25
Jul 2007

Fantasy Filmfest 2007: An American Crime

Themen: Fantasy Filmf. 07, Film, TV & Presse, Neues |

AN AMERICAN CRIME (USA 2007, 92 min, englische OV)

REGIE: Tommy O’Haver
DARSTELLER: Catherine Keener, Ellen Page, James Franco, Bradley Whitford, Hayley McFarland, Ari Graynor, Evan Peters
DREHBUCH: Tommy O’Haver, Irene Turner

American CrimeStory:
Indiana in den 60ern: Die halbwüchsigen Schwestern Sylvia und Jennie werden von ihren Eltern bei der emotional labilen Gertrude in Pflege gegeben. Gertrude hat bereits sechs Kinder, und zu Anfang sind Sylvia und Jennie froh, ein soziales Umfeld zu haben, während Mama und Papa mit einer Kirmes durch die Lande ziehen. Doch besonders Sylvia eckt schnell an – sie ist zu hübsch, zu freundlich, zu ehrlich. Als Spiegel reflektiert sie die hässlichen Seiten der restlichen Hausbewohner umso deutlicher. Die ungewollte und verschwiegene Schwangerschaft von Pflegeschwester Paula wird zur willkommenen Gelegenheit, alle eigenen Defizite an Sylvia abzureagieren. Die Beleidigungen und Bestrafungen eskalieren, bis Sylvia mißbraucht und mißhandelt im Keller landet. Dort wird sie zum Spielball der perversen und neugierigen Fantasien nicht nur der Pfegefamilie, sondern auch der Kinder der Nachbarschaft…

Kritik:
„An American Crime“ bildet mit „Ex Drummer“ ein grandioses Double Feature zum Thema „Die dunklen Seiten der Unterschicht“. Beide sind kompromisslos in ihrer Konsequenz, und gehen hart an die Nieren. Aber was sie erst wirklich zu Yin und Yang macht, ist die komplett unterschiedliche Herangehensweise an das Thema: Während “Ex Drummer“ laut und brutal ist, erzählt „An American Crime“ seine Geschichte leise, eindringlich, fast zart. Sepia-getönte Bilder ohne große Farbsättigung täuschen das unschuldige Amerika der Nachkriegszeit vor, welches in Wirklichkeit schon längst von der hässlichen sozialen Unrast der 60er durchsottet ist. Es ist die Kehrseite der „Waltons“, das böse Gesicht von Armut und Hoffnungslosigkeit.

american-crime.jpg

Auch achtet „An American Crime“ darauf, das Martyrium von Sylvia zwar nicht zu beschönigen, aber auch nicht auszuschlachten. Wir sehen immer gerade genug, um uns vorstellen zu können, was passiert – und das ist schockierend genug.

Die Produktion ist fehlerlos, fast schon zu glatt – und die Darsteller heben das Niveau nochmal auf eine ganz neue Stufe. „An American Crime“ ist „American Cinema“ at its best. In seiner Machart nicht bahnbrechend, aber bestechend professionell und wirksam. Dazu passt auch, dass er ein scheinbar erträgliches Ende präsentiert – nur um es dann gleich wieder zu nehmen.

http://www.youtube.com/watch?v=9YwLAxWbsUw

Müsste ich dem Film einen Vorwurf machen, dann den, dass er seinen größten Trumpf gleich zu Anfang ausspielt: Die Geschichte von Sylvia und der Familie Baniszewski ist wahr, und die immer wieder eingespielten Zeugenaussagen basieren auf Gerichtsprotokollen. Ich kann mir nur vorstellen, wieviel entsetzlicher das Ende des Films gewesen wäre, wenn erst nach der Schwarzblende der Text gekommen wäre: „Based on a true story“.

Ein Film, der einem den Tag versaut. Großes Kino. Ein Film, der Furore machen wird – und Oscars gewinnt. Mein Wort drauf.

Dringlichkeit: Visuell nicht spektakulär genug, um ihn im Kino sehen zu müssen – aber man sollte.

5belas.jpgPositiv:
Die Kamerarbeit, die Darsteller, das Produktionsdesign.

Negativ:
Die Vorab-Enthüllung, dass es sich um eine wahre Geschichte handelt.

