man sich doch etwas mehr Homogenität gewünscht. Befremdlich außerdem, dass sich die Low Budget-Filmer immer an ihren apokalyptischen Weltuntergangs-Szenarien versuchen müssen, obwohl ihnen schlichtweg die Penunze fehlt, um das alles auch spektakulär und glaubwürdig umzusetzen… genau dasselbe hatten wir doch gerade erst bei “End of the Line”…

Peroy
Peroy
13. November, 2008 20:00

“Ist schon ein Weilchen her, aber das scheint mir auch das Kino-Ende gewesen zu sein. Er hat sie halt nicht retten können, oder so…”

Was denn, mir kam es so vor, als ob sie am Ende durch die Kopfkörer aus ihrer Lethargie aufwacht… oder warum sonst hat sie sich gerade da ein kleines Tränchen rausgedrückt… ?

Egal, so oder so bescheuert…