Hört nicht auf mich:
“If you want to be truly disturbed, watch out for An American Crime, which makes Hounddog look like Herbie Fully Loaded. This extraordinary account of a series of real events that took place in 1965 in the Indiana home of Gertrude Baniszewski is one of the most frightening films … in a long time. Catherine Keener is astonishing as the deranged single mother of a large brood who takes in her itinerant neighbour’s two daughters for some much-needed extra cash and proceeds to torture and eventually destroy the older girl, played by Ellen Page.” – Guardian Unlimited



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Peroy
Peroy
25. Juli, 2007 23:55

Sorry, aber der Inhalt klingt nach einem billigen Rip-Off von “The Girl next door”. Tatsächlich hab’ ich zweimal nachgucken müssen, um sicher zu gehen, dass es nicht wirklich derselbe Film unter anderem Titel ist. na hoffen wir, dass das nicht der nächste Torture-Porn-Trend wird: Minderjährige Mädels im Keller misshandeln. Auf den freu’ ich mich nicht, ebenso wenig wie auf die “echte” Roman-Verfilmung, denn das Buch war schon beschissen…

Wortvogel
Wortvogel
26. Juli, 2007 00:03

Knapp daneben, Peroy – umgekehrt wird ein Schuh draus. Eine einfache Internet-Recherche hätte dir verraten, dass “The Girl Next Door” die FIKTIVE (Exploitation-)Verarbeitung dieses Falles ist, und “An American Crime” die offizielle Variante.

Und abgesehen davon sind die Qualitäten von AAC nicht davon abhängig, ob es sowas schon mal gab…

Peroy
Peroy
26. Juli, 2007 00:10

Das Buch war trotzdem zuerst da. Und ich wage zu bezweifeln, dass AAC in Produktion gegangen wäre, wenn TGND nicht die Saat gelegt hätte…

Wortvogel
Wortvogel
26. Juli, 2007 00:12

Ja, klar – ein großes Studio hat eine aufwändige Star-Produktion in Auftrag gegeben, weil es bereits einen Trash-Streifen zu dem Thema gab. Klingt logisch…

Peroy
Peroy
26. Juli, 2007 00:24

Nein, das Studio hat eine (wenn man deinen Ausführungen glauben darf) unaufwendige Produktion mit zwei halbwegs bekannten Gesichtern in Auftrag gegeben, weil es einen Bestseller zu dem Thema gibt, der simultan Verfilmt wurde. So wird schon eher ein Schuh draus, denke ich…

Für mich ist das Bandwaggon-Hopping. Zumal TGND momentan wohl auch besser beworben wird, denn von dem höert man ab und zu mal was. Würde mich nicht wundern, wenn der “größere” Film (von dessen Existenz ich heute zum ersten Mal erfahren hab’) davon ebenfalls profitieren würde…

Wortvogel
Wortvogel
26. Juli, 2007 10:08

“weil es einen Bestseller zu dem Thema gibt, der simultan Verfilmt wurde” – das ergibt immer noch keinen Sinn. Kein Studio lässt sich von einem Low Budget-Film treiben. Eher umgekehrt: Im Zweifelsfall ist man der Meinung, damit sei das Thema “durch”.

Ob es Bandwaggon-Hopping ist, sei dahingestellt. Noch mal: Das ändert nichts an der Brillanz des Films, und beeinflusst daher nicht meine Kritik.

Und letztlich: Welcher Film “profitiert”, wird man sehen. Ich vermute mal, TGND wird als Titel nicht bei den Oscars genannt…

Marie
Marie
26. Juli, 2007 11:09

Sagt mal, kann mir einer sagen wann AAC in Deutschland startet…?

Danke!

Wortvogel
Wortvogel
26. Juli, 2007 11:27

Das weiß ich leider auch nicht – US-Start ist angeblich im August, es wird also noch etwas dauern…

Peroy
Peroy
26. Juli, 2007 13:27

“Und letztlich: Welcher Film “profitiert”, wird man sehen. Ich vermute mal, TGND wird als Titel nicht bei den Oscars genannt…”

1. Die Oscars sind ein Scheiss.

2. AAC wird mit Sicherheit auch keine bekommen…

Luckrezie
Luckrezie
18. August, 2007 12:58

Ist der Bestseller von dem Ihr sprecht, das in Deutschland erschienene Taschenbuch “Evil” von Jack Ketchum?

Wortvogel
Wortvogel
18. August, 2007 13:10

Ketchums Buch ist die Vorlage des ANDEREN, fiktiven Films zum Thema. AAC ist die Verfilmung der “true story”.

Luckrezie
Luckrezie
18. August, 2007 13:51

Torsten, danke für die schnelle Antwort! Ich hab mich in der Zwischenzeit mal in den Filmreviews vom Fantasy Film Festival umgesehen….der Blog/Site gehört bei mir ab heute favorisiert!

Peroy
Peroy
22. August, 2007 03:48

Oh, der andere is’ fertig…

http://www.joblo.com/arrow/reviews.php?id=1189

Syke
Syke
6. Dezember, 2007 00:10

AAC habe ich nicht gesehen, wohl aber TGND.
Ich bin 41, und habe 1000de Filme gesehen, aber noch nie hat mich ein Film emotional so mitgenommen wie TGND.
Es gibt eine Menge Vorwürfe, der Film würde nur platt mit Gewaltscenen Geld machen wollen.
Die dieses behaupten, sind wahrscheinlich die jenigen, die mitten im Film abgebrochen haben, als Sie merkten wie tief der Film bohrt.
Jeden Tag Todesbilder und Babyleichen in unserer Medienwelt haben uns wohl abstumpfen lassen. TGND brennt die Gewalt, mit dem Wissen, das dieses Verbrechen wirklich geschehen ist, aber tief in das Bewusstsein des Zuschauers ein.
Noch Tage nachdem ich TGND gesehen habe, kann ich nicht die Frustration ablegen, nichts gegen solche Begebenheiten tun zu können. Mich überkommt immer wieder das Gefühl, dabei gewesen zu sein, und nichts dagegen unternommen zu haben.
TGND sollten sich gerade die Leute anschauen, und zwar alleine, die sich täglich als Weggucker durch unsere oberflächliche und sattgefressene westliche Welt bewegen.
TGND regt mich eher dazu an, noch aufmerksamer und hilfsbereiter durch die Welt zu gehen.
Wen in den Medien das 10te tote Kind in einer Tiefkühltruhe langweilt, sollte sich TGND unbedingt anschauen, um zu erforschen wieviel Gefühl sich noch in Seinem tiefsten Inneren befindet.

Peroy
Peroy
7. Dezember, 2007 20:00

“Jeden Tag Todesbilder und Babyleichen in unserer Medienwelt haben uns wohl abstumpfen lassen.”

Klischee…

Thomas
Thomas
7. Dezember, 2007 23:28

Peroy, wenn du das für ein Klischee hältst, solltest du mal anfangen deine Umwelt zu beobachten…

Wortvogel
Wortvogel
7. Dezember, 2007 23:30

Thomas/Syke: Von Peroy nicht provozieren lassen. Echt. Von dem nicht…

Peroy
Peroy
8. Dezember, 2007 03:21

Pah, ich hab’ heute nicht ein totes Kind im Fernsehen gesehen…

Irgendwie enttäuschend…

Aber der folgende Satz ist schon extrem dreist.

“Wen in den Medien das 10te tote Kind in einer Tiefkühltruhe langweilt, sollte sich TGND unbedingt anschauen, um zu erforschen wieviel Gefühl sich noch in Seinem tiefsten Inneren befindet.”

Ich freu’ mich schon drauf, dass der Film mich ebenso kalt lassen wird wie das Buch, damit werd’ ich mich dann ja wohl endgültig als emotional toter Bastard geoutet haben, wie… ?

Syke
Syke
8. Dezember, 2007 21:56

Peroy, ich weiß ja nicht wie alt du bist, aber ich merke, dass du die Aussage meines Schreibens, und worum es mir geht, in keinster Weise verstanden hast. Du solltest dir den Film wirklich sparen, da die Filmemacher von TGND dich wohl auch nicht als Zielgruppe sehen. Tschüß, du Schlauberger

Wortvogel
Wortvogel
8. Dezember, 2007 22:07

Syke: Lies NOCHMAL meinen letzten Eintrag – und beherzige ihn, wenn dir deine geistige Gesundheit und deine Freizeit etwas bedeuten. Diesen Kampf KANNST du nicht gewinnen…

“Mongoloid, mongoloid – he’s happier than you and me!” (Devo, respektive “Ex-Drummer”)

muschaki
muschaki
23. März, 2008 20:29

Krasser Film…..hat mir den Appetiet verdorben.

g_schenkt
g_schenkt
24. März, 2008 00:15

hab ihn mir grad “gegoennt”, den streifen. harter tobak, geht extrem an die substanz. kann erst mal nicht schlafen.
… und in 40 jahren hat sich leider nicht viel getan: die menschen schauen immer noch weg – und wissen still vor sich hin.

Ralph
Ralph
5. April, 2008 07:07

Ich bin mal gespannt auf beide Filme. TGND habe ich gerade auf youtoube gesehen, fand ihn durchaus okay aber nicht ergreifend. AAC kenne ich noch nicht. Ich werde mir beide Filme, wenn sie in deutscher Sprache erhältlich sind einaml ansehen und dann entscheiden, welchen ich berührender finde.
Die Thematik ist ja eh recht schwierig und ich denke mal, daß bei mir durchaus Selbstschutzmechanismen greifen werden um mich den Filmen nicht auszuliefern. Zumindest war dies bei TGND so.
Die Frage ist für mich also nicht, welcher Film erschüttert mehr sondern welcher Film zeigt menschliche Abgründe schlüssiger. Dies halte ich eh für einen effektiven Ansatz, sich der Thematik zu nähern. Betroffenheit ist difus, aber Abgründe kann man benennen und beschreiben.

Peroy
Peroy
8. Mai, 2008 03:56

Gerade geguckt. Interessante Anmerkung voraus: In Hollywood kommen nicht nur die Killer-Meteore, Vulkane und Robin Hoods im Doppelpack, auch die minderjährigen Girlies werden da in zweifacher Ausführung zu Tode gefoltert. Strange. Die Flashback-Anlegung des Films als auf Tatsachen basierendes Gerichts-Drama nimmt dem Streifen glücklicherweise den Torture-Porn-Appeal. Das Ergebnis ist ein Mischmasch aus True Crime- und Betroffenheits-Kino, das klingt doch gleich viel seriöser. Von der Inszenierung her erreicht O’Haver allerdings gerade mal TV-Roman der Woche-Niveau, und das schon lange vor dem indiskutablen, esotherisch verquasten Haluzinations-Sackschnief-Ende. Jede Ohrfeige kommt da mit Vorankündigung, die Atmosphäre latent dümpelnder Gewalt (oder wie man so was nennen will) ist da ganz nach Klischee geraten. Klar, “An American Crime” kann sich ja auf seinen Wahrheitsgehalt der Story rausreden, aber dann hätte man die Chose anders angehen müssen. Ob sich das Ganze 1965 dann tatsächlich so zugetragen hat (oder waren hier doch einige dramaturgische Überhöhungen im Spiel?), ist dann auch egal, gutes Kino ist nicht daraus geworden. Am Schlimmsten wiegt da die Tatsache, dass der interessantesten Person, nämlich der irren Mutter, nicht genügend Raum geboten wird, um den Menschen hinter der Psychose/Krankheit/whatever kenntlich zu machen. Die Charakterwandlung von der überforderten Mutter zur prügelnden Folter-Psychopathin kommt da irgendwie dem Umlegen eines Lichtschalters gleich… knipps und flutsch. Befremdlich. Da sind die Sprünge, was die Gewalt-Intensität der einzelnen Bestrafungen anbelangt ebenso krass wie nicht nachvollziehbar, das reicht von der einfachen Haue, über das Verbrennen mit Zigaretten-Stummeln bis hin zur erzwungenen Selbst-Vergewaltigung mit einer leeren Cola-Flasche, eine Idee, die ich übrigens sehr stark finde (Eli Roth sollte sich den Einfall für seinen “Hostel 3 – Kinderpension” klauen). Man kapiert nicht, wie die Frau mit ihrer labilen Macke überhaupt eines ihrer Kinder heil in die Pubertät gekriegt hat, ganz zu schweigen von den restlichen 32 Drecksblagen, die da noch so im Haus rumwuseln. Ellen Paige mimt das herzensgute Opferlämmchen mit aller Überzeugung, das sollte bei zarten Gemütern so richtig auf die Tränensäcke drücken. Damit “veredelt” sie nach “Hard Candy” wiederrum einen (äußerst) mäßigen Film mit einer halbwegs geglückten Performance. Wie alt ist die eigentlich, 20 ? Die sieht aus wie’n Fötus. Unbefriedigend ist, dass der Film keine Antworten auf die brennendste Frage liefert, nämlich warum keines der Nachbarskinder dem Mädchen geholfen hat. Das mag sich so zugetragen haben, dass die Gören in der Realität allesamt zu unmoralischen, perversen Arschkrampen mutiert sind… einen Gewinn davon, wenn ich mir so eine allein im Raum stehende Aussage auf DVD ansehe, hab’ ich allerdings nicht. Da kann man höchstens froh sein, dass der Film keine obligatorischen Nazizeit-Parallelen zieht, das hab’ ich fast erwartet. Nicht vergessen sollte man dabei aber, dass es schon wesentlich bessere Filme über das vermeintlich grundlose Böse gegeben hat, die auch besser psychologisiert waren (und ich glaube, darauf wäre es bei dem Thema angekommen… “Henry”, anyone?). Die Tortur per se reicht vielleicht für Mel Gibson und seinen Jesus, aber hier hätte mehr gesagt werden müssen. Die Qualität des Films kann sich nicht daran messen lassen, dass man sich nach dem Ansehen mies fühlt, das ist bei dem Thema keine Kunst… wobei er bei mir sogar in dem Punkt versagt hat, aber da mögen andere unterschiedlich reagieren. Hab’ zufälligerweise zuvor Uwe Bolls “Seed” gesehen (in der hiesigen Stümmelfassung, aber immerhin), der erscheint mir mit seiner immanenten “Die Welt ist ein Dreckloch”-Attitüde doch wesentlich überzeugender, inhaltlich gedeckt und verstörender. Der Wert von “An American Crime” kann sich imo dann auch nur im direkten Vergleich mit der Jack Ketchum-Adaption “Evil/The Girl next Dorr” bestimmen lassen, ob dieser halt besser oder sogar noch schlechter sein wird.

Eine Sache hab’ ich jedenfalls von dem Streifen gelernt: In den 60ern hat jeder geraucht. Aber auch wirklich JEDER !

Abschließende Frage: Warum läuft sowas auf dem FANTASYfilmfest… ?

Keine Belas für den Film, ein Bier für mich…

Ich les’ das jetzt nicht nochmal Korrektur, n8.

Wortvogel
Wortvogel
8. Mai, 2008 14:09

Eine durchdachte und nachvollziehbare Kritik – die ich natürlich nicht teile (siehe oben). Unsere Erwartungen an (diesen) Film sind anscheinend grundverschieden.

Was Hintergründe und Motivation der Figuren angeht – gerade die aktuellen Fälle zeigen doch, dass es keine einfache Kausalkette gibt. Und AAC ist der Film über das Mädchen, nicht die Mutter.

Peroy
Peroy
8. Mai, 2008 15:49

Spätestens das Ende mit dem Karussell hat den Deckel dicht gemacht… das ist Schmalz auf “Spielberg lässt die überlebenden Juden an Schindlers Grab aufmarschieren”-Niveau…

Schnabeltier
Schnabeltier
25. Juni, 2008 09:43

Also, ich habe mir sowohl AAC als auch Evil angesehen (auf die beiden Filme bin ich durch Ketchums Buch gekommen) und gebe definitiv AAC den Vorzug.

Nicht nur, dass Evil das Buch immens verfälscht, auch muss man ganz klar sagen dass es nicht nachvollziehbar ist, warum man auf der einen Seite das (unangenehme Buch) noch brutaler macht (Bunsenbrenner) im letzten Moment dann aber nicht den Mut hat aufs Ganze zu gehn und dann auch visuell “Klar-Schiff” zu machen. War auf jeden Fall für mich die Enttäuschung des Jahres. Es muss ja nicht unbedingt “Muttertag” sein, aber wenn scho so ein Thema aufgreifen und ein SOLCHES Buch verfilmen, dann bitte mehr Mut!

AAC rettet sich was das angeht durch den Realitäts-Bezug (ja, PEROY, es hat sich so abgespielt, im Internet sind sämtliche Daten zum Fall Likens einsehbar). Das Thema ist höchst aktuell (wundert mich eigentlich, dass es keine deutsche oder österreichische Produktion ist) und Ellen Paige eine nachwievor verdammt gute Schauspielerin, die allerdings hier und da etwas zu sehr auf Tränendrüse macht. Was die “logischen Erklärungen” für ein solches Verhalten, sowohl der Mutter als auch der (Nachbars-)Kinder angeht, so ist deren Fehlen kaum verwunderlich. Denn wie ließe sich auch ein solches Verhalten bitte erklären (kommt mir jetzt bloß nicht mit dem “er wurde als Kind geschlagen und vergewaltigt”-Argument, aus irgendeinem Grund kann trotz alledem ein großer Teil der Menschheit immer noch zwischen rechtens und unrechtens entscheiden). Abgesehen davon wird ja genau das noch einmal ganz am Ende des Filmes (“Karussel”) angesprochen – eben nämlich diese Erklärungsnot für solcherlei Fälle.

Alles in allem ein sehr guter, schauspielerisch einwandfreier – naja, so richtig anämisch sah die böse Mutter jetzt nicht aus, im Gegenteil zum Original – nett fotografierter Film, der tatsächlich ans Herz (weniger an die Nieren, aber für diese Abstumpfung kann der tägliche Blick in die Nachrichten verantwortlich sein) geht und einen wunderbaren Soundtrack besitzt. Also lieber eine sensible und verblüffend unexplizite Herangehensweise, als ein Film der sich nicht zwischen Drama und Exploitation entscheiden kann (Evil) oder einem der mittlerweile echt ausgelutschten puren Exploitationern (Saw und Hostel Teil Tausend – ist ja schon fast wieder wie in den 70ern, kommt jetzt als nächstes die Kannibalen-Remake-Welle inkl. Tiersnuff auf uns, oder eine “Faces of Dead 2008” Reihe). Oscar ist in diesem Fall das richtige Stichwort, aber der wird – Dank an die “unabhängige” Academy sicher an den nächsten Blockbuster (vll “Shakespeare in Love 2” ?) gehen.

Peroy
Peroy
25. Juni, 2008 18:39

Wer “Saw” in die Exploitation-Ecke rückt, hat sich schon selbst disqualifiziert…

Den Bunsenbrenner gab’s soweit ich mich erinnere, im Buch auch schon, nur hatte der Autor dort genauso wenig Eier wie der Regisseur und einfach im letzten Moment “abgeblendet”…

Schnabeltier
Schnabeltier
26. Juni, 2008 13:45

Da “Saw” spätestens ab Teil 2 nur noch eine fadenscheinige Aneinanderreihung brutaler Szenen ist (ich verweise da mal auf die “unrated” des 3. Teils) denke ich schon das der Begriff Exploitation (engl. “Ausbeutung”) passend sein dürfte (die Story jedenfalls ist kaum der Rede wert).

Im Buch ist es im Übrigen ein glühendes Stück Eisen, aber das nur so nebenbei.

Peroy
Peroy
28. Juni, 2008 21:07

“Da “Saw” spätestens ab Teil 2 nur noch eine fadenscheinige Aneinanderreihung brutaler Szenen ist (ich verweise da mal auf die “unrated” des 3. Teils) denke ich schon das der Begriff Exploitation (engl. “Ausbeutung”) passend sein dürfte (die Story jedenfalls ist kaum der Rede wert).”

Jeder “Saw”-Teil steht in Inhalt und Aussage weit, weit über allem, was man an Text aus “An American Crime” rausziehen könnte. Interesanterweise ist die “Story, die kaum der Rede wert” sein soll in jedem kleinen Detail ausgefeilter, als der sehr dünne Plot von AAC. Und wer jetzt wieder kommt mit “Datt war abba so!”, dann kann ich da nur drauf erwiedern “Dann war et halt so… aber deshalb wird daraus noch kein gutes Kino”. Wo ist da die Motivation, wo ist die Nachvollziehbarkeit, wo ist da der Benefit, den man hat, wenn man sich den Kram ansieht? Da hab’ ich doch selbst bei beliebigen fünf Minuten von “Saw IV” noch eine größere Einsicht in die menschliche Natur vermittelt bekommen, als bei AAC über die gesamte Länge. Von der besseren Unterhaltung ganz zu schweigen (und nein, ich bestehe nicht darauf, dass ein guter Film zwangsläufig unterhaltsam sein muss, zumindest nicht im klassischen Sinn. “Henry”, anyone?). Und wer wird denn bitteschön mehr ausgebeutet, die Leute in der “Saw”-Franchise, oder das kleine Mädchen im Keller…? Soviel dazu…

“Im Buch ist es im Übrigen ein glühendes Stück Eisen, aber das nur so nebenbei.”

Ja, es war irgendwas heißes, womit man Genitalien verstümmeln kann, Bunsenbrenner, Eisen, scheissdrauf…

chnabeltier
chnabeltier
30. Juni, 2008 12:27

Naja, ein Bunsenbrenner ist ja dann doch noch ein klein wenig härter *zwinker*.

Ich fürchte wir sind dann mal wieder bei dem Punkt angekommen von wegen “kann man sich nun streiten, jeder hat da seine eigene Meinung”. Aber (gerade) Saw IV eine große “Einsicht in die menschliche Natur” zu zuschreiben – das war doch dann hoffentlich Ironie, da ich ansonsten ein klein wenig Angst vor Dir und Deiner Wahrnehmung gegenüber Deiner Mitmenschen bekomme.
Was den größeren Unterhaltungswert angeht, liegt das wohl im Auge des Betrachters. Ich fand den Film vorhersehbar und stinklangweilig – was an sich ja nicht schlimm wäre, schließlich kannst du jetzt – richtigerweise – erwähnen, dass es wohl kaum etwas vorhersehbareres gibt, als eine wahre Geschichte abzufilmen. Allerdings sollte man dann nicht die ganze Zeit die “ich bin so ein intelligenter Horror-Thriller”-Attitüde abfeiern. Egal, das Saw-Thema gehört mit Sicherheit nicht in diesen Threat.
Aber schön zu sehen, dass Du Dich trotz deiner Abneigung gegenüber dem Film doch so ausgiebig damit beschäftigst 😉

Gruß

Peroy
Peroy
30. Juni, 2008 19:18

“Aber (gerade) Saw IV eine große “Einsicht in die menschliche Natur” zu zuschreiben – das war doch dann hoffentlich Ironie, da ich ansonsten ein klein wenig Angst vor Dir und Deiner Wahrnehmung gegenüber Deiner Mitmenschen bekomme.”

Ich hab’ lediglich gesagt, sie ist bei “Saw IV” größer als bei AAC. Dass das keine tiefenpsychologisch fundierte Charakterstudie ist, ist mir auch klar. Aber ich hab’ es halt gerne, wenn ich Motivationen und Handlungen von Figuren nachvollziehen kann. Oder meinetwegen auch die Abwesenheit einer Motivation (und wieder: “Henry”). Aber vielleicht bin ich da ja die Ausnahme…

“Egal, das Saw-Thema gehört mit Sicherheit nicht in diesen Threat.”

Ich habe damit auch nicht angefangen.

Peroy
Peroy
2. Juli, 2008 05:38

Nachtrag: “Evil” ist übrigens wirklich der schlechtere Film. AAC ist immerhin nur banal, hohl und inhaltsleer. “Evil” ist allerdings eine verabscheuungswürdige Wichsvorlage vom Schlage eines “Hostel II”, für Leute, die sich auf so einen Dreck einen schleudern…

Schnabeltier
Schnabeltier
10. Juli, 2008 16:03

… nur ohne Hostels Schauwerte.

bunnee
bunnee
8. Oktober, 2008 21:05

also ich habe mir amc angeschaut und aus tgnd ein paar ausschnitte aber ich wollte das nicht sehen weils mir einfach zu krass war und das auch nicht die echt egeschichte war sondern nur eine buchverilmung und mehr horror als wahrheit deswegen finde ich aac besser viel besser 😉

bunnee
bunnee
8. Oktober, 2008 21:06

aac nicht amc meinte ich

Marko
30. August, 2009 21:43

“Hostel” hatte Schauwerte? 😕

Gruß,
Marko

milan8888
milan8888
25. August, 2012 22:51

Die Fotos die die Burschen auf der Digicam gezeigt bekommen…